Derzeit. Ein Land, das lange braucht, um eins zu werden. Menschen, die sich erst im Laufe der Jahrhunderte als deutsch verstehen. Wer sind wir? Woher kommen wir?
Fragen, die wir uns nicht mehr stellen. An die Geschichte der Deutschen. Für die Revolution! Für die Demokratie!
Für die Republik! Knapp entgeht er dem Tod im Krieg. Umso mehr wird er den Frieden lieben, Karl IV., Kaiser und König aus Prag. Die Rivalität mit den Fürsten will er beenden.
Doch er ist ein Herrscher in schwerer Zeit. Die Pest tötet ein Drittel der Deutschen. August 1346 in der Nähe der nordfranzösischen Ortschaft Crécy.
Es sind 500 deutsche Ritter, die mit dem französischen König in eine Schlacht ziehen. Gegen die Engländer, die Anspruch auf Frankreichs Krone erheben. Auch zwei Könige aus Deutschland sind erschienen. Der gerade erst gekrönte Karl IV. und sein blinder Vater Johann von Luxemburg.
Die Engländer vertrauen auf die gefürchtete Durchschlagskraft ihrer Langbögen. Als der Kampf beginnt, geht nicht nur ein Gewitter über dem Schlachtfeld nieder. Auch ein Pfeilhagel von 5000 Bogenschützen. Die gepanzerten Krieger können ihre Schlagkraft nur im Nahkampf entfalten. Gegen die Distanzwaffen haben sie keine Chance.
Chrissy wird zum Debakel für die Franzosen und ihre deutschen Verbündeten. Karls Vater lässt sich trotz seiner Erblindung in das Kampfgetümmel führen und findet den Tod. Für Frankreichs König, dem er Treue gespuren hat. Der Thron wird nur leicht verletzt.
Als sich die Niederlage abzeichnet, drängt ihn seine Leibwache zur Flucht. Das Überleben des jungen Monarchen ist wichtiger als der Krieg in Frankreich. Er ist seinem Vater nur widerwillig in das militärische Abenteuer gefolgt. Er hat genug Sorgen in Deutschland.
Karl IV. ist zwar gewählter König, doch er muss um seine Anerkennung kämpfen. Das Heilige Römische Reich um die Mitte des 14. Jahrhunderts. Drei mächtige Adelsfamilien, die Wittelsbacher, Habsburger und Luxemburger, konkurrieren um die Krone. Die Luxemburger sind mächtig, denn sie herrschen auch in Böhmen.
Einen Monat vor der Schlacht von Crecy haben die deutschen Kurfürsten den Luxemburger Karl zum König gewählt. Ehrwürdige Erzbischof von Trier, wen wählst du zum König? Ich wähle Karl zum König.
War ja auch teuer genug. Ehrwürdiger Herzog von Sachsen. Wer gewählt werden will, muss tief in die Tasche greifen. Auch Karls Weg zum Thron ebnen Bestechungsgelder aus den väterlichen Schatullen.
Die ehrwürdigen Kurfürsten des Reiches haben ihre Stimmen abgegeben und ihre Wahl getroffen. Sie haben Karl einstimmig zum König gewählt. Es ist eine eilige Wahl in Rheins am Rhein und nicht wie üblich in Frankfurt am Main.
Die Eile hat einen Grund. Was hier geschieht, ist ein politischer Umsturz. Denn Deutschland hat bereits einen König.
Und der residiert in München. Ludwig der Bayer. Seit 1314 gewähltes Oberhaupt der Deutschen.
Ein erbitterter Gegner des Papstes. Er hat sich ohne dessen Segen zum Kaiser krönen lassen. Damit hat Ludwig die Erzbischöfe im Reich gegen sich aufgebracht, deren Vertrauen Karl genießt. Sie haben diesen Karl zum König gewählt.
Der Papst will mich zum Teufel schicken und dieser Hasenfuss Karl ist sein Werkzeug. Aber wie kann ein böhmischer Hase einen bayerischen Löwen erlegen? Die deutsche Geschichte des Mittelalters ist dadurch geprägt, dass Könige von den Fürsten, von den Adligen gewählt wurden. Das führte allerdings dazu, dass in Krisenphasen diese Adligen einen König auch absetzen oder einen Gegenkönig erheben konnten.
Das ist insgesamt mehr als zehnmal passiert und führte in der Regel zu Bürgerkriegen, die unter den beiden Königen dann jeweils ausgemacht werden mussten. Wer im Reich regieren will, braucht Rückhalt bei den Fürsten, den Geistlichen und Weltlichen. Dieser aber fehlt dem Luxemburger.
Um unbehelligt in seine böhmische Heimat zu kommen, reist er inkognito, als Kaufmann verkleidet durch das Reich. Karl ist ein König der deutschen... der sich vor deutschen Fürsten fürchten muss. Schon ein elendes Geschäft, König zu sein.
Habt doch Vertrauen. Vergesst nicht, ihr seid von Gott berufen. Berufen?
Meine Berufung habe ich in klingender Münze bezahlt. Ich bin kein König, ich bin ein Kaufmann. Das Reich, durch das Karl reist, ist eine Welt im Umbruch. Während des 13. Jahrhunderts wächst die Bevölkerung von 10 auf 14 Millionen Menschen. Riesige Ackerflächen sind den Wäldern abgetrotzt worden.
Und in den Städten wachsen gotische Kathedralen in den Himmel. Zeugen einer kulturellen und wirtschaftlichen Blüte. Der Aufschwung ist nicht zuletzt einem sehr milden Klima zu verdanken.
1300 verändert sich das Wetter dramatisch. Sind flutartige Regenfälle. Wissenschaftler nennen den damaligen Klimaeinbruch auch die kleine Eiszeit.
Es sind Jahre ohne Sommer. Getreide verfault auf den Halmen. Hungersnöte sind die Folge. Der Himmel scheint sich gegen die Erde verschworen zu haben.
Im Juli 1342 wird Deutschland von einer katastrophalen Überschwemmung eingesucht. Die Städte an Rhein, Main und Donau versinken in einer Flut von biblischen Dimensionen. Tausende Menschen finden den Tod. Die Flut von 1342 gilt als die größte Überschwemmung in der Geschichte Mitteleuropas.
An allen großen Flüssen wurden sämtliche Brücken weggerissen. In den Chroniken wird berichtet, dass ein Mann im Mainzer Dom das Wasser bis zur... gestanden haben soll und sie in köln habe man mit boten über die stadtmauern fahren können es müssen unglaubliche wasser massen gewesen sein und man kann sagen die wette bedingt Die Bedingungen um die Mitte des 14. Jahrhunderts waren extrem schlecht.
Karl IV. lebte in einer sehr schwierigen Zeit. Es dauert nicht mehr lange.
Dann sind wir in Prag. Dort seid ihr in Sicherheit. Aber ich kann mich nicht ewig dort verstecken. Nicht verstecken! Mit Gottes Hilfe werdet ihr Prag zur Hauptstadt des Reiches machen.
Ihr dürft die Zuversicht nicht verlieren. Und dann heißt es... Praga...
kaputt regnen! Die Residenz und Hauptstadt des Königreichs Böhmen. Der Burg, dem Rajin, kam Karl 1316 zur Welt. Die Krone des Königreichs Böhmen hat Johann der Blinde durch eine Heirat erlangt.
Nach seinem Tod geht sie auf Karl über. Diese Krone kann ihm im Reich niemand streitig machen. Unter den Herrschern seiner Zeit fällt Karl aus dem Rahmen. Er ist hochgebildet und spricht mehrere Sprachen fließend. Im Alter von 30 Jahren verfasst er eine Autobiografie auf Latein mit dem Titel »Das Leben Karls IV.« Ein privates Dokument, wie es von keinem anderen Herrscher des Mittelalters erhalten ist.
Minutiös schildert er einen Albtraum, der ihn lange beschäftigt. Denn Träume enthalten für mittelalterliche Menschen Botschaften aus einer anderen Welt. Ein Engel packt ihn an den Haaren und entführt ihn in die Lüfte. Der Flug führt zu einem Schlachtfeld. Plötzlich fährt ein zweiter Engel mit flammendem Schwert vom Himmel nieder und schlägt einem vornehmen Ritter das Geschlechtsteil ab.
Er begreift ihn als göttliche Warnung. Er soll sich von sexuellen Ausschweifungen fernhalten, wie er sie bei seinem Vater erlebte, und fortan ein keusches Leben führen. Die moderne Psychologie deutet solche Kastrationsängste häufig auch als Versagensängste. Man wird vorsichtig sein, ob man solche Deutungen auf das 14. Jahrhundert übertragen kann.
Aber ganz offensichtlich ist, dass Karl IV. unter einem sehr mächtigen Vater und einem sehr schwierigen Gegenkönig litt und dass diese Erfahrungen in seine frühe Königszeit hineinragten. Das Schicksal kommt Karl zu Hilfe.
Sein Gegner, Ludwig der Bayer, gibt sich vital und übermütig. Doch im Oktober 1347 fällt er einem Schlaganfall zum Opfer. Selbst herrlich hatte Ludwig den Päpsten getrotzt. Nun denken viele Zeitgenossen, Gott persönlich habe ihn gefällt.
Der Tod des Bayern wendet sich die politische Lage zugunsten des Böhmen. Als Gegner im Reich sind jetzt ohne Führung. Doch statt gegen sie in den Krieg zu ziehen, knüpft der König zarte Bande. Er heiratet Anna von der Pfalz, eine Tochter aus der Verwandtschaft der Feinde. Der Kuh spaltet das Lager seiner Widersacher, aber schafft am Ende Frieden.
Gott möge euch segnen, ich schenke euch ein langes Leben. Seht ihr? So leben mich die Menschen. Bei den Fürsten ist es nicht anders. Nur braucht es größere Beutel, sie zu gewinnen.
Nicht anders ist es bei den Frauen. Karl möchte nach Aachen reisen. Dort, in der Kapelle seines Namensvetters Karls des Großen, will er nach vorgeschriebenem Ritual die Königskrone empfangen. Nur wer hier gekrönt wird, gilt als rechtmäßiger Herrscher im Reich.
Aus dem Weg! Doch der Einzug in die Stadt stößt auf ein unerwartetes Hindernis. Majestät! Ich bringe schlechte Nachrichten.
Welche Nachrichten? Die Geißler weilen vor der Kirche. Sie nehmen alles unter Beschlag. Warum werft ihr sie nicht aus der Stadt?
Das wagt niemand. Die Menschen haben große Ehrfurcht vor den Geißlern. Und vor ihrem König haben sie keine Ehrfurcht?
Lass gut sein. Der Spuk wird vorübergehen. Dem König bleibt nichts anderes übrig, als vor Aachen zu warten.
In der Stadt vollzieht sich ein düsteres Schauspiel. Eine Prozession von Geißlern zieht durch die Gassen. Mit Peitschen fügen sie sich selbst Schmerzen zu, um die Leiden Jesu nachzuempfinden. 33 Tage lang, entsprechend den Lebensjahren Jesu, verlassen Männer und Frauen Haus und Hof, um Buße zu tun.
Regelmäßig peitschen sie sich gegenseitig nach festgelegtem Ritual öffentlich aus. Allmächtiger Vater, warme dich uns armen Sündern und erlöse uns von unserer Schuld! Eine makabre Darbietung in fast allen Städten des damaligen Reiches. Klerus war sittenlos, die Päpste galten als geldgierig. Die Menschen suchten daher nach ganz persönlichen Ausdrucksformen von Frömmigkeit, Formen, die die Kirche ihnen nicht mehr anbot.
Sie schlossen sich in allen möglichen frommen Vereinen von Laien zusammen. Aber dies führte auch zu derartigen Exzessen, wie wir sie in der Geißlerbewegung greifen können. Erst nach dem Abzug der Geißler ist der Weg nach Aachen frei. Am 25. Juli 1349 wird Karl nach alter Tradition gekrönt. Auch seine Gegner unter den Fürsten zollen ihm nun Respekt.
Jetzt endlich ist er der von allen anerkannte König der Deutschen. Bei seiner Krönung stiftet er für den Schädel Karls des Großen ein goldenes Reliquiar. Das Gesicht der Büste zeigt einen energischen und klugen Mann, das idealisierte Bild, das Karl IV. von sich selbst entwirft.
Doch weder der König noch sein Reich kommen damals zur Ruhe. Die Natur hält immer neue Katastrophen bereit. Lage, die man heute in Europa nicht mehr kennt, sucht damals die Länder nördlich der Alpen ein.
Wanderhäuschen, bis zu einer Milliarde Insekten in einem einzigen Schwarm. Wo sie einfallen, bleibt oft eine Wüste zurück. Für Menschen des Mittelalters ein unfassbarer Schrecken. Er steht auf, es ist schrecklich.
Der jüngste Tag ist angebrochen. Die ganze Welt ist voller Heuschrecken. Das ist das Ende.
Karl ist schockiert und fasziniert zugleich. er möchte dem phänomen auf den grund gehen und reitet mitten in das flirren der insekten her später erinnert er sich der schwarm war sieben meilen die länge und seiner breite war nicht zu überschauen christosen und ein gewaltiger gestank gingen von ihm aus Und sie vermehrten sich, denn zwei erzeugten 20 des Nachts und noch mehr. Die Menschen des Mittelalters hatten keinerlei vernünftige Erklärungen für diese elementaren Ereignisse.
Sie kannten aber sehr genau die biblischen Schriften. Dort war zu lesen, dass Heuschrecken oder Überschwemmungen als Strafe Gottes zu beurteilen wären oder gar als Vor-und Nachteile. ...verboten des jüngsten Gerichtes. Deshalb lösten diese Naturkatastrophen ungeheure Ängste bei den Menschen aus.
Vor allem die Angst vor ewiger Verdammnis. Die Qualen der Hölle, wo die Sünder im Feuer rösten, sind für die Menschen des Mittelalters so real wie die Welt, die sie mit ihren Augen sehen. Der Glaube bietet auch Trost.
Er verheißt die große Hoffnung auf ein ewiges Leben im Paradies. Dabei sollen die Heiligen helfen. Denn sie gelten als persönliche Fürsprecher bei Gott. In der christlichen Welt wurden daher immer schon ihre sterblichen Überreste verehrt.
Sogenannte Reliquien. Knochen, Zähne, Haare oder Dinge, die mit ihren Körpern in Berührung kamen. Karl ist auch Kind seiner Zeit.
Wie besessen lässt er in ganz Europa tausende Reliquien aufkaufen. Manche stiftet er Kirchen und Klöstern. Viele will er aber in seiner Nähe haben. Majestät, das ist das Schädelbein der heiligen Barbara. Ein wertvoller Schatz.
Sie bewahrt gegen Feuer und vor Fieber. Wir werden ein schönes Gefäß für Sie in Auftrag geben. Karl IV. war ein so berüchtigter Reliquiensammler, dass die Kirchen bei Kaiserbesuchen ihre Truhen verschlossen und manchmal sogar behaupteten, sie könnten sie nicht mehr öffnen, wie das etwa in Magdeburg der Fall war. wegen der berüchtigten Liebe des Kaisers für diese Reliquien.
Karl IV., der lieber Geld für Reliquien ausgibt als für Waffen, bringt dem Reich Frieden. Doch 1348 zieht in den Städten eine Katastrophe herauf, die alle Frühere in den Schatten stellt. Ihren Ursprung hat sie in einem Albtraum aus Dreck und Gestank. Die Menschen teilen den engen Raum mit Schweinen und anderen Haustieren.
In den Gassen verpesten Fäkalien die Luft. In dem Schmutz fühlen sich die Ratten wohl. Die Nager sind überall. Die Tiere bringen tödliche Gefahr. Die Pest.
Erstes Anzeichen ist eine Verdickung der Lymphdrüsen. Wird der Erreger eingeatmet, breitet er sich in der Lunge aus und führt in wenigen Tagen zum Tod. Die Menschen sind der Seuche hilflos ausgeliefert.
Niemand ahnt, dass ein einziger Flohbiss das Ende bedeuten kann. Das Ende durch die Pest. Max von Pettenkofer Institut München. Hinter Panzertüren lagert, zu wissenschaftlichen Zwecken, millionenfacher Tod, Viren und Bakterien.
Auch der Erreger der Pest, Yersinia pestis, benannt nach seinem Entdecker dem Schweizer Arzt, Der Krankheitserreger zählt zur Gruppe der Bakterien. Einer der schlimmsten Killer der Menschheitsgeschichte. Übertragen wird er durch den Rattenfloh, der von den infizierten Tieren auf den Menschen überspringt. Durch den Flohbiss gelangt das Bakterium in die Blutbahn.
Der Pesterreger ist mit Schiffen über die Krim gekommen, die dann den Pesterreger, also als Schiffsratte sozusagen, nach Genua getragen haben. Und dort sind diese Ratten von Bord gegangen. Das waren dann... Von Wanderratten, die die Pesterreger besser vertragen können als unsere Hausratten. Und haben von da aus dann für eine Ausbreitung der Pest über ganz Europa gesorgt.
In Mainz und Köln sterben im Jahr 1349 an manchen Tagen mehr als 100 Personen. Die Ärzte kennen die Ursache der Seuche nicht. Aber sie machen Beobachtungen, die nützlich sind.
Sie bemerken, dass die Krankheit durch Kontakt mit anderen Menschen und sogar deren Kleidung übertragen wird. Sie empfehlen, die Häuser der Toten auszuräuchern, Wäsche und Hausrat zu verbrennen. Trotzdem wütet der schwarze Tod über zwei Jahre. Jahre lang im Reich. Wie durch ein Wunder bleibt Prag von der Epidemie verschont.
Majestät, vergeb mir mein Eindringen, aber ich komme gerade aus dem Reich zurück. Ich sah dort Dinge, die unvorstellbar furchtbar waren. So ist es wahr, was man sich von der Pestilenz erzählt?
Dass sie schlimmer wütet als früher? Viel schlimmer, Majestät. Die Menschen sterben wie die Fliegen.
Manche stehen am Morgen gesund auf und liegen abends auf den Tod da nieder. Ich sah Mütter, die aus Furcht vor der Pest ihre Kinder im Stich ließen. Jeder versucht, seine Haut zu retten.
Viele Priester haben ihre Gemeinde verlassen. Die Menschen sterben ohne die tröstende Kraft der Sakramente und fallen der Verdammnis anheim. Kennt man die Ursache dieses Sterbens? Die Doktoren der Pariser Universität behaupten, die Ursache des Übels sei eine besonders unglückliche Konstellation der Gestirne Jupiter, Saturn und Mars. Der Allmächtige schütze uns.
Hilflose Erklärungsversuche, die den Kranken nicht helfen. Die Seuche rafft ein Drittel der 14 Millionen Deutschen dahin. Die Auswirkungen dieser Sterberate sind fundamental, sowohl auf die Wirtschaft der Zeit, als vor allen Dingen auch auf die Mentalität der Bevölkerung. Man muss sich nur vorstellen, was es für uns bedeuten würde, wenn innerhalb weniger Wochen 20, 30 oder 40 Prozent der bundesdeutschen Bevölkerung plötzlich zu Tode kämen. Welches Leid das bringt und welche Auswirkungen das auf die Überlebenden hat.
Kahn lässt in der Nähe von Prag eine Burg errichten. Im Zentrum baute er eine Kapelle. Ihre Wände sind mit Edelsteinen und Blattgold ausgekleidet. Oft zieht sich der König hierher alleine zurück.
Es ist sein privates Refugium in den Stürmen der Zeit. Herr, du hast unsere bürmischen Lande vor der Pistilenz bewahrt und uns damit ein Zeichen deiner Gnade gewährt. So bitten wir dich, segne auch weiterhin unsere Werke und führe uns auf dem rechten Wege. Die bis heute das Wahrzeichen der Stadt ist.
Ein technisches Meisterwerk seiner Zeit. Und er macht sich einen Namen als Förderer der Wissenschaft. Die Gründungsurkunde der ersten Universität im Heiligen Römischen Reich trägt das Siegel Karls IV.
Doch der Glanz, für den die Prager Karl noch heute lieben, ist ein Glanz auf Kredit. Majestät, wir haben ein Problem. Der Metzger weigert sich, Fleisch zu liefern, solange ihr die ausstehenden Rechnungen noch nicht beglichen habt.
Was wagt er sich? Könnte er ihn vertrösten? Tut mir leid, aber er lässt sich nicht mehr vertrösten.
Ich bin es leid. Ich hab ganze Städte verpfändet. Ich hab Rittertümer an Bürger verkauft und Grafen zu Prinzen gemacht.
Aber ich kann den Metzger nicht bezahlen? Bin ich der König der Römer oder der König der Krämer? Die Könige des Spätmittelalters waren notorisch pleite. Ihr Steueraufkommen war begrenzt.
Die großen Fürstenherrschaften waren ja eigene staatliche Gebilde, auf die der König gar keinen Zugriff hatte. Er konnte also auch von dort keine Steuern erheben. Ihm blieben seine eigenen Landesherrschaften, auch die Städte, die dem König unterstanden, und es gab eine dritte Einnahmequelle, das waren die Juden. Die Juden sind die Außenseiter der mittelalterlichen Gesellschaft.
Geduldet, aber selten willkommen. Da ihnen der Landerwerb untersagt ist, zieht es sie in die Städte. Zur Zeit Karls IV.
gibt es über 1000 jüdische Gemeinden im Heiligen Römischen Reich. Die meisten Juden leben entlang des Rheins, in Basel, Straßburg, Speyer, Worms, Mainz und Köln. Auch Handwerke auszuüben, verwirrt ihnen die christliche Umwelt. So bleibt ihnen nur der Handel und das Geschäft des Geldverleihens. Das macht die Juden zu einem notwendigen Glied der mittelalterlichen Gesellschaft.
Aber sie sind Neid und Missgunst ausgesetzt. Denn viele jüdische Familien bringen es zu beträchtlichem Wohlstand. In den mittelalterlichen Städten wie in Speyer wohnen Juden gewöhnlich mitten im Zentrum, wo auch ihre Synagoge steht.
Doch die Existenz der Gemeinden ist immer gefährdet und nichtige Anlässe können zu Mord und Totschlag führen. Deshalb schuf der Staufe Friedrich II. 1236 ein Gesetz. Fortan standen die Juden im Reich unter dem persönlichen Schutz der deutschen Könige und zahlten dafür Steuern, eine der wichtigsten Einnahmequellen der Herrscher. Doch gegen ein tödliches Gerücht, das im Reich umgeht, ist der königliche Schutz wirkungslos.
Unter der Folter sagt ein französischer Jude aus, er habe Gift in Brunnen geträufelt und so die Christen mit der Pest infiziert. Die Nachricht verbreitet sich schneller als die Seuche selbst. Auch in Gegenden, die von der Pest verschont wurden, fallen Bürger über ihre jüdischen Nachbarn her.
Hass und Habsucht treiben die Täter an. Denn mit den Juden vernichtet man auch ihre Schuldscheine. Schon ein zeitgenössischer Chronist aus Straßburg entlarvt den eigentlichen Grund für die Pogrome. Alles, was man den Juden schuldete, galt als abgegolten.
Wären sie arm gewesen, so hätte man sie nicht getötet. Die jüdische Gemeinde Prags bleibt verschont. Die mittelalterliche Synagoge hat die Zeiten überdauert. Karl IV.
verbietet Übergriffe auf die Juden, die er selbst in seiner Hauptstadt eingeladen hat, als treue Steuerzahler. Reich mauten sie die Juden. Man sagt, die Juden hätten die Seuche unter die Menschen gebracht.
Aber die Pestilenz wütet auch in Gegenden, wo überhaupt keine Juden leben. Das sagt sogar der Papst. Und dort, wo sie wütet, fallen sie ja selbst zum Opfer.
Die Juden können sich nicht beklagen, sie haben ihr Leid sehnsüchtig. selbst verschuldet. Bedenkt doch, es waren die Juden, die unseren Herrn Jesus Christus ans Kreuz geschlagen haben. Aber sie sind meine Schutzbefohlenen und zahlen treu Steuern dafür. Und hier in Prag kann ich sie schützen.
Aber in Frankfurt, Worms, Speyer, sollte ich Wachen vor jede Judengasse stellen. Unsere Schatullen sind leer. Auch in Nürnberg ist die jüdische Gemeinde in Gefahr.
Die Stadt boomt und die Bevölkerung wächst. Daher beschließt der Magistrat, den Marktplatz zu vergrößern. Doch dafür müssten Dutzende jüdische Häuser abgerissen werden.
Die Genehmigung dazu kann nur der König als ihr Schutzherr erteilen. Der Nürnberger Gesandte Ulrich Stromer wird in dieser Angelegenheit bei Karl in Prag vorstellig. Wir wollen den Marktplatz zur Pegnitz hin erweitern. Die Häuser stehen im Weg. Und deshalb müssen die Judenhäuser dort leider verschwinden.
Und wie wollt ihr die Juden für die Häuser entschädigen? Wie man hört, leben die Juden zur Zeit über allem reichgefährlich. Wenn die Bürger von Nürnberg sich gegen sie erheben sollten, können wir, auch wenn wir das bedauern, sie kaum daran hindern.
Es sind meine Juden und meine Juden. Meine Häuser. Wer sich daran vergeht, vergeht sich am König. Nur für den Fall, dass... Es soll euer Schaden nicht sein.
Meine Judenstromer sind mir lieb und teuer. Die Vorgänge von damals sind dokumentiert. Im Nürnberger Staatsarchiv hat sich der Vertrag erhalten, den Karl IV. mit dem Magistrat schloss.
Der König gestattet den Abriss der jüdischen Häuser. Dafür verpflichtet sich die Stadt, an der Stelle der Synagoge eine Marienkirche zu errichten. Das Dokument trägt Unterschrift und Siegel Karls IV.
Was dort nicht ausdrücklich steht, aber impliziert ist, ist, dass zum Zeitpunkt der Ausstellung in diesen Häusern die Juden leben. Sie sollen verschwinden. Das ist das, was hier unter der Decke gesagt wird.
Es ist eine Art Freibrief-Fass. zum pogrom tatsächlich werden wenige tage nach der ausstellung dieses privilegstil utah von nürnberg umgebracht die 560 juden nürnbergs männer frauen kinder wie werden zusammengetrieben und vor der Stadt verbrannt. Den Massenmorden während der Pestzeit fallen fast sämtliche jüdische Gemeinden des Reiches zum Opfer.
Es sind die schlimmsten Pogrome vor dem 20. Jahrhundert. In der Nürnberger Frauenkirche erinnert heute ein Davidstern an die Ereignisse des Jahres 1349. Und an das Versagen des Königs, der damals auch in anderen Städten die Juden um seines Vorteils willen preisgegeben hat. Man hat ihn vor einigen Jahren den ersten Schreibtischtäter der Geschichte genannt.
Es ist eine erschreckend, eine extrem widersprüchliche Figur. Und das zeigt sich eben gerade in seinem Verhalten gegenüber den Juden. Die Juden seines eigenen Herrschaftsbereiches hat er in den Zeiten der Pest 1348-49 geschützt.
In anderen Gegenden sind sie zum Spielgeil geworden, auch durch sein Agieren, weil er letztlich die Juden, die unter kaiserlichem und der königlichen Schutz stehen, der königlichen Kammer zugehören, preisgegeben hat und er damit auch seine Anhänger entschädigt hat. Naturkatastrophen, Pest und Pogrome haben ungeheures Leid über die Menschen in Deutschland gebracht. Der König will, dass nun Ruhe in sein Reich einkehrt. In Nürnberg versammeln sich auf Initiative Karls im November 1355 die Kurfürsten zu einem Reichstag. Was er ein für allemal festlegen möchte, sind eindeutige Richtlinien für die Königswahl.
Ohne den Pfalzgrafen kann die Wahl nicht einberufen werden. Ach ja? Wo steht das geschrieben?
Dass ihr euch für unverzichtbar haltet, war ja nicht anders zu erwarten. So kommen wir nicht weiter. Wollt ihr etwa die Rechte der Kirche infrage stellen?
Es sind schwierige Verhandlungen. Die gegensätzlichen Interessen der Fürsten untereinander und der Standpunkt des Königs müssen in Einklang gebracht werden. Mit taktischem Geschick und großer Zähigkeit gelingt es Karl IV., die Kurfürsten auf klare Regeln zu verpflichten.
In Zukunft sollen drei Erzbischöfe und vier weltliche Fürsten den König mit einfacher Mehrheit wählen. Das ist zwar schon Gewohnheitsrecht, dennoch gab es Unstimmigkeiten, die jetzt ausgeräumt werden. Im Januar 1356 sind die Verhandlungen abgeschlossen und das Ergebnis wird öffentlich verkündet.
Selbst zerspalten ist, wird veröden, denn seine Fürsten sind Gefährten. Was über Jahrhunderte immer wieder zu Konflikten führte, ist jetzt erstmals festgeschrieben. Die Aufteilung der Machtbefugnisse zwischen König und Fürsten im Reich.
Karl IV. hatte erhebliches Interesse an einem geordneten, einem stabilen Reich. Deshalb musste vor allem die Königswahl eindeutig sein, dem diente das Mehrheitsprinzip.
Aber auch die Kurfürsten profitierten ganz erheblich von den Bestimmungen, denn ihre Kurfürstentümer wurden als erblich und als unteilbar erklärt. Ein Gewinn also für beide Seiten. Als goldene Bulle, abgeleitet von Bulla, lateinisch für Siegel, gehen die Beschlüsse in die Geschichte ein.
Ein erstes deutsches Grundgesetz. 450 Jahre lang bleibt es in Kraft. Seit damals bestimmen die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier, der König von Böhmen, der Pfalzgraf bei Rhein, der Herzog von Sachsen und der Maggraf von Brandenburg, wer das Reich regiert.
An der Nürnberger Frauenkirche erinnert noch heute eine Uhr an den Reichstag von 1356. Zur vollen Stunde definieren die Kurfürsten vor dem König, im Gedenken an Karl IV. und eine der dramatischsten Epochen der deutschen Geschichte. Er war eine Person voller Widersprüche und gab der Nachwelt Rätsel auf.
Hochgebildet, fromm, ein Förderer der Wissenschaften und Künste. Und doch hat er sich nicht gescheut, Menschen zu opfern, um seine Herrschaft zu wahren. In der Zeit des Umbruchs gab Karl IV. den Deutschen eine neue Ordnung, in der festgeschrieben wurde, was das Land schon immer prägte.
Selbstbewusste Regionen und ihre Herrscher. Keine Metropole, aber viele aufstrebende Städte. Ein Land aus Ländern, die sich immer wieder trennten und am Ende doch zusammenfanden.