Ja, meine Damen und Herren, ich begrüße Sie ganz herzlich zu Ludwig Wittgenstein. Er ist der Pionier und der Begründer der Sprachphilosophie und somit einer der bedeutendsten Philosophen des 20. Jahrhunderts. Er leitete einen epochalen Wandel ein, den sogenannten Linguistic Turn, die Abkehr von der klassischen Philosophie, wie wir sie so kennen, hin Zur Sprachphilosophie. Was ist es, was die Welt im Innersten zusammenhält?
Es ist, so Wittgenstein, einzig und allein die Sprache. Alle Philosophen seit der Antike bis zu Wittgenstein haben, so sagt Wittgenstein, Im Grunde genommen das entscheidende Übersehen. Sie waren auf beiden Augen blind.
Sie haben zwar alle möglichen Gedanken und Theorien und Systeme entworfen und versucht die Welt zu erfassen. und zu beschreiben, aber sie haben dabei völlig übersehen, dass sie all das nur mit Hilfe eines Werkzeugs können, nämlich mit der Sprache. Sie denken ja immer innerhalb der Sprache.
Und das ist ihnen völlig verloren gegangen. Denn ganz egal, was ein Philosoph sagt, was der Sinn oder der Kern unserer Welt ist, er kann es nur sprachlich tun, mit Wörtern. Und kein Mensch, sagt Wittgen, kann es nicht. und auch kein Philosoph und auch kein Mensch kann jenseits der Worte und der Sätze überhaupt irgendetwas tun oder denken.
Deshalb sagt er, die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt. Sie können das auch gerne mal gleich überprüfen. Versuchen Sie mal jetzt einen Satz zu denken ohne Wörter, einen Gedanken. Versuchen Sie einen Gedanken zu fassen ohne Wörter. Es ist schwer.
Es kann nicht funktionieren. Und sagt Wittgenstein, dieses Anrennen gegen die Wände unseres Käfigs ist völlig und absolut aussichtslos. Ich kann natürlich sowas erzwingen.
Ich gebe Ihnen mal ein Beispiel. Ich erzwinge jetzt mal und sage Ihnen was jenseits der Sprache. Aber das nützt Ihnen nichts und mir auch nichts. Und es war auch kein Gedanke. Verstehen Sie?
Es war kein Gedanke. Sobald ich einen Gedanken zu fassen versuche, bleibt mir nichts anderes übrig. Danke.
Da bin ich sofort drin im Vokabular. Ich bin drin in der Syntax. Ich bin drin in der Grammatik. Ich bin drin in dem ganzen Sprachspiel Deutsch. Da kommen wir nicht hinaus.
Und deswegen sagt er, es gibt überhaupt nichts jenseits der Sprache. Jenseits der Sprache ist nichts. Wenn ich in der Sprache denke, so schweben mir nicht neben dem sprachlichen Ausdruck noch Bedeutungen vor, sondern die Sprache selbst ist das Vehikel des Denkens. Das ist jetzt schon ein ganz zentrales Zitat von Wittgenstein.
Die Sprache selbst ist das Vehikel des Denkens. Vehiculum, lateinisch das Fahrzeug. Also die Sprache ist unser Fahrzeug des Denkens.
Alles, was in unserem Kopf vorgeht, müssen wir in Wörtern und Sätzen abbilden. Wir erlernen die Sprache in frühester Kindheit und seit diesem Zeitpunkt, wo wir babbeln können, verstehen wir die Sprache. unsere ganze Welt nur innerhalb dieses Sprachgefüges.
Wir haben keine andere Möglichkeit und deshalb sagt Wittgenstein, ist es die allererste und primäre Aufgabe der Philosophie, jetzt einmal anzuschauen, was ich überhaupt mit Hilfe der Sprache, mit meinen Wörtern und meinen Sätzen von der Welt verstehen kann und was nicht. Das ist die eigentlich zentrale Aufgabe der Philosophie. Und deshalb kann er sagen, Zitat, alle Philosophie ist Sprachkritik. Oder er sagt auch, die meisten Fragen und Sätze der Philosophen beruhen darauf, dass wir unsere Sprachlogik nicht verstehen. Die Philosophen haben zu allen Zeiten viel Irrtümlichkeit.
Dinge gesagt, weil sie die Sprachlogik gar nicht richtig verstanden haben und die Begriffe falsch verwendet haben. Darum gibt es auch so viele widersprüchliche Thesen in der Philosophie. Jetzt geht es aber darum, dass wir sagen müssen, was können wir überhaupt mit Sprache sagen und was nicht. Und diesen Anlauf unternimmt Wittgenstein in seinem berühmten Buch, dem Tractatus Logico-Philosophicus. Und dieses Buch hat übrigens gerade mal 80 Seiten und hat ihn noch zu Lebzeiten berühmt gemacht.
es ist für ein philosophisches Buch ungewöhnlich, für ein Buch der Weltliteratur, dass es so kurz gefasst ist, aber wissen Sie, er hat diese Frage, was wir sagen können und was nicht, in genau sieben Thesen. Messerscharf, wie ein Chirurg, mit einem Sezirmesser, klar dargestellt. Dann hat er es noch durchnummeriert, wie Bibelferse.
Das Ganze hat was Apodiktisches. Also es ist toll, ich kann es empfehlen. Und das Interessante ist jetzt, dass er das in so einer Einfachheit darstellt.
Ich versuche es jetzt mal zu beginnen. Der erste Satz aus dem Traktatus, These Nummer 1 lautet, die Welt ist alles, was der Fall ist. Es ist eigentlich völlig klar, wer will da widersprechen, es ist der Fall, dass die Erde rund ist, es ist der Fall, dass es eine Erdanziehungskraft gibt, es ist der Fall, dass es eine Atmosphäre gibt. Wäre das alles nicht der Fall, dann würden wir wegfliegen.
könnten nicht atmen. Also die Welt ist erstmal alles, was der Fall ist. Es ist der Fall, dass wir hier alle jetzt sitzen und uns mit Wittgenstein befassen. Also da kann man eigentlich nichts kritisieren. Jetzt geht es aber schon weiter.
Schon im nächsten Satz kommt eine ganz spannende Wende. Da sagt er jetzt, die Welt ist die Gesamtheit der Tatsachen, nicht der Dinge. Also es ist nicht alles der Fall.
Was wir so an Dingen so sehen. Man könnte ja jetzt sagen, der Fall ist, sagen wir mal, dass ich rausgehe und dann sehe ich eine Ampel, also Ampeln sind der Fall, dann sehe ich Autos, Verkehr, ich sehe Straßen, ich sehe Flüsse, ich sehe heikle Verkehrssituationen. Der Fall sind vielleicht Schutzengel, da hatte ich mal einen Schutzengel.
Der Fall sind Ozeane, Berge, Meere, Meerjungfrauen und so weiter. Dann sagt er nein. Nicht alles, nicht alle Dinge sind der Fall, sondern nur die Tatsachen.
Jetzt stellt sich aber die Frage, was ist eine Tatsache? Wie kommen wir zu den Tatsachen? Und da sagt er, wir machen uns Bilder der Tatsachen, also unser Weg zu den Tatsachen. mit denen wir dann unterscheiden können, was ist wirklich der Fall und was haben wir noch eingebildet, läuft in dieser Weise.
Wir machen uns Bilder der Tatsachen. Biografen sagen, das hat er persönlich, diese These vielleicht auch aus einem Erlebnis im Gerichtssaal, da hat sich der junge Wittgenstein in so eine Verhandlung gesetzt, wo wirklich die beiden Streitparteien diametral das Gegenteil behauptet haben. was da vorgefallen ist bei dem Unfall.
Und der Richter hat mit kleinen Automobilmodellen und mit Püppchen und riesig an der Wand die Straßen eingezeichnet, das exakt nachstellen lassen und jedem zeigen lassen, wie es er sieht. Und hat durch dieses Bild der Wirklichkeit versucht, zu erfahren, was eigentlich Sache ist. Darum kann Wittgenstein auch sagen, das Bild ist ein Modell der Wirklichkeit. Und jetzt kommt es, nach Wittgenstein macht es nicht nur der Richter, sondern Sie alle hier im Saal.
Ja? auch, machen uns ständig Bilder von der Wirklichkeit. Wenn ich beispielsweise rausgehe, bei Grün über die Ampel, dann habe ich mir so ein Bild gemacht, dass die Ampel gleichzeitig den anderen rot zeigt und dass die warten müssen. Dieses Modell der Wirklichkeit habe ich schon im Kopf, wenn ich bei Grün rübergehe.
Und in meinem ganzen Alltag mache ich mir ständig solche Bilder von der Wirklichkeit. Aber damit ist es ja noch nicht getan. Jetzt sagt der Herr Wittgenstein, das Bild stimmt mit der Wirklichkeit überein oder nicht.
Es ist richtig oder unrichtig, wahr oder falsch. Ein a priori wahres Bild gibt es nicht. Ich kann mich ja auch täuschen. Man täuscht sich auch manchmal.
Da macht man sich ein Bild und denkt, so und so muss es laufen. Und dann sieht man, meine Güte, es war wirklich nicht so. Jetzt wieder die Frage, was ist eine Tatsache und was, also was ist ein korrektes Bild und was nicht?
Wann ist ein Bild eine Tatsache und wann nicht? Und da sagt er einen ganz zentralen Satz, Satz. Um zu erkennen, ob das Bild wahr oder falsch ist, müssen wir es mit der Wirklichkeit vergleichen.
Dieser banale Satz ist die Grundlage der gesamten modernen Naturwissenschaft bis heute. Jeder Naturwissenschaftler, der eine Hypothese aufstellt, die kann noch so trivial sein, wenn er sagt, bei so und so viel Grad verdampft das Wasser, da kocht das Wasser und wird gasförmig, dann muss das wiederholbar sein in der Wirklichkeit. Der Satz muss in der Wirklichkeit stimmen. Ich kann dann an x Orten muss ich das Wasser erhitzen können und immer immer bei derselben Temperatur muss das zum Kochen kommen und verdampfen.
Nur dann, wenn es in der Wirklichkeit stimmt, gilt der Satz. Also wir müssen jeden Satz an der Wirklichkeit überprüfen. Und da würde ich zum Beispiel schon sagen, Schutzengel finden wir in der Wirklichkeit nicht, können wir nicht experimentell wiederholen und Meerjungfrauen finden wir leider nicht.
Wahrscheinlich auch nicht. Und jetzt sagt er, es ist im Grunde genau dasselbe, dieses sich Bilder machen von der Wirklichkeit läuft in der Wissenschaft und im Alltag bei uns normalen Menschen immer gleich ab. Wir machen diese Bilder in Sätzen.
Um das Wesen des Satzes zu verstehen, denken wir an die Hieroglyphenschrift, welche die... die sie beschreibt, abbildet. Die Schrift und unsere Sprache, der wir uns so selbstverständlich bedienen, ist nichts anderes als eine Reihe kleiner Bildchen von der Wirklichkeit. Drum, sagt er hier, denkt mal an die Hieroglyphenschrift, weil die Hieroglyphen, die haben ja einfach Bilder gemacht von Schlachten mit Pfeil und Bogen, die es da... und haben das so aneinandergereiht.
Das waren reine Bildchen. Und trotzdem war es die erste Schrift und die erste Sprache. Und es gibt ja da, wenn die in der chinesischen und japanischen Sprache, gibt es heute noch einzelne wenige Schriftzeichen, die auch noch die direkte Bilder sind. Das bekannteste, was da oft zitiert wird, ist, wenn man das Zeichen für eine Frau macht und drüber ein Dach, also das ist bei denen nicht so, sondern so beim Genesen, wenn man dieses Zeichen macht, dann heißt es Frieden. Und wenn man drei Frauen macht, ohne dieses Dach, dann heißt es Streit.
Also Sie sehen, wie sehr Bilder heutzutage noch Sprachbilder direkt gebraucht werden. Für uns ist jetzt nur wichtig, dass wir wissen, dass letztlich... Wörter, auch wenn sie abstrakter sind, Bilder von der Wirklichkeit sind. Gut, der Satz ist ein Bild der Wirklichkeit, so wie wir sie uns denken. Wenn ich einen Satz sage, ist es ein Bild der Wirklichkeit, so wie ich sie mir denke.
Wenn ich sage, bei Grün gehe ich, die anderen müssen warten, dann sagt dieser Satz eine Aussage, so wie ich mir die Wirklichkeit denke. Und jetzt kommt etwas Zweites. Damit das auch absolut stimmig ist, müssen wir uns nicht nur an die Wirklichkeit müssen wir es mit der Wirklichkeit vergleichen können, ob es in der Wirklichkeit so ist. Und zweitens, jetzt kommt eine zweite große Forderung von Wittgenstein, die Sätze über Tatsachen müssen sinnvoll sein.
Sätze über Tatsachen müssen sinnvoll sein. Das fordert er auch. Was heißt jetzt das?
Er macht da was ganz Wahnsinniges in seinem Traktatus. Er untersucht alle 16 sogenannten Wahrheitsoperationen. Wissen Sie, Sie können meines Wissens sogar Tatsachen machen, tatsächlich in fast allen Sprachen der Welt 16 Wahrheitsoperationen einsetzen, nicht mehr und nicht weniger.
Das sind UND-Sätze, das sind NICHT-Sätze, das sind WENN-DAN-Sätze, das sind entweder-oder-Sätze, sowohl-als-aus-Sätze und so weiter und so weiter. Und da kommen Sie auf 16 Stück. Sie haben hier im Saal nur die Chance, 16 verschiedene Möglichkeiten wahrzunehmen, Sätze zu sagen, interessanterweise.
Die untersucht Wittgenstein alle, das sparen wir uns jetzt und kommt zu dem Ergebnis, dass es verschiedene Aussagen von drei verschiedene Sätze über die Wirklichkeit gibt. Nämlich sinnvolle Sätze, sinnlose Sätze und unsinnige Sätze. Sinnvolle Sätze, das ist klar, ein sinnvoller Satz ist ein Satz, der irgendeinen Sachverhalt gut beschreibt.
Zum Beispiel die Erde ist rund, wäre ein sinnvoller Satz. Und da würde er sagen, man kann geradezu sagen, dieser Satz stellt diese und diese Sachlage dar. Also die Erde, unser Planet ist rund, da wird die die Sachlage der Rundheit dargestellt.
Jetzt gibt es aber leider auch sinnlose Sätze, die oft gebraucht werden. Das sind zum einen die tautologischen Sätze und die kontradiktorischen. Tautologisch vom griechischen tautos logos, logos die Logik, und tautos dasselbe, die Logik desselben, frei übersetzt die Wiederholung des Gesagten. Tautologischer Satz wäre der Schimmel ist weiß oder bei nasser Fahrbahn ist die Fahrbahn nass. Tautologisch.
Sätze. Und kontradiktorische Sätze ist auch klar, kontradiktio lateinisch der Widerspruch, widersprüchliche Sätze, Sätze die in sich einen Selbstwiderspruch tragen. Also der Lehrer malt ein dreieckiges Viereck an die Tafel.
Geht nicht, ja? Oder der Olympiasieger wurde Zweiter. Und Wittgenstein selbst bringt das Beispiel, ich sehe einen roten Punkt, der grün ist. Und dann sagt er, die Aussage, dass ein Punkt das Gesichtsfeld ist, zu gleicher Zeit zwei verschiedene Farben hat, ist eine Kontradiktion. Und das Problem ist, sowohl die tautologischen Sätze, die sind zwar richtig, die sind sogar immer richtig.
Also bei nasser Farbe ist die Farbe nass. Aber sie bringen uns nichts, weil nochmal dasselbe wiederholt wird. Sie fügen keine neue Bedeutung hinzu. Und die kontradiktorischen sind prinzipiell immer falsch, aber keine von beiden Satzkonstruktionen. also keine von beiden kann daher die Wirklichkeit irgendwie bestimmen.
Gut, jetzt hat er aber nicht nur tautologisch-kontradiktorisch sinnlose Sätze und sinnvolle Sätze, sondern es gibt interessanterweise noch eine dritte Gruppe. Und das ist die Gruppe der unsinnigen Sätze und die machen die Theologen und die Philosophen. Laut Wittgenstein.
Und zwar sind das Sätze, wo sozusagen auch wieder dem Gegenstand eine Bedeutung gibt. geben wird, aber diese Bedeutung, die wir dem Gegenstand geben, ist zuerst abstrakt und nicht mehr innerweltlich fassbar. Also er sagt hier zum Beispiel Wenn der Satz keinen Sinn hat, so kann das nur daran liegen, dass wir einigen seiner Bestandteile keine Bedeutung gegeben haben.
Unsinnig wäre zum Beispiel ein Satz, die Ursache, alles Lebens auf der Welt ist Gott. Da würde er sagen, haben wir dem Leben auf der Welt und der Ursache dieses Lebens keine wirkliche Bedeutung gegeben. Weil...
Gott ist zu abstrakt. Das ist keine innerweltlich zuzuordnende Bedeutung. Das ist keine Tatsache, weil wir Gott nicht logisch sinnvoll formulieren können und wir können Gott auch nicht experimentell mehrfach überprüfen. Geht nicht. Und deswegen wäre dieser Satz zum Beispiel unsinnig.
Aber auch ein Satz von Hegel, der sagt, die Geschichte wird angetrieben vom Weltgeist. Da würden wir auch sagen, ja. Also wäre auch ein unsinniger Satz.
Und dann sagt er, ich komme jetzt schon zur Konsequenz, weil wir noch so viel vorhaben. In der letzten siebten These vom Traktatus, mit der er dem abschließt, sagt er dann, nachdem wir jetzt wissen, wie wir künftig philosophieren und logisch vorgehen, wissen wir, alles muss überprüfbar sein, alles muss logisch sinnvoll formuliert sein und alles andere, was passiert mit allem anderen. Und da kommt seine siebte These, die bedeutendste und vielzitierendste.
Und die lässt er unkommentiert ganz zum Schluss des Traktatus als letzten Satz stehen. Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen. Gut. Und der Satz war deshalb so provokativ, weil er im Grunde die gesamte Wissensschöpfung nur noch den Naturwissenschaften überlässt. Und tatsächlich, sagt Wittgenstein auch, die richtige Methode der Philosophie wäre eigentlich die, nichts zu sagen, als was sich...
sich sagen lässt. Also Sätze der Naturwissenschaft, also etwas, was mit Philosophie nichts zu tun hat. Und die Philosophie macht eben seit Jahrhunderten den Fehler, oft eigene Wörter zu erfinden, denken Sie nur an Heidegger, abstrakte Wörter zu erfinden und die mit irgendwelchen Bedeutungen zu füllen, die überhaupt nicht überprüfbar sind.
Und deswegen sagt er, die meisten Sätze und Fragen, welche über philosophische Dinge geschrieben worden sind, sind nicht falsch, sondern unsinnig. Und unsinnig sind nach Wittgenstein auch, und jetzt wird es heftiger, ethische Sätze. Ethische Sätze. Und zwar sagt er zum Beispiel Platon, wenn Platon sagt, wir müssen unsere Seele öffnen für das Gute, mit dem inneren Auge zu sehen lernen und uns auf das Gute ausrichten, dann sagt er der Satz, wäre nur dann logisch korrekt und sinnvoll, wenn das Gute definiert wäre. Aber da Platon nie sagt, was das Gute ist, er sagt höchstens mal, es hängt mit der Idee des Schönen und Wahren zusammen, aber letztlich ist das Gute das Göttliche.
Und weil er aber nicht sagt, was das Gute ist und das nicht definiert, ist der Satz auch für Wittgenstein unsinnig. Die Wissenschaft muss es aber leisten, den Dingen konkrete Bedeutungen einzugeben. Drum sagt er, In der Ethik macht man immer den Versuch, etwas zu sagen, was das Wesen der Sache nicht betrifft und nie betreffen kann. Es ist a priori gewiss, was immer man für eine Definition des Guten geben mag, es ist immer nur ein Missverständnis.
Wissen Sie, die Sätze in der Ethik, die richten sich ja auch auf die Zukunft. Wenn man sagt, du sollst Vater und Mutter ehren, da geht es auch um die Zukunft. Oder du sollst keinen Mord begehen. Und das kann man auch nicht empirisch feststellen.
Darum sind Sätze der Ethik unsinnig. Er kann auch sagen, darum kann es auch keine Sätze der Ethik geben. Sätze können nichts Höheres ausdrücken.
Es ist klar, dass sich die Ethik nicht aussprechen lässt. Und er geht noch weiter, er sagt auch, so Dinge wie die Unsterblichkeit der Seele, die Platon dann ja auch beschreibt. Da sagt er dazu, die Unsterblichkeit der Seele des Menschen, das heißt also ihr ewiges Fortleben auch nach dem Tode, ist auf keine Weise verbürgt. Und er geht noch weiter, es ist ganz spannend, er sagt selbst, wenn man jetzt mal den Satz unwissenschaftlich lässt und geht davon aus, es wäre so, würde es dem Logiker nicht weiterhelfen, weil, sagt er, Die große Frage, die wir uns hier ja stellen, ist ja eine ganz andere.
Er sagt zum Beispiel, die Frage heißt ja, ist denn dieses ewige Leben dann nicht ebenso rätselhaft wie das Gegenwärtige? Weil also die eigentliche Frage, die für uns ja rätselhaft ist, ist ja, warum gibt es das Ganze hier? Warum ist hier überhaupt etwas und nicht nichts?
Warum sind wir hier? Warum tappelt da was? Warum gab es den Urknall?
Warum gibt es Universen und so weiter und mischer? Das ist ja die Frage. Und er sagt, da hilft uns das nicht, dass die Ehe Seele unsterblich ist.
Der Logiker, wenn in den Himmel kommt, der hätte dann nur ewig Zeit, sich die Frage zu stellen, warum gibt es hier was und warum. Ja, weil sozusagen die Frage ist ja nicht beantwortet, wenn ich ewig lebe. Im Gegenteil, Teil, da quält mich das sogar das ganze Leben lang.
Weil die Antwort wäre vielleicht, vielleicht hat Gott es geschaffen, weil er zu einsam war, weil er sich selbst nicht genügt hat oder er hat sich selbst genügt und es ist ihm passiert. Also in der indischen Religion ist es so, dass durch ein Versehen ist Gott die Welt rausgerutscht. Aber wie auch immer sagt Wittgenstein, das können wir nur aus der Perspektive Gottes beantworten und die können können wir nicht einnehmen, denn Gott offenbart sich nicht in der Welt.
Wir können keine Aussage über Gott machen, die wir erstens logisch sinnvoll machen können und zweitens, die wir verifizieren können, experimentell durch Wiederholung mit einem Abgleich in der Wirklichkeit. Und deswegen sagt er dann sogar recht apodiktisch, ich halte es für sicher wichtig, dass man all dem Geschwätz über Ethik, ob es Werte gäbe, ob sich das Gute definieren lasse, ein Ende mache. Und am Ende vom Traktat. wiederholt er eben noch mal, dass Philosophie oft eben nur durch sprachliche Missverständnisse entsteht.
Und sie wäre aber vermeidbar, wenn alle seinen Tractatus lesen und sich an diese sieben Thesen halten. Und dann schreibt er selbstbewusst, gut, er war 30 Jahre, ich meine, es ist auch enorm, mit 30 so etwas zu schreiben, was dann um die halbe Welt geht. Und dann hat er geschrieben, dagegen scheint mir die Wahrheit der hier mitgeteilten Gedanken unantastbar. Und definitiv.
Gut, aber es war dann ganz interessant, also erst mal, gut, er war jung, ja, und Sie werden auch gleich sehen, er ist weit darüber hinausgewachsen später. Aber erst mal hatte er... diese Einstellung und war da auch sehr streng, auch gegenüber sich selbst.
Und wie sehr er da überzeugt war, dass seine Sachen unantastbar sind, sieht man auch an einer netten Episode, da kam Karl Popper zu Besuch. Wittgenstein hat ja irgendwann, er war Österreicher, hat dann die englische Staatsbürgerschaft angenommen und war dann auch Professor in England, in Cambridge. Und Karl Popper, ein anderer Philosoph, kam gerade aus Neuseeland, angereist auf Einladung der Cambridge University.
Moral Science Club Gemeinschaft und hat dort einen Vortrag halten sollen und hat den Vortrag gehalten über das Thema, gibt es philosophische Probleme? Und das war in so einem Kaminzimmer, die ganze philosophische Prominenz, da auch einige Anhänger von Wittgenstein, der hatte so einen kleinen Clan um sich. die immer mitgegangen sind, Studenten, die begeistert waren von ihrem radikalen Denker. Und Wittgenstein stocherte zunehmend nervös mit dem Schürhaken in dem Feuer rum, in dem Kaminfeuer, weil für ihn gab es ja keine philosophischen Probleme.
Dann sprang er auf, unterbricht Popper und sagt, das wäre nur ein mathematisches Problem, das wäre ein Scheinproblem, das wäre ein logisch falsch formuliertes Problem. Und Popper hat sich natürlich auch geärgert. Und Popper hat dann wieder Wittgenstein unterbrochen.
Und Wittgenstein hat da schon mit dem Schürhaken ein bisschen wie mit einem Dirigentenstab seine Thesen unterstrichen. Und Popper hat dann gesagt, ich möchte kein Philosoph mehr sein, wenn es keine wirklich echten philosophischen Probleme gibt. gibt.
Zum Beispiel kann doch niemand allen Ernstes sagen, dass moralische Sätze nicht einer diskursiven, kritischen Beurteilung bedürfen. Wir müssen als Philosophen, wenn ein Gesetz gemacht wird oder eine Regel oder jemand sagt, das und das ist unmoralisch, kritisch hinterfragen, wie er das begründet. ob er es begründen kann und ob es nicht eine andere moralische Regel gibt, die besser ist. Das müssen wir dürfen als Philosophen. Daraufhin sprang, das war dann viel zu viel natürlich, für Wittgenstein.
Wittgenstein springt auf, zeigt mit dem Schürhaken auf Popper und sagt, geben Sie mir ein Beispiel für eine moralische Regel. Weil ja für Wittgenstein gab es keine gültige moralische Regel, weil wir sie nicht... logisch begründen können.
Wir können es nicht. Moral, Ethik können wir nicht wirklich wissenschaftlich sauber begreifen. begründen.
Und das interessante ist jetzt, dass dann der Papa gesagt hat, völlig ruhig, also er hat versucht ruhig zu bleiben, hat ihm gesagt, ja er hat ein Beispiel und zwar man soll Gastdozenten nicht mit dem Schürhaken bedrohen. Und daraufhin hat Wittgenstein den Schürhaken reingepfeffert, also in den Kamin, ist raus und hat die Tür zugeschlagen. An dieser kleinen Episode, die habe ich Ihnen jetzt nicht zur Erheiterung nur erzählt. Da sehen Sie zwei alleine mich. Zum einen, wie sehr sich natürlich Wittgenstein geärgert hat über Popper, weil sich Popper so leicht tat damit, einfach ethische Sätze rauszuhauen oder zu sagen, klar kann man über ethische Sätze sinnvoll reden.
Und zum anderen aber, glaube ich, sagen zu können, dass Wittgenstein auch mit sich selbst gekämpft hat. Er war sehr selbstkritisch eigentlich, was man nicht meinen sollte jetzt nach diesem ersten Auftritt. Und er hat aber auch mit sich selbst gekämpft. weil er ja über sich selbst auch diese Strenge anwenden musste, nicht über Ethik zu reden. Und Wittgenstein war ein zutiefst mystischer und religiöser Mensch, der sich sehr viel eigentlich mit diesen Themen beschäftigt hat.
Es hat in ihm umgetrieben, diese Fragen, woher, wohin, woher kommen wir, Sinn und so weiter. Diese Dinge haben ihn zutiefst angetrieben. Und er schreibt auch schon im Traktato selbst, das muss man auch sehen, das ist der andere Wittgenstein, da schreibt er selber schon im Traktato, Tractatus.
Wir fühlen, dass selbst wenn alle möglichen wissenschaftlichen Fragen beantwortet sind, unsere Lebensprobleme noch gar nicht berührt sind. Das ist ihm schon gekommen, dass wenn wir nur wissenschaftlich sauber bleiben, dass wir unsere Lebensprobleme überhaupt nicht mal berühren. Weil die Wissenschaft hat nämlich ein ganz großes Problem. Sie kann das ganze Universum erklären, vielleicht auch Urknall, Ausdehnung, alles, aber sie erklärt immer nur das Wie, aber niemals das Warum.
Da sagt er wörtlich, nicht wie die Welt ist, ist das Mystische, sondern dass sie ist. Dass sie ist, ist das eigentliche Geheimnis. Und das kann natürlich die Wissenschaft nicht erklären.
Und für ihn war es natürlich schlimm, weil er als Logiker sich selbst auferlegt hat, nicht darüber zu sprechen. Gleichzeitig hat es ihn natürlich total beschäftigt. Er las Kierkegaard, er las Pascal, er las auch auch Tolstoi.
Und er hat sich viel mit Mystik beschäftigt, sodass sogar sein Lehrmeister und Freund Russell, auch ein berühmter englischer Philosoph, ihn daran erinnert hat, dass er sich nicht zu sehr mit Mystik beschäftigen soll, er sei doch Logiker. Und Wittgenstein hat geantwortet, wie kann ich Logiker sein, wenn ich noch kein Mensch bin. Also er war eine zutiefst gespaltene Persönlichkeit auch in dieser Hinsicht. Es hat ihn umgedreht. und die heutige philosophische Forschung spricht deshalb vom beraten Schweigen des Ludwig Wittgenstein.
Ich finde das eine ganz fantastisch zutreffend gute Formulierung, weil er selbst schon sagt, worüber man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen, aber er sagt zugleich, alles worüber man sprechen kann, befriedigt uns eigentlich nicht wirklich. Und deswegen sagen die Wittgenstein-Forscher zu Recht, dass in diesem Schweigegebot, was er uns allen und sich selbst anbietet, auf, er legt zugleich eine implizite Aufforderung liegen kann, dass wir sehr wohl privat selbst als Menschen diesen Weg gehen und auch ethisch gut handeln. Also da sagen Wittgenstein-Forscher, gibt es durchaus eine Ethik der Tat.
Und in späteren Schriften hat er diese unsinnigen Sätze auch nicht mehr so massiv formuliert. Und das Zweite war, er hat dann selbst noch was gemerkt, nämlich sein Traktatus. Wissen Sie, der Traktatus wurde schnell zur Bibel dispositioniert. Positivismus.
Sowohl in Deutschland als auch in England, überall. Die Positivisten haben gesagt, ja, künftig ist Wissenschaft nur noch das, was positiv nachweisbar und feststellbar ist. Und er selber aber, wenn man dann wirklich sagt, dass wirklich die Wahrheit nur noch das ist, was wir experimentell in der Wirklichkeit überprüfen können, also Sätze, die man überprüfen kann, plus logisch sinnvolle Sätze, wenn man das jetzt mal auf den Traktatus selbst anwendet, und das wurde ihm gesagt, dann hat er auch ein Problem, weil der Tractatus selbst ist eine Erkenntnistheorie, wo er sagt, was können wir erkennen und was nicht.
Das kann man nämlich auch nicht empirisch nachweisen, was er da schreibt. Und jetzt war er natürlich ein ganz heller Kopf, er war absolut fit, jetzt hat er das selbst gemerkt. Und darum schreibt er noch im Tractatus, im vorletzten Satz, schreibt er, ich glaube, es ist der Vorletzte, legen Sie mich nicht fest, kann auch der Vorvorletzte sein, ist der Vorletzte, danke, da schreibt er, ja, wir haben Wittgenstein-Experten hier.
vorletzten Satz schreibt er, meines Die Sätze erläutern dadurch, dass sie der, welcher mich versteht, am Ende als unsinnig erkennt, wenn er durch sie auf ihnen über sie hinausgegangen ist. Also jeder, der ihn liest und gut verstanden hat, sagt er, muss auch seinen Traktatus als unsinnig erkennen, weil man ihn ja auch nicht empirisch nachweisen kann. Aber man kann trotzdem ihn verwenden wie eine Leiter, die man, wenn man den neuen Stand erreicht hat, wegwirft und Gültigkeit beansprucht er trotzdem. Gut, der Tractatus blieb das einzige Werk, was er zu Lebzeiten veröffentlicht hat, aber in höherem Alter machte er eine zweite ganz große Entdeckung. Man spricht daher auch von Wittgenstein I und Wittgenstein II oder vom frühen und späten Wittgenstein.
Die zweite große Entdeckung war, es war auch wieder die Sprache, so könnte man sagen, nichts Neues, aber er hat dann diese fantastische Theorie der Sprachspiele aufgestellt. die ich Ihnen jetzt noch nahe bringen will, die ich fast für noch wichtiger erachte. Und zwar sagt er, die Sprache dient gar nicht nur dazu, wie er im Traktatus behauptet hat, saubere wissenschaftliche Sätze über die Welt zu sagen. zu machen, sondern er hat es nämlich, ihm hat es gereicht in Cambridge, er hat gesagt, er wird irre, wenn er an der Universität bleibt. Dann hat er sich erst in so eine Blockhütte zurückgezogen und irgendwann im ersten Weltkrieg war er Soldat, auch Offizier und dann irgendwann Dann hat er sich als Volksschullehrer in die österreichische Provinz zurückgezogen, nach Trattenbach.
Und wo er die ganzen Schüler babbeln gehört hat, hat er gemerkt, die schreien sich an, die geben sich Befehle, die beleidigen sich, die motivieren sich. Das hat alles nichts mit realen Beschreibungen der Welt zu tun. Und daher dieses Zitat, führe dir die Mannigfaltigkeit der Sprachspiele an diesen Beispielen und anderen vor Augen.
Also die Sprache ist viel mannigfaltiger, als dass wir nur Wirklichkeit beschreiben. Und dann kommen ein paar Beispiele. Befehlen und nach Befehlen handeln, beschreiben eines Gegenstands, berichten eines Hergangs, eine Hypothese aufstellen und prüfen, eine Geschichte erfinden, Theater spielen, einen Witz machen, bitten, danken, fluchen, grüßen, beten. Das ist ja alles Sprache. Also es ist Wahnsinn, zu was uns die Sprache alles dient.
Und diese Lebendigkeit der Sprache, die untersucht er jetzt. Und er kommt zu dem Ergebnis, dass die im Traktatus aufgestellte Vordergründung, dass wir eine ideale Wissenschaftssprache entwickeln müssen. Übrigens der Wiener Kreis und Carnap hat das dann gemacht.
Carnap hat Jahre damit vertan, oder er hat Jahre damit zugebracht, eine Idealsprache zu entwickeln, in der keine Fehler bei der Beschreibung von Wirklichkeit entstehen können. Das ist gescheitert, der Versuch. Und Wittgenstein sagt es hier quasi schon, es kann nicht gehen, weil es gibt auch zu viele Wörter. die bereits mehrere verschiedene Bedeutungen haben. Zum Beispiel wäre der Satz nach seinem Traktatus absolut sinnvoll, eine Bank ist ein von Menschen hergestelltes Gerät, um sich hinzusetzen.
Jetzt ist aber zugleich könnte man sagen, eine Bank ist ein Kreditinstitut. Und beide Sätze sind richtig, obwohl sie widersprüchlich sind. Das Problem ist, es gibt Wörter, die haben so viele verschiedene Bedeutungen, dass wir schon deshalb nicht mit Wörtern völlig klar die Dinge beschreiben können.
Auch das das Wort 5, wenn die Tochter heimkommt und zur Mutter sagt, Mami, ich habe Mathe eine 5. Oder wenn sie heimkommt und sagt, ich komme um 5. Heute Nachmittag komme ich um 5. Oder sie kommt heim und sagt, meine Freundinnen zum Geburtstag kommen 5. Jedes Mal bedeutet die 5 was anderes. Einmal eine Qualität ihrer Note, einmal eine Quantifizierung der Freundinnen, einmal eine Uhrzeit. Also die 5 kann immer, oder mein Handy hat ein Display diagonal von 5, dann ist es eine Zentimeterangabe.
Also die 5 kann immer, oder mein Handy hat ein Display diagonal von 5, dann ist die Wörter, je nachdem wie wir sie einsetzen, haben eine andere Bedeutung. Und sein zentraler Satz lautet, die Bedeutung eines Wortes ist sein Gebrauch in der Sprache. Gut. Und die Sprache ist eben viel zu lebendig, um exakte, präzise Verwendungsformen zu generieren. Und deswegen sagt er, ist entscheidend für die Bedeutung eines Wortes.
denkt er lange darüber nach, was bedeutet ein Wort? Entscheidend sind Sprachspiele. Und wir alle bewegen uns ein Leben lang in sogenannten Sprachspielen. Und da gebe ich Ihnen jetzt mal die Definition von Sprachspiel, weil das das Zentrum seines Spätwerks ist. Er sagt, erstens, Sprachspiele sind die Sprachformen, mit denen ein Kind anfängt, Gebrauch von Wörtern zu machen.
Also wenn Sie das erste Mal Papa, Mama sagen können, da fangen Sie an, ins Sprachspiel einzusteigen. Das ist die erste Definition. Da spricht er von sogenannten primitiven Sprachen.
Gut. dann ist aber für ihn zweitens jedes Jede Kommunikation zwischen zwei Menschen bezeichnet er als Sprachspiel, wenn sie einer gemeinsamen Regel folgen. Oft sind es sogar gemeinsame Regeln.
Vergleiche es mit einem Schachspiel. Schachspieler können nur miteinander spielen, weil sie einer gemeinsamen Regel folgen. Wenn jetzt einer den Turm diagonal bewegt und dem einen schlägt, da ist Mords was los.
Oder wenn der andere mit dem Springer dann einfach über alles drüber springt und so. Es geht nicht. Die müssen genau demselben Regelwerk folgen.
Und in der Sprache ist es genauso. Wir können nur dann ein Sprachspiel spielen, wenn wir ein gemeinsames Regelwerk haben. Das Regelfolgen ist wichtig.
Chinese trifft ein Spanier. Die reden drei Stunden. Der Spanier spricht kein Wort Chinesisch und umgekehrt.
Da sagt der Spanier am Ende, das kommt mir alles Chinesisch vor und der Chinese umgekehrt. Die können nicht. Wir brauchen, also das ist die zweite Definition von Sprachspiel, das wir in dem Gemeinsamen regeln.
Dazu habe ich Ihnen das berühmte Bauarbeiterbeispiel von Wittgenstein selbst mitgebracht. So eine einfache Sprache wäre die. Ihre Funktion ist die Verständigung eines Meisters.
eines Maurermeisters. Ihre Funktion ist die Verständigung eines Maurermeisters A mit seinem Gehilfen B. A errichtet einen Bau. B reicht ihm die Bausteine zu.
Es gibt Würfel, Platten, Balken, Säulen. A ruft eines der Wörter Würfel, Platte etc. aus. B bringt ihm darauf den Stein. Auf den Ruf 5 Platten geht er dorthin, wo die Platten aufstehen. aufgestapelt sind, sagt die Zahlwörter von 1 bis 5, nimmt bei jedem Wort eine Platte auf, zählt auf 5 und bringt sie dem a.
Und da sagt der Wittgenstein, auch die folgen einer gemeinsamen Regel. Die wissen genau Bescheid über die Bedeutungen dieser einzelnen Wörter und sie haben ein gemeinsames Regelzahlensystem. Also die von 1 bis 10 wissen die genau was das ist und zwar beide dasselbe. funktioniert. Und das Sprachspiel kann sogar noch erweitert werden.
Sagen wir mal, da kommen neue Steine, dann fragt der B, was ist das? Dann sagt der A, das ist ein Prisma. Und dann ist das Prisma auch noch mit im Sprachspiel.
Also das wäre jetzt ein Beispiel für ein einfaches Sprachspiel. Gut. Drittens sagt er aber auch, ist die Sprache das Ganze einer Sprache, nenne ich auch Sprachspiel.
Hier, ich werde auch das Ganze der Sprache und die Tätigkeiten, mit denen sie verwoben ist, das Sprachspiel. Bisher klingt das alles banal. Was soll das?
Klar, wir leben alle in einer Vielzahl von Sprachspielen. Logisch, leuchtet alles ein. Aber was will er uns damit sagen? Und jetzt wird es nämlich gleich sehr viel spannender.
Sprachspiele finden niemals in einem Vakuum statt, sondern entsprechen immer exakt unserer Lebensform. Das ist ein revolutionärer Satz. Das Sprechen der Sprache ist. Teil einer Tätigkeit oder einer Lebensform. Das ist deshalb so bedeutend, weil, das werden wir jetzt gleich sehen, dass Sprache Teil einer Lebensform ist.
Also Sprache spiegelt alles wieder. Im Sprachspiel steckt unsere familiäre Erziehung. Sie wissen, als Kinder werden sie reingeboren in ein Sprachspiel, können nicht aussuchen.
Dann kommen Sprachspiele mit Gleichaltigen, mit Lehrern, Mentoren und so weiter dazu. Dann gibt es auch das gesamtgesellschaftliche Sprachspiel. Sprachspiel in der Arbeit haben sie ein Sprachspiel.
Und sie haben auch Wissenschaftler, auch wir Philosophen hier haben ein Sprachspiel, Atomphysiker haben ein Sprachspiel, auch Programmierer. Und kann sogar ein Mensch, kann verschiedene Sprachspiele an einem Tag spielen. Ist Programmierer in der Arbeit, programmiert er im Team vielleicht sogar eine neue Sprache, eine neue Computersprache. Dann am Nachmittag geht er heim und im Boxclub ist er vielleicht Trainer, trainiert so einen Boxer und sagt zu dem, jetzt Knockout, jetzt von links.
unten Deckung und so und spricht in der Boxersprache. Dann hat er sein Kind auf dem Arm und macht Tiergeräusche. Oder sinnvoller wäre, er versucht auch mit dem zu sprechen. Aber er spricht verschiedene Sprachen, viele verschiedene Sprachspiele. in der Art, wie wir sprechen, kondensiert alles.
Also das ist dieser Satz, das Sprechen der Sprache ist Teil einer Tätigkeit oder einer Lebensform. Das gibt Auskunft über unsere Gesellschaft und über unsere persönliche Biografie. Also das spiegelt sich im Sprachspiel.
Und darum kann er sagen, das geht eben schon los im ersten Sprachspiel, das Kind lernt eine Menge Dinge glauben. Merken Sie was? Das Kind lernt eine Menge Dinge glauben. Das heißt, es lernt zum Beispiel nach diesem Glauben zu handeln.
Es bildet sich nach und nach ein System von Geglaubten heraus. Also die sind nicht ohne die Sprachspiele, die bedingen ein System von Geglaubten. Ich habe als Student früher auch mit meiner damaligen Freundin öfter Bibel geschrieben. Babysitting gegenüber haben Kommunisten, der Chef vom Arbeiterbund, zur Wiedereinführung der KPD gewohnt.
Wir haben auf die Kinder oft aufgepasst. Und der Kleine, dann schaue ich mit ihm so ein Bilderbuch durch, der konnte gerade reden und dann war ich in dem Bilderbuch irgendwas, wo so ein Kind klaut so einen Apfel und so ein Polizist pfeift oder schimpft, lese ich ihm so die Sprechblase vor, ja und der Polizist ärgert sich und schimpft und dann sagt der Kleine, der soll sich nur ärgern, der Bulle. Und da haben wir auch gedacht, Sprachspiele spielen, also ist Wahnsinn, verstehen Sie, nur um Ihnen mal zu zeigen, wie das Lebenswirklichkeit bestimmt.
Gut, und die Dimension, sagt er, ist auch beim Erwachsenen da, auch was wir, jetzt wird es immer immer krasser für richtig und falsch halten. Ist eine Widerspiegelung von dem, was wir sprechen. Das geht einher.
Und deswegen kann, also die Moral, auch die praktizierte Moral ist ein Sprachspiel. So sagst du also, dass die Übereinstimmung der Menschen entscheidet, was richtig und was falsch ist. Und dann sagt der Wittgenstein, weil das hat vielleicht ein Student gesagt, ja, und dann sagt er selber, richtig und falsch ist, was Menschen sagen. Und in der Sprache stimmen die Menschen überein. Und da steckt natürlich ein irrer Sprengstoff drin.
Wenn Menschen tatsächlich das für richtig und falsch halten, worin sie in der Sprache übereinstimmen, dann ist ein Sprachspiel eine hochbrisante Sache. Und Wittgenstein selbst war eher unpolitisch, aber er hat da die Büchse der Pandora geöffnet. Und interessant ist ja zum Beispiel auch dann die Frage, geht das Sprachspiel einer neuen Lebensform voraus oder ändert sich?
erst die Lebensform und dann unser Sprachspiel. Also zum Beispiel die französische Aufklärung, die Enzyklopädisten, Diderot, die haben Lexikon geschrieben, die haben neue Sprachspiele geschrieben, die haben neue Begriffe eingeführt, zum Beispiel Gleichheit, Freiheit, Brüderlichkeit. Und der König, dem hat das nicht gefallen. Übrigens, die Diktatoren und Könige haben zu allen Zeiten Sprachspiele gefürchtet. Die haben immer versucht, das Sprachspiel zu kontrollieren, die Zensur.
behaupte ich, ist so alt fast wie die Sprache selbst. Also zumindest bis es erst eine staatliche Organisation gab. Ab dann haben wir die Zensur. Weil so neue Sprachspiele, zum Beispiel im Sprachspiel im Volk war dann auch der Satz, wer soll das Volk regieren, wenn nicht das Volk. Das war für den König ganz blöd, weil er ja von Gottes Gnaden König war.
Also solche Sprachspiele, die waren, drum Dieter Rohr war ja ständig im Gefängnis. Nach jedem zweiten Artikel war Dieter Rohr wieder im Gefängnis. Und als Ludwig XVI. und die Revolution dann stattgefunden hat, da hat die Zensur auch nichts bewirkt. und sie haben ihn im Gefängnis in die Zelle gebracht, da waren ein paar Bücher gelegen, unter anderem von Rousseau und Voltaire, und dass er gesagt hat, diese beiden Männer haben Frankreich zerstört.
Das würde bedeuten, er hat im Grunde nichts anderes gesagt, als dass diese beiden Männer, also Voltaire und Rousseau, durch ihre Sprachspiele... die Revolution im Grunde in Gang gebracht haben. Also hier wäre, wenn man es so interpretiert, ein neues Sprachspiel einer neuen Lebensform vorausgegangen. Kann auch umgekehrt sein. Diktatoren fällt mir auch noch was ein, was das Ganze mal plastisch macht.
Hitler ging mit Wittgenstein zusammen in die Schule. Die waren auf derselben Schule in Linz. Hitler war zwar ein Jahr älter, aber Wittgenstein war eine Klassenstufe höher.
Lasse ich unkommentiert. Aber es gibt da auch Spekulationen, dass sie sich gekannt haben, aber das ist wissenschaftlich nicht nachweisbar meines Wissens. Es spielt aber auch keine Rolle, ob sie sich gekannt haben. Auch Hitler hat die Kraft der Sprache tatsächlich erkannt und schreibt schon in meinen Kampf, als erstes muss das Sprachspiel der Deutschen radikal verändert werden und schreibt dann diese Grundregeln der Propaganda, das finden Sie übrigens heute noch in jedem Lehrbuch über gute Werbung, immer wieder wiederholen. kurz halten, wenige Begriffe penetrant ins Sprachspiel reinbringen und unter anderem eben die Begriffe völkisch, Volksgesundheit, arisch, rassisch, höherwertig und so weiter.
Und auf der anderen Seite Volksfeinde, Volksschädlinge, Parasiten etc. Und dann wurden ganz neue Sprachspiele gespielt und er hat das in der Propaganda ja schon im Wahlkampf eingesetzt. Später als er an der Macht war, hat sich das bisschen geändert.
Da hieß es dann ein Reich, ein Volk, ein Führer nach der Gleichschaltung. Aber auch da der bewusste Versuch Sprachspiele zu kontrollieren und Sprachspiele zu verändern. Und das spielt eine Rolle. Also es hat sicher auch eine Rolle gespielt, dass ohne großen Widerstand Euthanasie-Programme in Deutschland durchgeführt werden konnten. Da hat so ein Sprachspiel vorbereitet.
Und man sieht also, welch enormer Sprengstoff da drin steckt. Jetzt sagt der Wittgenstein, wenn sich Sprachspiele ändern, ändern sich die Begriffe und mit den Begriffen auch die Bedeutung der Wörter. Ein einfaches Beispiel, im Mittelalter noch gab es so ein Sprachspiel, Jus prime nocte. Also. Also wenn da der Feudalherr kam und ein Bauer hat geheiratet, dann konnte der zur Hochzeit auftauchen, sagen, Jus prima nocte und mit dem Sprachspiel die Braut mitnehmen und konnte, auf Lateinisch heißt das, das Recht der ersten Nacht, die auf sein Schloss nehmen und eine Nacht mit der verbringen und musste sie zurückbringen.
Heute, wenn so ein Chef zu einem Angestellten, zeigt er dem den Vogel, oder zeigt ihn an, der zeigt ihn sogar an. Und deswegen sagt Wittgenstein, so verliert er, also der Begriff in dem Fall, Also er hat nicht das Beispiel, das von mir. So verliert er der Begriff seine Bedeutung für uns. Das heißt, wir können ein bestimmtes Sprachspiel nicht mehr mit ihm spielen. Also wenn der Begriff seine Bedeutung für uns verloren hat, kann niemand mehr mit so einem Begriff sein Sprachspiel spielen.
Er sagt, so verlieren gewisse Sprachspiele an Wichtigkeit. Andere werden wichtig. Und so ändert sich, und zwar allmählich.
der Gebrauch des Vokabulars unserer Sprache. Und ganz allmählich ändert sich der Gebrauch des Vokabulars unserer Sprache. Zum Beispiel, ich kann es Ihnen kurz zeigen, ich nenne Ihnen ein paar Begriffe.
Und da können Sie die ganz leicht der Epoche des Sprachspiels zuordnen. Barbaren, Patrizier, Römer, römische Antike oder schollengebundener Bauer, Gutsherr, genau, Baron, etc. Da wissen wir sofort Mittelalter. Oder in der Moderne, da ist es vielleicht noch leichter, Burnout, Blackout, Wellness.
Völlig klar. wird dieses Sprachspiel, wenn ich zum Beispiel im Mittelalter zu einem gehe und sage, ich muss jetzt einfach meine Woche voll Wellness machen, sonst kriege ich ein Burnout, ja, das hätten die nicht verstanden. Also daher nochmal, so verlieren Sprachspiele an Wichtigkeit, andere werden wichtig. Gut. Und unsere Sprache, sagt er deshalb, das ist ein wunderschönes Zitat, genießen Sie es, genießen Sie es, ich finde das eines der wunderschönsten von Wittgenstein, ja, unsere Sprache kann man ansehen als eine alte Stadt.
Ein Gewinkel von Gässchen und Plätzen, alten und neuen Häusern und Häusern mit Zubauten aus verschiedenen Zeiten. Und dies umgeben von einer Menge neuer Vororte. Das finde ich großartig, oder? Dass die Sprache, die wir sprechen, dass diese Worte vergleichbar sind mit den Häusern einer Stadt.
Da gibt es so eine Altstadt mit alten Häusern, dann gibt es so neuere Häuser, so halb neue Häuser und es gibt sogar Häuser, Zubauten aus verschiedenen Zeiten, ja, weil der Stuck wurde ja neu an den Ding. Also zum Beispiel alte Wörter, die wir noch haben, das Radebrechen finde ich ein tolles Wort, oder Abwägen, weil im Mittelalter haben sie ja alles gewogen, wir wägen halt so ab, ob man jetzt ins Kino geht. gehen oder teilen. Wir denken nicht mehr an die reale Waage.
Aber daher kommt es. Es gibt uralte Wörter in der Sprache. Es gibt aber auch moderne Wörter, wie ich schon angesprochen habe, eben Bodystyling, Wellness etc.
Die Jungs immer, die haben nicht relaxt, die haben gechillt. Ja, wir chillen jetzt. Wahnsinn. Und dann gibt es aber auch, wie Wittgenstein sagt, in unserer Stadt der Sprache, so alte Häuser mit Anbauten, Zubauten.
Wissen Sie das alte Wort Feldzug? Da sind die Lanzer ins Feld gezogen. Oder Kampagne auf Französisch. Oder Campus heißt auch das Feld.
Kampagne ist dasselbe. Heute verbinden wir so Uraltwörter mit Neuem. Da wird aus dem Feldzug der Werbefeldzug.
Oder aus der Kampagne die Kreuzung. Crossmedia oder Multimedia-Kampagne. Also da haben wir das, wo altes mit neuem einfach verbunden wird.
Und so wächst die Sprache und dann gibt es auch ganze neue Viertel drum rum. Und so müssen wir uns das vorstellen. Und das Schöne ist eben nochmal, wenn sich die Sprachspiele ändern, ändern sich die Begriffe und mit den Begriffen die Bedeutungen der Worte. Und jetzt kommt noch eine zweite Dimension, dass man mal sieht, wie wichtig diese Sprachspiele sind, weil... Der Wittgenstein jetzt auch sagt, das ist nicht ohne, weil wenn wir uns im Sprachspiel auf etwas einigen, dann ist es auch so.
Und es dient auch dazu, unsere gegenwärtige Lebensform zu rechtfertigen. Sie wissen, Lebensform und Sprachspiel gehört immer zusammen. Und als in der Neuzeit dann plötzlich die Kolonialbestrebungen vieler europäischer Mächte...
Da sprach man vom Kolonialherrn und man sprach vom Wilden, vom Indianer, vom Neger, vom Wilden. Und die Wilden war logisch, muss man zivilisieren, die muss man missionieren, das sind Heiden und Wilde. die muss man missionieren oder man tut sie in ein Reservat. Und da steckt in der Sprache eigentlich schon, das Imperialistisch, die Rechtfertigung drin.
Darum kann Wittgenstein sagen, was die Menschen als Rechtfertigung gelten lassen, Zeit. wie sie denken und leben. Er könnte auch sagen, er zeigt wie sie denken, sprechen und leben. Weil in der Sprache auch immer Legitimationen mit drin sind. Gut.
Und deshalb kann er sagen, neue Sprachspiele, wie wir sagen, können entstehen, andere veralten und werden vergessen. Da steckt natürlich ein enormer Sprengsatz drin. Wittgenstein selbst war erstaunlich unpolitisch.
Er hat sich politisch nie geäußert, weder zum Nationalsozialismus noch zu anderen Dingen. Er hat sich sich das sehr zurückgehalten. Nach ihm allerdings ist es aufgebrochen.
Interessanterweise, Herbert Marcuse hat dann mal gesagt, das wäre gerade zur Selbstkasteiung von Wittgenstein, dass der Philosoph nicht Sprachspiele kritisieren darf. Wittgenstein hat gesagt, die Philosophie darf den tatsächlichen Gebrauch der Sprache in keinerlei Weise antasten. Sie kann ihn am Ende nur beschreiben.
Und darum ist ein Imperativ, beschreibe Sprachspiele. Also wissen Sie, Wittgenstein hat zwar schon gefordert, dass wir Sprachkritik üben. Das war auch eine Forderung von ihm, aber mit Sprachkritik meinte er nicht, dass wir die Inhalte kritisieren sollen und sagen, das ist eine faschistoide Sprache oder Ideologiekritik üben. Mit Sprachkritik meinte Wittgenstein, dass wir einfach kritisch schauen, wie wird das Wort exakt in welchem Sprachspiel verwendet.
um der Verwendung der ursprünglichen Worte auf den Punkt zu kommen. Er sagt, man müsste sich auch mal die Arbeit machen, die ganzen philosophischen Wörter zu nehmen und zu gucken, wie die in der Alltagssprache verwendet werden und dann zu schauen, was der Philosoph daraus macht, dann würde man den Unsinn erkennen. Also er will mit Sprachkritik im Grunde nur beschreiben. Da war er auch wieder streng. Aber nach ihm ist es natürlich losgegangen mit den kritischen Theorien und allen, die dann natürlich unsere Sprache...
Sprachspiele kritisiert haben. Gut, jetzt was noch interessant ist, was wir von Wittgenstein zum Schluss noch mitnehmen können, er sagt, wir kommen zwar nicht raus aus den Sprachspielen, aber wir können sie verändern. Und er selbst war ein sehr unruhiger Geist.
Er hat immer wieder eine ganz neue Atmosphäre gesucht und er sagt auch, bring die Menschen in die unrichtige Atmosphäre und nichts wird funktionieren, wie es soll. Bring ihn wieder in das richtige Element. und alles wird sich entfalten und gesund erscheinen. Auch ein sehr starkes Zitat.
Und damit meint er auch die Sprachspiele. Man kann total unglücklich sein und wenn man in ein anderes Sprachspiel kommt, mit anderen Menschen, mit anderen Leuten, kann es einem wieder besser gehen. Er selber war ja ein Getriebe, er hat immer wieder komplett gewechselt. Er war ja nicht nur jetzt beim Militär, Freiwilliger als Freiwilliger, er war Krankenpfleger, er hat zwei Staatsangehörigkeiten, er hat dann gewechselt, er war auch mal...
Da hat er sich ganz zurückgezogen, da war er Gärtnergehilfe in einem Kloster. Dann war er Volksschullehrer in der hintersten Provinz in Österreich. Und dann war er sogar mal Architekt, weil er hat ja eigentlich Ingenieur studiert.
Er ist ja zur Philosophie gekommen, unfreiwillig, weil ihn die Fragen so gequält haben. Und als Architekt, das wollte ich Ihnen nicht vorenthalten, hat er seiner Schwester ein Haus gebaut. Und Sie wissen, er ist strenger Logiker, der Wittgenstein. Und seine Schwester, nachdem das Haus fertig war und sie schon den Rohbau gesehen hat, hat sie gesagt, das Haus wäre steil.
steingewordene Logik. Nein, Entschuldigung, hausgewordene Logik, hat sie gesagt. Ich zeige es Ihnen mal kurz.
Sehen Sie? Und Wittgenstein hat nichts dem Zufall überlassen. Er hat die Heizkörper ganz modern designt, die Tierklinken, alles. Und hat darauf bestanden auch, dass die Leuchter nicht so üppig sein dürfen.
Es war ein ganz asketischer Stil. Und weil, aber das will ich Ihnen auch noch zeigen, dass Sie auch die Person Wittgensteins noch ein bisschen im Kopf haben. Er war ja auch ein selbstkritischer Geist.
Und dann schreibt er selbst, mein Haus für Gretel ist das Produkt entschiedener Feinhörigkeit guter Manieren. Aber das wilde Leben, welches sich austoben möchte, fehlt. Man könnte auch sagen, es fehlt ihm die Gesundheit.
Das ist Wittgenstein. Zum Schluss, ich fasse zusammen, wenn ich Wittgensteins Philosophie in einem Satz ausdrücken wollte, würde ich sagen, Wittgenstein ist angetreten mit seinem Tractatus die Welt von unsinnigen philosophischen Fragen zu befreien, ein für alle Mal. Er war aber selbst viel zu sehr Philosoph, als dass er nicht selbst die großen Fragen gestellt hätte.
Und zwar alle drei großen philosophischen Fragen. Erstens die gnosiologische Frage oder erkenntnistheoretische Frage, was kann ich wissen? Zweitens die ontologische Frage, was ist das Sein und das Seinde?
Drittens die ethische Frage, was ist das Gute und seine Antwort? war jedes Mal dieselbe, nämlich die Sprache. Weil die Sprache bestimmt den Horizont, also was kann ich wissen und zeigt uns, was wir überhaupt denken können von der Welt.
Können wir nur sprachlich denken. Ontologisch, die Sprache bestimmt, ist Ausdruck. unserer ganzen Lebensform.
Alles ist Sprache. Und die ethische Frage, das worauf sich Menschen in der jeweiligen Epoche, in ihrem Sprachspiel und in der jeweiligen Gesellschaft und in ihren Peergroups einigen, ist auch das, was ethisch für allgemein verbindlich angesehen wird. Gut, deshalb war Wittgenstein der ganz große Philosoph der Sprache und so ruft er uns zu, er ruft uns als letztes zu, sieh auf das Sprachspiel als das primäre.