Herzlich willkommen beim Histo-Trainer zu den ableitenden Harnwegen. In diesem Video zeigen wir dir die lichtmikroskopisch erkennbaren Strukturen von Harnleiter, Harnblase und Harnröhre. Die proximalen Abschnitte, also Nierenkelche, und -becken findest du übrigens im Histo-Trainer zur Niere. Am Schluss dieser Folge gehen wir noch kurz auf die Organe ein, die man mit Harnleiter oder -blase bei der Organdiagnose verwechseln könnte. Ok, los geht’s mit dem Harnleiter, dem Ureter! Dieses Präparat zeigt einen Ureter-Querschnitt mit dem typischen sternförmigen Lumen in der Ladewig-Färbung. Wie für Hohlorgane typisch, .. … zeigt der Ureter bereits in der Übersichtsvergrößerung eine erkennbare Schichtung der Wand. Sie besteht vom Lumen ausgehend aus folgenden drei Schichten: ganz innen siehst du die Schleimhaut, die sogenannte Tunica mucosa; gefolgt von der Tunica muscularis; und ganz außen findet sich eine binde- und fettgewebige Tunica adventitia. Die Tunica mucosa, kurz Mukosa, kann weiter in zwei Schichten unterteilt werden: Die Lamina epithelialis, welche die Epithelzellen enthält; und die in der Ladewig-Färbung kräftig tiefblau gefärbte Lamina propria, die das darunterliegende Bindegewebe.. ..der Mukosa darstellt. Die Lamina epithelialis besteht aus einem Transitionalzellepithel, auch als “Übergangsepithel” oder einfach “Urothel” bezeichnet. Es kleidet die ableitenden Harnwege aus; beginnend mit den Nierenkelchen über Harnleiter und -blase bis hinunter zu den ersten Abschnitten der Harnröhre. Es handelt sich um ein mehrschichtiges Epithel, in dem sich eine Basal-, Intermediär- und Superfizialschicht abgrenzen lassen. Die Zellen der Basalschicht haben meist eine kubische Form und sitzen direkt einer Basalmembran auf. Diese Zellen fungieren als Stammzellvorrat für das Epithel. Die intermediären Zellen bilden die mittleren Epithelschichten und können eine kubische oder zylindrische Form haben. Direkt an das Lumen angrenzend liegen dann die Zellen der Superfizialschicht. Dies sind die besonderen Deckzellen des Urothels. Sie können polyploide oder sogar mehrere Kerne aufweisen- so siehst du hier beispielsweise eine Deckzelle mit zwei Kernen. Die Deckzellen werden übrigens auch “umbrella cells” genannt, was passt, da “umbrella” das englische Wort für “Regenschirm” ist. Denn eine Deckzelle überspannt, wie ein Regenschirm, jeweils mehrere Intermediärzellen. Eine Besonderheit der Deckzellen ist zudem ihre lumenseitige Plasmamembran. Sie enthält abschnittsweise besondere Transmembran-Glykoproteine, die Uroplakine genannt werden. Sie bilden sogenannte “Plaques” in der Zellmembran. [ Zusammen mit Tight Junctions, die zwischen den Deckzellen vorkommen, sorgen die Plaques dafür, dass das Urothel undurchlässig für die Harnbestandteile wird. ] Zwischen den Plaques gibt es auch Uroplakin-freie Membranabschnitte, die man “Scharniere” nennt. Diese besondere lumenseitige Membran der Deckzellen wird insgesamt auch als “Crusta” bezeichnet. Aber warum nennt man das Urothel denn jetzt eigentlich “Übergangsepithel”? Weil sich sein Aussehen in Abhängigkeit des Füllungszustandes der Harnwege verändert. Es kann nämlich von einem ungedehnten in einen gedehnten Zustand übergehen und umgekehrt. Im ungedehnten Abschnitt haben Die Deckzellen eine polygonale bis kugelige Form. Die apikale Zellmembran wölbt sich stellenweise sogar gegen das Lumen vor. Und die Zellkerne der Deckzellen sind hier relativ rund. Im gedehnten Abschnitt sind die Zellen deutlich abgeflacht, fast wie bei einem Plattenepithel. Auch die Kerne sind passend dazu hier flach und länglich ausgezogen. Durch die Abflachung der Deckzelle wird die Membranoberfläche vergrößert. Das geschieht durch Glättung von Membraneinstülpungen, die quasi als Reservefalten fungieren, und wahrscheinlich auch durch zusätzlichen Einbau von Membranmaterial aus intrazellulären Vesikeln. Außerdem verändert sich auch die Höhe des Urothels - denn: Im ungedehnten Bereich erscheint die Intermediärschicht breiter, verglichen mit der nur noch sehr schmalen Intermediärschicht im gedehnten Urothelabschnitt. So wechselt beispielsweise in der Harnblase die Höhe des Urothels von fünf bis acht Zelllagen im ungedehnten Zustand zu drei bis vier Lagen im gedehnten Zustand. Ok, jetzt hast du einiges zum Urothel gehört. Schauen wir uns nun die darunterliegende Lamina propria an. Sie zählt noch zur Mukosa und enthält vor allem kollagenes Bindegewebe. Dickere Kollagenfaserbündel sind hier beispielsweise gut zu sehen. Zudem enthält sie Blutgefäße zur Versorgung des Urothels. Und man kann die braun-rotgefärbten, rundlichen Kerne von Lymphozyten sowie Plasmazellen und die eher länglichen Kerne von Fibroblasten ausmachen. Die Tunica muscularis, kurz Muskularis besteht im Ureter vollständig aus glatter Muskulatur. Sie transportiert durch ihre Peristaltik den Harn im Ureter in Richtung Blase. Ihre Muskelbündel sind in der Ladewig-Färbung etwas blasser angefärbt als das Bindegewebe der Lamina propria. Dafür sieht man hier eine höhere Dichte von Zellkernen. Das ist typisch, denn Muskelgewebe enthält stets mehr Kerne als Bindegewebe. Die Muskularis lässt sich nach dem Faserverlauf in mehrere Schichten einteilen: Innen liegt zuerst die Längsmuskelschicht, die am Ureter in Spiralen abwärts von kranial nach kaudal, also in Richtung Blase verläuft. Außerhalb davon liegt dann die Ringmuskelschicht, die in Spiralen wie ein Gürtel um die Ureterwand verläuft. Beachte, dass diese Anordnung genau entgegengesetzt zum Magen-Darm-Trakt ist. Dort findet sich nämlich innen eine Ring- und außen die Längsmuskelschicht. Dieser Unterschied kann dir bei der Organdiagnose behilflich sein! Im unteren Drittel des Ureters, der Pars pelvica, gibt es sogar ganz außen noch eine zusätzliche Längsmuskelschicht. Sie ist in unserem Präparat nicht vorhanden, gleicht dem Aussehen nach aber der innersten Muskelschicht. Um die Faserverläufe auseinanderzuhalten, kannst du dir folgenden Tipp merken: Kleine und eher punktförmige Zellkerne sprechen für einen Querschnitt durch die Muskelfasern. Und weil das Präparat ein Ureter-Querschnitt ist, passen diese Bündel also zur Längsmuskelschicht. Demgegenüber sprechen längliche Kerne für einen Längsschnitt durch die Muskelfasern. Das passt hier also zur gürtelartigen Ringmuskelschicht. Die äußerste Schicht des Ureters bildet eine Tunica adventitia, kurz Adventitia. Sie besteht aus kollagenem Bindegewebe und stellenweise weißem Fettgewebe. Zudem finden sich auch hier Leitungsbahnen für die Versorgung des Ureters. Ok, dann kommen wir zum nächsten Abschnitt der ableitenden Harnwege, der Harnblase, welche wir uns in diesem H.E.-Präparat einmal genauer anschauen wollen. Die Harnblase behält den dreischichtigen Aufbau des Ureters bei. So besitzt sie eine Mukosa bestehend aus Urothel und der Lamina propria, gefolgt von der Muskularis und einer Adventitia. Dementsprechend gehen wir bei der Blase nur noch auf die Abweichungen zum bereits beim Ureter gezeigten Wandbau ein. Das Urothel der Harnblase kann im entspannten Zustand .. .. etwas höher wirken als das des Ureters. So können hier teils bis zu acht Zelllagen übereinander gezählt werden. In der H.E.-Färbung sieht man zudem die bereits erwähnte Crusta, also die besonders dicht abschirmende apikale Zellmembran der Deckzellen - als feine, gebogene und etwas stärker angefärbte Streifen an der Grenze zum Lumen. Die Lamina propria unterhalb des Urothels enthält in der Harnblase einen dichten Kapillarplexus - hier erkennbar an den zahlreichen Anschnitten durch rote, scheibchenförmige Erythrozyten. Die Muskularis der Blase besteht mit Ausnahme des äußeren Sphinkters vollständig aus .. .. Bündeln glatter Muskulatur. Sie ist in der Harnblase um ein Vielfaches dicker als in Harnleiter und Harnröhre. Die Blasenmuskularis ist auch unregelmäßiger: Quer angeschnittene, eher rund-ovale Bündel finden sich neben eher längs angeschnittenen Bündeln. Dazwischen liegt in der Blase relativ viel blasseres Bindegewebe. So lassen sich einzelne Muskelschichten im histologischen Schnitt ohne Weiteres nicht klar abgrenzen. Der Großteil der Fasern wird vom Musculus detrusor vesicae gebildet, der parasympathisch innerviert wird und die Austreibung des Harns bei der Miktion bewirkt. Der Großteil der Blase wird nach außen durch eine Adventitia abgeschlossen. Sie enthält gefäßführendes, kollagenes Bindegewebe sowie weißes Fettgewebe aus univakuolären Adipozyten. Im Vergleich zum Ureter findet man in der Adventitia aber relativ häufig Anschnitte kleinerer Nervenäste. Hier exemplarisch ein Quer- und ein Längsschnitt durch eben solche. Sie führen vegetative, und insbesondere parasympathische, Fasern. Die kranialen Abschnitte der Blase, das heißt das Blasendach mit der Apexregion, sind anstelle der Adventitia übrigens von einer Serosa überzogen. Die Serosa entspricht nämlich dem hier vorkommenden Peritoneum urogenitale. Somit findet sich dort eine recht dünne Bindegewebsschicht, die außen von einschichtigem Plattenepithel bedeckt ist. Ok, wir verlassen die Harnblase und kommen zum nächsten und letzten Abschnitt der ableitenden Harnwege: der Harnröhre - auch Urethra genannt. Wir schauen uns hier exemplarisch ein Präparat der weiblichen Urethra in Ladewig-Färbung an. Auch hier findet sich der Grundaufbau der ableitenden Harnwege bestehend aus Mukosa, Muskularis und Adventitia. Die Mukosa besteht weiterhin aus dem hier rötlich angefärbten Epithel und der bindegewebigen, blau angefärbten Lamina propria. Schauen wir uns nun noch die Besonderheiten der Urethra an. Das Epithel der Urethra - hier ist das bekannte Urothel zu sehen - verändert sich bei Mann und Frau in den verschiedenen Urethra-Abschnitten. Darauf gehen wir im Anschluss noch genauer ein. Auffällig sind hier noch diese Einbuchtungen des Epithels, man nennt sie Lacunae urethrales. Hier münden stellenweise tubuläre, schleimbildende Drüsen, die als Glandulae urethrales bezeichnet werden. Eine weitere Besonderheit der Urethra sind .. .. ausgedehnte Venengeflechte, die in der Lamina propria in Form zahlreicher weitlumiger, dünnwandiger Gefäßanschnitte liegen. Beim Mann bilden .. .. diese Venengeflechte übrigens das Corpus spongiosum des Penis. Die Muskularis besteht auch in der Urethra zu weiten Teilen aus glatter Muskulatur. In der Pars membranacea der Urethra - das ist der Abschnitt, der das Diaphragma urogenitale des Beckenbodens durchquert - kommt zusätzlich quergestreifte Muskulatur vor. Dabei handelt es sich um Teile des M. sphincter urethrae externus, dem willkürlich steuerbaren, äußeren Schließmuskel der Urethra. Zum Abschluss der Urethra wollen wir noch die unterschiedlichen Epithelverhältnisse der Urethra bei Mann und Frau aufzeigen. Bei der Frau ist nur der kurze Anfangsteil der Urethra von Urothel ausgekleidet. Der Großteil wird dann aber von mehrschichtigem unverhorntem Plattenepithel bedeckt. Es sei an dieser Stelle noch erwähnt, dass in manchen Untersuchungen im Mittelteil der weiblichen Urethra auch fleckenweise mehrschichtiges, zylindrisches Epithel gefunden wurde. Beim Mann unterscheidet .. .. man vier Harnröhrenabschnitte: eine kurze Pars intramuralis, die noch durch die Harnblasenwand verläuft; dann die Pars prostatica, welche durch die Prostata verläuft. Weiterhin die Pars membranacea, die durch das Diaphragma urogenitale verläuft; und schließlich die Pars spongiosa, die im Corpus spongiosum verläuft. Die Pars intramuralis und Pars prostatica sind bis etwa zur Einmündung der Ductus ejaculatorii sind mit Urothel ausgekleidet. Der nachfolgende Rest der Pars prostatica sowie die Pars membranacea und der Großteil der Pars spongiosa sind von mehrschichtigem, zylindrischem Epithel bedeckt. Ab der Fossa navicularis wird der kurze Rest der Pars spongiosa von mehrschichtigem unverhorntem Plattenepithel ausgekleidet. Bei der Organdiagnose besteht für den Ureter Verwechslungsgefahr insbesondere mit dem Samenleiter und für die Harnblase mit dem Ösophagus. Der Ureter kann aufgrund eines ähnlichen Durchmessers und des ebenfalls sternförmigen Lumens im Querschnitt mit dem Ductus deferens verwechselt werden. In höherer Vergrößerung findet man im Samenleiter aber ein nur zweireihiges Epithel vor. Zudem fallen dort an der Oberfläche der Epithelzellen fadenartige Oberflächendifferenzierungen auf, bei denen es sich um Stereozilien handelt. An der Oberfläche des Urothels finden sich derartige Strukturen hingegen nicht. Auch die Mehrschichtigkeit des Urothels hilft bei der Abgrenzung zum Samenleiter. Diese erkennst du hier in Form der vier bis sechs übereinanderliegenden Ebenen von Zellkernen. Im Samenleiter ist die Lamina propria zudem verschwindend gering ausgeprägt, während die Muskularis dafür deutlich dicker ist. Beim Ureter ist es umgekehrt: Hier ist die Lamina propria relativ breit, während die Muskularis eher schmal und zusätzlich von weiterem Bindegewebe durchsetzt ist. Aufgrund seiner Mehrschichtigkeit kann es Schwierigkeiten bereiten, das Urothel von den mehrschichtigen Plattenepithelien zu unterscheiden. Insbesondere der Ösophagus stellt durch seine gleichfalls breit ausgeprägte Muskularis eine Verwechslungsmöglichkeit dar. In höherer Vergrößerung siehst du, dass das Urothel der Blase im nicht-gedehnten Zustand eine ähnliche Epithelhöhe wie das mehrschichtige Plattenepithel haben kann. Allerdings zeigen die urothelialen Deckzellen eine runde Form mit sich teils vorbuckelnder apikaler Membran. Die obersten Zellen des mehrschichtigen Plattenepithels haben dagegen eine stets flache Form mit länglich ausgezogenen Zellkernen. Und im gedehnten Zustand erscheint das Urothel der Blase mit seinen etwa vier Zelllagen deutlich schmaler verglichen mit der Epithelhöhe des typisch mehrschichtigen Plattenepithels. Darüber hinaus fehlen in der Harnblase subepitheliale Drüsen, während man im Ösophagus hier relativ viele muköse Drüsen vorfindet. Zudem ist die Architektur der Tunica muscularis der Blase relativ unregelmäßig. Demgegenüber fällt im Ösophagus eine auffällige Zweischichtung der Muskularis auf. So, das war die Histologie der ableitenden Harnwege - wir hoffen Du kannst mit ein bisschen Übung auch beim selbstständigen Mikroskopieren alle gezeigten Strukturen wiedererkennen und benennen! Danke für’s Zuschauen und bis demnächst - Deine AMBOSS-Redaktion! Wenn du selber das Mikroskopieren dieses Organs oder vieler weiterer Organe wiederholen und üben möchtest, kannst du dir in unserem Shop das Smart-Zoom-Paket von unserem Kooperationspartner für die virtuelle Mikroskopie dazubuchen. Damit lassen sich histologische Präparate mit dem Computer oder Tablet auch von zuhause aus ganz einfach selber mikroskopieren! Viel Erfolg!