Übersicht
Die Vorlesung behandelt Chorea Huntington – eine genetisch bedingte, neurodegenerative Erkrankung, ihre Ursachen, Symptome, molekularen Mechanismen, Diagnosemöglichkeiten und Prognose für Betroffene.
Epidemiologie & Vererbung
- Chorea Huntington betrifft 10–15 von 100.000 Menschen in Westeuropa, außerhalb Europas sehr selten (Ausnahme: Venezuela).
- Die Krankheit ist autosomal dominant: ein mutiertes Gen reicht aus, das Risiko für Kinder beträgt 50%.
- Sind beide Eltern Träger, steigt das Risiko auf 75%; bei zwei mutierten Allelen besteht 100% Risiko.
- Die Krankheit ist monogen, d.h. nur ein Gen ist betroffen.
Symptomatik & Krankheitsverlauf
- Symptome treten meist zwischen 30 und 50 Jahren auf, selten vor dem 20. Lebensjahr.
- Frühe Symptome sind kognitiv und psychiatrisch: Wahrnehmungsstörungen, verlangsamte Informationsverarbeitung, Konzentrationsstörungen, Sprachprobleme, Depression, Angst, Suizidgefahr.
- Motorische Symptome beginnen mit Chorea (tanzartige Bewegungen) und umfassen später Dyskinesie, Bradykinese, Dystonie sowie Muskelsteifheit.
- Im fortgeschrittenen Stadium kommt es häufig zu Demenz.
Molekularbiologie & Pathogenese
- Die Erkrankung wird durch eine Mutation im HTT-Gen auf Chromosom 4 verursacht.
- Das HTT-Gen enthält variable CAG-Triplett-Wiederholungen, die für Glutamin codieren.
- <36 CAG-Wiederholungen: normal; ≥36: vollständige Penetranz und sichere Krankheitsentwicklung.
- Mutiertes Huntingtin-Protein bildet schädliche Aggregate und führt zu neuronalen Funktionsstörungen.
- Die genaue Funktion des Proteins ist teils ungeklärt, betroffen sind vor allem Gehirnzellen (Neuronen).
Diagnose & Prognose
- Diagnose anhand Familienanamnese und genetischem Test.
- Mehr CAG-Wiederholungen führen zu früherem Krankheitsbeginn (Antizipation).
- Lebenserwartung nach Symptombeginn ca. 20 Jahre; häufigste Todesursachen: Lungenentzündung und Suizid.
- Fruchtbarkeit bleibt erhalten; Krankheit manifestiert sich in Folgegenerationen meist früher.
Therapie & Forschung
- Es gibt keine Heilung; Therapie beschränkt sich auf die Symptomlinderung.
- Forschung zielt auf Eliminierung des mutierten Proteins ab; klinische Studien laufen.
Fachbegriffe & Definitionen
- Autosomal dominant — Vererbung, bei der eine Mutation auf einem Nicht-Geschlechtschromosom genügt.
- Monogene Erkrankung — Krankheit, die durch eine Mutation in nur einem Gen ausgelöst wird.
- Chorea — Unwillkürliche, tanzartige Bewegungen.
- Penetranz — Wahrscheinlichkeit, dass eine Genmutation zu Krankheitssymptomen führt.
- Antizipation — Früheres Auftreten und stärkere Ausprägung einer Krankheit in nachfolgenden Generationen.
- Dys-/Bradykinesie — Bewegungsstörung/verlangsamte Bewegungen.
- Dystonie — Anhaltender, unnatürlich erhöhter Muskeltonus.
Aufgaben / Nächste Schritte
- Literatur zur Chorea Huntington aus der Vorlesung/des Videos lesen.
- Genetische Vererbung und CAG-Wiederholungen in eigenen Worten zusammenfassen.
- Symptome und Verlauf anhand eines Fallbeispiels skizzieren.