Hallo und herzlich willkommen bei Langrade. Mein Name ist Celine und heute erkläre ich euch alles rund um die ND-Formen im Lateinischen. Also das Gerundium, das attributive Gerundiv und das prädikative Gerundiv.
Und wir starten direkt mit dem Gerundium. Zunächst eine kleine Vorbemerkung. Im Deutschen ist es uns möglich, ein Verb zu einem Substantiv zu machen, indem wir den Artikel das vor das Verb setzen und es dann großschreiben. Aus lesen wird also das lesen und aus lernen wird das lesen. wird das Lernen.
Genau die gleiche Möglichkeit haben wir auch im Lateinischen, indem wir die ND-Formen, das Gerundium, bilden. Das Ganze schaut dann folgendermaßen aus. Im Nominativ haben wir einfach den Infinitiv. kann also sowohl lernen als auch das Lernen heißen.
In den folgenden Kasus wird dann aber das ND angehängt. Wir haben im Genitiv discendi, im Dativ discendo, im Akkusativ discendum und im Ablativ discendo. Ihr merkt vielleicht, diese Endungen kennt ihr irgendwoher, nämlich aus der O-Deklination Singular.
Nur in diesen Formen existiert das Gerundium. Man kann diese Formen jetzt natürlich einfach wörtern. wörtlich übersetzen, also das Lernen, des Lernens, dem Lernen und so weiter.
In den meisten Fällen klingt das allerdings im Deutschen überhaupt nicht gut und man versteht vielleicht sogar nicht so richtig, was gemeint ist. Aus diesem Grund werde ich euch jetzt zeigen, wie man die einzelnen Formen des Gerundiums im Deutschen schöner übersetzen kann, sodass ein guter deutscher Satz daraus wird. Der Nominativ und der Dativ des Gerundiums kommen so gut wie nie vor.
Aus diesen Gründen werde ich es hier weglassen und nur auf die Übersetzung von... von Genitiv, Akkusativ und Ablativ eingehen. Der erste Beispielsatz lautet Tempus discendiest. An der Endung NDI erkennen wir, dass es sich um einen Genitiv handelt, ein Gerundium im Genitiv. Wir übersetzen das zunächst ganz wörtlich, um zu verstehen, was überhaupt gemeint ist.
Es ist Zeit des Lernens oder es ist die Zeit des Lernens. Das klingt im Deutschen jetzt wie gesagt aber absolut nicht schön. Deswegen können wir...
wir das Ganze zu einem Infinitiv auflösen. Wir sagen also, es ist Zeit zu lernen. Diese Möglichkeit funktioniert beim Gerundium im Genitiv sehr häufig.
Anstatt also wörtlich den Genitiv zu übersetzen, machen wir daraus einen Infinitiv. Es ist Zeit zu lernen, zu singen oder was auch immer. Ein weiteres Beispiel wäre miles peritus pugnandi est.
Auch hier haben wir wieder ein Gerundium im Genitiv, pugnandi. Wir sagen zunächst wörtlich, der Soldat ist erfahren, der Soldat ist des Kämpfens erfahren. Auch das klingt im Deutschen wieder überhaupt nicht schön und diesmal können wir das Ganze mit einem treffenden Adjektiv übersetzen.
Wir könnten zum Beispiel sagen, der Soldat ist Kampf erfahren. Ihr seht schon, im Deutschen muss man einfach häufig eine treffende Übersetzung für das Gerundium finden. Die wörtliche Lösung ist meist weder schön noch wirklich richtig. Tatsächlich muss man sich hier einfach überlegen, was das Ganze im Deutschen denn eigentlich bedeuten soll und es dann in einen schöneren deutschen Satz umwandeln.
Das Gerundium im Akkusativ steht eigentlich fast ausschließlich mit der Präposition ad, die ja mit Akkusativ steht. Hier ist ein Beispiel dafür. Diesmal ist unser Gerundium im Akkusativ erkennbar an der Endung um. Paratus sum bedeutet ich bin bereit.
Wir übersetzen jetzt. Jetzt die Präposition at mit zu und haben dann ich bin bereit zu dem Lernen, zum Lernen. Das klingt jetzt tatsächlich im Deutschen eigentlich gar nicht schlecht.
Ich bin bereit zum Lernen, könnte man so lassen. Man kann das Ganze allerdings auch wieder mit einem Infinitiv bzw. mit einer Um-zu-Konstruktion auflösen. Also ich bin bereit, um zu lernen oder einfach nur ich bin bereit zu lernen.
Auch hier gilt wieder, man muss einfach gucken, wie im Deutschen die Treffensmöglichkeiten sind. Übersetzung lautet. Gleiches gilt für folgenden Beispielsatz. Der Ort ist geeignet zum Hinsetzen oder um sich hinzusetzen. Beide Lösungen wären hier theoretisch möglich und klingen im Deutschen auch treffend.
Zuletzt noch die Variante mit Ablativ. Wie ihr bestimmt schon wisst, kann man den Ablativ im Lateinischen auf unterschiedliche Weisen übersetzen. Meistens hilft eine deutsche Übersetzung mit mit, durch oder von.
Beim Gerundium ist es eigentlich so, dass man die eigentlich in fast allen Fällen die Übersetzung mit durch. Hier wieder ein Beispiel. In dem Satz doken do diskimus haben wir nun ein Gerundium im Ablativ, erkennbar an der Endung o.
Wie gesagt, das Gerundium im Dativ ist super selten. Wenn ihr also eine ND-Form mit o seht, ist es sehr sehr wahrscheinlich, dass es sich um einen Ablativ handelt. Wir übersetzen zunächst das Verb, Diskimus, also wir lernen, und übersetzen dann, wie ich gerade gesagt hatte, mit der Präposition durch.
Also durch das Lehren lernen wir. Es ist nun außerdem noch möglich, das Gerundium zu verändern. durch ein Objekt zu ergänzen. Wir nennen das Ganze dann erweitertes Gerundium. Auch hierfür zeige ich euch ein Beispiel.
Carmina canendo deus voco. Hier haben wir wieder eine ND-Form im Ablativ. im Ablativ, nämlich die Form Canendo.
Ohne Carmina vorne würde es erstmal heißen, ich rufe die Götter durch das Singen an. Singen kann jetzt ja ein Objekt bei sich tragen, nämlich ein Akkusativobjekt. Wen oder was singe ich? Das ist in diesem Fall Carmina.
Wir haben also genau genommen, durch das Liedersingen rufe ich die Götter an. Wenn man solch ein Objekt dabei hat, wirkt die ganz wörtliche Übersetzung häufig ein wenig holprig. Deswegen kann man hier gerne auch sagen, durch das Singen von Liedern rufe ich die Götter an.
Auch wenn Kamina genau genommen ein Akkusativ ist. Aber auch hier gilt wieder, wir müssen im Deutschen ein wenig freier werden, damit sich das Ganze wirklich treffend anhört. Hier noch ein Beispiel für ein erweitertes Gerundium im Genitiv. Kubidussum heißt ich bin begierig.
Kubidus steht mit Genitiv, also die Sache, nach der man begierig ist, muss im Lateinischen im Genitiv stehen. Das ist also Legendi. Zu leggere, das Lesen bedeutet, tritt nun auch wieder ein Akkusativobjekt, nämlich Libros. Es ist also insgesamt, ich bin des Bücherlesens begierig. Auch das ist vielleicht wieder nicht die schönste Variante im Deutschen.
Stattdessen können wir sagen, ich bin begierig, Bücher zu lesen. Ihr hört schon, wir machen wieder am Ende einen Infinitiv. Damit kommt man also beim Gerundium oft weiter.
Kommt! Kommen wir nun zum Gerundiv. Das Gerundiv kann im Gegensatz zum Gerundium sowohl in der A-als auch in der O-Deklination dekliniert werden und außerdem auch im Singular und im Plural.
Das Gerundium konnte ja nur in der O-Deklination im Singular dekliniert werden. Das liegt daran, dass sich das Gerundiv immer an sein Bezugswort angleicht. Und dieses Bezugswort kann ja sowohl ein Singular als auch ein Plural sein oder Maskulin, Feminin oder Neutrum sein.
Deshalb muss das Gerundiv in der Lage sein, sich daran anzupassen. in dem es sowohl die A-als auch die O-Deklination bedient. Tatsächlich gibt es in sehr, sehr vielen Fällen keinen Bedeutungsunterschied zwischen dem Gerundium und dem attributiven Gerundiv.
Es ist lediglich ein grammatikalischer Unterschied, im Deutschen wird es aber häufig gleich übersetzt. Der einzige Unterschied besteht darin, dass sich das Objekt, das ihr gerade gesehen habt beim erweiterten Gerundium, beim Gerundiv an das Bezugswort angleicht. haben also den gleichen Kasus, Numerus und Genus. Für die Übersetzung macht es keinen Unterschied. Ich zeige euch gleich mal ein Beispiel.
Die folgenden beiden Beispielsätze sollen den Unterschied zwischen Gerundium und Gerundiv erläutern. Im oberen Satz haben wir ein Gerundium, so wie wir es gerade gesehen haben. Facultas carthaginem delendi est.
Es gibt die Möglichkeit des Carthago-Zerstörens, also des Zerstörens Carthago. Wir machen hier wieder, wie wir vorhin gesehen haben, eine Infinitivkonstruktion im Deutschen. Also, es gibt die Möglichkeit, Carthago zu zerstören. Unser Gerundium steht im Genitiv und da Delere ein Akkusativobjekt bei sich tragen kann, steht Carthaginem im Akkusativ.
Der untere Satz bedeutet exakt das Gleiche. Es gibt die Möglichkeit, Carthago zu zerstören. Diesmal sind allerdings...
beide Wörter, sowohl das Gerundiv als auch das Bezugswort Carthago in den Genitiv getreten. Da Carthago ein weibliches Wort ist, steht Delende jetzt in der femininen Form, also im Genitiv der A-Deklination. Das Ganze heißt also ebenfalls, es gibt die Möglichkeit des Carthago-Zerstörens. Die Übersetzung ist dementsprechend nicht anders, sondern nur die grammatikalische Form, die vorliegt.
In den meisten Fällen ist es also nur relevant zu wissen, ob wir ein Gerundium oder ein Gerundiv haben, um unser Bezugswort erkennen zu können. Wenn wir ein Gerundium haben, wissen wir, dass das Bezugswort nicht angeglichen ist, sondern in seinem ganz normalen Kasus steht, in dem es auch stehen würde, wenn wir einen anderen Satz mit Delere hätten, der kein Gerundium ist. Bei einer Form wie Delende, die offensichtlich ein Gerundiv ist, da die A-Deklination ja im Gerundium nicht existiert, wissen wir, dass wir auf jeden Fall ein Bezugswort brauchen, das ebenfalls im Genitiv steht, da das Gerundiv nie ohne Bezugswort steht. Auch bei folgendem Beispiel gibt es in der Übersetzung keinen Unterschied, obwohl wir es mit zwei verschiedenen grammatikalischen Phänomenen zu tun haben.
Oben sehen wir wieder das Gerundium per sequendum, O-Deklination Singular, und ein dazugehöriges. Objekt, nämlich Hostes. Es ist also wieder ein erweitertes Gerundium. Zum Feinde verfolgen oder um die Feinde zu verfolgen.
Genau das gleiche gilt für die untere Wendung, bei der wir diesmal ein Gerundiv haben. Per sequendus steht im Plural, genauso wie Hostes im Plural steht. Und beides steht im Akkusativ wegen der Präposition ad. Es heißt genauso, um die Feinde zu verfolgen oder zum Verfolgen der Wendung.
Wir merken uns also, für die Übersetzung macht es eigentlich für uns keinen Unterschied, ob ein Gerundium oder ein Gerundiv vorliegt. Wir müssen uns nur darüber im Klaren sein, wo unser Bezugswort ist, falls wir überhaupt eines haben. Denn wie wir am Anfang gesehen haben, kann das Gerundium ja theoretisch auch mal komplett ohne Bezugswort stehen.
Es gibt zwar natürlich Regeln, wann der Lateiner jetzt genau ein Gerundium verwendet und wann er eher ein Gerundiv verwendet, aber die wären nur relevant, wenn man von Deutsch auf Latein übersetzen würde und nicht von Latein auf Deutsch. Deutsch. Insofern ist das alles, was man zu wissen braucht. Kommen wir nun aber noch zu einer besonderen Verwendung des Gerundivs, nämlich dem prädikativen Gerundiv. Dieses Gerundiv steht immer gemeinsam mit esse.
Wenn ihr also in einem Satz eine ND-Form habt und eine Form von esse, dann ist es sehr, sehr wahrscheinlich, dass es sich um das prädikative Gerundiv handelt. Dann gelten die Sachen, die ich gerade gesagt habe, nicht, sondern dann müssen wir das Ganze anders übersetzen und ich zeige euch wie. Lieber Legendus est. In diesem Fall haben wir eine ND-Form und eine Form von esse.
Um das Ganze im Deutschen richtig übersetzen zu können, müssen wir das Hilfsverb müssen verwenden. Das Buch muss gelesen werden. Ihr merkt schon, ich habe das Ganze auch passivisch übersetzt, denn wir haben hier in diesem Fall jetzt keinen Urheber, also niemanden, der das Buch lesen muss, sondern es ist eine allgemeine Aussage. Das Buch muss gelesen werden. Das Ganze verändert sich jedoch, wenn wir einen Dativ in unserem Satz haben.
Kommt ein Dativ in einem Satz mit prädikativen Grundi vor, dann ist das der Urheber unserer Handlung. Wir müssen jetzt also theoretisch nicht mehr passiv übersetzen, sondern können sagen, alle müssen das Buch lesen. Die passive Übersetzung ist allerdings trotzdem noch möglich.
Man kann ja auch sagen, das Buch muss von allen gelesen werden. Aktiv oder passiv, beides ist hier erlaubt. Diesen Dativ, der in einem Satz mit prädikativen Gerundi vorkommt, nennt man auch den Dativus auctoris.
Wenn ihr also bemerkt, dass ihr eine ND-Form in eurem Satz habt und eine Form von esse, dann macht euch auf jeden Fall auch noch auf die Suche nach einem Dativ, damit ihr wisst, ob ihr einen Urheber für die Handlung habt oder nicht. Falls ihr keinen Dativ findet, könnt ihr das Ganze eben einfach passivisch übersetzen, so wie wir es gerade beim ersten Beispiel gemacht haben. Hier noch ein weiteres Beispiel.
Das Kiboli macht sich so. Magistro Laudandi sunt. Wir erkennen die Form ND in Laudandi und sehen dann auch direkt, dass wieder eine Form von Esse mit dabei steht, es sich also um ein prädikatives Gerundiv handelt. Auch hier haben wir immer ein Bezugswort, deswegen ist es ja auch ein Gerundiv und kein Gerundium. Discipuli und Laudandi steht im gleichen Kasus, Numerus und Genus.
Die Schüler müssen gelobt werden. Jetzt sehen wir allerdings noch, dass wir Magistro, einen Dativ in unserem Satz haben. Der Lehrer ist hier also der Urheber, derjenige, der die Handlung ausführen muss.
Wir können also auch sagen, der Lehrer muss die Schüler loben oder die Schüler müssen vom Lehrer gelobt werden. Das waren die wichtigsten Fakten zum Gerundium und zum Gerundiv. Abschließend lässt sich noch sagen, dass man auf jeden Fall aufpassen muss, dass man die ND-Formen nicht mit den NT-Formen verwechselt. Ein Verb wie laudare kann ja sowohl die Form lau...
als auch laudandi bilden. Laudandi mit nd wäre das Gerundium, laudanti mit t wäre das ppa. Hier ist also absolute Vorsicht geboten. Merkt euch am besten, dass in dem Wort Gerundium ja schon das nd drinsteckt, dann werdet ihr von nd nicht weiter verwirrt. Ansonsten hoffe ich, dass ich euch gut weiterhelfen konnte und falls noch irgendwelche Fragen offen sind, schreibt sie sehr gerne in die Kommentare.
Ich werde auf jeden Fall darauf antworten und schreibt mir gerne auch eure Wünsche für weitere Videos. videos ansonsten bis zum nächsten mal