Vorlesung: John Rawls und die Theorie der Gerechtigkeit
Einleitung
- Vorstellung des Themas: Der bedeutende amerikanische Philosoph John Rawls
- Bekanntestes Werk: "Eine Theorie der Gerechtigkeit" (1971)
- Provokative Idee: Gerechtigkeit als wissenschaftliches Thema
Historischer Kontext
- Traditionelle Auffassung: Gerechtigkeit als subjektiv und wissenschaftlich nicht greifbar
- Positivismus und Wittgenstein: Ablehnung der Ethik als wissenschaftlich fundierbares Thema
Rawls' Ansatz
- Ziel: Zeitlose und universelle Definition von Gerechtigkeit
- Idee: Alle vernunftsbegabten Menschen müssen zustimmen können
Die drei Urtatsachen
- Güterknappheit: Endliche Ressourcen erfordern gerechte Verteilung
- Argumentum e contrario: Ohne Knappheit keine Notwendigkeit für Gerechtigkeit
- Anthropologische Grundannahme: Menschen sind nicht ausschließlich Altruisten oder Egoisten, sondern von Interessen geleitet
- Vielfalt der Lebensziele: Unterschiedliche Ziele und Bedürfnisse der Menschen erschweren die Konzeption einer gerechten Gesellschaft
Ziel der Gerechtigkeitstheorie
- Ermittlung der gerechtestmöglichen Gesellschaft
- Institutionen müssen gerecht sein, um legitim zu sein
- Gerechtigkeit als erste Tugend
Verfahrensgerechtigkeit
- Gerechtigkeit über ein nachvollziehbares Verfahren
- Beispiel: "Der eine teilt, der andere wählt"
Der Schleier des Nichtwissens
- Gedankenexperiment, um Fairness zu gewährleisten
- Niemand kennt seine zukünftige Position in der Gesellschaft
- Prinzip der Verfahrensgerechtigkeit zur Ermittlung der gerechtesten Gesellschaft
Die Grundsätze der Gerechtigkeit
- Gleichheitsgrundsatz: Gleiche Grundfreiheiten für alle
- Persönlichkeitsentfaltung, Religionsfreiheit, freie Berufswahl
- Unterschiedsprinzip: Soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten müssen den am wenigsten Begünstigten zugutekommen
- Unterschiedliche Einkommen und Vermögen sind zulässig, wenn sie den Schwächsten helfen
Fazit und Bedeutung
- Rawls' Modell als revolutionäres Gedankenexperiment
- Kritische Betrachtung kapitalistischer Gesellschaften
- Möglichkeit zur Schärfung des moralischen Sinnes
Beispielhafte Anwendung
- Praktische Überlegungen z.B. in Bezug auf Mindestlöhne
- Gedankenspiel: Urzustand auch auf vegane und vegetarische Fragen anwendbar
Abschluss: Rawls' Theorie der Gerechtigkeit bietet eine Grundlage zur ethischen Reflexion und zur Erörterung gerechter Gesellschaftsstrukturen.