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Die Erste Republik Deutsch-Österreich im Überblick

Hallo und herzlich willkommen bei Geschichte lernen leicht gemacht. Mein Name ist Philipp und in diesem Video erkläre ich euch die Erste Republik. Wie entstand die Republik Deutsch-Österreich? Welche Schwierigkeiten hatte sie? Wie war die politische Landschaft gezeichnet? Was ist der Republikanische Schutzbund und was ist die Heimwehr? Und was führte zur Radikalisierung innerhalb der Gesellschaft? Diese und noch einige Fragen mehr werde ich euch in den nächsten Minuten beantworten und wie immer kurz, kompakt und vor allem verständlich die wichtigsten Fakten erklären. Jetzt geht's los! Bereits vor dem Waffenstillstand zwischen Österreich, Ungarn und den Alliierten am 3. November 1918 hatte sich begonnen, der Staat aufzulösen. Tschechen und Slowaken hatten bereits Tage zuvor die Tschechoslowakische Republik ausgerufen. Ihnen folgten die Ungarn im November und die Serben, Kroaten und Slowenen gründeten den SHS-Staat im Dezember, also das spätere Jugoslawien. Auch die deutschen Österreicher gingen ab dem 21. Oktober 1918 ihre eigenen Wege, indem sich die deutschsprachigen Reichstagabgeordneten aus den letzten Wahlen aus dem Jahr 1911 zur provisorischen Nationalversammlung Deutsch-Österreichs erklärten. Im ersten Beschluss dieser Nationalversammlung proklamierten die Abgeordneten die Unabhängigkeit Deutsch-Österreichs sowie den Anspruch auf alle Gebiete, in denen deutschsprachige Österreich erleben. Mit dem Rücktritt der letzten kaiserlichen Regierung am 30. Oktober 1918 und der Verzichtserklärung Kaiser Karls I. am 11. November 1918 war der Weg in die Unabhängigkeit frei. Am 12. November beschloss die Nationalversammlung per Gesetz die Gründung Deutsch-Österreichs als eine demokratische Republik und der erste Staatskanzler wurde der Sozialdemokrat Karl Renner. Zudem heißt es in diesem Gesetz, Deutsch-Österreich ist Bestandteil der Deutschen Republik. Sprich, die deutschen Österreicher sahen ihr Land als einen Teil der wenige Tage zuvor am 9. November ausgerufenen Weimarer Republik an. Doch warum wollten sich die Deutsch-Österreicher nun an Deutschland anschließen? Der hauptsächliche Grund dafür liegt im sogenannten Resttrauma. Einerseits war die Republik Deutsch-Österreich Der Rest vom Ausverkauf der Monarchie, eine Amtssammlung deutschsprachiger Kronländer. Es war also so, wie sie dastand, kein organisch gewachsenes Gebilde. Was dies zur Folge hatte, wird bei den wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Ersten Republik, auf die ich später noch zu sprechen komme, ganz klar. Aber kurz vorausgeschickt, in der K&K-Monarchie war praktisch das gesamte Staatsgebiet ein einheitliches Wirtschaftsgebilde. Die großen landwirtschaftlichen Anbauflächen waren in Ungarn und in Böhmen angesiedelt, die Österreich mitversorgt. Auch wichtige Bodenschätze, die für die weiterverarbeitende und veredelnde Industrie Österreichs gebraucht wurden, lagen nun auf einmal in einem anderen Staat. Andererseits waren die Deutsch-Österreicher neben den Ungarn die bestimmende Gruppe in der Monarchie gewesen, einer Großmacht. Sie fanden sich nun in einem kleinen, unbedeutenden Rumpf statt, ohne internationales Gewicht wieder. Mit dem Anschluss an Deutschland glaubte man, die sich nun auftuenden strukturellen Schwierigkeiten der Wirtschaft mit einem Schlag lösen zu können. Denn in einem einheitlichen deutschen Staat, beziehungsweise in einem einheitlichen Wirtschaftsraum, könnte Deutsch-Österreich überleben und die Deutschen ihre Interessen nach außen hin vertreten, also wieder als Großmacht auftreten. Hinzu kamen auch ideologische Motive, etwa der deutschnationalen Gruppierungen wie etwa der Großdeutschen. Aber auch die Sozialdemokratie sprach sich für den Anschluss an Deutschland aus. Immerhin regierten gleich nach dem Krieg sowohl in Deutsch-Österreich als auch im Deutschen Reich in der Weimarer Republik die Sozialdemokraten. Neben dem mehr psychologisch als faktisch begründbaren Resttrauma hatte die Regierung nach dem Krieg in den ersten Monaten und Jahren mit realen Problemen zu kämpfen. Es musste die Wirtschaft wieder in Schwung gebracht werden. Es brauchte eine Verfassung. Es musste ein Friedensvertrag mit den Siegern geschlossen werden. Und vor allem auch die Grenzen gegen die Ansprüche der anderen Nachfolgestaaten und gegen separatistische Bewegungen verteidigt werden. Der Friede von Saint-Germain regelte dann schlussendlich die Grenzen des neuen Staates. Obwohl man in Deutsch-Österreich auf das von US-Präsident Wilson proklamierte Selbstbestimmungsrecht der Völker hoffte, trat rasche Ernüchterung ein. Als Kriegsverlierer waren die Interessen Österreichs nachrangig. An die Tschechoslowakei beispielsweise mussten weitreichende Gebiete wie das Sudetenland abgetreten werden. Im Süden wurde Südtirol und das Kanaltal an Italien zugeschlagen. Die Südsteiermark und das Miestal mussten Jugoslawien überlassen werden. Alles samt Gebiete mit deutscher Bevölkerung. So wurden rund 5 Millionen deutsche Österreicher zu Minderheiten in fremden Staaten. Aber Österreich erhielt auch ein neues Gebiet dazu, und zwar das vormals Ungarn gehörende Burgenland. Gerade an der Südgrenze musste sich die junge Republik gegen die Gebietsgelüste Jugoslawiens wehren. Dieses beanspruchte nämlich auch den südlichen Teil Kärntens. Zuerst versuchten slowenische Freischärler das Gebiet unter Kontrolle zu bekommen, was jedoch am Widerstand der Kärntner Abwehrkämpfer scheiterte. Dann aber marschierten reguläre jugoslawische Truppen auf und der Widerstand brach zusammen. Jedoch erreichte Österreich beim Völkerbund eine Abstimmung der Bevölkerung, die sich klar für Österreich entschied. In Tirol und Salzburg führte man auf eigene Faust Volksabstimmungen für den Anschluss an Deutschland durch, wo sich eine überwältigende Mehrheit dafür aussprach. In Vorarlberg votierte man für den Anschluss an die Schweiz. Doch alle diese Abstimmungen hatten gar keine Auswirkungen, da weder die Bundesländer, die sie durchführten, noch der Staat Österreich, noch Deutschland oder sonst wer die politische Macht gehabt hätte, derartige Beschlüsse durchzusetzen. Vor allem da ja die Sieger bestrebt waren, hier keinen Zusammenschluss zwischen Österreich oder Teilen Österreichs und Deutschlands zuzulassen. Ach ja, und die Schweizer wollten die Vorarlberger nicht, dass sie das bestehende Gleichgewicht im Land zwischen den Religionen und Sprachen nicht verschieben wollten. Wie bereits angesprochen, litt die österreichische Wirtschaft unter dem Zerfall der Monarchie und deren einheitlichen Wirtschaftsraum. Grund dafür war nicht etwa, dass das Gebiet, das Deutsch-Österreich umfasste, unterentwickelt gewesen wäre. Österreich war nämlich einer der stark industrialisierten Teile der Monarchie gewesen. Es war vielmehr die Struktur der Wirtschaft, die Probleme bereitete. Denn die österreichische Industrie war hauptsächlich eine Verarbeitungs-und Veredelungsindustrie gewesen. Sie war auf den Import von Rohstoffen bzw. Halbzeug angewiesen, das nun auf einmal in anderen Staaten produziert wurde und durch die neu entstandenen Grenzen mit Zöllen belegt wurde. Zudem setzten die Nachfolgestaaten auf eine protektionistische Wirtschaftspolitik, was den Import von Rohstoffen oder Halbfertigprodukten für Österreich erschwerte und andererseits den Export österreichischer Fertigwaren benachteiligte. Vorhandene Industriezweige waren für das kleine Land hoffnungslos überproportioniert, wie zum Beispiel die Rüstungsindustrie, die Eisen-oder Metallindustrie, beziehungsweise der Lokomotiv-und Waggonbau. Diese Industriezweige hatten zuvor die Bedürfnisse eines Staates mit über 50 Millionen Einwohnern befriedigt. Und jetzt war diese große Kapazität nur mehr für das kleine Rest Österreich vorhanden. Andere Industriezweige hingegen, wie etwa die Zuckerindustrie, waren kaum in der Lage, den Inlandsbedarf Deutsch-Österreichs zu befriedigen, da diese wiederum unterproportioniert waren. In den ersten Jahren nach dem Krieg stand auch der Aufbau der Zuckerindustrie. Aufbau der Land-und Energiewirtschaft im Fokus, da die Bevölkerung hungerte und froh. Auch hier hatte es zuvor in der Monarchie eine gewisse Arbeitsteilung gegeben. Da nun aber die großen agrarischen Anbauflächen bzw. die Rohstofflager, wie zum Beispiel die Kohlelager, auf einmal in einem anderen Staat lagen, der natürlich hier alles andere als ein Interesse hatte, Österreich zu versorgen, stand Österreich vor einem nicht unwesentlichen Problem. Eigene Produktion anzukurbeln brauchte Zeit und der Staat hatte nicht die Mittel, um wegen der generellen Knappheit teuer gewordene Lebensmittel einzukaufen. Um die ärgste Not zu lindern, gab es seitens der Sieger und vieler neutraler Staaten, vor allem der Niederländer und der Skandinavier, staatliche, aber auch private Hilfsaktionen, um die Österreicher vor dem Verhungern zu bewahren. Wie in Deutschland, gab es auch in Österreich Massenarbeitslosigkeit. Durch den Zusammenbruch der Wirtschaft mussten viele Betriebe schließen oder einfach Mitarbeiter abbauen. Zudem kamen noch laufend heimkehrende Soldaten zurück auf den Arbeitsmarkt. Auch die Beamtenschaft war, wie man sich schon denken kann, total überproportioniert. Da sie vormals ja einen zehnmal so großen Staat zu verwalten hatte, alles in allem musste sich die österreichische Wirtschaft komplett umstellen, damit der Staat wieder auf die Beine kam. Um dies erreichen zu können, war es notwendig, die Landwirtschaft zu entwickeln und neue Energiequellen, vor allem die heimische Wasserkraft, zu erschließen, damit eine wirtschaftliche Grundsicherung, also mit Lebensmitteln und Energieversorgung, gewährleistet werden konnte. Zudem mussten die durch den Krieg überproportionierten Sektoren abgebaut werden, vor allem die Rüstungsindustrie und die öffentliche Verwaltung. Aber auch der gesamte Dienstleistungssektor und die Banken mussten sich an die neuen Gegebenheiten anpassen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass viele Zeitgenossen nicht an die Überlebensfähigkeit des Staates Deutsch-Österreichs glaubten, beziehungsweise den österreichischen Staat als eine Art Provisorium bis zum Anschluss an das Deutsche Reich sahen. Und gerade dieser Glaube verhinderte die notwendigen Investitionen und Sanierungen in der Wirtschaft. So war dieses Resttrauma eine Art self-fulfilling prophecy. Also indem die Leute daran glaubten, dass Österreich nicht überlebensfähig war, taten sie natürlich auch nichts, um Österreich wieder auf die Beine zu bringen. Dabei war Österreich durchaus lebensfähig. Es war mit einer sehr, sehr guten industriellen Basis ausgestattet. Nur wollte das damals niemand so recht wahrhaben. Ein weiterer Faktor, der die österreichische Wirtschaft lähmte, war die hohe Inflation. Wie in der Weimarer Republik wurden auch in Österreich viele Staatsausgaben dadurch getätigt, indem einfach die Geldnotenpresse angeworfen wurde. Da dieses Papiergeld aber keine ausreichende Deckung durch Gold, Devisen oder Sachwerten hatte, verlor es natürlich rasch an Wert. Doch für die zu tätigen Investitionen zur Gesundung der Wirtschaft, etwa dem Bau von Wasserkraftwerken, den Aufbau der Landwirtschaft, die Umstellung der Industrie und den Bau von Verkehrsverbindungen zur Förderung des Fremdenverkehrs, benötigte Österreich viel Geld. Daher bemühte sich der 1922 zum Bundeskanzler ernannte Ignaz Seipel um eine Anleihe des Völkerbundes. Diese wurde auch in den sogenannten Genfer Protokollen dann zugesagt. War jedoch an diverse Zusagen seitens Österreichs geknüpft. Österreich musste sich zur Sanierung der Währung und des Staatshaushaltes bekennen. Für die Rückzahlungen und Zinsen musste Österreich seine Einnahmen aus den staatlichen Monopolen und Solleinnahmen verpfänden und im öffentlichen Sektor drastische Sparmaßnahmen vornehmen. Jede große Investition des Staates musste von einem Kommissär des Völkerbundes genehmigt werden. Und Österreich musste sich neuerlich verpflichten, keinen Anschluss an Deutschland anzustreben. Im Dezember 1924 wurde die Währungsreform dann umgesetzt. 10.000 Kronen wurden zu einem Schilling umgetauscht. Mit der Einführung des Schillings wurde die Inflation beendet. Doch die rigiden Sparmaßnahmen, die Österreich auferlegt wurden, hatten ihren Preis. Denn um die Ausschüttung des Kredits, der in den Genfer Protokollen zugesagt war, nicht zu gefährden, legten die Regierungen großen Wert auf die Stabilität der Währung und einen ausgeglichenen Staatshaushalt. Was dies bedeutete, war klar. Die Währung wurde zwar stabil, aber das dringend benötigte Wirtschaftswachstum konnte damit nicht erreicht werden. Der Geldumlauf wurde niedrig gehalten, was das Erlangen von Krediten für Private oder Unternehmen erschwerte. Somit konnten die dringend notwendigen Investitionen nur schwer getätigt werden und diese hätten dann wiederum neue Arbeitsplätze schaffen können und einen Aufschwung bewirken. Aber leider... Aus heutiger Sicht gesagt, wurden hier die falschen Maßnahmen gesetzt. Neue Steuern wurden zudem eingehoben, die über die Verteuerung von Produkten von den Unternehmen an die Konsumenten weitergegeben wurden. Damit war der sonst schon mäßige Konsum alles andere als gefördert. Und ohne den privaten Konsum ging die Produktion zurück, da die Unternehmen auf ihren Produkten sitzen blieben und zusperren mussten. Dies erzeugte wiederum neue Arbeitslosigkeit. Die Leute konnten sich die Konsumgüter schlicht und einfach nicht leisten. Denn die Kaufkraft und der Konsum waren aufgrund der hohen Steuern und der hohen Arbeitslosigkeit sowieso schon gering. Auch der Export österreichischer Erzeugnisse war durch den hohen und stabilen Wert des Schillings, der scherzhaft auch Alpendollar genannt wurde, kaum möglich. Österreichische Produkte waren somit sowohl im Inland als auch im Ausland zu teuer und damit wenig konkurrenzfähig. Wir hören in den 20er Jahren, gerade im Zusammenhang mit Österreich und Deutschland, immer wieder von der starken Inflation. Doch was bedeutet Inflation eigentlich? Im Einzelfall für jemanden persönlich fragen wir einmal nach. Inflation wird landläufig als Geldentwertung bezeichnet und genau das ist es auch. Geld wird eben langsam oder schlagartiger weniger wert. Am besten kann man dies am Beispiel der Krone illustrieren. Für 10.000 Kronen konnte man vor dem Krieg noch einen ganzen Häuserblock kaufen. Im Jahr 1922 gerade noch einmal einen Leib Brot. Stell dir einfach einmal vor, du hast heute eine Million Euro auf dem Konto. Das ist ein geiles Gefühl, oder? Leider crashst du deinen Porsche und fällst für vier Jahre ins Koma. In der Zwischenzeit passiert das, was in Deutschland und Österreich nach dem Krieg passiert war. Hyperinflation. Du wachst also aus dem Koma auf und für deine Million Euro auf dem Konto kannst du dir gerade noch einmal einen Döner beim Türken ums Eck leisten. Das ist Inflation. Nach der Ausrufung der Republik Deutsch-Österreich war es die große Aufgabe Nationalversammlungen, eine Verfassung für das Land zu erstellen. Federführend dabei war der Wiener Völkerrechtsprofessor Hans Kelsen. In der österreichischen Verfassung spiegelten sich auch die Anschauungen der beiden großen politischen Parteien wieder, der Sozialdemokraten und der christlich-sozialen. Die am 1. Oktober 1920 verabschiedete Verfassung vereinte daher föderalistische Elemente der christlich-sozialen mit den zentralistischen Bestrebungen der Sozialdemokraten. Die Verfassung blieb bis zur Ausrufung des österreichischen Ständestaates 1934 in Kraft und wurde auch als zur Grundlage der Verfassung der Zweiten Republik nach dem Zweiten Weltkrieg. Insofern ist sie auch heute noch in großen Teilen die Verfassung der Bundesrepublik Österreich. Wie bereits erwähnt war die politische Landschaft von zwei Großparteien geprägt. Den Sozialdemokraten mit ihrem charismatischen Führer Karl Renner und den christlich-sozialen mit Prelat Ignaz Seipel als Lichtfigur. Die österreichische Sozialdemokratie war gemäßigt. Es gab auch keine nennenswerte kommunistische Partei. Gerade Renner war ein pragmatischer Politiker, der in seiner Kanzlerschaft mit den Christlich-Sozialen sogar in einer Koalition zusammenarbeitete. An den gewaltsamen Umsturz der Gesellschaft lehnte die österreichische Sozialdemokratie ab, auch wenn der Führer des dogmatischen Flügels der Sozialdemokratie, Otto Bauer, an der Änderung der Gesellschaftsordnung und den Eigentumsverhältnissen festhielt. Vor allem unter der Kanzlerschaft Renners wurde wurde Österreich zu einem Sozialstaat ausgebaut, in dem er Gesetze zum Schutz der Arbeiter durchbrachte, etwa die staatliche Arbeitslosenversicherung, die Invalidenfürsorge, den Acht-Stunden-Tag und den Anspruch auf Urlaub oder die Einführung von Kollektivverträgen. Die christlich-soziale Partei war eine bürgerlich-konservative Partei. Viele ihrer Funktionäre entstanden dem katholischen Vereinswesen oder waren direkt katholische Priester. Der Parteiobmann und Führer, den ich bereits erwähnt hatte, Ignaz Seipel, war ein katholischer Prelat. Die Christlich-Sozialen fanden ihre Wählerschaft hauptsächlich im ländlichen Bereich, vor allem bei den Bauern und kleinen Gewerbetreibenden. Aber auch Unternehmer und das Bürgertum standen der Partei nahe. Nach den Kabinetten unter Karl Renner errangen die christlich-sozialen bei den Wahlen 1920 die Mehrheit und blieben bis zum Ende der Ersten Republik an der Regierung. Die Sozialdemokratie war auf Bundesebene in ständiger Opposition. Diese Situation führte zu einer ideologischen Polarisierung und einer Radikalisierung der Innenpolitik. Im Laufe der 20er Jahre Durch die Ideologie der Parteien wurde die Bevölkerung gespalten. Entweder man war Roter oder man war Schwarzer. Abstufungen gab es keine. Schon sehr bald fühlten sich die einen von den jeweils anderen bedroht und gründeten paramilitärische Wehrverbände. Die Sozialdemokraten 1923 den Republikanischen Schutzbund und das bürgerliche Lager, die Heimwehr, die aber weniger zentral und einheitlich organisiert war als der Schutzbund. Rast standen 80.000 Schutzbündler 120.000 Heimwehrleuten gegenüber. Neben der paramilitärischen Aufrüstung, die es in beiden Lagern gab, war vor allem die Radikalität der Worte ausschlaggebend, dass sich der jeweils andere vom anderen bedroht fühlte. Vor allem im sogenannten Linzer Programm, das die Sozialdemokraten 1926 verabschiedeten, wurde von der Eroberung der Herrschaft in Österreich gesprochen, von der Enteignung der politischen, der besitzenden Klassen und der Androhung der Diktatur des Proletariats. Davon musste sich das bürgerliche Lager ja bedroht fühlen. Die aufgeladene Stimmung entlud sich dann im Juli 1927 in Wien. Die Vorgeschichte dazu ereignete sich in einem kleinen, verschlafenen Dorf, nämlich in Schattendorf, in Burgenland. Bei einem Aufmarsch von Schutzbündlern im Dorf begannen provozierte, rechtsgerichtete Frontkämpfer auf den Demonstrationszug zu schießen. Dabei wurde ein Kriegsinvalide und ein achtjähriges Kind getötet. Als nun in Wien der Prozess anlief und die Schützen vor Gericht standen, kam es zu einem Freispruch vor einem geschworenen Gericht. Daraufhin entlud sich am 15. Juli 1927 die Wut der Wiener Arbeiterschaft, die diesen Freispruch als einen Skandal ansahen. Sie zogen zum Justizpalast und setzten ihn in Brand. Um diese Revolte wieder unter Kontrolle zu bekommen, setzte der christlich-soziale Polizeipräsident Johann Schober die Polizei ein, die wahllos in die Menge schoss. 89 Menschen wurden dabei getötet und über 1000 verwundet. Das ohnehin schon schwierige politische Klima zwischen den beiden Blöcken war nach diesen Ereignissen schwer vergiftet. Und vor allem auch, weil dann Kanzler Seipel den bei der Revolte verhafteten Arbeitern eine Amnestie verwehrte. Annäherungsversuche der Sozialdemokraten zur Entschärfung der angespannten Situation lehnte das bürgerliche Lager ab. Ein weiterer Schritt hin zu radikalisieren war der Chorneuburger Eid der Heimwehr am 8. Mai 1930. Diese hatte sich mehr und mehr zu einem eigenen politischen Faktor, zu einer eigenen politischen Kraft entwickelt, und zwar zu einer faschistischen. Nicht zuletzt, dass sie ganz großzügig vom italienischen Diktator Benito Mussolini mit Geld und Waffen gesponsert wurde. Bei dieser Generalversammlung in Chorneuburg wurde eine Art politisches Programm der Heimwehr verabschiedet. Dies beinhaltete unter anderem die Ablehnung der Demokratie, also des in Österreich etablierten Parlamentarismus und Parteienstaates, die Ankündigung, die Macht im Staat zu ergreifen und ihn grundlegend zu erneuern und zu einem Volksstaat des Heimatschutzes zu machen. Als Feindbilder wurden neben den Demokraten auch die Sozialdemokratie beziehungsweise der Marxismus, aber auch das liberal-kapitalistische Wirtschaftssystem definiert. Damit war die weitere Radikalisierung und Polarisierung nur mehr schwer aufzuhalten. Und der Weg in den Bürgerkrieg, an dem man schon beim Brand des Justizpalastes sehr knapp vorbeigeschlittert war, dieser Weg war nun vorgezeichnet. So, das waren nun die wichtigsten Infos zur Ersten Republik. Bei einer Prüfung zu diesem Thema solltet ihr daher sehr gut vorbereitet sein. Wenn euch mein Video gefallen hat, dann freue ich mich über ein Like, ein Abo meines Kanals oder über eine Weiterempfehlung. Nutzt auch die Kommentarfunktion, wenn ihr etwas anzumerken habt. Ich freue mich immer über eure Kommentare. Bis zum nächsten Mal.