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Ludwig XIV. und Absolutismus

In diesem Video geht es um Ludwig XIV. Ich erkläre euch, wie der Mann zum absoluten Herrscher wird, wie man am königlichen Hof in Versailles lebt und wieso man ihn den Sonnenkönig nennt. Eben alles, was ihr dazu wissen müsst.

Also ich weiß nicht, wie es bei euch ist, aber wenn ich am Morgen aufstehe, dann brauche ich keinen großen Trubel. Ich brauche einfach nur Ruhe. Ich will nicht tausende Leute um mich herum und Riesen-Action und so, sondern ich bin einfach...

ganz entspannt unterwegs, bis ich angezogen bin, fertig und dann in den Tag starten kann. Und da muss ich sagen, Gott sei Dank bin ich kein König zur Zeit des Absolutismus. Denn damals verläuft das morgendliche Aufstehen ganz anders als bei mir heute. Wenn Seine Majestät, König Ludwig XIV., der französische Herrscher im Jahr 1685, aufsteht, dann erwarten ihn bereits seine Kinder, sein Leibarzt, sein oberster Diener, mehrere Friseure und Schneider und jede Menge Diener.

Ludwig betet noch im Bett und steht dann auf. Pardon, er erhebt sich aus den Federn seines Bettes. Er lässt sich die Pantoffeln und den Schlafrock anziehen. Dann werden verschiedene Edelleute, die schon draußen warten, hereingelassen.

Der Hofprediger, der Hauptmann, der Leibwächter, die Minister des Königs und ein paar ausländische Botschafter. Jetzt sieht sich der Herr König aus und geht aufs Klo. Die Menschen, die im Raum sind, finden das nicht peinlich.

Sie sind eher stolz darauf, dass sie beim Aufstehen und beim Klogang dabei sein dürfen. Während sich Ludwig XIV. weiter von seinen Dienern anziehen lässt, dürfen auch die anderen Adligen und hohen Generäle und Gäste ins Schlafzimmer kommen.

Das muss ein ganz schön großes Schlafzimmer sein, denkt ihr euch vielleicht. Und das ist es auch. Und das Schlafzimmer des Königs befindet sich auch tatsächlich im Mittelpunkt des großen Schlosses in Versailles.

Ludwig XIV. bewohnt ein unfassbar riesiges Schloss, Versailles, in der Nähe von Paris. Das Hauptgebäude ist 500 m2.

180 Meter lang, also etwa so lang wie sechs Fußballfelder aneinandergelegt. Es gibt mehr als 2000 Zimmer, was es übrigens kaum gibt. Das sind Toiletten und deswegen pinkeln die meisten Leute einfach in den Gang oder hinterlassen sonst irgendwelche Dinge da in den Gängen. Es muss unfassbar gestunken haben, sagen Zeitgenossen.

Aber egal, sieht toll aus und auch die Gartenanlagen sind so gigantisch, dass man sich da echt verirren kann. Versailles ist aber nicht nur riesig, sondern auch besonders prachtvoll. Marmor, Gold. Teure Spiegel, Teppiche, Gemälde, Statuen, wohin man auch schaut, Kronleuchter, was soll ich sagen? Es ist ein wahres Luxusparadies.

Und überall findet man das Symbol Ludwigs. Die Sonne. Die Sonne. Der Mittelpunkt des damals bekannten Universums. Drunter macht das nicht.

Sein Schlafzimmer ist übrigens wirklich der Mittelpunkt des Schlosses. Und Ludwig ist der Mittelpunkt der Gesellschaft. Nicht nur der 10.000 Leute, die im Schloss Versailles wohnen, sondern von ganz Frankreich. Alles dreht sich um ihn.

So wie die Planeten. um die Sonne kreisen. Deshalb nennt man Ludwig XIV. auch den Sonnenkönig.

Ludwig wird schon mit fünf Jahren König. Da darf er aber noch nicht selbst regieren. Das erledigt ein Kardinal für ihn, der auch oberster Minister ist.

Und als Ludwig XVIII. wird, erklärt er, dass er selbst Chef der Regierung sein und keine Minister mehr haben will. Ludwig sieht sich als von Gott eingesetzter König, der über allen steht, auch über dem Gesetz.

Und weil er vom Gesetz losgelöst ist, also nicht mehr an das Gesetz gebunden, nennt man seine Herrschaft eine absolute Herrschaft. Absolut ist lateinisch und bedeutet losgelöst. Ludwig ist ein absolutistischer Herrscher. Er begründet den Absolutismus. Sein Motto lautet Der Staat bin ich, auf Französisch l'état c'est moi.

Damit drückt Ludwig aus, dass alle Fäden bei ihm zusammenlaufen. Jetzt wissen wir, wie sich Ludwig selbst sieht, nämlich als Alleinherrscher, der tut, was er will, aber ... Wie regiert er denn konkret?

Wie schafft er es, die Kontrolle über Frankreich zu behalten? Ludwigs Macht stützt sich auf vier Säulen. Eins, der Beamtenapparat. Zwei, das stehende Heer. Drei, als von Gott eingesetzter Kaiser herrscht er auch über die Kirche.

Und vier, er ist der oberste Richter und der oberste Gesetzgeber. Fangen wir mit der ersten Säule an. Mit seinem Beamtenapparat regiert Ludwig bis ins kleinste Dorf in Frankreich hinab.

Die Beamten bekommen eine lebenslange Stellung und dafür müssen sie dem König treu ergeben sein. Außerdem verfügt er über das größte Heer der damaligen Zeit. Und das ist die zweite Säule.

Es ist ein besonderes Heer. Im 30-jährigen Krieg, der 40 Jahre zuvor zu Ende gegangen ist, haben Söldnerheere gekämpft. Also quasi Soldaten, die man mieten kann und die mal da und mal da kämpfen, je nachdem, wer ihnen gerade Geld gibt. Ludwigs Soldaten sind nicht gemietet, sondern sie verpflichten sich für ein paar Jahre für ihren König zu kämpfen. Diese Soldaten sind also dem König treu ergeben und jederzeit einsatzbereit.

Deshalb sagt man stehendes Heer. Der 14. setzt seine Armeen auch ein. Insgesamt führt er 30 Jahre lang Kriege.

Kommen wir jetzt zur dritten Säule. Die katholische Kirche ist Staatskirche und auch sie dient dem König. So sichert sich Ludwig der 14. als von Gott gewollter Herrscher auch Macht über die Kirche. Und die vierte Säule ist, er steht, wie schon gesagt, über dem Gesetz. Er allein, er lässt die Gesetze, was dazu führt, dass die Rechtsprechung der Willkür des Königs unterliegt.

Eigentlich können jetzt dem König nur noch die anderen Adligen gefährlich werden. Denn die haben ja nichts mehr zu melden und ganz klar, da sagen manche Adlige, das finden wir nicht so toll. Und deshalb gründet Ludwig einen sogenannten Hofstaat. Der Hohe Adel, also die ältesten und reichsten Familien, die wohnen direkt beim König in Versailles.

Sie versuchen in der Gunst des Königs immer oben zu stehen und deshalb leben sie ein Luxusleben. Sie werfen mit Geld um sich, nur um dem König aufzufallen. und um in seiner Nähe sein zu dürfen. Wie die Planeten um die Sonne, so kreisen sie um den König. Da muss man sagen, Ludwig hat das geschickt eingefädelt, denn die Adligen sind so nah bei ihm, immer unter Kontrolle.

Sie sehnen sich danach, die anderen Adligen auszustechen, indem sie die Aufmerksamkeit des Königs auf sich ziehen. Ihr Leben ist wie eine einzige gigantische Party, die niemals aufhört. Und von solchen Leuten droht Ludwig keine Gefahr mehr.

Das stehende Heer Also das Heer, das ständig verfügbar ist, der Beamtenapparat und das Luxusleben in Versailles. Alles das kostet natürlich Unsummen an Geld. Und das bezahlen, wie fast immer, die Untertanen, Bürger und Bauern.

Sie müssen Steuern und Abgaben entrechten. Zu sagen, hatten sie in Ludwigs Frankreich nichts. Sie müssen gehorchen und sie müssen bezahlen.

Und wo wir gerade beim Geld sind, Ludwig will die Wirtschaft ankurbeln. Denn nur eine Brumme der Wirtschaft kann den absolutistischen Staat finanzieren. Das Wirtschaftssystem heißt Merkantilismus.

Und das Ziel ist es, möglichst viele Waren in möglichst großer Zahl im Land herzustellen und dann ins Ausland zu verkaufen. Deshalb dürfen Rohstoffe nicht mehr aus Frankreich ausgeführt werden und auf ausländische Waren wird ein Zoll erhoben. Die Maße und Gewichte, die werden landesweit vereinheitlicht.

Und weil kleine Betriebe nicht für den Verkauf ins Ausland erforderlichen Stückzahlen herstellen können, werden Manufakturen gegründet. Das sind also Betriebe, in denen an einem Ort alles produziert wird, aber von Hand. An der Stelle eine kurze Zusammenfassung. Ludwig macht also alle Beamten oder Soldaten oder auch Adligen direkt von sich abhängig.

Bezahlen müssen den gigantischen Staatsaufwand die Bürger und Bauern. Und damit die genug Geld verdienen, um richtig kräftig Steuern berappen zu können, ergreift Ludwig Maßnahmen, um die französische Wirtschaft anzukurbeln. Frankreich wird unter Ludwig zum modernsten Land Europas. Und der Sonnenkönig wird zum Vorbild für Europas Herrscher.

Selbst in Deutschland, wo es kein großes Reich gibt, sondern viele größere und kleinere Herrschaften, Fürsten oder Herzogtümer. Sie alle wollen so mächtig sein wie Ludwig XIV. Sie wollen absolutistisch herrschen. Und sie wollen es auch zeigen. Nämlich indem sie versuchen, Versailles ...

in Kleinformat nachzubauen. Überall werden solche Schlösser gebaut. Das berühmteste Beispiel ist sicherlich das hier, Schloss Sanssouci in Potsdam bei Berlin.

Und der, der dort wohnt, das ist Friedrich der Große, der seinem Vorbild Ludwig XIV. extrem nacheifert. So, und von Potsdam kommen wir jetzt zurück nach Frankreich. Für die französischen Untertanen ist die Lage nicht so angenehm.

Sie merken, dass der absolutistische Staat ziemlich ungerecht zu ihnen ist, denn auf ihrem Rücken feiert der Versailler Hof und kämpft das her und entfaltete der König seine ganze Pracht. Die Gesellschaft ist aufgebaut wie eine Pyramide. An der Spitze ist natürlich der König, dann der erste Stand, die Geistlichen. Dann kommt der zweite Stand, die Adligen, und dann der dritte Stand, die Bürger und Bauern. Vom reichen Bankbesitzer bis zum leibeigenen Bauern ist da alles dabei.

Und man muss sagen, der dritte Stand macht 98 Prozent der Gesamtbevölkerung aus. Aber er bezahlt das verschwenderische Leben der oberen beiden Stände. Komplett.

Die lassen sich das aber irgendwann nicht mehr gefallen. Und sie starten eine Revolution. Die französische Revolution. Um dieses Thema geht es hier bei uns in den nächsten Videos. Wenn ihr zu diesem Thema hier Fragen habt, dann postet sie gerne unten in die Kommentare.

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