Hi! In diesem Beitrag geht’s um Glück und Lust bei Epikur. Das war ein griechischer Philosoph, der von ca. 340 bis 270 v. Chr. lebte, womit wir wieder in der Antike sind. Nach Sokrates, Platon und Aristoteles ist Epikur ebenfalls eine große Hausnummer in der antiken Philosophie und schlägt mit seinen Ideen noch bis in die Gegenwart Wellen – der Lust. Die Denkrichtung, die auf seinen Lehren basiert, ist der Epikureismus. Das geografische Zentrum des Nachsinnens über Glück und Lust bei Epikur war sein Garten. Dort hieß er, sympathisch und entgegen üblicher Sitten, auch versklavte Menschen und Frauen willkommen. Dass manche davon Hetären waren – weibliche Prostituierte in der Antike – das mag zu dem Gerücht beigetragen haben, dass Epikur in seinem Garten Orgien veranstalte, was zum Lustbegriff passen würde. Aber eben dieser Lustbegriff bei Epikur ist oft missverstanden worden, was ein bisschen zu seiner andauernden Berühmtheit beiträgt. Das Missverständnis liegt in der Annahme, Epikur ordne die Lust als höchstes Lebensziel ein, was nicht der Fall ist. Zumindest dann nicht, wenn du unter Lust sinnliches Vergnügen verstehst, das sich mit Snacks oder Sex befriedigen lässt. Epikur verstand unter optimaler Lust – im philosophischen Sinne – einen inneren Frieden, gleichbedeutend mit der Glückseligkeit, auf die seine Lehre als eigentliches Ziel ausgerichtet ist. Im Brief an Menoikeus, einem seiner wenigen Schriften, die noch erhalten sind, schreibt Epikur: Die Glückseligkeit wird im Original mit dem Begriff εὐδαιμονίαν bezeichnet, auch als Eudämonie bekannt, um die es ja schon im Beitrag über Tugendethik bei Aristoteles ging. Das gedankliche Konzept hinter dem Begriff ist komplexer, als es die einfache Übersetzung mit »Glückseligkeit« vermuten lässt. Gemeint ist, wie sich in Epikurs Zeilen schon andeutet, eine gelungene Lebensführung nach ethischen Grundsätzen und mit ausgeglichenem Gemüt. Dazu ist es wichtig, das Hier und Jetzt in Ehren zu halten. Epikur: Die rechte Einsicht nimmt die Sehnsucht nach Unsterblichkeit. Epikur vergleicht es mit dem Appetit: Wir sollten nicht die größtmögliche Menge einer Speise verzehren wollen, sondern schlichtweg die wohlschmeckendste Speise. Diese wiederum kann ganz einfach sein: Wasser und Brot verschaffen die höchste Lust, so Epikur, wenn wir es aus Bedürfnis zu uns nehmen. Dazu bedarf es einer einfachen Gewöhnung ans Einfache. Epikur sind die Missverständnisse um seinen Lustbegriff durchaus bekannt. Der Philosoph stellt ausdrücklich klar, es gehe ihm gar nicht um... Der »Genuss von Knaben, Frauen, Fischen« in einem Atemzug mag irritieren. Was die Knaben angeht, so war sexueller Umgang Erwachsener mit Jugendlichen in der griechischen Antike zeitweise fest etabliert, mit pädagogischem Anspruch. Was die Frauen angeht, hier als Genussmittel aufgeführt, so offenbart sich darin die Männer-dominierte Gesellschaft jener dekadenten Kreise, die Epikur kritisiert. Und was die Fische betrifft, so wurden diese in der Antike in Arschlöcher eingeführt – allerdings zur Strafe und auch das ist nicht gesichert, also... zurück zum Thema. Die nüchterne Überlegung zu den Ursachen von dem, was wir im Leben anstreben oder meiden, mit dieser Überlegung ginge das lustvolle Leben einher. So Epikur. Das klingt nach Vipassana, jenem buddhistischen Bewusstsein davon, was in uns vorgeht. Tatsächlich ist die achtsame Meditation, die ihrerseits mit einem Konzept von Moral, Konzentration und Weisheit einhergeht, der Vorstellung von Glück und Lust bei Epikur gar nicht so fern. Auch Hedonismus und Stoa finden sich in dieser Denke irgendwie wieder. Was genau der Unterschied zwischen Epikureismus, Hedonismus und Stoizismus ist, gibt's hier einen eigenen Beitrag. Epikur beobachtete die Natur und fragte sich, wie der Mensch handeln soll, was richtig sei? Die Natur zeichnet sich durch Vermeidung von Schmerz und Anstreben von (Lebens-)Lust aus. Daran macht Epikur seine Ethik für die Menschen fest, die ihrerseits Lebewesen der Natur sind. Im Einklang leben mit der Natur, mit dem Kosmos, das war in der Antike ein gängiges Ideal. Es geht also darum, Schmerz zu vermeiden oder allenfalls mäßige Schmerzen in Kauf zu nehmen, mit dem Ziel, einen Zustand der Lust zu erreichen. Allerdings nicht Lust im Sinne von Begierde – auch diese beschert ein gewissermaßen schmerzhaftes Verlangen. Stattdessen Lust im Sinne einer Lebens- oder Zustandslust, auch »katastematische Lust« genannt, das einfache Freisein von Schmerz und Verlangen. Das ist es auch, worum es im Hedonismus eigentlich geht. Der Epikureismus ist letztlich eine bestimmte Spielart des Hedonismus. Aber dazu, wie gesagt, mehr im nächsten Beitrag. Das war's für hier und jetzt erstmal. Für alle, die hofften, hier die philosophische Rechtfertigung für Partylife und Völlerei zu finden... Sorry, not sorry. Wenn der Beitrag trotzdem geholfen hat, gerne liken, teilen – und wenn du dieses Projekt unterstützen möchtest, abonniere den Kanal und schau im Blog vorbei. Dort findest du auch diesen Beitrag in Schriftform. Ich sage danke fürs Zuhören. Noch Fragen oder eigene Lust-Erfahrungen, die du preisgeben möchtest? Einfach in die Kommentare. Bis zum nächsten Mal!