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John Rawls und die Gerechtigkeitstheorie

Oct 1, 2024

Vorlesung: John Rawls und die Theorie der Gerechtigkeit

Einleitung

  • Vorstellung des Themas: Der bedeutende amerikanische Philosoph John Rawls
  • Bekanntestes Werk: "Eine Theorie der Gerechtigkeit" (1971)
  • Provokative Idee: Gerechtigkeit als wissenschaftliches Thema

Historischer Kontext

  • Traditionelle Auffassung: Gerechtigkeit als subjektiv und wissenschaftlich nicht greifbar
  • Positivismus und Wittgenstein: Ablehnung der Ethik als wissenschaftlich fundierbares Thema

Rawls' Ansatz

  • Ziel: Zeitlose und universelle Definition von Gerechtigkeit
  • Idee: Alle vernunftsbegabten Menschen müssen zustimmen können

Die drei Urtatsachen

  1. Güterknappheit: Endliche Ressourcen erfordern gerechte Verteilung
    • Argumentum e contrario: Ohne Knappheit keine Notwendigkeit für Gerechtigkeit
  2. Anthropologische Grundannahme: Menschen sind nicht ausschließlich Altruisten oder Egoisten, sondern von Interessen geleitet
  3. Vielfalt der Lebensziele: Unterschiedliche Ziele und Bedürfnisse der Menschen erschweren die Konzeption einer gerechten Gesellschaft

Ziel der Gerechtigkeitstheorie

  • Ermittlung der gerechtestmöglichen Gesellschaft
  • Institutionen müssen gerecht sein, um legitim zu sein
  • Gerechtigkeit als erste Tugend

Verfahrensgerechtigkeit

  • Gerechtigkeit über ein nachvollziehbares Verfahren
  • Beispiel: "Der eine teilt, der andere wählt"

Der Schleier des Nichtwissens

  • Gedankenexperiment, um Fairness zu gewährleisten
  • Niemand kennt seine zukünftige Position in der Gesellschaft
  • Prinzip der Verfahrensgerechtigkeit zur Ermittlung der gerechtesten Gesellschaft

Die Grundsätze der Gerechtigkeit

  1. Gleichheitsgrundsatz: Gleiche Grundfreiheiten für alle
    • Persönlichkeitsentfaltung, Religionsfreiheit, freie Berufswahl
  2. Unterschiedsprinzip: Soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten müssen den am wenigsten Begünstigten zugutekommen
    • Unterschiedliche Einkommen und Vermögen sind zulässig, wenn sie den Schwächsten helfen

Fazit und Bedeutung

  • Rawls' Modell als revolutionäres Gedankenexperiment
  • Kritische Betrachtung kapitalistischer Gesellschaften
  • Möglichkeit zur Schärfung des moralischen Sinnes

Beispielhafte Anwendung

  • Praktische Überlegungen z.B. in Bezug auf Mindestlöhne
  • Gedankenspiel: Urzustand auch auf vegane und vegetarische Fragen anwendbar

Abschluss: Rawls' Theorie der Gerechtigkeit bietet eine Grundlage zur ethischen Reflexion und zur Erörterung gerechter Gesellschaftsstrukturen.