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Klassifikation und Behandlung von Weichteilverletzungen

Mar 12, 2025

Klassifikation von Weichteilverletzungen

Einleitung

  • Wichtigkeit der Klassifikation von Frakturen und deren Ausmaß
  • Fokus auf Weichteilverletzungen, da sie eine bedeutende Rolle in der Frakturversorgung spielen
  • Weichteilmanagement als Behandlungsschwerpunkt

Bedeutung der Weichteile

  • Weichteile sind entscheidend fĂŒr die Durchblutung und ErnĂ€hrung des Knochens
  • Weichteilverletzungen oft chirurgische NotfĂ€lle: -Verlust der Schutzbarriere Haut
    • Verletzungen von Nerven und GefĂ€ĂŸen
    • Nutrition des Knochen gestört
    • Bei ausgedehnten Muskelverletzungen gestörte Bruchheilung->Höhere Anzahl an Pseudoarthrosen bei ausgedehnten Muskelverletzungen
    • Schwierigere Versorgung von Frakturen

Entstehung von Wunden

  • AbhĂ€ngig von Biomechanik der Krafteinleitung und Körperregion
  • Verschiedene Wundarten: scharfkantige Verletzungen, Zug/Torsion, Abscherungen, Blast Injuries, Bisswunden, thermische und Quetschverletzungen

Diagnostik

  • Schwierig bei Weichteilverletzungen, insbesondere bei geschlossenen Verletzungen
  • Ultraschall und MRT können hilfreich sein, aber endgĂŒltige GewebeschĂ€digung oft erst nach Tagen beurteilbar
  • Morel-LavallĂ©e-Syndrom: Ablösung der oberflĂ€chlichen Faszie mit Bildung eines Hohlraums, der sich mit serös-hĂ€morrhagischer FlĂŒssigkeit fĂŒllt. Oft durch starken Aufprall oder Scherkraft verursacht; spĂ€te Manifestation möglich.

Kompartment-Syndrom

  • Erhöhung des Drucks in FaszienrĂ€umen, hĂ€ufig am Unterschenkel (>Oberschenkel>Unterarm)
  • Pathomechanismus: Druck ĂŒbersteigt den mikrovaskulĂ€ren Perfusionsdruck, → fĂŒhrt zu Störungen der neuromuskulĂ€ren Funktionseinheit: → Muskelnekrosen und Axonotmese
  • Ursachen: zu enge VerbĂ€nde, Trauma, Hypoxie
  • Symptome: Nicht beeinflussbarer, druckartiger IschĂ€mie- Muskelschmerz ‱ Nicht durch Analgetika beeinflussbar ‱ Kribbel- oder TaubheitsgefĂŒhl in den abhĂ€ngigen Nervengebieten ‱ Prall-gespannte Weichteile ‱ Glanzhaut Untersuchungstipp: ‱ Schmerzhafte passive Bewegung
  • Therapie: Notoperation (Dermatofasziotomie aller Kompartimente, Bilateral nach Mubarak und Owen) um Druck zu entlasten

Klassifikation von Weichteilverletzungen

  • Offene und geschlossene Verletzungen können unterschiedlich klassifiziert werden
  • Einteilung nach Schweregrad (z.B. Gustilo-Anderson oder Tscherne-Oestern) Klassifikation nach Gustilo-Anderson (Klassifikation von WeichteilschĂ€den):
  • Typ 1: saubere Wunde < 1cm
  • Typ 2: LĂ€sion > 1cm ohne Kontusion
  • Typ 3: ausgedehnter Weichteilschaden:
    • A : ausreichende Weichteildeckung
    • B: Weichteilverlust mit periostaler Ablösung
    • C: mit arteriellem und neurologischen Schaden

Klassifikation nach Tscherne-Oestern -Weichteilschaden bei geschlossenen Frakturen:

  • Grad 0: fehlende oder unbedeutende Weichteilverletzung
    • Grad I: oberflĂ€chliche SchĂŒrfung oder Kontusion durch Fragmentdruck von innen
    • Grad II:tiefe kontaminierte SchĂŒrfung sowie Haut- oder Muskelkontusion, drohendes Kompartmentsyndrom
    • Grad III: ausgedehnte Hautkontusion, -quetschung oder Zerstörung der Muskulatur, subkutanes DĂ©collement, manifestes Kompartmentsyndrom ->Grad III gefĂ€hrlich, da hĂ€ufig Weichteilverlust erst in Folgetagen

-Weichteilschaden offener Frakturen

  • Grad I: Durchspießung der Haut, unbedeutende Kontamination
    • Grad II: Durchtrennung der Haut, umschreibene Haut- und Weichteilkontusion, mittelschwere Kontamination
    • Grad III: ausgedehnte Weichteildestruktion, hĂ€ufig GefĂ€ĂŸ- und Nervenverletzungen, starke Wundkontamination,
    • Grad IV: totale und subtotale Amputation

Vorgehensweise bei Weichteilverletzungen

  • Zugangsweg durch das Trauma bestimmt
  • Weichteilmanagement ist entscheidend, um Infekte zu vermeiden
  • FrĂŒhzeitiger Einsatz von Oklusionstherapien und Lappendeckungen empfohlen

Wichtige Punkte zur Behandlung

  • Frakturen mit Weichteilverletzung sind chirurgische NotfĂ€lle
  • Weichteilverletzungen erfordern viel Erfahrung zur Beurteilung
  • Bei Kompartment-Syndrom: Operieren ist entscheidend
  • Knochenaufbau erst nach Weichteilrekonstruktion

Diskussion

  • Einsatz von Vadoplex-Pumpen als abschwellende Maßnahme
  • Prophylaktische Antibiotika bei offenen Frakturen auf 72h begrenzt bei kleinsten LĂ€sionen ggf. nur fĂŒr 24h
  • Verwendung von Kerlix bei höhergradigen, verschmutzten Wunden zur prophylaktischen Abdeckung und Vermeidung sekundĂ€rer Infektionen in Verbindung mit VakuumverbĂ€nden.

Fazit

  • Weichteilverletzungen sind komplex und erfordern sorgfĂ€ltige Beurteilung und Behandlung
  • Minimale InvasivitĂ€t bei chirurgischen Eingriffen bevorzugt