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Volkswagen-Krise: Herausforderungen und Lösungen

So, kurze Frage mal an unser Studiopublikum. Hat irgendwer hier vielleicht Interesse, 500.000 VWs zu kaufen? Anyone? Nein? Schade, schade. So viele Autos mehr müsste Volkswagen nämlich pro Jahr in Europa verkaufen, um wieder in Schwung zu kommen. Liest man. Ja, ja, es läuft. Zunehmend schlecht für den guten alten Volkswagen. Die schlimmste Krise heißt es, seit sie damals in der Wolfsburger Kantine die Currywurst abgeschafft hat. In dieser Woche hat man sogar die seit 30 Jahren bestehende Jobgarantie aufgekündigt. Deutschlands größter Konzern hat ein Problem. Und damit wir alle. Was ist los bei VW? Ist das denn jetzt wirklich das Ende des Standorts Deutschland? Wenn VW hustet, bekommt Wolfsburg eine Lungenentzündung. Kann Deutschland noch Auto? Wie groß ist denn Ihre Sorge, dass sich ganz Deutschland ansteckt? Entschuldigung. In die Armbeuge, Mann! Wie oft denn noch? Scheut's du. Ja, wenn VW am Tropf hängt, wird Deutschland eingeschläfert oder so ähnlich. Und tatsächlich sind deren Gewinne in Wirklichkeit nach wie vor imposant. Die Gewinnmarge der Kernmarke und des Mutterkonzerns ist zu klein. Und so überbieten sich... die Politiker jetzt mit immer neuen Rettungsvorschlägen. Was hatten wir alles? Transformationsstrompreis, sagt die SPD. Vier-Tage-Woche. Streichung der Streichung der E-Auto-Prämie. Es hört nicht mehr auf. Fakt ist, es ist wirklich so, für die Autos, die sie noch verkaufen, hat VW mit deutschen Lohnkosten möglicherweise zu viele Werke. Und das tut weh, sich das einzugestehen, weil da Existenzen dranhängen. Nicht zuletzt in Niedersachsen. Und ganz ehrlich, was bleibt von Niedersachsen ohne Volkswagen? Richtig, viel Gülle. Sehr viel Gülle, meine Damen und Herren. Und Volkswagen erlebt jetzt sowas wie den perfekten Güllesturm. Die Spätfolgen des Dieselskandals, zu teure E-Autos und ein schwächelndes China-Geschäft. Was man sich von chinesischen Kunden mittlerweile anhören muss. Würden Sie auch eine deutsche Marke kaufen? Ich glaube nicht, dass ich das tun würde. Das ist eher was für die Generation. meines Vaters. Ja, ja, in China beleidigen sich junge Leute schon mit, deine Mutter kauft deutsche E-Autos. In China ist Volkswagen so derartig uncool, die verkaufen den VW ab da schon als VW Down, meine Damen und Herren. In Sachen E-Autos heißt es, hat China gegenüber Deutschland geschätzte zehn Jahre Vorsprung. Ja, auf uns, das Land der Ingenieure. Kann man sich so was... vorstellen, meine Damen und Herren? Stellen Sie sich Fragen, war der Wackeldackel wirklich unsere letzte bahnbrechende Erfindung? VW hat immer noch keinen bezahlbaren E-Kleinwagen auf dem Markt. Das ist nicht gut. Im August ist der E-Auto-Absatz insgesamt in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr um 69 Prozent gesunken. Tja, gut, ich meine, wer hätte das auch ahnen können, dass E-Autos die Zukunft gehört, ne? Also, außer Peter Lustig. Dieses Auto fährt nicht mit Benzin. Was? Nur Batterien? Ja. Und eines Tages, wenn wir weiter erfinden und nachdenken, dann kriegen wir vielleicht all diese Benzinstinker von der Straße. Ja, leider haben wir nicht nachgedacht, meine Damen und Herren. Peter Lustig, was für ein Visionär. In der Folge danach hat er eine Wärmepumpe in seinen Bauwagen geschickt. Der ist dann abgebrannt. Aber das ist eine andere Geschichte. Das ist jetzt gar nicht der Punkt. VW-Chef Oliver Blume. Oder wie ich ihn nenne, der Märtyrer von Wolfsburg. Entschuldigung. Es tut mir leid. Ich tue ja auch noch meine Pflicht. Und die Konzernleitung, die klagen jetzt vor allem über hohe Lohnkosten und teure Energie. Dabei, sag ich mal, wäre ein bisschen mehr Selbstkritik durchaus angebracht. Stichwort Software. Moderne Autos sind heute Computer auf Rädern, wissen Sie. Und da hat VW schlicht versagt. Seit Jahren versuchen sie mit der Tochter Carriot für zig Milliarden... eigene Software zu entwickeln. Und das Ergebnis ist, wütende Kunden berichten immer öfter von Problemen mit der Klimaanlage oder dem Navi. Und nicht nur das. Auch in Assistenzsystemen macht sich das Fehler-Virus bei den VW-Marken offenbar breit. Und wird damit zum echten Sicherheitsproblem. Benutzer berichten von Ausfällen der Notbremsfunktionen und Spurhalteassistenten. Ui, ja, im Grunde... Ja, wie erklärt man das? Im Grunde wie Kitt früher bei Knight Rider, nur in Scheiße. Diese Woche gibt es auch noch neue Berichte über VW-E-Autos, selbstständig Vollgas geben. Ja, das ist übrigens eine top Ausrede, wenn die Polizei einen blitzt. Sorry, VW-Software, machst du nix? Ja, im Moment läuft das wohl öfter mal so, man... fährt mit seiner Frau zum Romantik-Wochenende nach Paris und friert sich den Arsch ab, weil die Software den Innenraum auf 12 Grad einstellt, aber die Sitzheizung auf 250. Dann wählt das Entertainment-System bei Spotify aus Bosheit den Puh-System. Pur-Hitmix in Endlosschleife. Und wenn man versucht, den auszumachen, geht der Sitz nach vorne. So, und dann entscheidet das Navi selbstständig, dass es jetzt doch keinen Bock hat auf Romantik in Paris. Neues Ziel, das zauberhafte Wolfsburg. Ja! Softwareprobleme ohne Ende. So. Inzwischen hat Volkswagen übrigens sein Software-Waterloo eingestanden und kauft sich für geschätzte 5 Milliarden beim US-Startup Rivian ein. Die sollen jetzt so schnell wie möglich was Brauchbares für VW entwickeln. Ansonsten kann man nur hoffen, dass es keine betriebsbedingten Kündigungen gibt. Und ich sag mal so, Lohnkosten runter, das ginge ja auch anders, oder? Hier, Idee. Die berühmte Erlebnisabholung in Wolfsburg läuft ab jetzt so. Die Kunden betreten... in den Showroom, um ihren neuen Golf abzuholen. Aber vorher müssen sie erst mal einen anderen zusammenschrauben. Logisch, warum soll man als Käufer nicht auch so einem notleidenden Konzern mal helfen? Das ist ja kein Hexenwerk. Na klar, Stoßstange antackern, Lenkrad, Fenster, schnell noch die neueste VW-Software programmieren und dann kriegt man erst die neue Karre. Zur Vorbereitung empfehle ich übrigens diese Montageanleitung. Ist aber eigentlich selbsterklärend. Und eins finde ich wirklich seltsam. Der Konzern verkündet sinngemäß, wir müssen alle den Gürtel enger schnallen. Aber noch im Juni, also im Grunde vor ein paar Wochen, haben sie 4,5 Milliarden Dividende an ihre Aktionäre ausgeschüttet. Davon geschätzte 2 Milliarden an die Familien Porsche und Pirch. Ist das denn wirklich das richtige Signal in Krisenzeiten? Müsste man zumindest mal erklären. Hallo, liebe Belegschaft. Uns vom Vorstand ist zu Ohren gekommen, dass unsere Idee, eventuell ein paar Werke zu schließen, bei euch gar nicht so gut ankommt. Und jetzt, wo wir das wissen, verstehen wir auch, warum ihr so... so wütend gepfiffen hat bei den letzten Betriebsversammlungen. Botschaft angekommen. Sicher, vieles wirkt aus eurer schlichten Malocher-Sicht irgendwie unsensibel. Zum Beispiel, dass wir vom Management quasi direkt nach dem Pfeifkonzert mit den VW-Privatpersonen Privatjets zu einer dreitägigen Vorstandsklausur in dieses schwedische Ressort geflogen sind. Aber das kann man erklären. Wir wollten uns einfach in schöner Umgebung überlegen, wo man sparen kann. Und sind wir in einer schönen Umgebung in Wolfsburg. Klar, über 10 Milliarden Gewinn im ersten Halbjahr, da kann man fragen, warum Stellen abbauen? Ja, weil unsere Aktionäre sonst weniger Dividende hätten. Und viele dieser Aktionäre haben nicht wie ihr. einen richtigen Job. Die leben von der Dividende. Bitte mal mitdenken. Und als Vorstand sind uns hier doch eh die Hände gebunden. Zwei Familien haben bei der VW AG die Stimmrechtsmehrheit. Hier bei mir im Büro sitzen ständig irgendwelche Pierchs und Porsches und machen die ansagen ich mag das rot nicht verstehe wir haben das auto aber noch in allen möglichen anderen farben ich mag das rot nicht die roten werden komplett verschrottet heute noch Und bitte nicht vergessen, wir vom Vorstand, wir bringen in diesen Tagen auch Opfer. Nein, das ist kein Witz. VW Topmanager dürfen seit kurzem keinen Porsche mehr als Dienstwagen fahren. Stattdessen... Winkt man uns? Ernsthaft? Volkswagen zu fahren? Vor allen Leuten?