Wo sind gerade Ihre Gedanken? Wie normal ist es, ständig abgelenkt zu sein? Und ab wann ist es eine Krankheit?
Schaffen Sie es noch, sich 45 Minuten nur mit einer Sache zu beschäftigen? Und dann ausgerechnet auch noch mit ADHS, mit dem Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom? Wenn ja, dann erfahren Sie viel über sich, über mich und über Menschen, die wir kennen. Willkommen in einer Welt, Volle Ablenkung.
Vor 30 Jahren habe ich als Arzt in der Kinderpsychiatrie ADHS behandelt. Damals dachte man, dieses Zappel-Philip-Syndrom, das betrifft nur Jungs und es wächst sich aus. Heute ist klar, beides stimmt nicht.
Mädchen sind ebenso betroffen, zeigen es aber oft anders. Und viele Erwachsene haben ADHS, ohne es zu wissen. Das Bewusstsein wächst, gerade in den sozialen Medien. Ich verstehe dieses Gehirn manchmal nicht. Wenn du ADHS bist, kennst du wahrscheinlich auch folgendes.
Wir müssen uns überlegen, wann mache ich das, wie mache ich das, passt das jetzt? Unsere Emotionen sind meist extremer. Haben jetzt alle ADHS?
Ist das Mode oder ein echter blinder Fleck der Medizin? Also ich glaube, ich kenne nicht einen, der hier eine ADHS hat und kein Drogenproblematik hat. Welche Rolle spielen Medikamente?
Viele meiner Kollegen sprechen offen über ihre Diagnose und auch ich habe einen kleinen Verdacht. Das ist tatsächlich sozusagen mein Arbeitsplatz. ADHS ist halt so ein bisschen wie immer zu viele Tabs gleichzeitig offen haben. Eine permanente Suchmaschine, die mehr Ergebnisse liefert, als man haben will.
56 Jahre habe ich ganz gut ohne Diagnose gelebt, aber das war und ist auch anstrengend. Für mich und vor allem für andere. Ich kann mir oft nicht aussuchen, worüber ich nachdenke.
Viele Ideen kommen in mein Bewusstsein, ohne anzuklopfen, gleichzeitig. Ich schreibe ständig Zettel und verzettel mich. Ich will Menschen treffen, die sich mit dem Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom besonders gut auskennen.
Entweder als Betroffene oder als medizinische Profis. Ab wann macht Andersdenken krank? Bei Familie Franke ist es morgens laut. Zwei der vier Kinder sind mit dem Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom diagnostiziert. Lange zweifelten die Eltern an ihrem Erziehungsstil.
Diese Verzweiflung, wie oft wir abends da gesessen waren und haben überlegt, okay, was können wir noch alles anders machen, was machen wir eigentlich falsch? Hallo, auf an den Tisch, es gibt Essen. Mathis, kannst du mich hören? Mathis ist nicht nur schwer erreichbar, sondern auch hyperaktiv.
Der Weg zur Diagnose war lang und hart. Ich glaube, dass es unsere Ehe gekostet hätte. Wirklich, also ich glaube, wir wären nicht mehr zusammen oder verheiratet, wenn das nicht so wäre. so geblieben wäre, wie es war. Und ich weiß nicht, ich glaube, ich wäre auch, ich wäre einfach irgendwann einfach zu erschöpft gewesen für alles.
Ständig Remmidemmi im Kopf, so fühlt es sich für viele Betroffene an. Waffen an. Gefangen in einer geistigen Videospielhalle, so beschreibt Samira El-Oazil ihr Leben. Nach außen sieht es normal aus, sie ist erfolgreiche Publizistin, macht Podcasts, schreibt Bücher und Kolumnen. bezeichnet sich selbst als neurodivers.
Bei ADHS braucht das Belohnungssystem im Kopf stärkere Impulse, um anzuspringen. Gleichzeitig wird Unwichtiges weniger gut herausgefiltert. Das bedeutet eine ständige Reizüberflutung. Was ist denn dein Kick an solchen Fahrtgeschäften?
Es ist tatsächlich, ich merke es biochemisch, ich merke es körperlich, dass ich so aufgekratzt danach bin, weil ich voller Adrenalin bin, voller Dopamin und ich habe auch gemerkt, dass ich diese Situationen suche und sehne. Zumindest sagt es mir. Normale Welt ist dir eigentlich zu langweilig.
Zumindest zu reizlos manchmal. Ich brauche manchmal Stimuli und Reize, um nochmal einen Dopaminkick zu kriegen, der mir aufgrund meiner Neurodivergenz erstmal versagt bleibt. Während andere Menschen eben dieses Nulllevel haben.
Ganz normal brauche ich, weil ich aus dem Minusbereich in den Nullbereich kommen muss, wesentlich mehr. Und da hilft mir zum Beispiel Achterbahnfahren total. Wie geht's dir? Bist du aufgeregt? Ja, sehr gut.
Sag mir warum. Warum macht man so was? Weil es einfach unglaublich viel Spaß macht. Ach, der Bahnfahren zwingt einen in den Moment. Da kannst du nicht an was anderes denken.
Das gelingt Samira sonst im Alltag selten. Hartnäckig hält sich der Glaube, nur Kinder hätten ADHS. Doch mittlerweile weiß die Forschung, auch etwa 1,8 Millionen Erwachsene in Deutschland sind von ADHS betroffen, oft ohne es zu wissen.
Starfleet Academy Recruitment Center. Sie meinen uns? Ja, sie meinen uns!
Auf zu neuen Welten! Und nicht nur die Betroffenen leiden und brauchen Hilfe, auch die Familien und Freunde verzweifeln oft am Miteinander. Oh mein Gott!
Ist das deine Welt? Ja, wie schön ist das hier! Neurodiverse Menschen wie Samira suchen ständig nach neuen Reizen, um ihre innere biochemische Balance zu finden und um wieder selbst das Kommando im Kopf zu übernehmen.
Erst mit 38 bekommt sie ihre Diagnose. Es war wirklich eines der wichtigsten Momente in meinem Leben, weil es eine Riesenerleichterung war. Plötzlich habe ich verstanden, warum ich so unaufgeräumt bin. Und ich habe mich immer gefragt, was stimmt mit mir nicht, warum funktioniert das nicht.
wird es bei anderen so smooth oder sieht zumindest von außen so aus, als würden sie nicht so sehr am Alltag scheitern oder darunter leiden, Dinge nicht hinzukriegen. Hattest du denn einen Leidensdruck? Ich dachte, alle haben diesen Leidensdruck. Und dann dachte ich, okay, wenn alle irgendwie immer Schamgefühle oder Schuldgefühle haben, weil sie nicht funktionieren im Alltag, dass, wenn alle dieses Gefühl haben, es mir nicht zusteht oder es vermessen wäre, rumzujammern. Wie viele Menschen sind an dir schon wahnsinnig geworden, bevor du wusstest, dass du ADHS heißt?
Es tut mir so leid. Ich entschuldige mich für allen. Ich reize tatsächlich die Geduld sehr, sehr vieler Menschen ins Unendliche.
Man muss sehr nachsichtig mit mir sein, was zum Beispiel eben Abgabefristen angeht. Oder wenn ich Zeitangaben mache, wenn ich sage, ich gebe das morgen ab oder in einer Stunde bin ich da. Noch fünf Minuten sind bei mir einfach eine Reise ins Unendliche.
Heute geht es Samira mit Therapie und Medikamenten deutlich besser. Es gibt viele verschiedene Ausprägungen bei Kindern und Erwachsenen, bei Mädchen oder Jungs. Beim neunjährigen Mattes dominiert die äußere Unruhe und die Impulsivität.
Seine Schwester, die 13-jährige Finja, erlebt eher innere Unruh und Flucht in die Gedankenwelt. Sie hat ADS, Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom. Ihr fehlt das zappelige, im Gegensatz zu ADHS, Aufmerksamkeitsdefizit mit Hyperaktivitätsstörung. Die Entscheidung, ihre Kinder mit Medikamenten zu behandeln, fiel den Eltern nicht leicht.
Also meine Befürchtung war halt, man kennt es ja von früher noch, in den 90ern kam das ja erstmal auf mit diesem Ritalin und man kannte dann ja ein paar, also ich hatte Kinder in der Nachbarschaft, die sind da rumgelaufen wie Zombies und ich hatte einfach Angst davor, dass sich der Charakter von meinem Kind einfach, ich meine sie hatte auch ganz viele ganz tolle Seiten. Und ich wollte einfach nicht, dass das alles so gedämpft wird. Ohne Medikamente ist Mathis oft nicht ansprechbar. Die Hausaufgaben waren immer wieder eine Zerreißprobe. Die Hausaufgabensituation.
Er hat sich hingesetzt, eine Zahl geschrieben, ist aufgestanden, um seinen Schreibtisch zweimal rumgelaufen, wird sich wieder hingesetzt, dann hat er überlegt, was habe ich jetzt nochmal gemacht, dann die nächste Zahl. Also wir haben Stunden gebraucht. Martis.
Martis, bitte. Ja, bei ihm war es dann so, dass es wirklich auch in der Schule von der Leistung her einfach total bergab ging. Und irgendwann die Lehrerin gesagt hat, also es erfüllt jetzt nicht mehr das, was es soll.
Und dann haben wir gesagt, okay, wir probieren es. Bei ihm haben wir ein bisschen rumprobieren müssen, bis das richtige Präparat dabei war. Aber jetzt passt es, gell?
Jetzt bin ich einer der besten Schüler der Klasse. Ja, das stimmt. Seit einem Jahr nimmt Mathis täglich ADHS-Medikamente und kommt gut damit zurecht. Nach einer halben Stunde beginnt sie zu wirken, bis zum Abend.
Dann lässt die Wirkung wieder nach. Wir kriegen auch Feedback aus der Schule. Die Lehrerin ruft dann an und sagt, kann es sein, dass der Matis seine Tablette vergessen hat?
Weil es ist einfach ein anderes Kind. Also ununterbrochen auf Achse. In jeder Schulklasse sitzt statistisch ein Kind mit ADHS. Die Verschreibungen von Methylphenidat, dem Wirkstoff von Ritalin oder Medikinet, haben sich in den letzten 20 Jahren mehr als verdoppelt. Das ruft Skepsis hervor.
Wir stellen die Kinder ruhig. Das ist ja immer so der Vorwurf, der diesen Medikament irgendwo anlastet. Da sind sehr viele Vorurteile mit verbunden, auch richtige Desinformationskampagnen.
Das ist ja unter heftigem Beschuss. obwohl die Wirkung eigentlich vollkommen unbestritten ist. Es gibt kein Medikament in der Psychiatrie, was eine höhere sogenannte Effektstärke hat, was also wirksamer ist.
Andreas Reif erforscht schon lange die Behandlung von ADHS. Impulsivität. Priorität, fehlende Prioritäten, Ablenkbarkeit, das kennen ja viele. Aber ist das gleich ADHS?
ADHS ist wie eine sehr große Körpergröße. Wir alle sind irgendwie groß und ab einem gewissen Punkt, da würden wir das als irgendwie pathologisch empfinden. Das ist bei der Körpergröße offensichtlich kein Problem.
Bei Verhaltenszügen aber schon. Jeder von uns ist mehr oder weniger geneigt, ADHS-artige Verhaltensweisen an den Tag zu legen. Manche sehr wenig, manche sehr viel.
Wenn es über irgendeine gewisse diese Grenze kommt und daraus Probleme resultieren, dann nennen wir das ADHS. Der Kern von ADHS ist eine Kombination aus drei Schwierigkeiten. Weniger Aufmerksamkeit auf eine Sache, weniger vorausschauendes Plan und schlecht dranbleiben können. Die Medizin benennt drei verschiedene Symptomtypen.
Erstens die hyperaktiven, die ruhelos, zappelig und leicht reizbar erscheinen. Zweitens die Unaufmerksam. Sie sind leicht ablenkbar, haben Probleme zuzuhören, weil ihre Gedanken rasen.
Und drittens der Mischtyp. Mädchen gelingt es oft, die Symptome besser zu verbergen. Bei Finja war es so in der dritten Klasse, dass sie dann irgendwie auch so der Selbstwert einfach so gelitten hat. Dass sie gesagt hat, ich weiß doch alles, aber ich kann das nicht zeigen oder ich kann es nicht aufschreiben. Und das war für uns der Punkt, wo wir gesagt haben, so...
So wollen wir das nicht. Wir wollen jetzt nicht, dass das Kind eine Depression entwickelt. Trotz ihrer hohen Intelligenz kamen Finja ohne Medikamente in der Schule und in der Familie nicht mehr gut zurecht.
Ich würde mir wünschen, dass dieses ADS verschwindet, dass es nicht mehr so stark ist, dass ich keine Tabletten mehr nehmen muss. Seit fünf Jahren nimmt Finja jeden Morgen Methylphenidat. Ja, und dann haben wir es ausprobiert und haben uns keinen Tag bereut. Das war wirklich auch doof.
Ich schon. Ja? Ja. Wann denn? Fina mag keine Tabletten.
Ja, ich hasse das. Ich hatte immer so das Gefühl, dass ich etwas so... Ich kann ja nur so... Keine Ahnung. Ja, du bist halt schon klarer Schädlich.
Du bist einfach nicht mehr so hippelig. Ja, aber ich habe halt nicht mehr so dieses, so wie auch das mit dem Hungergefühl. Also ich habe schon sehr Hunger, aber ich habe keinen Appetit.
Heißt, wenn ich nach Hause komme, von der Schule habe ich dann meistens so Hunger, aber ich esse nichts, weil ich keinen Appetit habe. Ja, das ist halt klar eine Nebenwirkung. Aber das ist Kacke. Appetitlosigkeit ist eine typische...
Nebenwirkungen der Medikamente, die vielen Kindern und Jugendlichen zu schaffen macht. Doch in der Abwägung immer noch der beste Weg, sagen die Eltern und Fachleute auch, um Folgeerkrankungen zu vermeiden. Finja hatte Glück, dass ihre ADS erkannt wurde, anders als bei vielen anderen Mädchen und Frauen.
Sie werden noch viel zu oft übersehen, weil sie nicht dem Klischee des Zappe-Phillips entsprechen, so wie bei Samira El-Oazil. Frauen können gut kompensieren, sind häufig sozial intelligenter, die Unruhe geht nach innen und weniger nach außen. Und auch die Fragebögen in der Diagnostik sind eher darauf ausgelegt, den hyperaktiven Typ zu erkennen.
Wenn du einen Blick von oben auf dein Leben wirfst... Tun dir diese vielen Jahrzehnte leid ohne Diagnose? Ein bisschen Bedauern spüre ich auf jeden Fall schon, weil was manchen nicht so gewahr ist in Bezug auf ADHS, ist, dass es nicht die ganz großen Katastrophen sind, sondern eher die Akkumulation von so vielen kleinen Momenten des Scheiterns am Alltag.
Und dann auch noch an so kleinen Dingen, was dann die Schaden darüber, dass man es nicht hinkriegt, noch größer macht. Weil man denkt, warum kriege ich das nicht hin, meine Post wegzubringen oder Pakete richtig zu verschicken oder Sachen eben nicht zu verschicken. verlieren, die teuer und wertvoll sind. Seit Samira Medikamente gegen ihr Aufmerksamkeitsdefizit nimmt, läuft es im Alltag deutlich runder.
Was wichtig ist, ist festzustellen, es geht gar nicht darum, dass man dann optimierter Mensch ist danach oder besser funktioniert. Der Umgang mit kleinen Herausforderungen ist plötzlich ein anderer. Nämlich nicht mehr so ein Angstbehafteter, nicht mehr ein Schuldbehafteter. Und das macht einfach das Leben lebenswerter. Für die Schwierigkeiten im Denken, Planen und Handeln gibt es einen Erklärungsansatz.
Die Übertragung des Reizes, also der Information von einer Nervenzelle zur nächsten, findet mithilfe von Botenstoffen statt. Doch diese stehen in bestimmten Hirnregionen bei ADHS-Lern oft nicht in ausreichender Menge zur Verfügung. Hier setzen Medikamente mit dem Wirkstoff Methylphenidat an. Sie verstärken die Informationsübertragung. Und dann kann man sich wieder besser konzentrieren.
Das Zeug putscht ja nicht auf. Das ist eine Veränderung. Du bist ja nicht high, wenn du ein Medikament nimmst wie Ritalin. Interessanterweise nicht genau.
Das ist der Unterschied eben bei einer neurodivergenten Person. Und deswegen bezeichne ich ADHS auch als eine Art Diabetes im Kopf. Also es gibt einfach eine biochemische Insuffizienz.
Und das macht den Umgang... Das ist keine charakterliche Insuffizienz. Genau, genau.
Weil jemand, der Diabetes hat, dem würdest du ja auch nicht sagen, ja, hast du schon mal mit guter Musik versucht? Oder bestimmt haben deine Eltern dich falsch erzogen, dass du jetzt Diabetes hast oder so. Das würde ja jemand, der Diabetes hat, nie zu hören bekommen. Jetzt habe ich dir unglaublich viel über meine Erfahrung erzählt.
Was sind da Aspekte, wo du dich meinst, wieder erkannt zu haben? Bei vielem, ehrlich gesagt. Ich habe mich natürlich, weil ich selber mal auch als Arzt im Praktikum da schon gearbeitet habe, in der Kinder-und Jugendpsychiatrie mit maßgeblich Jungs, die so hyperaktiv waren, auch immer damit getröstet, na ja, so wie die bin ich ja nicht.
Und was ich total spannend finde, dass wir unterschätzt haben, wie viele verschiedenste Ausprägungen es geben kann. Und dass nur, wenn man nicht dieses Superaktive hat, man trotzdem mit anderen Facetten von ADHS sehr wohl zu tun haben kann. Die Begegnung mit Samira hat mich nachdenklich gemacht.
Habe ich das auch? An der Uniklinik in Bonn bin ich mit einer Expertin für ADHS bei Erwachsenen verabredet. Zur Diagnostik gehören Gespräche, Fragebögen, Tests und die Sicht von Angehörigen.
Also ich habe schon Mühe, Aufgaben zu priorisieren. Ich habe Mühe, Ordnung zu halten, Zeiten einzuhalten. Das klingt für mich schon so, als wären das Anteile von ADHS. Es gehört noch ein bisschen mehr dazu. Was fällt bei Erwachsenen vor allem auf?
Häufig ist es die Schwierigkeit, den Alltag zu organisieren, ihm die Prioritäten zu setzen. Eben Deadlines einzuhalten, also es sollte eine Fremdanamnese noch dazugehören, das heißt wirklich nochmal mit einem Angehörigen zu sprechen, Partner, Partnerin oder vielleicht auch mit den Eltern zur Einschätzung. Mein Zeugnis entstand immer, Eckart ist ein ständiger Unabhängiger.
Ruheherd in der Grundschule. Ich war auch da in meiner Erinnerung schnell gelangweilt und hab dann irgendwie angefangen, Quatsch zu machen. Und meine Mutter sagt auch, ich hatte schon die Fähigkeit, mich für Dinge zu begeistern. Ich habe früher auch als Kind mit Zauberei angefangen und mit Kartentricks und hatte immer irgendwas in den Händen und habe immer irgendwie was geübt.
Vielleicht ist das auch eine Art von mir gewesen, mit dieser inneren Unruhe umzugehen. Weder ein MRT noch ein Bluttest kann ADHS beweisen, höchstens andere Erkrankungen ausschließen. Hier im Virtual-Reality-Labor werden meine Hirnströme gemessen, während ich in einem virtuellen Klassenzimmer versuche, mich nicht von dem Chaos ablenken zu lassen.
Nicht einfach. In der Schule war ich natürlich der mit dem Papierflieger. Aber jetzt muss ich mich konzentrieren.
Hört auf mit dem Mist. Vielleicht werden so in Zukunft ADS-Symptome auch am Computer objektiv messbar. Sie kennen jetzt viel von meinem Inneren, Sie kennen auch die Fragebögen.
Ergibt das für Sie ein stimmiges Bild? Insgesamt habe ich schon den Eindruck, dass ADHS was mit Ihnen zu tun hat. Es gibt sicherlich Menschen, die noch stärker betroffen sind. auch in der Lage, viel zu kompensieren, mit Stimulation, mit Umtriebigkeit. Vorhin haben sie gesagt, sie haben echt drei Leben parallel geführt.
Sodass ich sagen würde, vom ersten Eindruck auch, mit der Zusammenschau mit den Fragebögen, dass es so moderat Ausgeprägt? Passt ja zum Moderator. Das passt zum Moderator.
Gut zu wissen. Dr. Philipsen hat mir gleich ein paar verhaltenstherapeutische Tipps mitgegeben. V.a.
hilft Sport gegen die innere Unruhe und zum Arbeiten ein ablenkungsfreies Umfeld. Wenn Blutdruck und Schilddrüsenwerte okay sind, kann ich auch Medikamente ausprobieren. 130 zu 90. Nein, ich habe natürlich Sorge. Ein Teil meiner Tätigkeit ist ja auch, schnell zu reagieren. Und das eine ist das Impulsive, das andere ist, wenn man dreimal überlegt, ob das jetzt in der Situation adäquat ist, dann ist der Moment für die spontane Reaktion auch vorbei.
Und das ist genau der Punkt, das können Sie rauskriegen, indem Sie es versuchen. Es ist in der Tat so, dass Menschen sagen, dass die Spitzen der Kreativität, der Assoziation ein Stück weit gekappt wird. Und dann sinnvoll ist, die Dosis anzupassen. Die fehlende chemische Balance macht einerseits risikobereiter, aber auch anfälliger für Drogen.
Untersuchungen in Gefängnissen zeigen, 40 Prozent aller jungen männlichen Insassen haben ein ADHS, viele unbehandelt. Einer von ihnen ist Tim. Finden Sie das gerecht, dass Sie im Gefängnis sind?
Für die Dinge, für alle Dinge, die ich gemacht habe, saß ich immer zurecht. Und ich hatte viele Chancen bekommen, also viele, viele Bewährungsstrafen. Tim wurde wegen schwerem Raubes zu sechseinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Er war lange drogenabhängig und wurde deshalb immer wieder straffällig. Würden Sie sagen, dass Sie ADHS haben?
Ja. Ich hätte schon immer einen etwas höheren oder stärkeren Bewegungsdrang, sage ich mal. Ich wusste schon immer, irgendwas unterscheidet mich von anderen Leuten.
Und dann gab es die ersten Leute, die gesagt haben, ja, vielleicht hast du ein ADHS. Gut, zu dem Zeitpunkt, als ich dann so 17, 18, 15, 16, 17, 18, 19 war, war das für mich so, oh, ADHS, das ist was Schlechtes, du bist krank, du bist schwer krank. Nee, habe ich nicht, sowas habe ich nicht. Und das hat auch eine ganze Zeit... Erst mal nichts mehr zu tun.
Ja, genau. Vorurteile gegenüber psychischen Erkrankungen verhindern oft, dass Betroffene Hilfe suchen und bekommen. Tim trainiert im Knast für einen Halbmarathon. Das tut ihm spürbar gut.
Sport ist besonders wirksam, um die innere Spannung abzubauen und sich legale Glücksmomente zu erschaffen. Tims Ersatz für die Drogen. Haben die Drogen dazu beigetragen, dass sie sich wohler gefühlt haben mit sich?
So ein bisschen in der Idee von, es ist auch ein Stück Selbstmedikation. Ja genau, also 99 Prozent, wenn nicht 100 Prozent meines Konsumes waren eine Selbstmedikation. Auf jeden Fall. Zumindest war es zu Anfang der Grund. Sicherlich ist dann irgendwann auch die Sucht.
Drogen haben mir eine gewisse Ruhe gebracht, die ich so nicht schwer erreichen konnte. Das ist so. Ich bekomme jetzt Medikinet und hätte ich schon um einiges eher Medikinet bekommen, hätte ich den Lebensweg nicht gegangen. Mit Medikinet mache ich jetzt genau das, was Drogen bei mir machen. Sie machen mich ruhiger bzw.
sie setzen mir eine Art Brille auf. Ich fühle mich jetzt so um einiges besser. Ich bin jetzt zwei Jahre sauber. Und da liegen Welten zwischen mir und dem, wie ich früher war.
Ein großer Vorteil ist auch für Medikinit, kommt man nicht in den Knast. Genau, das ist eine der Gründe, sicherlich. Die Konsequenzen sind drastisch. Dramatisch. Also das kann schon gravierende Folgen für das Individuum haben, wenn die Erkrankung nicht erkannt und nicht behandelt wird.
Ganz zu schweigen davon, dass ADHS häufig mit Folgeerkrankungen, Begleiterkrankungen einhergeht. Depressionen, insbesondere Angststörungen, Suchterkrankungen sind hier zu nennen, aber auch körperliche Erkrankungen wie Übergewicht und die daraus resultierenden Folgen, die man so gut wie alle verhindern kann, wenn man die Erkrankung frühzeitig diagnostiziert und behandelt. Studien zeigen, wenn man Gefangene mit ADHS behandelt, sinkt die Rückfallquote deutlich. ADHSler brauchen, wie jeder Mensch, Anerkennung, Liebe, Selbstwirksamkeit und Erfolgserlebnisse.
Sie erleben oft das Gegenteil. Scheitern, Scham, Ablehnung und Beziehungsabbruch. Über die Hälfte wird depressiv.
Wir könnten als Gesellschaft viel verbessern, wenn wir nur hinschauen würden. Endlich! Haben wir das? Haben wir das? Alexandra Philipsen weiß, auch viele Eltern verzweifeln, wenn sie mit ansehen müssen, wie ihre Liebsten mit sich und dem Leben ringen.
Wir in Deutschland lieben ja die Frage, wer ist eigentlich schuld? Sind die Eltern schuld? Definitiv nicht.
Das ist ja ein großes Thema. Also auch, weshalb das wahrscheinlich so stigmatisiert wird, wenn ein Kind ADHS-Symptome zeigt, dass dann schnell die Frage kommt, sind die Eltern schuld? Alleinerziehender Vater, alleinerziehende Mutter, sind sie zu streng, sind sie zu wenig streng? Man kann einfach definitiv sagen, ADHS ist etwas, was sehr stark genetisch mitbestimmt wird. Und Umgebungsfaktoren können eine Rolle spielen, aber es ist ganz klar eine familiäre Frage.
genetische Komponente und da ist keiner schuld. Das ist so. Man würde ja auch niemanden kritisieren für seine Körpergröße.
Wir verschenken als Gesellschaft so viel und viele Menschen leiden unnötig. In Deutschland werden Gefangenen nur in Einzelfällen auf ADHS behandelt, auch weil übertriebene Befürchtungen vor Medikamentenhandel dem im Weg stehen. Hier in der JVA Meppen macht man es besser behandelt ohne Vorbehalte. Kim Kleine-Löckte arbeitet aus voller Überzeugung als psychiatrische Pflegefachkraft mit den Inhaftierten.
Woran liegt das, dass ADHS-Diagnosen hier häufiger sind als die 2-3 Prozent, die man sonst hat? Schätzungsweise würde ich sagen, dass einfach, dass die ADHS-Patienten draußen sich mit Drogen selbst meditieren. reduzieren und eventuell dadurch auch straffälliger werden.
Und dadurch sind sie natürlich auch mehr hier. Was ist das Beste, was passieren kann, was hier passiert? Wenn sie drogenfrei bleiben, wenn sie hier einfach den Alltag bewältigen, wenn sie dauerhaft arbeiten.
Das kam wirklich auch schon oft vor, dass sie gesagt hatten, der DJVA hat mich gerettet, draußen wäre ich kaputt gegangen und ich hätte weitergemacht. Wenn man so viel über ADHS nachgedacht hat wie Sie, erkennt man es wahrscheinlich auch schneller bei anderen. Würden Sie sagen, hier sind ein paar Menschen unterwegs? Also ich glaube, ich kenne nicht einen, der hier eine ADHS hat und keine Drogenproblematik hat.
Ich frage mich oft, wie anders hätten Lebensläufe sich entwickelt, wenn man früh gewusst hätte, ich habe was damit zu tun. Die Frage stelle ich mir fast jeden zweiten Tag. Oder wenn nicht jeden Tag, sage ich mir, man, hättest du das Medikament 10, 15, 20 Jahre eher bekommen? Oder hättest du zu dem Zeitpunkt, wo ich das von mir gewiesen habe, wo man gesagt hat, du hast vielleicht eine ADHS, wo ich das als so etwas Schlechtes wahrgenommen habe.
Das ist ja eigentlich gar nicht so. Also das Ding ist, ein ADHS ist, sag ich mal, vielleicht noch mit Autismus eine der einzigen Erkrankungen oder wenigen, die auch tatsächlich Vorteile haben. Welche Erkrankung hat da Vorteile? Welche? Also ich meine, man ist in gewissen Dingen schneller.
Also ADHSer sind ziemlich empathisch. Dann so ganz viele schnelle Dinge gleichzeitig irgendwie koordinieren. Man muss halt mit seiner ADS einfach auch das Richtige im Leben finden. Also es ist ganz klar, dass ein ADSler nicht am Band stehen sollte, immer dasselbe machen. Ein ADSler braucht immer neue Knochen zum Nagen.
Und wenn er das macht, wenn er in diesem Umfeld irgendwie, sag ich mal, sich entfalten kann, dann ist er eine Bereicherung für jeden. Welche Superkraft haben ADHSler aus Ihrer Erfahrung? Unglaublich belastbar und irgendwie auch Stehauf-Menschen.
Also sie fallen wirklich auf. Auf die Nase, fahren den Karren an die Wand und dann kommt eine neue Idee. Das finde ich schon beeindruckend. Ich finde sie sehr offen im Kontakt und neugierig. Auch das macht Spaß.
Ja, und unkonventionell. Leben kann man nur vorwärts, verstehen kann man das Leben manchmal nur rückwärts. Einer meiner Stärken war es immer, beim freien Erzählen auf neue Gedanken zu kommen. Das ist beim Diktieren von Arztbriefen manchmal ungünstig. Aber auf der Bühne ist das ein Vorteil.
Da war ich immer in meinem Element. Ich hatte mal einen Langzeit-EKG an und das war echt lustig zu sehen, dass das, was viele Leute stressen würde, nämlich vor 3000 Menschen zu sprechen, mich ruhig gemacht hat. Da gibt es ja ganz neue Methoden. Ich weiß gar nicht, ob Sie sich da auskennen.
Ich halte ja nichts von dieser Schlüssellochtechnik, dieses Endoskopische. Das wird maßlos überschätzt. Ich sage immer, große Chirurgen, große Schnitte, oder?
Das ist aber hartnäckig. Es kommt, es kommt. Weiteratmen, weiteratmen.
Ja, ja, es kommt, es kommt, es kommt. Ja. Kacko, die war da drin. Erkennen Sie die wieder von früher?
Ja. Menschen mit ADS können leichter Dinge verknüpfen, die bei anderen in Schubladen bleiben. Das wurde mein Rezept. Zerbrei mit Kabarett verbinden, Medizin mit Humor.
Aber nicht viele haben das Glück, das passende Umfeld zu finden, um aufzublühen. Im Gegenteil, es fehlt an Wissen, an Anlaufstellen. Gerade für Jugendliche, sie finden häufig keine Hilfe. Gerade im Jugendalter, wenn es so kritisch wird, Substanzen werden konsumiert, sexuelle Kontakte, Teenager-Schwangerschaften, Unfallneigungen, schwere Unfälle, Todesfälle, bricht das maximal ab.
Und das heißt, gerade die Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind in einem Gap der Unterversorgung. der Unterdiagnostizierung. Es gibt so diesen Vorwurf, ja, das ist eigentlich eine Erfindung der Pharmaindustrie, die wollen ihr Zeug loswerden. Wer verdient an ADHS? Also ich würde es andersherum formulieren.
Was kostet uns ADHS? Was kostet es? Sehr viel. Tausende, Millionen von Euro jährlich. Es gibt Stickuntersuchungen.
Wir wissen, dass ADS einen Risikofaktor darstellt für weitere psychische Erkrankungen. Das kostet die Gesellschaft und das kostet vor allem das Individuum Lebenszeit und Lebensqualität. Ich hatte einen Patienten wirklich vor Jahren, das war sehr, sehr eindrücklich, einer der ersten, die prägen sich ja besonders ein, der mir gesagt hat, er hat als Kind sich schon morgens Schnaps in die Milch reingemischt, um überhaupt die Schule durchzuhalten, um ruhig zu bleiben.
Hammer. Was ist aus dem geworden? Er war dann ganz erfolgreich.
Das hat wirklich eine gute Wende genommen. Es gibt so viele krasse Schicksale, dass ich froh bin, von mir nur moderate Anteile von ADHS zu kennen. Ein wichtiger Teil der Reise in meinem Kopf steht noch aus. Was passiert, wenn ich die Medikamente nehme? Also so ein bisschen...
Rastlosigkeit und ein bisschen Verrücktheit brauche ich auch in meiner Welt. Und das will ich mir auch nicht nehmen lassen. Mache ich jetzt Pharma-Werbung? Nein.
Es ist mir wichtig zu sagen, ich nehme das nicht zum Spaß. Ich nehme das, weil ich wissen will, ob mein Leben tatsächlich leichter wird, so wie Samira das zum Beispiel beschrieben hat. Und ich will auch wissen, ob die Anteile von ADHS, die ich habe, sich bestätigen lassen, weil Medikamente bei Menschen mit ADHS anders wirken als bei Menschen ohne.
Es ist ein Test. Es gibt verschiedene Ursachen für ADHS. Unstrittig ist ein großer Anteil an genetischen Faktoren.
Aber auch Alkohol und Rauchen in der Schwangerschaft erhöhen das Risiko, da sie die Hirnentwicklung im Mutterleib negativ beeinflussen können. Seit über 30 Jahren behandelt der Psychiater Ralf Meyers Kinder und Erwachsene mit Aufmerksamkeitsdefizit. Es klingt paradox, aber er ist optimistisch, dass das Gehirn mit den Medikamenten besser lernen kann, sodass man die Medikamente irgendwann nicht mehr braucht.
Einmal ADS heißt nicht immer ADS. Ja, wenn Sie durch die... Die Gegend laufen halb blind, halb taub. Dann hilft Ihnen logischerweise eine Brille und ein Hörgerät.
Wenn Sie vollkommen unkonzentriert durch die Gegend laufen und Sie kriegen ein Medikament, das die Konzentration jetzt herstellt, dann kriegen Sie Informationen, mit denen Ihr Gehirn was anfangen kann und seine Fähigkeiten dann ausbaut. Und wenn ich das gelernt habe, brauche ich immer weniger von dieser Stützung. Ralf Meyers setzt einen in Schweden entwickelten Test zur Diagnostik ein.
Er misst Aufmerksamkeit, Impulskontrolle und Konzentration. Und das funktioniert sogar auf dem Handy. Fortschritte in der Behandlung lassen sich so einfach messen und kontrollieren. Das ist jetzt in dem Fall ein Mädchen, die ist zu dem Zeitpunkt unbehandelt und 15 Jahre, 7 Monate alt.
Und wir haben das Bild eines flüchtigen ADHS. Hier ist die Unruhe festgehalten. Hier unten haben wir ganz, ganz viel Flüchtigkeit.
So, und jetzt kommt die erste Kontrolle unter Behandlung, in dem Fall Methylphenidat, zwei Wochen später. Und wir sehen, was sich verändert hat, nämlich die Flüchtigkeit ist deutlich zurückgegangen, die Unruhe ist zurückgegangen. So, und das Interessante jetzt ist, dass wir die gleiche Patientin hier nochmal sehen können mit knapp 20 Jahren.
Und jetzt ist sie inzwischen so weit, dass sie keine Medikation mehr braucht. Unruhe noch auffällig, ja, aber dadurch kein Leid. Leidensdruck.
Hier unten unter höchsten Anforderungen sehr, sehr gute Leistungsfähigkeit. Diese junge Frau ist ausverhandelt. Menschen mit Aufmerksamkeitsdefizit können lernen, ihre Symptome besser zu managen. Ralf Meyers nutzt dafür ganz verschiedene Ansätze, die sogenannte multimodale Therapie. Medikamente, Verhaltenstherapie, computergestütztes Hirntraining und vieles mehr.
So divers die Menschen sind, so bunt und unterschiedlich können die Dinge sein, die ihnen helfen. Ziel ist immer, medikations-und behandlungsfrei irgendwann sein zu können. Es ist mir vollkommen klar, dass ich das nicht bei allen Patienten erreichen kann.
Wenn eine Behandlungsoption ein bisschen Erfolg bringt, aber nicht genug, dann muss ich vielleicht einen anderen Weg auch noch gleich zeigen. und noch einen dritten. Dann kam ich dahin. Ich habe wirklich zigtausende von Fällen, die ich jetzt in über 30 Jahren überblicke.
In den allermeisten Fällen können wir das erreichen. Die Fälle, die wir jetzt sehen, Die Medizin dachte zu lange, ADHS, das wächst sich aus. Deshalb fallen Jugendliche und junge Erwachsene in eine Versorgungslücke, wenn die Kindermedizin nicht mehr zuständig ist, aber auch sonst keiner. Vielleicht ist ADHS auch deshalb ein Social-Media-Trend. Lisa Vogel klärt mit Videos im Netz über ADHS auf, erklärt die Erkrankungen, wie man Hilfe findet.
Sie weiß, wovon sie spricht. Sie wurde 15 Jahre lang falsch behandelt. Dein Energielevel sieht ungefähr so aus.
Es geht immer von mega hoch zu mega niedrig und niemand kann voraussagen, wie lange so eine Phase dauert. Dass ihr in Phasen, meinst du Hyperfokus oder irgendwas Neues hat angefangen, neuer Job, neue Wohnung, neuer Freund? Na, wer kennt's? Ich war schon als Kind irgendwie ein bisschen anders und das hat sich dann relativ schnell auch in depressiven Verhalten, Angstverhalten gezeigt und auch in der Schule schon.
Es gab lange Zeiten in meinem Leben eigentlich die kompletten Zwanziger, wo ich erstens relativ selten die Wohnung verlassen habe. Ich hatte kaum soziale Kontakte, kaum Freunde. Und wenn ich halt Freunde getroffen habe, dann habe ich immer Alkohol getrunken und auch immer viel Alkohol getrunken. Und das hat sich natürlich irgendwann auch zu einer Suchterkrankung entwickelt.
ADS als Auslöser ihrer Schwierigkeiten wurde lange übersehen. Lisa ist kein Einzelfall. Für Erwachsene gibt es kaum spezialisierte Fachärzte, doch ohne Diagnose keine Behandlung.
Allein 5000 aus ihrer Instagram-Community warten derzeit auf einen Termin zur Erstdiagnostik. Ja, ich habe jetzt heute gelesen von einer, die sich über 17 Monate gefreut hat, dass sie dann einen Termin bekommt. Und deswegen finde ich halt auch das so problematisch, dass das online so zerrissen wird mit der Selbstdiagnose oder dass man sich halt selber darum kümmert, weil was soll man denn machen, wenn man den ersten Verdacht hat, soll man dann ein Jahr sich einsperren? Lisa hat ohne Medikamente ihren Weg gefunden und lernt sich mit ihrer ADS jeden Tag besser kennen. Zum letzten Kapitel meiner Reise.
Bin ich ein anderer Mensch mit Medikament? Nö. Erst spürte ich wenig davon.
Ich hatte sogar das Gefühl, eher unruhiger zu werden statt konzentrierter. Aber ich achtete auch genauer auf meine Macken als je zuvor. Was mich total beruhigt hat, ist, dass ich ja viel, wenn ich Vorträge halte, mit Menschen interaktiv bin, dass ich auf die zugehe, dass ich spontan reagiere, auch Gedanken. Und das ist, glaube ich, nicht weniger geworden.
Das war so ein bisschen meine Sorge, dass man dann auch irgendwie zu... vorher sagbar und langweilig wird. Und das ist Gott sei Dank nicht passiert.
Familie Franke kämpft jeden Tag mit ihren Herausforderungen. Zwei der vier Kinder haben ADHS und auch beide Eltern sehen bei sich starke Anteile. Mathis kommt mit den Medikamenten gut zurecht. Er merkt es deutlich, wenn die Wirkung gegen Abend nachlässt. Ich merke es auch ganz besonders, weil ich immer hübsch werde.
Es ist auch manchmal ein bisschen unangenehm, weil ich dann immer so viel Energie verbrauche. Und ich bin halt manchmal da auch sehr schnell aus der Kuste. Mutter Annika wünscht sich mehr Verständnis.
Ich finde es traurig, dass neurodiverse Menschen einfach nicht diese Daseinsberechtigung haben in unserer Gesellschaft wie neurotypische Menschen. Also dafür kämpfe ich auch. Wie wichtig ich das einfach finde, diese Sache zu entpathologisieren und zu sagen, wir sind einfach alle unterschiedliche Menschen, wir haben Stärken und Schwächen.
Und ich finde, unser System müsste einfach sich verändern, um Menschen wie mir und meiner Familie einfach es leichter zu machen und auch eine Wertigkeit zu geben. Neurodiverse Menschen sind verwundbarer als andere. In einer Welt, die tendenziell immer mehr Ablenkungen schafft. Das Online-Sein ist gerade für Menschen mit Aufmerksamkeitsdefizit eine ständige Verlockung. Zum Glück bin ich noch mit viel freier Zeit draußen und ohne Handy groß geworden.
Wer weiß, wie viele Stunden ich sonst schon als Jugendlicher an Bildschirmen verdödelt hätte. Wie schön, dass es heute viel selbstverständlicher geworden ist, über psychische Belastungen zu sprechen als noch vor einer Generation. Und das macht es auch mir leichter, mich mit meiner persönlichen Geschichte zu zeigen und hoffentlich zur Aufklärung beizutragen. Es tut gut, dabei nicht alleine zu sein. Samira ist mir vor und hinter der Kamera eine große Hilfe.
Du leuchtest auch im Dunkeln. Hallo, du auch, du leuchtest auch. Danke fürs Warten.
Na Quatsch, gerne. Seit drei Wochen habe ich nach Rücksprache mit der behandelnden Ärztin zwei unterschiedliche Wirkstoffe ausprobiert. Ich wollte wissen, ob sich das Chaos im Kopf etwas vermindern und die Konzentration steigern lässt. Es war schon ein seltsamer Moment, das erste Mal dieses Medikament zu nehmen.
Und dann hat mir das auch nicht so richtig spürbar einen Unterschied gemacht. Aber dann habe ich mit der Ärztin nochmal gesprochen und die sagte, Mensch, dann probieren Sie doch ein anderes. Und das fand ich erhellend und fokussierend tatsächlich. Und das, was du beschrieben hast, das ging mir auch so, dass ich merkte, wie so eine innere Ruhe kommt, die...
Die Schirmmarke. Hat mich die Behandlung verändert? Nee, ich kann immer noch gut ohne Medikament. Ich nehme es dann, wenn ich besonders stressige und anspruchsvolle Tage habe oder Gefahr laufe, für andere besonders nervig zu sein. Wie hilfreich ist diese Idee von Neurodivergenz, von so einem Spektrum, wenn unser ganzes Krankenkassen-und Versorgungssystem eigentlich nur zwei Zustände kennt, nämlich du hast es...
Oh, du hast es nicht. Und einmal kriegst du so einen Anspruch und das andere ist dein Privatproblem. Ich finde es total wichtig, dass wir verstehen, Gesundheit ist so viel mehr als sozusagen die Abwesenheit von ermessbaren Symptomen. Nämlich bin ich.
Bin ich schwingungsfähig mit anderen? Habe ich Freude mit anderen? Haben die Freude mit mir? Ich glaube auch, die Kommunikation darüber ist wichtig und hilfreich, weil erst so Menschen merken, dass das, was sie als ihr Normal wahrnehmen, aber als anstrengendes Normal, gar nicht vielleicht das Normal sein muss ihres Lebens, sondern dass irgendwas bei ihnen ein bisschen anders ist. Und diese Erkenntnis kann Leben retten, kann Biografien retten, kann Verbindungen retten.
Familien retten. Wichtiger als jede Schublade oder Diagnose ist doch die Frage, was schützt unsere seelische Gesundheit? Was hilft jedem Einzelnen?
Wie gut kann ein Leben sein, wenn wir stark und schwach sein dürfen? Allein und verbunden. Ganz normal und bitte auch ein bisschen bunt.