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ETF-Auswahlkriterien

2015 wurde zum ersten Mal die Marke von 3 Billionen US-Dollar investiertem Kapital in ETFs gebrochen. Der Markt für ETFs ist in vollem Wachstum und immer wieder werden neue Produkte und Infos vorgestellt. Allein in Deutschland gibt es mehrere Tausend ETFs, die zum Vertrieb angeboten werden. In diesem Video werden wir uns anschauen, wie man den richtigen ETF findet und worauf zu achten ist. Hi, mein Name ist Thomas von "Finanzfluss", und heute werden wir uns einmal anschauen, welche Faktoren denn einen Einfluss darauf haben, welche ETFs wir uns aussuchen, um unser passives Portfolio zu bilden. Dieses Video ist Teil unseres Videokurses "Richtig passiv investieren lernen", und in diesem Kurs haben wir uns ja bereits angeschaut, welche fünf Schritte notwendig sind, um uns ein passives Portfolio aufzubauen, wir haben uns angeschaut, wie ihr eure Risikotoleranz herausfindet, und wir haben uns bereits die Asset Allocation von Gerd Kommer mit seinem Weltportfolio angeschaut. In diesem und im nächsten Video werden wir jetzt herausfinden, wie wir diese Asset Allocation mit Leben füllen können, also mit konkreten ETF-Produkten umsetzen können. Dazu schauen wir uns heute einmal in der Theorie verschiedene Begrifflichkeiten, wie z. B. TER, die Replikationsmethode und was der Unterschied zwischen steuereinfach und steuerhässlich ist, an, um sie dann im nächsten Video auf der Webseite justETF umzusetzen, diese ETFs rauszusuchen und zu kaufen. Bevor wir uns jetzt vier Punkte anschauen, die für die Wahl eines ETFs wichtig sind, möchte ich noch einen Tipp unbedingt vorab geben: Zunächst einmal ist es wichtig, dass ihr viel Zeit dafür investiert, euch die richtigen ETFs herauszusuchen, und euch mit der Thematik vertraut macht. Ihr könnt euch diese Videos anschauen, müsst euch aber auch darüber hinaus informieren und auf Plattformen wie z. B. just ETF oder bei den einzelnen ETF-Anbietern wie z. B. Amundi, Lyxor, ComStage oder X-trackers einmal jedes ETF einzeln anschauen und euch auch mal in die Produktinformationen reinlesen. Das ist sicherlich viel Arbeit, allerdings lohnt es sich, nicht nur, um euer Portfolio zu bilden, sondern auch, um euch persönlich weiterzubilden und mehr von euren eigenen Investments zu verstehen. Da ihr euch dazu entschieden habt, eure Geldanlage selbst in die Hand zu nehmen, seid ihr auch für eure Investitionen verantwortlich. Von daher ist es besonders wichtig, dass ihr euch informiert und weiterbildet. Einen weiteren Tipp, den ich euch an die Hand geben möchte, ist es, nicht nach dem perfekten ETF zu suchen. Diesen gibt es nämlich leider nicht. Es hat alles seine Vor- und Nachteile, wenn es um diverse Faktoren beim ETF geht, die wir uns jetzt anschauen werden. Allerdings werdet ihr an irgendeiner Stelle immer einen Kompromiss eingehen müssen. Da es aber bei ETFs ständig Innovationen und Produktverbesserungen gibt, ist es sehr wahrscheinlich, dass nach und nach ETFs auf den Markt kommen, die euch noch besser gefallen, und die noch besser in euer Portfolio passen. Von daher ist es wichtig, dass ihr immer auf dem Laufenden bleibt und euch darüber informiert, welche Produkte es auf dem Markt gibt. Es kann sein, dass in drei, vier Jahren ein ETF, das ihr bereits ausgesucht habt, das einen bestimmten Teil eurer Asset Allocation abbildet, durch ein neues ersetzt werden kann, weil es bessere Produkteigenschaften hat. Gut, schauen wir uns jetzt einmal vier Faktoren an, die eine Rolle bei der Wahl des richtigen ETFs spielen. Einer der wichtigsten Faktoren bei der Wahl des richtigen ETFs ist das Total Expense Ratio, also die Gesamtkostenquote, die euer ETF beinhaltet. ETFs zeichen sich ja, im Gegensatz zu klassischen Investmentfonds, gerade dadurch aus, dass sie eine besonders niedrige Kostenquote haben. Diese Kostenquote könnt ihr im TER, im Total Expense Ratio, nachlesen. Diese Zahl wird von den ETF-Gesellschaften, aber auch auf allen anderen Plattformen, wie z. B. bei Brokern oder bei justETF immer angezeigt. Möchtet ihr jetzt einen Teil eurer Asset Allocation mithilfe eines ETFs abbilden, nehmen wir einmal das Beispiel der Entwicklungsländer, der Emerging Markets, könnt ihr ETFs heraussuchen, die den MSCI Emerging Markets abbilden. Hiervon gibt es eine Vielzahl von ETFs auf dem Markt. Von daher: Vergleicht die einzelnen ETFs und vergleicht vor allem auch die Gesamtkostenquote, und sucht euch dann, wenn alle anderen Faktoren für euch stimmen, den günstigsten heraus. Ein weiterer Faktor, der für euch eine Rolle spielt, ist, ob der ETF ausschüttend oder thesaurierend ist. Thesaurierend bedeutet, dass der Fond die Dividenden, die er erhält, zurück in das ETF investiert und somit der Kurs des ETFs steigt. Ausschüttend bedeutet, dass die Dividenden, die das ETF erhält, direkt an die Investoren ausgeschüttet wird. Bei der Thesaurierung bleibt das Geld also im Fond und bei der Ausschüttung wird es an euch ausgeschüttet. Beide Varianten haben Vor- und Nachteile. Schauen wir uns zunächst die Thesaurierung an. Hier ist der Vorteil, dass Transaktionskosten gespart werden. Es wird kein Geld ausgeschüttet, das ihr dann wieder zurück in einen ETF investieren müsst und dann eventuell bei eurem Broker Gebühren bezahlen müsst. Außerdem hat die Thesaurierung den Vorteil, dass ihr an das Geld auch nicht rankommt und somit nicht verführt werdet, es zu konsumieren oder auszugeben. Für den langfristigen Vermögensaufbau kann Thesaurierung von daher Sinn machen. Habt ihr einen ausschüttenden ETF, werden die Dividenden direkt auf euer Depot gebucht. Dann müsst ihr das Geld selbst wieder reinvestieren, da ihr sonst nicht vom Zinseszinseffekt profitiert, sondern euer Geld nur rumliegt und keine Erträge erwirtschaftet. Bei der Thesaurierung habt ihr dieses Problem nicht. Ein weiterer Nachteil bei der Ausschüttung könnte sein, dass ihr dazu verführt werdet, das Geld auszugeben. Wenn ihr euch allerdings an unserem 2-Konten-Modell orientiert habt und Konsum vom Sparen und Investieren trennt, dann ist es ja noch weiter auf eurem Sparkonto und somit werdet ihr es auch nicht anrühren. Ein Vorteil, den ausschüttende ETFs haben können, ist, wenn sie im Ausland notiert sind. Wenn ein ETF im Ausland ansässig ist, und das ist für die meisten in Deutschland vertriebenen ETFs der Fall, kann es von Vorteil sein, wenn es sich um ein ausschüttendes ETF handelt. Mithilfe der Ausschüttung könnt ihr eine sogenannte Doppelbesteuerung umgehen, die wir uns im vierten Punkt, nämlich steuerhässlich oder steuereinfach, noch einmal genauer anschauen werden. Welche der beiden Varianten ihr wählt, hängt also immer von eurem Sparzweck und der Einzelsituation ab. Mit dem Thesaurieren könnt ihr Transaktionskosten sparen, weil ihr nicht aktiv wiederanlegen müsst. Mit dem Ausschüttenden hingegen könnt ihr gewisse Doppelbesteuerung umgehen und somit Steuern sparen. Ein weiterer Punkt, der bei der Wahl eures ETFs eine Rolle spielt, ist die sogenannte Replikationsmethode. Die Replikationsmethode ist die Art, wie der ETF den Index abbildet. Hierzu gibt es grundsätzlich zwei Hauptmöglichkeiten und einige Mischformen. Die Unterschiede sind einmmal eine Swap-Abbildung und einmal eine physische Replikation. Bei der physischen Replikation kauft der ETF-Anbieter die Aktien, die im Index enthalten sind. Bei der Swap-Replikation tätigt der ETF-Anbieter ein Tauschgeschäft. Um das zu tun, kann sich ein ETF-Anbieter ein beliebiges Portfolio erstellen, z. B. von großen Standardunternehmen in Europa, und die Performance dieses Portfolios, das er kreiert hat, mit der Performance des entsprechenden Index tauschen. Hierzu schließt er einen Tauschvertrag, ein sogenanntes Swap-Geschäft, mit einer Gegenpartei ab. Der ETF-Anbieter bezahlt also die Rendite des von ihm erstellten Portfolios aus europäischen Standardwerten und erhält die Rendite aus dem entsprechenden Index, den er abbilden will. Diese Tauschgeschäfte sind eine sehr einfache Methode und eine reine Vertragssache. Theoretisch könnte man Swap-Geschäfte mit egal was machen, z. B. auf den Ausgang eines Fußballspiels. Wenn man die Methoden Swap und physische Replikation vergleicht, hat die Swap-Abbildung in der Regel einen großen Nachteil: Es gibt ein Kontrahentenrisiko. Das Kontrahentenrisiko ist das Risiko, das meine Gegenpartei, mit der ich dieses Tauschgeschäft abgeschlossen habe, ausfällt, Bankrott geht oder nicht mehr existiert. Ein sehr tragisches Beispiel, wo ein Kontrahentenrisiko bereits zum Tragen kam, was ihr sicherlich alle kennt, ist die Pleite von Lehman Brothers. Lehman Brothers war großer Emmitent von Zertifikaten, und auch bei Zertifikaten gibt es ein Kontrahentenrisiko. Dadurch, dass Lehman Brothers pleitegegangen ist und diverse Zahlungsströme versprochen hat, diese aber nicht mehr einhalten konnte, gingen zig Zertifikate und Finanzprodukte den Bach runter und waren nichts mehr wert. Die physische Replikation hat dieses Kontrahentenrisiko nicht, da der ETF-Anbieter die Aktien, die in einem Index enthalten sind, tatsächlich kauft. Wenn ihr die Wahl habt, solltet ihr deswegen auf physische Replikationen achten und auf Swap-Replikationen verzichten. Das wissen auch die ETF-Anbieter, dass die meisten Anleger physische Replikationen bevorzugen, und deswegen sind in den vergangenen Jahren auch überwiegend physische Replikationen auf den Markt gekommen, und das ist eine Tendenz, die sich in Zukunft halten wird. Nichtsdestotrotz können auch Swap-Replikationen einen Vorteil haben, nämlich besonders steuerlich. Wenn ihr euch aus steuerlichen Gründen also für eine Swap-Replikation entscheidet, achtet darauf, dass das Swap-ETF nicht mehr als 15 % eures Portfoliowertes ausmacht, da sonst das Kontrahentenrisiko auf eurem Gesamtportfolio sehr hoch ist. Kommen wir nun einmal zum letzten und komplexesten Punkt bei der Auswahl zum richtigen ETF. Vielleicht habt ihr, wenn ihr euch mit ETFs beschäftigt habt, schon mal die Ausdrücke steuerhässlich und steuereinfach gehört. Diese beiden Begriffe beziehen sich auf die Versteuerung der Dividenden, die ihr kriegt. Steuereinfach bedeutet in diesem Kontext, dass der Verwaltungsaufwand für eure Steuer sehr gering ist. Mit der automatischen Bezahlung der Abgeltungssteuer über euren Broker habt ihr eure Steuerschuld erledigt. Steuerhässliche Fonds sind Fonds, die sich im Ausland befinden und ausschüttungsähnliche Erträge haben. Hier müsst ihr eine Doppelbesteuerung umgehen, was einen etwas höheren Verwaltungsaufwand kostet. Diese ausschüttungsähnlichen Erträge müsst ihr in eurer Steuererklärung eintragen und dementsprechend auch als Kapitalgewinne versteuern - auch dann, wenn ihr kein Geld auf euer Depot bekommen habt. Ihr seht also, dass es sich hier hauptsächlich um thesaurierende Fonds handelt. Ihr habt also jedes Jahr ausschüttungsähnliche Erträge über euere Steuererklärung an Steuern bezahlt und am Ende bezahlt ihr noch ein zweites Mal über die Abgeltungssteuer. Die Versteuerung der ausschüttungsähnlichen Erträge während der Laufzeit, also der Sparzeit eures ETFs, könnt ihr nun über das Finanzamt zurückfordern. Dazu müsst ihr allerdings die einzelnen Steuerbescheinigungen von jedem Jahr aufheben und diese dann bei Verkauf zurückfordern. Ihr seht also, dass es ein kleiner administrativer Mehraufwand ist, der das Ganze etwas komplexer gestaltet, von daher lohnt es sich darauf zu achten, wenn ihr die Wahl zwischen verschiedenen ETFs habt, den steuereinfachen auszuwählen. Wie ihr steuereinfach und steuerhässlich voneinander unterscheiden könnt, werden wir euch in einem separaten Video innerhalb dieses Videokurses zeigen. Das waren auch schon unsere vier Hauptfaktoren, die die Wahl eures ETFs beeinflussen. Achtet auch immer darauf, die Quellen, die ihr benutzt, mehrfach zu prüfen. Geht ihr z. B. über die Website von justETF, schaut doch mal auf der Website der Fondsgesellschaft noch mal nach, ob die Angaben auch wirklich richtig sind. Häufig passiert es bei offenen Webseiten oder z. B. auch Brokern, dass gelegentlich Fehler in verschiedenen ETFs angezeigt werden. Seid daher sicher, und vor allem, bevor ihr kauft, lest euch die Prospekte, die angeboten werden, also z. B. Verkaufsprospekte oder generelle Informationen für Investoren vorher einmal in Ruhe durch. Wenn euch unser Video gefallen hat, dann gebt uns doch einen Daumen hoch und postet eure Fragen und Anregungen in die Kommentare. Wenn ihr noch kein Depot habt und mal anfangen möchtet, mit ETFs die ersten Erfahrungen zu sammeln, haben wir euch hier einen Videokurs gemacht, in dem wir euch zeigen, wie ihr kostenlos ein Depot eröffnen könnt, und wie ihr mit nur 25,00 € den ersten ETF-Sparplan abschließt. Wenn du das erste Mal auf unserem Kanal bist, würden wir uns freuen, wenn du uns abonnieren würdest. Wir produzieren regelmäßig neue Videos und Tutorials zu den Themen Finanzprodukte, Geldanlage und Anlagestrategie, um dir die Welt der Welt der Finanzen verständlicher zu machen. Wir wollen dir helfen, deine Finanzen selbst im Griff zu haben und unabhängig von Beratern Entscheidungen treffen zu können. Abonnier unseren Kanal, um kein Video mehr zu verpassen und folg uns auch auf unseren Social-Media-Kanälen.