Die Geschichte der Philosophie Thales von Millet gilt als erster Philosoph. Du kennst vielleicht den Thaleskreis aus der Mathematik. Das ist derselbe Thales.
Schon vor Thales gab es natürlich weise Menschen, in Ägypten, Babylon und Indien. Die Veden zum Beispiel sind uralte Schriften, in denen auch schon philosophische Gedanken festgehalten sind. Aus der hinduistischen Philosophie schöpft Buddha und begründet den Buddhismus. der sich in Asien ausbreitet. Erleuchtung ist ein zentraler Begriff Buddhas.
Auch in China entstehen philosophische Strömungen, nämlich der Taoismus und der Konfuzianismus. Aber hier geht es um die Philosophie des Abendlands und deren Geburtsstunde markiert Thales. Thales ersetzt den Mythos durch den Logos.
Vorher wurde die Welt durch Mythen erklärt, also Göttergeschichten über die Entstehung der Natur und des Menschen. Die gab es überall auf der Welt. Thales allerdings glaubt nicht an die alten Geschichten. Er folgt dem Logos, also der Vernunft.
Kein Wunder, denn er ist auch Mathematiker. Und in der Mathematik kann er selbstständig mit der Vernunft zu Erkenntnissen gelangen. Und mit der Mathematik als Vorbild versucht er nun, die ganze Welt vernünftig und wissenschaftlich zu erklären.
Thales ist ein sogenannter Naturphilosoph. Er sucht den Urstoff. aus dem die Natur entstanden ist.
Und Thales meint, der Urstoff ist eine Art lebendiges Wasser. Vielleicht so ähnlich wie in der Bibel, der Geist, der über den Wassern schwebt. Aber keine Ahnung, was damit genau gemeint ist.
Das lebendige Wasser überzeugt anscheinend auch seinen Schüler Anaximander nicht. Der postuliert nämlich einen anderen Urstoff, das sogenannte Apeiron. Das Apeiron kann man in Worten nicht erklären. Es ist nämlich unbestimmt und unendlich.
So wie das Dao der chinesischen Philosophie. Anaximenes ist wiederum anderer Meinung. Er hält eine Art Luft für den Urstoff.
Der Stoff, aus dem die Seele besteht. So ähnlich wie sich eine Wolke aus Luft verdichtet und dann Regentropfen hervorbringt, so entsteht bei ihm die ganze Natur aus Verdichtung des Urstoffs. Pythagoras ist ein weiterer Schüler von Thales. Er studiert außerdem in Ägypten und Babylon. Pythagoras meint, Zahlen sind der Ursprung der Welt und liegt damit nicht weit von der modernen Physik entfernt.
Und Demokrit ist für seine Atomtheorie bekannt. Er denkt, dass alles aus winzigen Teilchen zusammengesetzt ist. Auch das kennen wir noch heute, die Elementarteilchentheorie.
Für Parmenides dagegen ist die materielle Welt nur Illusion. Die Inder würden Maya sagen. Er ist Idealist. Nur die geistige Welt existiert wirklich und zwar unveränderlich.
Der Mensch kann die geistige Welt zwar nicht sehen, aber durch seine Vernunft erforschen. Bei Parmenides ist also schon angelegt, was Platon später das Reich der Ideen nennt. Heraklit wiederum verwirft diese unveränderliche Welt hinter den Erscheinungen. Er meint, alles fließt.
Pantarei. Die Welt ist in ständigem Wandel wie ein Fluss. Und dann gibt es im alten Griechenland noch die Sophisten. die super geschult sind in der Logik und Redekunst und damit ihr Geld verdienen.
Je nach Arbeitgeber können sie die eine oder die andere Meinung überzeugend vertreten. Sophisten sind skeptisch. Wenn man jede beliebige Meinung scheinbar vernünftig verkaufen kann, ist dann der Logos verlässlich?
Gibt es überhaupt eine objektive Wahrheit? Oder ist die Philosophie nur ein eitles Spiel? Und dann betritt Sokrates die Bühne. Ein Meilenstein. Die Philosophen zuvor nennt man deshalb die Vorsokratiker.
Ich weiß, dass ich nichts weiß, soll Sokrates gesagt haben. Trotzdem vertraut er dem Logos. Man kann durch Vernunft nämlich Scheinwissen entlarven und vielleicht sogar mehr.
Mit geschickten Fragen attackiert Sokrates die Sophisten und die herrschende Ideologie in Athen. Das betrifft zum Beispiel die Frage nach der Tugend, das heißt die Frage nach dem moralisch guten Charakter. Das ist allerdings nicht im Interesse der Machthaber, weshalb Sokrates zum Tode verurteilt wird. Das schockiert seinen Schüler Platon. Der schreibt nun alles auf, was Sokrates nur mündlich von sich gegeben hat.
Deshalb kennen wir Sokrates eigentlich nur durch Platon. Platon beschreibt aber auch die Vorsokratiker und greift viele Themen auf. Bekannt ist insbesondere die platonische Ideenlehre. Platon meint, ähnlich wie Parmenides, dass wir in einer Schattenwelt leben und die wahre Welt dahinter ein Reich der Ideen ist.
Die höchste Idee ist die Idee des Guten, Schönen und Wahren. Platon gründet eine philosophische Schule in Athen, die sogenannte Akademie. Aristoteles wiederum ist ein Schüler der Akademie.
Er gründet später aber eine eigene Schule. Aristoteles führt in vielen Bereichen die Philosophie Platons weiter und verfeinert sie durch genaue Untersuchungen. Bei der Ideenlehre aber ist er anderer Meinung. Aristoteles glaubt nicht, dass Materie durch dahinterliegende Ideen geformt wird.
Nicht die Idee des Baums ist es, die aus einem Samen einen Baum wachsen lässt, sondern der Bauplan ist irgendwie in der Materie selbst enthalten. Heute würden wir von Genetik sprechen. Aristoteles nannte das Prinzip Telos, das Ziel. Das Telos ist der Materie eingepflanzt und formt diese von innen heraus.
So verneint Aristoteles den Idealismus Platons und nimmt eine bodenständigere Position ein. Wo Platon in den Himmel zeigt, zeigt Aristoteles auf die Erde. Diese drei Philosophen der sogenannten griechischen Klassik prägen die Philosophie bis heute. Daraus entstand zunächst die Stoa, die eine Reihe griechischer und römischer Philosophen umfasst, beginnend mit Zenon von Kition. Für die Stoiker besteht die Welt aus Materie und Logos.
Die Materie ist passiv, der Logos ist aktiv, er durchzieht die Materie und bewirkt die Entwicklung. Der Logos ist für die Stoiker also mehr als nur Vernunft. Er ist eine umfassende Weltvernunft, die alles Geschehen harmonisch regelt.
So eine Art göttliches Schicksal und es wäre dumm, sich gegen den Logos zu sträuben. Epicur dagegen meint, es gibt keine Weltvernunft, die irgendwas regelt. Gott kann man vergessen.
Stattdessen kann man sich an der Freude orientieren. Das nennt man Hedonismus. Damit zieht Epikur einige Anhänger und Anhängerinnen an, mit denen er eine Kommune bildet. Das gefällt den pflichtbewussten Stoikern gar nicht.
Den Epikuräern wird Dekadenz und sexuelle Ausschweifung vorgeworfen. Obwohl Epikur immer ein bescheidenes Leben predigt. Denn er meint, Bescheidenheit macht insgesamt am meisten Freude.
Brot und Wasser reichen zum Glück. Für Plotin wäre diese Einstellung viel zu materiell. Er heißt nicht nur ähnlich wie Platon, er hält sich auch an Platons Philosophie und begründet den sogenannten Neu-Platonismus.
Plotin glaubt also auch an die Existenz von Ideen. Die höchste Idee nennt er das Eine. Das Eine ist wie die Sonne, aus ihm strahlen alle anderen Ideen aus.
Die Sphäre der Ideen insgesamt ist der sogenannte Geist. Und jede Seele ist ein unvollkommenes Abbild des Geistes. Materie aber ist nur Illusion.
Inzwischen ist Jesus geboren und das Christentum breitet sich in Europa aus. So gelangt auch die jüdische Tradition in unsere Philosophie. Jesus kennt die alten Offenbarungen der Tora und ihre Gesetze, bringt aber das Konzept der Nächstenliebe in den Vordergrund. Als das Christentum auf die antike Philosophie prallt, beginnt das Mittelalter. Die Philosophen haben nun die Aufgabe, den christlichen Glauben mit dem Logos der Antike zu vereinigen.
Aurelius Augustinus entwickelt die erste umfassende christliche Philosophie. Er meint, nur im Inneren Gewissheit finden zu können und konzentriert sich daher auf Selbsterkenntnis. Augustinus stellt sich vor, dass die Ideen von Gott in den menschlichen Geist und von dort ins Herz einstrahlen. Das nennt er Illumination.
Im Herz empfängt der Mensch so den Willen zum Guten und das ist die christliche Liebe. In Arabien tritt Mohammed auf, und eine reiche islamische Kultur entsteht. Die Araber bringen verschollene Texte von Aristoteles nach Europa.
Dadurch studieren die Mönche vermehrt Aristoteles und integrieren ihn in die mittelalterliche Philosophie. Das nennt man Scholastik. Anselm von Canterbury zum Beispiel ist bekannt für seinen Gottesbeweis. Er meint, aus dem Begriff Gottes folgt logisch seine Existenz.
Und überhaupt muss die Vernunft immer mit dem Glauben übereinstimmen, weil beides Gott gegeben ist. Albertus Magnus betont das Gewissen. Das Gewissen ist eine gottgegebene Instanz, die dem Menschen den moralisch richtigen Weg zeigt. Also wie bei Augustinus das Gewissen als Illumination. Thomas von Aquin ordnet die Philosophie systematisch.
Platon, Aristoteles und die Bibel integriert. Unter anderem analysiert er den sogenannten Universalienstreit. Im Universalienstreit geht es um den alten Streitpunkt zwischen Platon und Aristoteles, nämlich...
ob Ideen wirklich existieren oder nur menschliche Konstruktionen sind. Die sogenannten Realisten meinen, wie Platon, dass auch abstrakte Ideen, zum Beispiel Zahlen oder das Wesen des Menschen, real existieren. Die Nominalisten dagegen denken, wie Aristoteles, dass nur wahrnehmbare Objekte existieren und alle abstrakten Begriffe nur Wortkunst sind.
Thomas findet eine Synthese darin, dass er verschiedene Arten von Ideen, er nennt sie Universalien, unterscheidet. Zum einen gibt es Ideen, die als Gedanke Gottes schon vor der Schöpfung existieren. 2. Ideen, die zwar in den Dingen verkörpert sind, aber nicht unabhängig davon existieren. Und 3. gibt es Ideen, die nur als menschliche Gedanken existieren. Kurz gesagt, manchmal haben die Realisten Recht, manchmal haben die Nominalisten Recht und manchmal haben beide Recht oder Unrecht.
Wilhelm von Ockham ist strikter Nominalist. Die Existenz von Universalien hält er für unnötig. Entsprechend seinem Rasiermesserprinzip, alle zur Erklärung nicht notwendigen Sachen kann man wegrasieren. Gott rasiert er zwar nicht explizit, aber trotzdem bekommt er Schwierigkeiten mit dem Papst in Rom. In Florenz wird Niccolo Machiavelli berühmt.
Er macht Staatsphilosophie für den Fürsten. Dabei geht es um Macht. Machiavelli meint, ein erfolgreicher Politiker muss manchmal gegen christliche Gebote verstoßen, um die Macht zu erhalten.
Damit ist Machiavelli ein Vorbote der Moderne. Die Autorität des Glaubens schwindet. Dank Kopernikus dreht sich die Erde um die Sonne.
und nicht mehr die Sonne um die Erde. Die Wissenschaft löst sich von der Bibel und die Skepsis kehrt zurück in die Philosophie. René Descartes zweifelt an allem.
Aber dabei stellt er fest, cogito ergo sum, ich denke, also bin ich. Das Selbstbewusstsein ist unzweifelhaft. Das nimmt Descartes als Fundament. Darauf will er eine rein logische Philosophie aufbauen, wie in der Mathematik.
Er liefert zum Beispiel einen Gottesbeweis, anknöpfend an Anselm von Canterbury. Descartes ist auch bekannt für seinen Dualismus. Er meint, es gibt zwei Substanzen, nämlich die Materie und den Geist, Leib und Seele, die sich gegenseitig durch die Zirbeldrüse beeinflussen.
Auch Baruch de Spinoza versucht seine Philosophie rein rational aufzubauen. Er ist aber Monist, das heißt, für Spinoza gibt es nur eine Substanz, nämlich Gott. Materie und Geist sind Eigenschaften Gottes.
Gottfried Wilhelm Leibniz ist bekannt für seine Monadenlehre. Da gibt es auch nur eine Art von Substanz, aber Milliarden Einheiten davon. Jede Seele ist eine sogenannte Monade und alle Monaden sind Teil, Kopien der Urmonade Gott.
Weil diese Denker trotz aller Skepsis weiter auf die Vernunft trauen, nennt man sie Rationalisten. Rationalisten glauben, der Mensch hat angeborene Ideen, zum Beispiel die Gesetze der Logik. Vernunft ist also angeboren.
Das verneint der Empirismus, der sich hauptsächlich in Großbritannien breitmacht. Empiristen meinen, es gibt keine angeborenen Ideen. Der Mensch ist bei Geburt ein unbeschriebenes Blatt, eine tabula rasa. Sein Denken wird erst im Laufe des Lebens durch sinnliche Erfahrung geprägt.
Was nicht durch sinnliche Erfahrung gestützt wird, spielt im Empirismus keine Rolle. Gott zum Beispiel. Für Thomas Hobbes kann daher ein König nicht von Gottes Gnaden eingesetzt sein.
Der König ist nur durch einen sogenannten Gesellschaftsvertrag legitimiert. Die Bürger haben sich auf einen König geeinigt und ihm die Macht freiwillig übertragen, weil sie nicht in Anarchie leben wollen. Damit ist der König der Kopf des Staates. Und der Staat ist wie ein riesiger Organismus, ein Leviathan. Das ist der kultivierte Zustand des Menschen.
Der Naturzustand wäre ein Krieg aller gegen alle, also schlecht. Die Natur des Menschen ist laut Hobbes schlecht. John Locke untersucht genau, wie empirische Erkenntnis funktioniert. Wie kommen die Ideen in den Kopf?
Nach und nach, meint Locke, erst bilden sich einfache Ideen durch wiederholte Erfahrung, zum Beispiel die Begriffe der Farben, Rot, Grün und Blau. Durch Verbinden, Vergleichen und Abstrahieren werden aus einfachen Ideen dann Schritt für Schritt komplexe Ideen erzeugt, zum Beispiel der Begriff des Menschen. David Hume bezweifelt den Zusammenhang von Ursache und Wirkung.
Der ist nämlich auch nicht sinnlich erfahrbar. Wir sind zwar gewohnt, dass eine Billardkugel anfängt zu rollen, wenn eine andere auf sie trifft. Aber das heißt nicht, dass die beiden Ereignisse kausal miteinander verknüpft sind. Denn auch Kausalität ist nur eine Idee in unseren Köpfen.
Dieser Gedanke hat eine große Wirkung auf Immanuel Kant. Wenn Kausalität nur eine Kategorie unseres Verstandes ist, dann gilt das auch für Raum und Zeit. Kurz Die ganze Welt ist nur eine Konstruktion unseres Verstandes.
Damit versöhnt Kant Empirismus und Rationalismus. Denn was in unserem Verstand passiert, das lernen wir im Laufe der Zeit durch Erfahrung. Erkenntnisse a posteriori. Aber daneben gibt es auch reine Vernunfterkenntnis, die unabhängig von der Erfahrung ist. Erkenntnis a priori.
Zum Beispiel die Erkenntnis, dass Dinge immer räumlich und zeitlich sein müssen, damit wir sie erleben können. Allerdings betrifft jede Erkenntnis nur die Dinge, wie sie dem Verstand erscheinen. Die Dinge für mich.
Wir nehmen zwar an, dass es eine reale Welt dahinter gibt, aber darüber wissen wir nichts. Das Ding an sich ist unergründbar. Auch Kants Ethik hat großen Einfluss. Er sieht eine moralische Pflicht für alle vernünftigen Wesen, den sogenannten kategorischen Imperativ. Nur wenn man aus dieser Pflicht heraus handelt, handelt man gut.
Das nennt man Pflichtethik. Im Gegensatz dazu begrünten Jeremy Bentham und John Stuart Mill eine Ethik, bei der es nur auf die Konsequenzen einer Handlung ankommt. Das heißt, eine Handlung ist dann gut, wenn sie möglichst viel Nutzen für alle Beteiligten bringt.
Das ist Utilitarismus. Als Vertreter der französischen Aufklärung steht hier Jean-Jacques Rousseau, der Aufklärer mit Herz, schon fast Romantiker. Für Rousseau ist der Mensch von Natur aus gut. Damit widerspricht der Hobbes. Erst die Erziehung macht aus guten Kindern selbstsüchtige Erwachsene.
Und nur deshalb ist ein Gesellschaftsvertrag nötig. Kant schaffte die Voraussetzungen für den sogenannten deutschen Idealismus. Denn wenn das Ding an sich unergründbar ist, dann bleibt alles Wissen beschränkt auf das eigene Bewusstsein. Also betreibt man Bewusstseinsphilosophie.
Für Johann Gottlieb Fichte geht es um das Ich. Ähnlich wie bei Descartes ist die Existenz des Ich gesetzt. Das ist die erste These.
Dem Ich gegenüber setze ich aber auch ein Nicht-Ich. Das ist die Antithese. Das alles spielt sich aber in meinem Bewusstsein ab.
Also sowohl das Ich als auch das Nicht-Ich sind Teile des absoluten Ich. Damit haben wir die Synthese. Georg Wilhelm Friedrich Hegel erkennt diese Denkbewegung aus These, Antithese und Synthese als Grundmuster. Er nennt das Dialektik.
Dialektisch entfaltet sich der Weltgeist im Laufe der Geschichte. Wie ein Organismus. Schließlich wird der Geist sich selbst.
als das absolute Erkennen. Auch für Schelling ist Selbstbewusstsein das oberste Prinzip. Das Selbstbewusstsein konstruiert wie bei Fichte das Subjekt und die Objekte in seinem Denken.
Aber eigentlich sind Natur und Geist identisch. Andere Menschen werden als Objekte betrachtet, die Selbstbewusstsein haben. Diese nennt Schelling Subjektobjekte.
Sören Kierkegaard setzt sich vom Idealismus ab. Er verurteilt das abstrakte Denken. Hegels und sucht einen Weg zurück zum Glauben. Der Schlüssel dazu liegt für Kierkegaard darin, sich selbst als Existenz zu begreifen.
Das heißt insbesondere, sich selbst als in Gott gegründet zu glauben. Auch Arthur Schopenhauer will sich vom deutschen Idealismus unterscheiden. Er folgt Kant darin, dass unsere Welt ein Produkt des Verstandes ist.
Die Welt ist Vorstellung. Aber nicht nur. Schopenhauer glaubt, dass noch etwas dahinter steckt, nämlich der Wille. Überall in der Welt offenbart sich der eine große, mysteriöse Wille.
Der Wille handelt durch dich, so wie du es gewohnt bist. Er lässt aber auch Bäume wachsen und Flammen züngeln. So ähnlich wie der Wille Gottes, nur ohne Gott. Der Linkshegelianer Ludwig Feuerbach räumt nun ganz auf mit der Religion.
Für ihn ist Gott nur ein Produkt des Menschen. Der Mensch projiziert all seine Ideale auf ein Fantasiewesen. Gott ist der Größte und Beste und Mächtigste und Weiseste.
die man sich vorstellen kann. Dabei macht sich der Mensch selbst klein und armselig, damit die Projektion noch toller erscheint. Auch Karl Marx ist Atheist.
Er stülpt den hegelischen Handschuh um, vom Idealismus zum Materialismus, wie es schon von Feuerbach vorgezeichnet war. Er sieht das dialektische Prinzip in der Geschichte. Die Gesellschaft spaltet sich immer wieder in These und Antithese, Unterdrücker und Unterdrückte. Das nennt Marx den Klassenkampf.
Erst durch eine Revolution löst sich diese Spannung. Die Gesellschaft ordnet sich dann neu in einer Synthese auf höhere Stufe. Am Ende dieser Entwicklung steht der Kommunismus. Friedrich Nietzsche gilt als der Philosoph mit dem Hammer.
Gott ist tot, ist einer seiner berühmtesten Aussprüche. Moral ist relativ. Dem Christentum wirft er Heuchelei und Sklavenmoral vor.
Für Nietzsche ist jeder Gedanke und jede Handlung egoistisch motiviert, es regiert der Wille zur Macht. Mit seinem Nihilismus ist er ein Vorläufer der Postmoderne. Nietzsche meint, es gibt keine objektive Wahrheit.
Das Vertrauen in Wissenschaft und Logik hält er für unbegründet. Wer dies erkennt, die alten Muster mit dem Hammer zerschlägt und stark genug ist, sich frei zu entfalten, der wird selbst zum Übermenschen. Edmund Husserl ist der Begründer der Phänomenologie.
Er analysiert die unmittelbaren Phänomene im Bewusstsein, und zwar ohne Vorurteile und Deutungen. Wenn ich zum Beispiel einen Baum sehe, dann glaube ich normalerweise, dass der Baum existiert und gewisse Eigenschaften hat. Aber der Baum ist nicht das Phänomen, sondern nur das Baumerlebnis ist das Phänomen, um das es Husserl geht. Er meint, die ganze Philosophie und Wissenschaft sollte letztlich auf die Phänomene zurückgeführt werden. Er hat damit großen Einfluss auf die sogenannte Existenzphilosophie.
Martin Heidegger zum Beispiel untersucht das Sein phänomenologisch. Ausgangspunkt ist dabei das Phänomen des eigenen Bewusstseins. Und dieses Phänomen ist nicht nur eine Art flüchtige Abbildung, sondern das ist schon das Dasein des Menschen.
Das ist Existenz bei Heidegger. Jean-Paul Sartre sagt deshalb, die Existenz geht der Essenz voraus. Ich kann meine Existenz unmittelbar betrachten, aber die Essenz, den Sinn meines Lebens, sehe ich nicht.
Was der Mensch ist und was er sein soll, ist nicht von Gott oder der Natur gegeben, sondern muss von jedem selbst entworfen werden. Der Mensch ist damit zwar sehr frei, aber auch orientierungslos und trotzdem voll verantwortlich für das eigene Sein. Das kann deprimieren.
deswegen tragen Existenzialisten schwarze Rollkragenpullover. Gottlob Frege gilt als Vater der Sprachanalyse. Er unterscheidet Sinn und Bedeutung eines Begriffs. Zum Beispiel beim Begriff Hund.
Mit Hund ist ein domestizierter Wolf gemeint. Das ist der innere Sinn, die sogenannte Intention des Begriffs. Wenn man nun in die Welt schaut und alle Hunde zu einer Menge zusammenfasst, dann hat man die äußere Bedeutung, die Extension des Begriffs. Frege gilt auch als Begründer der modernen Logik, in der logische Aussagen und logische Schlüsse durch Symbole dargestellt werden.
So ähnlich wie in der Mathematik. Bertrand Russell gelingt es dann sogar, die gesamte Mathematik auf logischen Prinzipien aufzubauen und rein symbolisch darzustellen. Außerdem vertritt er eine Korrespondenztheorie zwischen Sprache und Realität. Das heißt, jeder wahre Satz korrespondiert mit einer realen Tatsache. Falsche Sätze dagegen korrespondieren nicht mit der Realität.
Die ideale Sprache ist also wie eine Art Netz, passend über die Realität gesponnen. Ludwig Wittgenstein ist anfangs ebenso von der Korrespondenztheorie der Sprache überzeugt. Später allerdings kritisiert er diese. Er deutet nun die Sprache als Sprachspiel, das nach eigenen Regeln abläuft wie beim Schach.
Die Bedeutung der Wörter liegt darin, wie man sie gebrauchen kann, genauso wie die Bedeutung der Schachfiguren darin liegt, wie man sie ziehen kann. Karl Popper ist bekannt für seine Wissenschaftstheorie. Auch eine wissenschaftliche Theorie ist eine Struktur aus Sprache und Logik, die irgendwie mit der Realität zusammenhängen soll. Man kann aber eine Theorie nie beweisen, nie verifizieren.
Man kann sie zwar durch Experimente bestätigen, aber es bleibt immer die Unsicherheit, dass ein späteres Experiment die Theorie widerlegt. Das nennt Popper eine Falsifikation. Diese drei Denker stehen stellvertretend für die sogenannte analytische Philosophie, in der es um die Klärung der Sprache und der Logik geht.
Man kritisiert philosophisches Gerede, solange die Grundbegriffe unklar sind. Wie kann man zum Beispiel die Freiheit des Willens behaupten, wenn man gar nicht weiß, was Freiheit ist und was der Wille sein soll? Analytische Philosophen kümmern sich erstmal darum, die Begriffe zu klären. Und sie meinen, viele Probleme lösen sich dadurch von selbst. Dieses Umdenken in der Philosophie nennt man die linguistische Wende.
Die Sprache wird nicht mehr als neutrales Mittel des Denkens betrachtet, sondern als strukturierende Bedingung. Unser Denken ist in Sprache gefangen und das muss man durchschauen. Sigmund Freud dagegen kümmert sich um die Psyche des Menschen und seine Psychologie prägt die Philosophie auch tiefgreifend. Freud vergleicht die Seele mit einem Eisberg. Nur ein kleiner Teil ist sichtbar, das ist das Bewusstsein.
Der größte Teil ist Unbewusstes. Ähnlich wie Nietzsche meint er, dass der Mensch weitgehend von irrationalen Trieben geleitet wird und Vernunftgründe oft nur vorgeschoben sind. Damit stehen wir an der Schwelle zur Postmoderne.
In der Philosophie kommen zunehmend Zweifel am Programm der Moderne auf. Die Menschheit ist vom Glauben abgefallen und hat der Aufklärung vertraut. Und dann findet sie sich in einem moralischen Vakuum wieder. Und jemand wie Hitler bespielt irrationale Triebe mit einer eiskalten Ideologie. 1945 liegt die Welt in Trümmern.
Das nehme ich als symbolischen Beginn der Postmoderne. Nun fragen sich die Philosophen, wie das passieren konnte. Was macht Aufklärung?
Was bringt die Vernunft eigentlich? Was ist Wahrheit? Gibt es überhaupt eine einheitliche Wahrheit?
Oder hat jeder seine eigene Wahrheit? Theodor Adorno und Max Horkheimer kritisieren die Aufklärung als eine Herrschaftsideologie. Ursprünglich als Herrschaft der Vernunft gedacht, führt sie zur totalen Herrschaft von Autoritäten über eine Gesellschaft, wie bei den Nazis. Auch Hannah Arendt versucht, die Hintergründe des Totalitarismus zu erklären.
Sie war übrigens eine geheime Geliebte Heideggers. Arendt meint, totalitäre Bewegungen können jede Ideologie hernehmen und sie durch Terror in eine neue Staatsform überführen. So hat es Hitler gemacht, so hat es Stalin gemacht und so könnten es in Zukunft auch andere machen.
Michel Foucault untersucht ebenfalls den Wandel von Ideologien und welche Rolle Macht dabei spielt. Wahrheiten werden durch Diskurs herausgebildet. Ein Diskurs ist eine Art Sprachspiel. das sich in verschiedenen Medien äußert. Und wer die Macht hat über den Diskurs, der kann Ideologie steuern.
Denn was als vernünftig und richtig gilt, etabliert sich durch die Sprache der Medien. Aber was bedeutet die Sprache der Medien? Für Jacques Derrida ist diese Frage zentral. Was bedeutet ein Text zum Beispiel? Was bedeutet eine einzige Aussage?
Die Aussage, ich esse Fleisch zum Beispiel, bedeutet nicht nur, dass ich Fleisch esse. Da schwingt noch viel mehr mit, was man erst in Abgrenzung zu alternativen Aussagen verstehen kann. Ich bin zum Beispiel kein Vegetarier. Das bedeutet etwas über meinen Charakter, meine Sozialisation und weiß Google noch vieles mehr. Alles hängt zusammen in räumlichen und zeitlichen Kontexten.
Bedeutung ist verwirrend komplex und eigentlich nicht greifbar. Derrida bezeichnet diese Ungreifbarkeit als Differenz, mit einem A statt mit einem E. Differenz bedeutet zum Beispiel dass ein philosophischer Text nie ganz verstanden werden kann.
Selbst dem Autor ist die Bedeutung seines Textes nie ganz klar. Er ringt selbst um die Interpretation. Aber es gibt gar nicht die eine richtige Interpretation.
Jacques Lacan folgt Sigmund Freud. Er ist Psychoanalytiker. Lacan meint, auch das Unbewusste funktioniert wie eine Sprache, eine Struktur von Symbolen. Bis in die Tiefe der Seele sind wir nach linguistischen Gesetzen programmiert. Eine wichtige Rolle spielt bei Lacan das Symbol des Anderen.
Das Andere ist das Nicht-Ich in all seinen Formen. Vom großen Anderen bin ich bestimmt, von Kind an, von der Mutter, vom Vater, von der Gesellschaft und von der Sprache. Und das kleine Andere ist das Ziel meiner Begierden, das Bonbon, der oder die Geliebte.
Slavoj Žižek meint, wir sind alle ideologisch geprägt, egal in welcher Kultur wir aufgewachsen sind. Jedes Denksystem ist Ideologie. Und Ideologie hat zwei Seiten.
Zum einen die offene Seite, ausgesprochene Überzeugungen und Werte, die als korrekt gelten. Zum anderen die dunkle Kehrseite, die das schmutzige Geheimnis einer Ideologie transportiert. Das sind die unausgesprochenen Überzeugungen und Werte. Aber wir Denker der Postmoderne halten uns ironischerweise für Ideologie frei, wodurch Ideologie noch besser funktioniert, weil unerkannt. Sogar die Wissenschaft ist von einer Art Ideologie geprägt.
Thomas Kuhn nennt diese Paradigma. Das Paradigma bestimmt, was überhaupt beobachtet und überprüft wird und was wir als selbstverständlich hinnehmen. Das Paradigma bestimmt auch, wie wir Wissenschaft betreiben und wie wir die Ergebnisse interpretieren. Allerdings gibt es auch in der Wissenschaft manchmal Krisen, in denen ein fundamentales Umdenken stattfindet, ein sogenannter Paradigmenwechsel. Da wird das alte Paradigma ersetzt durch ein neues.
Das kann ganz anders aussehen. Plötzlich ist die Erde nicht mehr Mittelpunkt des Universums. Plötzlich sind Raum und Zeit relativ.
Und plötzlich ist Materie Information. Und da stehen wir heute. Nach 2500 Jahren Philosophie des Abendlands. Plakativ zusammengefasst in diesem Video. Noch viel mehr gäbe es zu erzählen und noch viel genauer.
Und ich freue mich über Ergänzungen und Berichtigungen in den Kommentaren.