Bindungstheorie und Bindungstypen

Einführung in die Bindungstheorie

Bindung: Enge emotionale Beziehung zwischen Menschen
Entscheidende Grundlage in den ersten drei Lebensjahren
Vier-Phasen-Modell der Bindungsentwicklung:
1. Vorphase: Erste 6 Lebenswochen, Bindungspersonen können beliebig wechseln
2. Personenunterscheidende Phase: 7. Woche bis 6./7. Monat, festere Bindung zu Bezugsperson(en)
3. Eigentliche Bindung: 7./8. Monat bis 24 Monate, Kind sucht Nähe zu Bezugsperson oder erkundet Umgebung
4. Zielkorrigierte Partnerschaft: Ab 2-3 Jahren, Kind beeinflusst Verhalten der Bezugsperson

Typisches Bindungsverhalten: Lächeln, Weinen, Festklammern, Suchen
Feinfühligkeit der Bezugspersonen entscheidend für Bindungstyp
Internal Working Models: Erwartungshaltung des Kindes an zwischenmenschliche Beziehungen

Sichere Bindung (B-Typ):
- 60-70% der Kinder
- Weinen bei Abwesenheit der Mutter, suchen schnell Körperkontakt bei Rückkehr
- Stresshormon Cortisol nimmt ab bei Mutterrückkehr
- Entsteht durch elterliche Feinfühligkeit
Unsicher-vermeidende Bindung (A-Typ):
- 10-15% der Kinder
- Keine emotionale Reaktion bei Abwesenheit/Rückkehr der Mutter
- Erhöhter Cortisollevel trotz Rückkehr
- Entsteht durch häufige Zurückweisung
Unsicher-ambivalente Bindung (C-Typ):
- 10-15% der Kinder
- Massive Verunsicherung bei Abwesenheit der Mutter
- Erhöhter Cortisolspiegel
- Entsteht durch unzuverlässiges Verhalten der Bezugsperson
Desorganisierte Bindung (D-Typ):
- 5-10% der Kinder
- Keine feste Verhaltensstrategie bei Abwesenheit/Rückkehr der Mutter
- Erhöhter Cortisolspiegel
- Kann durch Misshandlungen entstehen

Sichere Bindung:
- Adäquates Sozialverhalten in Kindergarten und Schule
- Mehr Fantasie und Aufgeschlossenheit
- Stärkeres Selbstwertgefühl, weniger depressive Symptome

Es gibt noch viele weitere Aspekte der Bindungstheorie, die in einem weiteren Video behandelt werden.