Transcript for:
Wärmepumpen und Klimawandel in Deutschland

Hallo bei der Klimazeit. Schön, dass Sie dabei sind. 6 Mio. Wärmepumpenn will die Bundesregierung bis 2030 in Deutschland am Netz haben. Im letzten Jahr wurden gut 200.000 Geräte eingebaut. Allzu viele klimafreundliche Alternativen zur Wärmepumpen gibt es nicht. Und so ist sie im Kampf gegen den Klimawandel quasi alternativlos. Allerdings braucht sie zum Heizen Strom. Und da stellt sich die Frage, werden wir genügend Strom aus erneuerbaren Energien haben, um all diese Wärmepumpenn am Laufen zu halten? Denn der Hype um die Wärmepumpen ist da. Und wir fragen, ist er auch gerechtfertigt? Hier in Heidelberg wird gerade eine neue Wärmepumpen verbaut. Für Christian Lex und seine Kollegen inzwischen reine Routine. Rund 40 Wärmepumpenn verbaut die Firma im Jahr, erzählt er. Jede Woche kommen aber rund 15 Anfragen von Neukunden. Das ist die letzten Jahre sehr stark, die Nachfrage sehr stark gestiegen. Und durch diese Energiekrise, die wir im Moment haben oder bekommen haben, gab es nochmal einen richtigen Boom. Gerade in Bestandsbauten wie hier sind oft große Umbaumaßnahmen an der Heizungstechnik nötig. Neue Rohre, neue Heizkörper, viel, viel Aufwand. Der Kunde Rainer Sauerborn ist selbst in der Klima tätig. Ein neuer Gaskessel war für ihn gar keine Option. Das Bestandssystem ist etwa 7000 Euro. pro Heizkosten im Jahr. Das ist astronomisch. Und mit der Wärmepumpen komme ich auf 3000. Aber mein Hauptziel war die Umweltbelastung und die Emissionsverminderung. Beim heutigen Strommix verursacht eine neue Wärmepumpen 25 bis 50% weniger CO2-Emissionen als eine Gasheizung. Mit zunehmendem Ausbau der Erneuerbare-Energien-Gemeinschaften wird die Bilanz besser. Der viele Aufwand und die Investitionen lohnen sich, sagt auch Sauerborn. Wir haben hin und her gerechnet, aber auf die lange Sicht, und die muss man natürlich haben, diesen Atem muss man haben, um aus Vorleistungen gehen können. Das kann sich ja nicht jeder leisten. Aber es ist für uns und unsere Lage, altes Haus, großes Haus, 4 Kunde jetzt aus dem Haus, kommen gelegentlich, wir wollen das Haus behalten. Es ist die optimale Lösung. So denken offenbar immer mehr Menschen in Deutschland. Denn der Absatz von Wärmepumpenn hat in den vergangenen Jahren deutlich an Fahrt aufgenommen. So wurden 2022 etwa dreimal so viele Wärmepumpenn abgesetzt wie zehn Jahre zuvor. Der mit Abstand größte Teil davon sind sogenannte Wärmepumpenn. Die entziehen der Umgebungsluft Energie und erhitzen so Wasser für Warmwasser und Heizung. Das Problem, je kälter es wird, desto mehr Energie müssen die Geräte über Strom zuführen, um die gleiche Temperatur zu erzeugen. Sie werden also immer ineffizienter. Für die Netzbetreiber wie etwa die EnBW in Stuttgart ist der Ausbau strombasierter Heizmethoden eine zusätzliche Herausforderung, sagt Selma Lossau. Zumal die Zubauzahlen in den kommenden Jahren wohl noch deutlich steigen werden. Aber es sind ja nicht nur Wärmepumpenn, die der Kunde installiert, sondern was wir sehen ist, dass ja auch vermehrt Photovoltaikanlagen installiert werden, Ladeinfrastruktur für Elektromobilität installiert werden. Und auf diese Einheiten ist das Stromnetz heute noch nicht ausgelegt. Das heißt für die Netzbetreiber vor allem viel Geld in die Hand nehmen. Eine halbe Milliarde pro Jahr rechnet allein die EnBW dafür aktuell ein. Die Investitionen sind das eine, das andere sind natürlich die Kapazitäten, die wir brauchen an Dienstleisternn, also beispielsweise Tiefbaufirmen an der Stelle. Und da ist es so, dass wir schon merken, dass wir auch teilweise wirklich hart suchen müssen, um dort auch Dienstleistern zu finden. dass wir das finden, die im Grunde mit der Geschwindigkeit, wie wir es brauchen, dann entsprechend auch das Netz verstärken. Doch auch wenn der Netzausbau hinterherkommt, könnten in Kombination mit dem Umstieg auf erneuerbare Energien die vielen strombasierten Heizungen nicht zum Problem werden? Die Uni Köln rechnet vor, dass sich die Nachfrage nach Strom an kalten Wintertagen um bis zu 10 Gigawatt erhöhen könnte. Das ist mehr als die beiden größten deutschen Braunkohlekraftwerke mit allen Blöcken produzieren können. Und diese Nachfragespitze wird genau dann eintreten, wenn Wind und Sonne oft wenig Energie liefern, an trüben, windstillen Wintertagen. Und auch wenn diese Phasen der sogenannten Dunkelflaute selten sind, müsste dafür eigens Kraftwerksleistung vorgehalten werden, sagen auch Experten. Kurzfristig sind das Gaskraftwerke und in der langen Frist sind das Wasserstoffkraftwerke, aber das sind nur wenige Stunden. Und derzeit setzen wir immer Gas ein. Und wenn wir aber in der Zukunft dann oder im Übergang nur in wenigen Stunden Gas einsetzen, ist das natürlich deutlich klimaeffizienter als der aktuelle Zustand. Trotzdem, diese Lösung könnte volkswirtschaftlich sehr teuer werden. Um Bedarf und Kosten möglichst gering zu halten, wäre es deshalb wichtig, die Wärmepumpenn möglichst effizient zu gestalten. Zum Beispiel durch Erdwärmebohrungen, wie hier in Hagenbach in der Pfalz. Wärmepumpenn werden immer ineffizienter, je kälter es draußen ist. Mit Erdwärme kann das Gerät immer mit der gleichen Ausgangstemperatur arbeiten. Das bedeutet auch, dass sie viel effektiver ist und auch viel länger hält. Sie können sich das vorstellen wie mit dem Automotor. Wenn Sie auf der Autobahn immer die gleiche Geschwindigkeit fahren, haben Sie viel effizienter und der Motor ist immer gleich warm, wie wenn Sie rauf und runter fahren. Erdwärme wird schon lange in Kombination mit Wärmepumpenn genutzt. Früher war es sogar die häufigste Wärmepumpennart. Sie ist aber erheblich teurer im Einbau als eine Luftwärmepumpe. Die Kosten schrecken immer noch viele ab. Wir erleben das täglich, dass Leute uns anrufen. Die einen sagen, machen wir super, amortisieren sich in 5 Jahren. Andere rufen an und sagen, amortisieren sich in 20 Jahren nicht. Außerdem wird längst nicht jede Anlage genehmigt. Nicht überall darf einfach gebohrt werden. Wärmepumpennart. sind auf jeden Fall eine kluge Lösung. Die meisten Studien zur Wärmewende gehen aber von einer hohen Anzahl an Bodenwärmepumpen aus, die wir beim jetzigen Großsohn nie erreichen werden. So könnte der Trend zur Luftwärmepumpe nicht nur für die Energiewirtschaft unnötige Probleme verursachen, er könnte sich auch für die Verbraucher rächen. Und wir sprechen jetzt mit Veit Bürger, stellvertretender Leiter des Bereichs Energie-und Klimaschutz beim Öko-Institut in Freiburg. Sie begleiten die Wärmepumpenn-Offensive des Wirtschaftsministeriums wissenschaftlich. Herr Bürger, wie kann das denn gehen, wenn bald Millionen Menschen eine Luftwärmepumpe haben, die dann alle nachts, wenn es kalt und dunkel ist, Strom brauchen? Naja, Gott sei Dank läuft ja zu einem großen Teil der Zeit, wo die Wärmepumpen läuft, gibt es ja normalerweise auch wirklich ausreichend Wind, sodass die Windkraftwerke den Strom produzieren. Aber es gibt natürlich ein paar Stunden im Jahr und das können auch mal ein paar Tage am Stück sein, wo eben weder Wind weht, wo es auch keinen Sonnenschein gibt. Wir sprechen da von der sogenannten Duckelflaute. Und momentan springen in solchen Zeiten vor allem fossile Kraftwerke ein und das sind dann in der Regel. Steinkohlekraftwerke oder Gaskraftwerke langfristig in einem klimaneutralen Stromsystem, während es dann Wasserstoffkraftwerke gibt. Wir haben ja gerade in dem Beitrag gehört, dass die Bodenwärmepumpe eigentlich die bessere Alternative wäre. Aber man darf ja nicht überall bohren. Müsste man da auch an die Gesetze ran? Ja, momentan ist es eher so, dass sehr viele Gebäudeeigentümer... eher die Luftwärmepumpe, sich für die Luftwärmepumpe entscheiden, weil sich schlichtweg viel günstiger ist als die erdgekoppelten Wärmepumpenn. Und deswegen wäre es schon wichtig, dass man so ein bisschen wie eine Kaskade vorgeht, dass man quasi sicherstellt, dass zumindest überall dort, wo es generell möglich wäre, eine erdgekoppelte Wärmepumpen einzusetzen, dass man das dort auch macht. Das heißt, der ökonomische Rahmen, also die Förderbedingungen, müssten eben für die erdgekoppelten Systeme so sein, Wenn ich als Gebäudeeigentümer die Möglichkeit habe, die Erdsonde zu setzen, ist es für mich wirtschaftlich attraktiv, dieses Wärmepumpennsystem zu wählen anstelle einer Luftwärmepumpe. Da müsste man also an die Förderung ran. Das Wirtschaftsministeriums hat uns gesagt, dass nur Wärmepumpenn gefördert werden sollen, die die Netzbetreiber in kritischen Situationen abstellen können. Das klingt schon ein bisschen bedrohlich. Sitzen wir dann gegebenenfalls im Kalten, wenn zu viele Leute gleichzeitig Strom zum Heizen brauchen? Da muss man sich keine Sorgen machen. Dieses Abschalten, das bezieht sich ja nur auf einen Tag. Das heißt, wenn der Stromverteilnetzbetreiber, der örtliche, merkt, hoppla, jetzt ist zu viel Stromnachfrage, dann bekommt er die Möglichkeit, dass er die Wärmepumpen für ein, zwei, vielleicht mal drei Stunden am Tag abschaltet. Aber nur innerhalb des Tages. Was mit Sicherheit nie der Fall sein wird, ist, dass der Stromverteilnetzbetreiber die Wärmepumpen dann eben über ein oder zwei Wochen vielleicht abschaltet. Also vom... Vom Frieren muss da keiner Sorgen haben. Aber es macht durchaus Sinn, und das Gleiche gilt genauso z.B. auch für das Laden eines Elektroautos, dass man diesen Bedarf über den Tag verteilt. Hier sollte der Stromverteilnetzbetreiber auch gewisse Einflussmöglichkeiten bekommen, dies zu tun. Danke schön, Veit Bürger, stellvertretender Leiter des Bereichs Energie-und Klimaschutz beim Öko-Institut in Freiburg. Herzlichen Dank. Das sind beeindruckende Bilder aus dem Weltall. Das ist Zyklon Freddy, der aktuell für Schäden in Madagaskar und auf den Inseln Mauritius und der Ozeanen in der Ozeane ist. und La Réunion gesorgt hat. Mehr als 2 Wochen war er über dem indischen Ozean unterwegs. Das ist eine außergewöhnlich lange Lebensdauer für einen solchen Sturm. In unserer Rubrik Meteorologen weltweit guckt jede Woche ein Wetterexperte aus einem anderen Land auf genau solche speziellen Wetterphänomene und den Klimawandel im eigenen Land. Heute geht es nach Indien. Hallo, ich bin Mukul Shamar aus Indien. Wie wir wissen, ist der Klimawandel die größte Herausforderung für die Welt. Wir haben viele Beispiele und Auswirkungen des Klimawandels gesehen. Wenn wir über Indien sprechen, dann wird klar, die Temperatur ist sehr hoch. Die durchschnittliche Jahrestemperatur ist zwischen 1901 und 2022 um 0,64 Grad Celsius gestiegen, wenn wir auf die vergangenen 100 Jahre blicken. Und dieser Trend hält an. Allein 2022 lag die Durchschnittstemperatur um 0,51 Grad Celsius über der damaligen Durchschnittstemperatur. 2022 war das fünffärmste Jahr seit 1901. Wenn wir über das extreme Wetter sprechen, dann sprechen wir von extremen starken Regenfällen, Überschwemmungen, Hitzewellen und heftigen Gewittern. Darunter fast 15 Zyklone, bei denen fast 2200 Menschen ihr Leben verloren haben. Indien versucht weiterhin Maßnahmen zu ergreifen, um den Klimawandel mitsamt Auswirkungen zu verringern. Ich danke Ihnen. Die Wasserpegel von Meeren und Flüssen werden durch den Klimawandel steigen. Was wird das für Auswirkungen auf die unterschiedlichen Länder haben? Das hat das australische Unternehmen Cross Dependency Initiative jetzt aktuell analysiert. Demnach gehören im Jahr 2050 allen voran Regionen in China, Indien und den USA. zu den gefährdetsten und für Unwetter anfälligsten Orten. Und auch Deutschland ist dabei. Hier gilt Niedersachsen als am stärksten von Überschwemmungen bedrohte Region in Europa. Was das für das Bundesland bedeutet, das ordnet Thomas Ranft aus dem ARD-Wetterkompetenzzentrum für uns ein. Das kann doch nicht sein. Niedersachsen, die in Europa am meisten gefährdete Region. Mit was müssen wir rechnen? Mit Hurricanes und epischen Fluten? Nun, ganz so ist es vermutlich nicht. Aber tatsächlich geht es in dieser Studie ja darum, welche Region gefährdet ist in Sachen Infrastruktur, in Sachen Bauten. Also es geht nicht um Ökologie, es geht auch nicht um Ernteausfälle, sondern ob was kaputt geht bei Unwettern. Und jetzt muss man ja sagen, was bedeutet Klimawandel bei uns in Deutschland und eben auch in Niedersachsen? Sommer werden länger trocken und heiß, sodass die Böden knochenhart werden. Und dann gibt es im Sommer eben diese extremen Starkniederschläge. Und das haben wir leider ja auch schon in den vergangenen Jahren erlebt, dass das heftige Schäden verursachen kann. Klimawandel bedeutet aber eben auch, dass die Meeresspiegel steigen. Und jeder Millimeter sorgt dafür, dass da bei einem Sturm sehr viel mehr Wasser gegen die Küste kommt und dass es dann eben heftigere Schäden geben kann. Und Niedersachsen hat einfach eine ziemlich große Küstenlinie. Wir haben eine Menge gebaut. Und das sind dann eben nicht nur Schäden im Sommer oder bei einem Sturm, sondern auch im Winter ist das möglich. Denn die Winter werden insgesamt nasser werden. Das heißt zu viel Wasser, auch das kann Schäden verursachen. Und deswegen ist Niedersachsen in diesem Fall europaweit trauriges Schlusslicht oder Spitzenreiter, je nachdem, wie man das sehen möchte. Danke schön, Thomas Ranft. Immer mehr Menschen wollen in ihren eigenen 4 Wänden mitwirken, an der Energiewende und auch einfach Geld sparen. Eine Möglichkeit sind Energiegenossenschaft. Auf die gucken wir gleich genauer. Vorher installiert unser Reporter Axel Weiß aber erst mal ein kleines Solarkraftwerk für zu Hause. Wie überall werden auch in Heidelberg solche Teile gerade massenhaft ausgeliefert. Solarmodule für den Balkon, für das eigene kleine Kraftwerk zu Hause. Ich packe mal mit an und helfe Rüdiger Rowert von der Heidelberger Energiegenossenschaft. auf einem Balkon ein Modul zu installieren. So zweit ist das ganz einfach. Zunächst das Modul an die vormontierten Haken hängen, dann das Ganze noch mit wenigen Schellen fixieren. Jetzt haben wir hier das Modul. festgeschraubt. Alles was wir jetzt noch machen müssen sind hier die beiden Kabel, die vom Modul kommen, mit dem Wechselrichter verbinden. Die werden einfach so reingeklickt. Ist auch so gemacht, dass man es nicht falsch rum reinstecken kann. Das war es jetzt schon. Wenn dann die Sonne scheint, wird der kleine Kasten hier Strom produzieren für unseren Haushalt. Das Tolle an dem ist, der hat noch ein kleines WLAN drin. Da kann man in der App gucken, wie viel Strom aktuell produziert wird und wie viel Strom in den letzten Tagen und Wochen produziert wurde. Ab 500 Euro kostet so ein Solar-Pendel. Jetzt steht noch ein 2. Modul da. Kommt das hier noch daneben? Genau, was bei uns ganz gut ist, wir haben hier Ost-und Westausrichtung und wir haben hier einen Balkon. Wir haben das zweite Modul auf der Westseite. Der Vorteil ist, dass man morgens und abends viel Strom braucht zum Kochen, Kaffee machen. Wenn da die Sonne scheint, haben wir diese Spitzen optimal abgedeckt. Auch Geräte, die dauerhaft Strom fressen, wie Kühlschrank und Internet-Router, werden mit Balkonenergie gespeist. Rechnet sich das auch? Wirtschaftlich rechnet sich das auf jeden Fall. Gerade in Heidelberg haben wir eine superattraktive Förderung von 50% der Arbeit. Das ist eine Anlage mit Anschaffungskosten. Damit ist eine Anlage schnell amortisiert. Aber selbst ohne das, zwischen 5 und 10 Jahren, hat man eine Anlage amortisiert. Kann man die einfach kaufen und sich auf den Balkon hängen? Das hängt davon ab, wem der Balkon gehört. Wenn man Eigentümern oder Eigentümernin ist, darf man es selber machen. Wenn man zur Miete wohnt oder wie hier in einem Projekt mit anderen Eigentümernn, sollte man vorher einmal um Erlaubnis bitten. Dem Netzbetreiber muss man die Anlage nur formlos melden. Bis zu 6 oder 7 Wochen. 600 Watt Leistung pro Wohneinheit sind zulässig. Im Kleinen wird das auf den Balkonen schon gemacht mit der Energiewende. Aber das reicht natürlich nicht. Momentan ist der Anteil erneuerbarer Energien, die beim Verbraucher ankommt, noch gering. Er liegt in Deutschland bei 17%. Ziel der Bundesregierung ist es, dass sich der Anteil bis zum Jahr 2030 auf 30% erhöht. Im Jahr 2050 soll er dann schon bei 80% liegen. Immer mehr Bürger und Bürger wollen ihren Anteil dazu beitragen und bei der Energiewende mitmischen. Als Energiegenossenschaft. Unterwegs mit Laura Zöckler und Rüdiger Rowold von der Heidelberger Energiegenossenschaft. Sie zeigen mir eine ihrer größeren Solaranlagen oben auf dem Dach eines Wohnprojektes. Die Idee von Genossenschaftenen, Menschen tun sich zusammen. um gemeinsam zu erreichen, was alleine nicht geht. Etwa ohne Wohneigentum den Ausbau erneuerbarer Energien voranzutreiben. Ihr seid als Energiegenossenschaft aus einer studentischen Initiative heraus entstanden. Habt inzwischen 1200 Mitglieder. Also richtig exakt. Was macht denn den Erfolg aus? Warum kommen die Leute zu euch? Vor allem, weil sie das Gefühl haben, dass sie Energieversorgung mitgestalten können. Wir haben damals angefangen, vor allem aus der Motivation heraus, dass wir die Lösung, die schon da war, für die Energiewende umsetzen wollten. Und das Gefühl hatten, dass Politik und Wirtschaft ein bisschen zu langsam agieren. 2010, als wir gegründet wurden, waren wir nicht alleine. Da wurden viele Genossenschaftenen in Deutschland gegründet. was ihr ändert oder was ihr machen könnt? Wir bauen vor allem Anlagen, also Solaranlagen, so wie hier beispielsweise, die wir von unseren Mitglieder finanzieren lassen. Dann bekommen sie auch die Zinsen davon. Und was natürlich auch der Gemeinschaftsaspekt ist. Da ist natürlich auch Austausch möglich. Man hat das Gefühl, man ist nicht alleine, sondern es gibt noch viele andere Menschen, die was bewegen wollen. Das gibt schon relativ viel Hoffnung und macht schon Mut, dass wir es vielleicht auch schaffen mit der Energiewende. Ja, und ich glaube das besonders auch, dass wir können... und wir setzen auch Projekte um, die andere vielleicht nicht umsetzen könnten. Also irgendwie eine Schule, ein Kundegarten, der sagt, hey, wir haben hier ein schönes Dach, aber wir waren gerade so schon mit dem Bau am Limit mit uns. Wir können uns gerade nicht noch eine Solaranlage leisten. Da kommen wir ins Spiel mit dem Kapital unserer Mitglieder. Wir können euch die Anlage bauen, wir betreiben die und wir liefern euch den Strom. Ihr profitiert von Tag 1 von günstigerem Strom. 6 Mio. Euro haben sie bislang in knapp 40 Anlagen investiert und damit in Heidelberg über 2.400 Menschen mit Strom versorgt. Und es sollen am liebsten noch sehr viel mehr werden. Ja, das klingt fantastisch, aber jetzt stellen Sie sich mal vor, Sie erzeugen eigenen, billigen, klimafreundlichen Strom und dürfen ihn nicht nutzen. Mit genau diesem Problem schlagen sich gerade viele Energiegenossenschaft herum. Und schuld sind die deutschen Gesetze. Weimar in Thüringen. Am Rand der Altstadt die alte Notenbank. Auf dem Dach erzeugt eine regionale Genossenschaften umweltfreundlichen und preiswerten Solarstrom. Strom, den die Genossenschaften auch gerne selbst produziert. die er selbst nutzen würde. Jetzt haben wir die Situation, dass wir als Energiegenossenschaft den Strom erzeugen, ihn aber nicht nutzen können im Büro. Das ärgert die Bürger, die sich hier zusammengeschlossen haben. Denn ihr eigener Strom vom Dach gegenüber würde sie nur etwa 15 Cent pro Kilowattstunde kosten. Investition und laufender Betrieb einkalkuliert. Weil sie ihn aber einkaufen müssen, haben sie im vergangenen Jahr 35 Cent pro Kilowattstunde bezahlt. Warum das so ist, erklärt Volker Quaschning, Fachmann für regenerative Energiesysteme. Das Entscheidende ist, sobald der Strom durch ein Meter öffentliches Kabel durchgeht. werden sehr viele Entgelte fällig. Außerdem, wenn ich den Strom versuche, an Nachbarn und Nachbarn zu verkaufen, dann habe ich dann auch schon gleich die Rechten und Pflichten eines Energiegenossenschaft, was rechtlich sehr kompliziert wird. Dabei wurde der Stellenwert lokaler Bürgerkonzepte auf EU-Ebene längst erkannt. Schon 2018 hat die EU eine Richtlinie erlassen mit detaillierten Bestimmungen für sogenannte erneuerbare Energiegemeinschaften. Allerdings hat Deutschland wesentliche Teile bisher nicht umgesetzt. Andere Länder sind da schon weiter. Österreich hat eigens eine Koordinierungsstelle für Energiegemeinschaften eingerichtet. In diesem Video wird deutlich, was in Deutschland nicht geht, ist in Österreich bereits möglich. Ein Beispiel. Sie betreiben eine Photovoltaikanlage, Ihre Nachbarn nicht. Gemeinsam haben Sie sich zu einer Energiegemeinschaft zusammengeschlossen. Strom, den Sie selbst nicht verbrauchen, verkaufen Sie nun an Ihre Nachbarn. Zu dem Preis, den Sie gemeinsam vereinbart haben. Auch in Italien sind lokale Energiegemeinschaften im Kommen. Zum Beispiel in der deutschsprachigen Gemeinde Prath in Südtirol. Ein Dorf mit knapp 4000 Einwohnern. Das Konzept? Bürgergenossenschaften organisieren die Energieproduktion selbst. Aktuell zahlen unsere Mitglieder, Haushaltskunden, zwischen 20 und 25 Cent. In der Vergangenheit waren es immer 15 Cent. Wir sind gerade dabei, diese Preise entsprechend der Vergangenheit anzupassen. Bürger einfach umgesetzt. In Deutschland hat sich die Ampelregierung so etwas auch in ihren Koalitionsvertrag geschrieben. Dort heißt es unter anderem, wir stärken die Bürger. Das verlangen auch die Genossenschaftener in Weimar, die auf dem Dach gegenüber günstigen Solarstrom erzeugen, ihn aber selbst nicht nutzen können. Sie sind weiter auf ihren Stromversorger angewiesen. Der hat zum Jahreswechsel den Preis erhöht. Von 35 auf 56 Cent pro Kilowattstunde. Sie beschäftigt sich seit Jahren wissenschaftlich mit dem Thema Bürger. Astrid Aretz vom Institut für ökologische Wirtschaftsministeriums. Frau Aretz, wie geht es Ihnen, wenn Sie den Beitrag sehen? Da sind Bürger und Bürger, die mitmachen bei der Energiewende, aber dann vor so vielen Hindernissen stehen. Ja, also ich finde das sehr bedauerlich. Und das aus zwei Gründen. Der eine Grund ist, Dass natürlich die Energiewende an sich eine gesellschaftliche Mammutaufgabe ist und wir viele Akteure brauchen, die wir da mitnehmen müssen. Und wenn da so viel Engagement und Motivation verpufft, dann ist das natürlich wahnsinnig bedauerlich, weil wir diese Energie eigentlich brauchen, um die Energiewende umzusetzen. Aber da gibt es noch einen zweiten Punkt, der ebenso wichtig ist, und zwar kostet die Energiewende ja. Und diese Menschen wären ja bereit, private... privates Geld in die Hand zu nehmen, um die Investitionen zu leisten in erneuerbare Energienanlagen. Und dieses Geld brauchen wir, um die Energiewende zu finanzieren. Das steht eben auch nicht zur Verfügung. Das heißt auch aus dieser Hinsicht ist es wirklich bedauerlich, dass so ein Engagement ausgebremst wird. Welche Probleme müssten denn aus Ihrer Sicht von der Regierung als allererstes angegangen werden? Also das Problem ist ja, dass diese Menschen eigentlich andere Menschen oder in EE-Gemeinschaften, in Energiegemeinschaften, die Mitglieder mit Strom versorgen möchten, aus Anlagen, in die sie selbst investiert haben. Und dafür müsste eigentlich das Netz zur Verfügung stehen. Das heißt, es mangelt ja eigentlich daran, dass das öffentliche Stromnetz, das ja die Verbraucher und die Anlagen miteinander verbindet, nicht genutzt werden kann. Das heißt, gemeinschaftlicher Stromnetz. Eigenverbrauch ist in dem Sinne nicht möglich. Und ich denke, das ist ein ganz wichtiger Punkt, der möglich gemacht werden müsste, damit solche Beteiligungsformate einfach möglich sind. Damit Menschen miteinander Strom tauschen können oder nicht austauschen, aber versorgen können. Und damit Energiegemeinschaften ihre Mitglieder mit Strom versorgen. Aber eben unter Nutzung des Stromnetzes. Warum wurde das denn noch nicht angegangen von der Regierung? Ja, das hätte längst angegangen werden müssen. Es gibt ja eine EU-Richtlinie, die Erneuerbare-Energien-Richtlinie, die besagt, dass das hätte schon längst umgesetzt werden müssen bis Mitte 2021. Die letzte Regierung hat es aber nicht angepackt und die jetzige Regierung hat natürlich sehr viele große Herausforderungen, vor der sie steht. Und da ist dieser Punkt natürlich nur einer, der angegangen wird. Aber ich denke, das wird in den nächsten Monaten anstehen. Wobei natürlich die Umsetzung selbst auch noch viel Ausgestaltungsspielraum lässt. Das heißt, da ist dann abzuwarten, wie die jetzige Regierung dann auch diese Richtlinie umsetzt. Dankeschön, Astrid Ahrens. Der CO2-Fußabdruck ist nur Marketing, um den Menschen ein schlechtes Gewissen zu machen. Dieser These geht das Funk-Kolleg Klima nach, ein wissenschaftliches YouTube-Format vom Menschen Rundfunk, das ich auch moderiere. Gucken wir uns diesen CO2-Fußabdruck eines Menschen in Deutschland mal genauer an. Er liegt bei 10,8 Tonnen CO2 pro Person pro Jahr. Um die Klimaziele in Deutschland zu erreichen, dürfte unser Fußabdruck nur so klein sein, wie hier in hellgrün dargestellt. Er müsste unter einer Tonne CO2 pro Kopf liegen. Viel CO2 fällt beim Wohnen an, zum Beispiel durchs Heizen, dann natürlich einiges durch Mobilität, also durchs Autofahren und Fliegen. Und durch die Ernährung und ein weiterer großer Teil durch Konsum und durch die Infrastruktur wie Straßenbeleuchtung. Also, wer hat sich diesen CO2-Fußabdruck einfallen lassen und wie wurde er dann, man kann sagen, missbraucht? Im Funk-Kolleg klären wir das. Hallo zum Funk-Kolleg. Ich bin Jennifer Siegler und wir zerlegen gleich ein richtig schönes Ablenkungsmanöver im Kampf um den Klimaschutz, den CO2-Fußabdruck. Solche CO2-Fußabdruck-Rechner gibt es wirklich massig im Internet. Schauen wir uns mal an, wie so ein Fußabdruck-Rechner funktioniert. Man gibt da alles ein, was man so macht. Was man isst, wie man sich fortbewegt, wie man heizt. Und am Ende spuckt dieses Ding einen viel zu großen Fußabdruck aus, den ich auf der Erde hinterlasse. Mein ganzes klimaschädliches CO2. Verdammt, das macht echt ein schlechtes Gewissen. Gucken wir uns doch mal an, woher diese Art Rechnerei überhaupt kommt. Und zwar von diesen beiden hier. Das eine ist der Schweizer Mathis Wackernagel. Er gilt als einer der Vordenker im Bereich Nachhaltigkeit. Und das andere ist der kanadische Ökosystem. Ökologe William Rees. Wackernagel wollte ein Konzept entwickeln, mit dem man erklären kann, wie sehr unser Lebensstil Natur verbraucht. Und deswegen hat er gemeinsam mit Rees 1994 den ökologischen Fußabdruck entwickelt. Und das Interessante ist, dabei ging es noch gar nicht um CO2, sondern dabei ging es um Anbaufläche. Also um die Anbaufläche, die verbraucht wird, zum Beispiel für meine Lebensmittel und auch für meine Kleidung. Also die Fläche auf der Erde, die nötig ist, um meinen Lebensstandard zu ermöglichen. Was denkst du, wer hatte die Idee, diesen CO2-Fußabdruckrechner zu entwickeln? A. Forscher und Forscher im Auftrag der US-Regierung. B. Die Umweltschutzorganisation WWF. C. Der Ölkonzern BP. Das Ganze stammt aber einfach von B. BP, British Petroleum, einem weltweit agierenden Mineralölkonzern aus Großbritannien. Wieso wollte BP also diesen CO2-Fußabdruckrechner? Das fragen wir Thomas Leute. Er ist Soziologie-Professor an der Uni Frau mit dem Schwerpunkt Biotechnologie, Natur und Gesellschaft. Ich glaube, BP hat sehr schnell begriffen, dass Treibhausemissionen, CO2-Ausstoß für das... das Unternehmen maßgeblich verantwortlich ist, ein Riesenproblem darstellt. Und dann ist die Frage, wie versuche ich das als Branding-Strategie bis hin zu einer Marketing-Strategie, die natürlich dann das Interesse verfolgt, ja, wir wollen uns als ökologisch sensibles Unternehmen darstellen. Also, ich fasse zusammen. Der CO2-Fußabdruck war ein kluger PR-Trick vom Ölunternehmen BP. Und wenn mich diese Fußabdruckrechnerei nur deprimiert, dann kann ich das guten Gewissens auch einfach lassen. Da hat nämlich keiner was von. Das heißt aber nicht, dass ich nicht meinen Beitrag leisten kann. Und wie der aussehen kann, erfahren Sie auch im Funk-Kolleg Klima. Die ganze Folge gibt es in der ARD-Mediathek und bei YouTube. Ich danke Ihnen fürs Einschalten und sage Tschüss. Nächste Woche ist Thomas Koch für Sie hier im Studio. Bis bald. Musik