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Chorea Huntington Überblick

Chorea Huntington, auch als Huntington-Krankheit bekannt, ist eine verheerende genetische Erkrankung, die etwa 10 bis 15 in 100.000 Menschen in westeuropäischen Ländern betrifft. Außerhalb von Europa ist Chorea Huntington sehr selten, mit der Ausnahme von Venezuela. Interessanterweise können alle Chorea Huntington-Fälle in Venezuela auf den gleichen Vorfahren zurückverfolgt werden. Chorea Huntington ist eine autosomal dominante Krankheit, was bedeutet, dass nur ein Elternteil ein mutiertes Gen tragen muss und weitergeben muss, und um die Krankheit an Kinder zu vererben. Das Risiko hierfür beträgt 50%. Sollten beide Elternteile Träger des mutierten Gens sein, steigt dieses Risiko auf 75%. Wenn mindestens einer der Eltern sogar zwei mutierte Allele trägt, besteht eine 100%ige Gewissheit, dass sie die Krankheit an ihre Kinder weitergeben werden. Corea Huntington ist ebenfalls eine monogene Erkrankung, was bedeutet, dass nur ein einziges Gen betroffen und für alle Symptome verantwortlich ist. Die Huntington-Krankheit ist eine neurodegenerative Erkrankung, die sich zu unterschiedlichen Zeitpunkten im Leben entwickelt. Bei den meisten Betroffenen starten die Symptome im Alter zwischen 30 und 50 Jahren. Es gibt allerdings auch Fälle, bei denen die Krankheit sich schon vor dem 20. Lebensjahr äußert. Symptome der Chorea Huntington lassen sich in drei Kategorien gliedern. Motorische Symptome, kognitive Symptome und psychiatrische Symptome. Die ersten Symptome, die auftreten, sind meist kognitiver und psychiatrischer Natur. Dies geschieht oft Jahre bevor die ersten motorischen Symptome auftreten. Kognitive Symptome beinhalten die beeinträchtigte Wahrnehmung von Emotionen, niedrigere Verarbeitungsgeschwindigkeit, reduzierte Fähigkeit der Konzentration und Aufnahme neuer Informationen sowie eine Abnahme der Sprachfähigkeiten. Häufige psychiatrische Symptome beinhalten Gleichgültigkeit, Angststörungen, Reizbarkeit, Depression und suizide Neigungen. Im fortgeschrittenen Krankheitsverlauf leiden Patienten häufig auch an Demenz. Motorische Symptome starten meist mit Chorea, was oft als bizarr aussehende, tanzartige Bewegungen beschrieben wird. Anzeichen von Chorea sind allerdings nicht automatisch Beweis für Chorea Huntington, da andere neurodegenerative Erkrankungen auch Chorea mit sich bringen. Zur Diagnose von Chorea Huntington fragen Ärzte nach der Krankheitsgeschichte der Familie und führen einen genetischen Test durch. Mit fortschreitender Krankheit machen sich andere motorische Symptome breit. Hierzu gehören Dyskinesie. Die Störung von Bewegungsabläufen, Bradykinese, die Verlangsamung von Bewegungsabläufen, Dystonie, ein ungewöhnlicher Spannungszustand der Muskeln und letztendlich Steifheit der Muskeln. Was geschieht denn nun genau bei Patienten mit Chorea Huntington? Schauen wir uns zu Beginn ein wenig Hintergrundwissen an. Unser Körper besteht aus Billionen von Zellen. Jede Zelle beinhaltet einen chemischen Code, der alle Informationen beinhaltet, die nötig sind, für unsere Zellen und unseren Körper angemessen zu funktionieren. Dieser chemische Code heißt DNA und befindet sich im Zellkern, auch Nukleus genannt. Die Bausteine der DNA heißen Nukleotide und es gibt vier unterschiedliche davon. A, T, C und G. Genauso wie Sprachen Wörter nutzen, um Informationen zu vermitteln, bildet auch DNA Wörter. Der Unterschied zu anderen Sprachen ist allerdings, dass jedes DNA-Wort nur aus drei Buchstaben besteht. Zum Beispiel C, A, G. Jedes drei Buchstaben Wort wird als Codon bezeichnet. DNA selbst ist allerdings nur der Träger von Informationen und richtet kaum Funktionen aus. Die Moleküle, die für fast alle Funktionen in unseren Zellen verantwortlich sind, sind die Proteine. Die Bausteine von Proteinen heißen Aminosäuren und es gibt 21 unterschiedliche davon. Jedes drei Buchstaben Kodon wird in eine bestimmte Aminosäure übersetzt. Diese Aminosäuren werden dann miteinander zu einem Protein verbunden. Je nach Abfolge der Aminosäuren nimmt das Protein dann unterschiedliche Strukturen an und übernimmt spezifische Funktionen. Der Abschnitt der DNA, der die Informationen für ein Protein trägt, heißt Gen. Jede Zelle beinhaltet zwei Kopien des gleichen Gens. Eine Kopie vom Vater und eine von der Mutter. Manchmal ist die Information in Genen falsch. In diesem Fall spricht man dann von einer Mutation. Falsche genetische Informationen führen zur Produktion von fehlerhaften Proteinen, die entweder keine Funktion mehr ausführen können oder neue Funktionen übernehmen, die oft schädlich sind. Zurück zur Chorea Huntington. Was genau ist hier nun anders? Das mutierte Gen in Chorea Huntington heißt HTT-Gen. Es liegt auf dem kurzen Arm von Chromosom 4 und trägt die Information für das Huntington-Protein. In nicht mutierten HTT-Gen, auch Wildtyp-Gen genannt, besteht ein Teil aus mehrfachen Wiederholungen des Kodons CAG. Je nachdem, welche Literatur man recherchiert, variieren die Aussagen bezüglich normaler Anzahl von CAG-Wiederholungen leicht. Grob lässt sich allerdings sagen, dass weniger als 27 CAG-Wiederholungen als normal oder gesund angesehen werden. Weniger als 36 CAG-Wiederholungen sind normal oder gesund angesehen. CAG-Wiederholungen führen zur Entwicklung von Chorea Huntington mit reduzierter Penotrans. Dies bedeutet, dass nicht alle Träger des mutierten Gens die Krankheit entwickeln oder vorher durch andere Ursachen versterben. Ab 36 CAG-Wiederholungen allerdings spricht man von vollständiger Penotrans, was bedeutet, dass alle Träger des mutierten Gens mit Sicherheit die Krankheit entwickeln, außer sie versterben vorzeitig durch andere Ursachen. Das Kodon CAG wird in die Aminosäure Glutamin übersetzt. Dies bedeutet, dass Patienten mit Chorea Huntington eine erweiterte Aneinanderreihung von Glutaminaminosäuren im Huntington-Protein tragen. Dies ändert die Form und Funktion des Proteins. Im Falle von Huntington gewinnt das Protein eine neue Funktion, die das Wildtyp-Protein nicht hat. Obwohl Naturwissenschaftler schon seit Jahrzehnten am Huntington-Protein forschen, sind genaue Funktionen des Wildtyp- und mutierten Proteins nach wie vor nicht vollständig verstanden. Es ist allerdings bekannt, dass bei Chorea Huntington viele unterschiedliche Signalwege innerhalb der Zelle entweder direkt oder indirekt beeinträchtigt sind, was letzten Endes dazu führt, dass die Zelle stirbt. Es ist außerdem bekannt, dass die neu gewonnene Funktion des mutierten Huntington-Proteins schädlich für die Zellen sind. Die wichtigsten Funktionen nimmt das Huntington-Protein in Neuronen, Gehirnzellen an. Dies erklärt, warum Menschen mit Chorea Huntington an einer Verminderung der Gehirnmasse und anderen neurologischen Symptomen leiden. Wir wissen außerdem, dass das mutierte Huntington-Protein zu kleineren Teilen abgebaut wird und dass diejenigen Teile, die die Glutaminkette beinhalten, Aggregate bilden. Es ist allerdings nicht ganz klar, ob diese Aggregate schädlich oder möglicherweise sogar schützend sind. Beide Hypothesen zirkulieren im Fachgebiet und es bedarf weiterer Nachforschung, um diese Frage zu beantworten. Weiterhin wurde beobachtet, dass das mutierte Huntington-Protein mit anderen Proteinen interagiert mit denen es eigentlich nicht interagieren sollte. Dies führt sehr wahrscheinlich zu einigen der beobachteten Fehlregulierungen und Fehlfunktionen. Die vielseitigen Funktionen des Wildtypproteins in Kombination mit den gewonnenen schädlichen Funktionen des mutierten Proteins machen es sehr kompliziert, Chorea-Huntington vollständig zu verstehen und adäquate Medikamente zu entwickeln. Viel Forschung wird darin investiert, Methoden zu entwickeln, die das mutierte Huntington-Protein eliminieren und diverse klinische Studien werden aktuell durchgeführt. Zurzeit gibt es nur sehr wenige Behandlungsmöglichkeiten und die existierenden Möglichkeiten zielen darauf, ab Symptome zu behandeln und nicht die zugrunde liegenden Ursachen. Es gibt außerdem kein international angesehenes Behandlungssystem und leider auch keine Heilung. Was bedeutet all dies nun in Bezug auf eine Prognose für Patienten mit Chorea Huntington? Kurz gesagt, die Diagnose ist verheerend. Chorea Huntington ist meist bekannt in der Familie, da ein einziges mutiertes Gen ausreichend ist für die Entwicklung der Krankheit. Dies bedeutet, dass Menschen mit betroffenen Elternteilen wissen, dass sie eine 50-prozentige Chance haben, die Krankheit ebenso zu entwickeln. Es wurde lange diskutiert, ob es ethisch vertretbar ist, Menschen vor Beginn der Krankheit auf die Anwesenheit des mutierten Gens zu testen. Mittlerweile können Menschen mit betroffenen Familienmitgliedern allerdings im Erwachsenenalter getestet werden. Auch wenn nicht jeder Betroffene sich für diesen Test entscheidet. Das Alter, in dem sich die Krankheit breitmacht, unterscheidet sich von Person zu Person. und ist von der Anzahl der CAG-Wiederholungen abhängig. Je mehr CAG-Wiederholungen ein Patient trägt, desto früher manifestiert sich Chorea Huntington. Auch wenn andere genetische Faktoren und Umweltbedingungen Einfluss auf den Krankheitsverlauf nehmen, ist die Anzahl der CAG-Wiederholungen ein großes Anzeichen für das, was erwartet werden kann. Nach dem ersten motorischen Symptom auftreten, ist die Lebenserwartung mit Chorea Huntington ungefähr 20 Jahre. Die Huntington-Krankheit an sich ist eigentlich nicht tödlich, allerdings führt sie zu vielen Komplikationen, die letzten Endes zum Tod führen. Die häufigste Todesursache bei Patienten mit Chorea Huntington ist Lungenentzündung. Diese entwickelt sich oft als Folge von eingeatmeten Nahrungsmitteln. Je weiter die Krankheit fortgeschritten ist, desto mehr ist die Muskulatur inklusive der Schmuckmuskeln betroffen. Eingeatmete Nahrungsmittel führen dann zu Infektionen, die Patienten leider häufig nicht überleben. Eine andere... sehr tragische Todesursache, die leider sehr oft vorkommt bei Chorea Huntington, ist Suizid. Fruchtbarkeit ist bei Patienten mit Chorea Huntington nicht beeinträchtigt. Allerdings ist es beachtenswert, dass sich die Krankheit mit fortschreitenden Generationen immer früher entwickelt. Dies liegt daran, dass wenn sich Zellen teilen, die DNA verdoppelt werden muss. Hierbei werden Regionen mit vielen CAG-Wiederholungen schnell fehlerhaft verdoppelt. Leider führt dies meist zu mehreren Wiederholungen und nicht wenigeren. In Spermien geschieht dies besonders häufig. Deshalb erben Kinder von Vätern mit Chorea Huntington oft mehrere CHG-Wiederholungen als Kinder von Müttern mit der Krankheit. Für weitere Informationen zu dieser sehr komplizierten und tragischen Krankheit schaut euch die Literatur in der Videobeschreibung an.