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Manipulation und Missbrauch von Statistiken

Großes Glück haben die Menschen in dieser Stadt. Sie sind reicher als alle anderen in Deutschland. Durchschnittlich hat hier jeder Bürger im letzten Jahr 39.524 Euro verdient.

Das ist amtlich und fast doppelt so viel wie der Durchschnitt. Wo ist dieses Paradies? Wir sind in Heilbronn, der Stadt mit dem höchsten Pro-Kopf-Einkommen.

Hier versteuert der Milliardär und Lidl-Gründer Dieter Schwarz und macht alle Heilbronner zu Großverdienern. So täuscht Statistik. Zahlenspiele auch beim Bluthochdruck. Wann ist man krank?

Die Grenzwerte fallen immer weiter. Wer drüber liegt, gilt als Patient und muss mit Pillen das Risiko senken. Woher kommen die Zahlen, die zwischen krank und gesund trennen? Klar ist, Die Pharmaindustrie lebt sehr gut von der Hochdruckbekämpfung.

Ein milliardenschweres Geschäftsmodell mithilfe von statistischen Zahlen. Aber es gibt Menschen, die sich gegen Täuschungen wehren. Je mehr Zahlen wir verdauen müssen, desto mehr Unfug. Unrat ist auch dabei. Sie werden uns helfen, die Manipulationen zu erkennen und die Lobby dahinter ans Licht zu bringen.

Die Interessen. Der Industrie decken sich nicht zwangsläufig mit den Anliegen, die Patienten haben. Kann es sein, dass wir mit Zahlen um die Wahrheit betrogen werden? Also der Statistiker ist sauer, weil es halt völlig unehrlicher Umgang mit statistischen Methoden ist.

Manfred Aschenbach geht es gut, trotz 82 und altersüblicher Zipperlein. Aber er gilt als krank, Diagnose Diabetes Typ 2. Er hat den Blutzuckergrenzwert überschritten, der gesunde und kranke trennt. Alle drei Monate fährt der Kölner zur Routinekontrolle. Zum Glück hat er einen Arzt, der Grenzwerte skeptisch sieht.

Mit seinen Zuckerwerten von heute wäre Herr Aschenbach vor 20 Jahren auch noch völlig gesund gewesen. Fühlen Sie sich wie ein Diabetiker? Fühlen Sie sich krank?

Nein, nein, nein. Ich fühle mich nicht krank. Sein Arzt Stefan Willen ist auch Professor für Allgemeinmedizin an der Uni Düsseldorf.

Ihn ärgert schon lange, wie Diabetes II dramatisiert wird. Eine Epidemie, auch in Bezug auf die Weltbevölkerung, sehe ich da nicht, nein. Übertreibung? Übertreibung.

Mit dem Interesse, eine Erkrankung in den Vordergrund zu bringen, um Forschungsfördergelder zu bekommen, um politische Unterstützung zu bekommen. um die eigenen Themen voranzutreiben. Im Diabetes-Atlas der Internationalen Diabetesgesellschaft findet Stefan Wilm bedrohliche Zahlen.

415 Mio. Und die Zahl der Diabetiker soll nicht mehr sein. explodieren.

Geht es ums milliardenschwere Pharmageschäft mit Diabetespräparaten? Bei uns sollen mehr als sechs Millionen Deutsche an Zucker leiden, mehr als sieben Prozent der Bevölkerung. In Arabien sollen es schon 20 Prozent sein.

Stimmen diese Daten? Es gibt viele Möglichkeiten, diese Daten zu manipulieren. Sie können sagen, die Bevölkerung hat eine Häufigkeit der Zuckerkrankheit von 8%. Jetzt wird jeder Zuhörer denken, die Bevölkerung, das sind alle 82 Millionen Deutschen.

Gemeint sind aber nur die Erwachsenen Deutschen. Man sagt aber trotzdem die Bevölkerung. Jetzt fallen alle Menschen unter 18 raus, schon ist in dem Rest, in den verbleibenden 80 Prozent der Bevölkerung, ist natürlich die Häufigkeit dann höher.

Dr. Wilm will nicht, dass Manfred Aschenbach ein Zuckerpatient im Millionenheer der Kranken ist, nur durch eine statistische Zahl. Hängt die Zuckerkrankheit Sie im Alltag irgendwie ein? Nein.

Müssen Sie auf irgendwas Rücksicht nehmen? Nein. Ich darf erst mal den Blutdruckmesser heben.

Manfred Aschenbach hat den jetzigen Diabetes-Grenzwert überschritten, ja. Aber der ist eben nur ein Risikofaktor, wie Alter, Bluthochdruck und Blutdruck. oder Übergewicht. 140 zu 80. Ein Faktor von vielen und nicht die Krankheit.

Dr. Willm schaut auf den Patienten, nicht auf die Werte. Die sind mehrfach gesenkt worden, mit gewaltigen Folgen. Je niedriger wir Grenzwerte ansetzen, umso mehr Menschen müssen oder sollen wir mit Medikamenten behandeln.

Umso mehr Menschen sind krank und fühlen sich auch krank, wenn man ihnen sagt, sie haben ihren Grenzwert schon wieder überschritten. Sie müssen abnehmen, sie müssen anders essen und umso mehr Medikamente werden verordnet. Aber der Patient hat davon keinen Nutzen. Methode grenzwert runter bei Diabetes.

Von 140 mg pro Deziliter nüchternen Blutzucker auf 126. Macht Millionen neue Zuckerkranke weltweit. Noch wirksamer war die Einführung von Prädiabetes, einer Vorstufe der Diabetes-Krankheit. Unter 126. Wieder werden Millionen Gesunde für gefährdet erklärt. Einfach durch eine Zahl.

Grenzwert runter, Pillenabsatz rauf. Wenn wir jeden mit Risikofaktoren, z.B. mit Übergewicht, als Prä-Prä-Diabetiker bezeichnen würden, weil Übergewicht ein Faktor ist, der eine genetische Veranlagung für die Zuckerkrankheit zum Ausbruch bringen kann, dann können wir ohne Schwierigkeiten die Hälfte der deutschen Bevölkerung für krank erklären. In den USA hat man das schon durchgerechnet. Wenn man dort die Fälle von Prädiabetes in die Statistik aufnimmt, vervielfachen sich die Krankenzahlen.

Das ist der Anteil der Menschen in den USA mit Diabetes und ihrer Vorstufe nach den Werten der Weltgesundheitsbehörde, der WHO. Prädiabetes-Grenzwert 110. Die ADA, die amerikanische Diabetes-Organisation, lässt Prädiabetes schon mit dem Grenzwert 100 beginnen. Beinahe die Hälfte der Bevölkerung leidet damit an Diabetes oder deren Vorstufe. In Deutschland wäre es nicht anders. Und Millionen mehr Menschen sind fortan behandelbare Patienten.

Wie kommen diese Werte zustande? In der Regel wertet eine Kommission die Daten vieler Studien aus und empfiehlt. Wir geben den Namen des Kommissionschefs zur Grenzwertermittlung Dr. Gavin in eine Mediziner-Suchmaschine.

Er war nicht nur Chef der ADA, der US-Diabetes-Gesellschaft, er ist auch als Berater der Pharma-Industrie äußerst aktiv. Die Industrie gewinnt immer. Diabetes-Präparate können Milliarden einbringen.

Auf einem Wachstumsmarkt, der keine Grenzen kennt, nur Grenzwerte. Ganz hinten auf den Seiten des Internationalen Diabetesverbandes verstecken sich die Industriesponsoren. Im letzten Jahr erzielten die Konzerne weltweit mehr als 50 Milliarden Euro Umsatz mit Diabetes-Medikamenten.

Mit solchen Medikamenten könnte sein Arzt leicht Manfred Aschenbachs Blutzuckerwerte senken. Aber das ist nicht seine Therapie. Woher kommen Studien, die empfehlen, die Grenzwerte zu senken und damit Patient Aschenbach zum Diabetiker machen? Kritische Wissenschaftler haben 1000 Veröffentlichungen zu Diabetes 2 überprüft.

Mit erschreckendem Ergebnis. Nur 6% der Studien entstanden völlig unabhängig. 94% waren kommerziell gesponsert.

Viele Autoren waren Angestellte der Pharmaindustrie oder eng mit ihr verflochten. wurde von Ghostwritern in medizinischen Schreibbüros verfasst. Als Autoren tauchen aber dann renommierte Wissenschaftler auf. Es gibt viele Anbieter im Gesundheitswesen, die davon profitieren, wenn sie Menschen Diagnosen anhängen.

Es gibt die Politik, die zeigen möchte, dass sie etwas tut für die Gesundheit der Menschen und deswegen Behandlungskampagnen. Insofern gibt es viele Interessengruppen, die davon profitieren, wenn die Deutschen immer kränker werden. Patient Aschenbach hat Glück und einen Hausarzt, der ihn raushält. Diabetes ist ein Beispiel, aber die Medizinindustrie schafft es immer wieder, ihr Modell der Grenzwertsenkung durchzusetzen.

Mit welchen Methoden, werden wir noch sehen. Dortmund. Den Studenten an der Fakultät für Statistik bringt Professor Krämer bei, dass Zahlen nützlich sind.

Im Prinzip, wenn sie nicht missbraucht werden durch andere Interessen. Sein Morgenritual, die Suche nach faulen Statistiken und dreisten Schlagzeilen. Sind Sie noch ganz bei Toast? Heute zum Beispiel eine Statistik, die persönliche Eigenschaften mit der liebsten Bräunungsstufe des Frühstückstoasts verknüpft. Eigentlich kompletter Unsinn, der aber seriös daherkommt.

Hier wird auch eine Studie aus, wie es sich gehört, England oder Amerika zitiert, wo jemand dem mal auf den Grund gegangen ist. Aber auch da ist es oft so, dass Kollegen einfach, weil sie irgendwas publizieren müssen, aus Mücken, Elefanten machen oder Zufallsergebnisse als was Sensationelles verkaufen. Das kommt leider viel zu oft vor.

Wie leicht es geht, mit Zahlen hinters Licht zu führen, will Krämer testen. Manipulieren, ausnahmsweise. Die Doktoranden sollen versuchen, statistische Zusammenhänge zu belegen, die es gar nicht gibt.

Wir sind ja seriöse Statistiker, machen sowas nicht, aber wir wollen immer gucken. Was jemand, der das missbrauchen will, was der für Möglichkeiten hat. Zum Beispiel könnte ich mir vorstellen, dass wenn man die Leute direkt vom Parkplatz abfängt, dass der Anteil der Leute, die dort ein Auto besitzen, ziemlich hoch ist im Vergleich, wenn man das vor der S-Bahn-Haltestelle macht. Mit einer Umfrage unter den Studenten wollen sie Daten gewinnen und Schlüsse ziehen. Die Frage nach dem Geburtsdatum zum Beispiel gibt das Sternzeichenpreis.

Fragen nach Körpergröße und Gewicht, den Body Mass Index und so weiter. Sind Sie für den Mindestton? Das wäre ja erstmal eine erste Frage.

Spielen Sie ein Instrument? Ja oder nein? Am Ende kommt ein praller Katalog heraus.

Harmlose Fragen, die es aber in sich haben. Und wenn ich die Fragen da angucke, dann bin ich schon ganz gespannt, was für da alles an Seltsamen. Zusammenhängen ans Tageslicht fördern werden.

Es geht los. Die Studenten wissen nicht, für welchen Zweck sie befragt werden. Vielleicht sind sie deshalb so auskunftsfreudig. Was ist denn Ihr Geburtsdatum? 1. August 92. Körpergröße?

1,85. Sind Sie ein Hundefreund? Ja.

Katzenfreund? Ja. Hast du denn gerne Fleisch? Ja.

Sind Sie für den branchenübergreifenden Mindestlohn? Ähm, ja. Sind Sie ein Katzenfreund? Nicht so. Bist du für den branchenübergreifenden Mindestlohn?

Ja. Gibt's vielleicht einen statistischen Zusammenhang? zwischen Tierliebe und dem Mindestlohn?

Mal sehen, welche Methoden die Doktoranden mit den gesammelten anonymen Daten anwenden. Inzwischen blicken wir in die Trickkiste der Manipulation. Alltäglich zu finden in den Medien, angewandt in Politik oder Finanzwelt. Als Beispiel nehmen wir den Verkaufsprospekt eines Aktienfonds. Was tun, wenn dessen Kursverlauf nicht nach Erfolg aussieht?

Man wählt einfach den günstigsten Ausschnitt. Den Rest blendet man aus. Schon besser. Nächster Schritt.

Der Verkäufer verändert die Maßstäbe für die Senkrechte und die Waagrechteachse. Jetzt ist Dynamik drin. Und nochmal, die Zahlenskala auf der Waagrechten verändert. Schon geht die Kurve ab wie eine Rakete. Oder diese Verkaufsgrafik.

Wollen Sie zeigen, dass Sie stark angefangen haben? Oder wollen Sie die großen Erfolge erst spät eingefahren haben? Voila! Ein Beispiel aus der Medizin. Die Grippeinfektion nach Alter.

Gefährlich für Kinder und Erwachsene mittleren Alters. Unbedingt impfen ist das Signal. Doch siehe da, zwischen 30 und 50 umfassen die Balken doppelt so viele Altersjahre.

Korrigiert man die Täuschung? Hat sich die besondere Infektionsgefahr für Erwachsene verflüchtet? Alles eine Frage der Optik und der Absicht.

Die Dortmunder wollen zeigen, wie leicht sich Statistik manipulieren lässt. Und wie produziert man griffige Schlagzeilen? Eigentlich ein absolutes Tabu für die Doktoranden von Professor Krämer.

Also wir haben ja bei unserer Umfrage auch gefragt nach Körpergröße und Sternzeichen. Was kam denn dabei raus? Wie wir sehen an der Grafik, das erstmal sieht man keinen großen Unterschied. Wenn wir allerdings abschneiden wollen und was darstellen wollen, wird eine Linie gezogen, einmal zur Seite geschoben die Grafiken.

Und wenn man es noch extremer darstellen lassen möchte, kann man das Ganze noch strecken. Und schon hat man eine wunderschöne Grafik, wo man denkt, okay, der Löwe ist anscheinend viel, viel, viel größer als der Fisch. Und ja, die Frage ist, Zufall oder System? Was sagen wir jetzt als Statistiker?

Bei den Zahlen, die wir jetzt untersucht haben, wird es auf dem Zufall beruhen, höchstwahrscheinlich. Als weiteres Beispiel haben wir unsere Schlagzeile. Tierfreunde sind keine Menschenfreunde. Wir haben einerseits die Studenten befragt, ob sie sich selbst als Katzenfreunde oder als Hundefreunde einschätzen würden. Und ob sie den gesetzlichen Mindestlohn befürworten.

Diejenigen, die sich als Katzenfreunde bezeichnen würden, fordern im Schnitt einen Mindestlohn von 9,40 Euro, während Menschen, die sich selbst nicht als Katzenfreunde bezeichnen würden, im Schnitt einen von 10,70 Euro. Wenn man jetzt wollte, könnte man daraus dann eben machen, dass jemand, der Tiere mag, im speziellen Katzen, tendenziell nicht ganz so menschenfreundlich ist, also er dafür ist. dass der Mindestlohn, den man für Menschen verlangt, vielleicht nicht ganz so hoch liegen müsste. Ja, aber ich meine, so eine Schlagzeile könnte ja jetzt tatsächlich in den Medien auftauchen und man sieht eben daran, aus der Schlagzeile geht gar nicht mehr hervor, was überhaupt für eine Frage gestellt wurde. Und das ist eben genau das, worauf wir hinweisen wollen, dass man sich immer fragen soll, was steckt jetzt hinter so einer Schlagzeile?

Genau eine Schlagzeile, die man auch in den Medien so reißerisch formulieren könnte, wäre ja beispielsweise, kleine Menschen sind anfälliger für Krankheiten oder kleine Menschen werden öfter krank. Und zwar ist bei unseren Umfrageergebnissen jetzt herausgekommen, dass 66 Prozent der kleinen Menschen eben mehr als zweimal im Jahr zum Arzt gehen. Wohingegen nur 52 Prozent der großen Menschen bis zu zweimal im Jahr zum Arzt gehen.

Die Erklärung? Kleiner als 1,70 sind natürlich mehr Frauen als Männer. Und Frauen gehen häufiger zum Arzt. Das ist alles.

Das Geschlecht ist ausschlaggebend und nicht die Körpergröße. Frauen in dieser Altersgruppe haben eben noch den Gynäkologen, den sie dann besuchen und kommen deshalb schnell auf mehr als zwei Besuche im Jahr. Die Doktoranden haben noch eine ganze Menge absurder Zusammenhänge statistisch belegt.

Hundefreunde sind dicker als Katzenliebhaber. Sie können vieles in falschen Zusammenhang bringen. Die statistische Manipulation merkt keiner. War ja nur ein Test, werden sie sagen. Aber sowas gibt's auch in echt, in der großen Politik.

Manipulationen finden wir bei TTIP, dem geplanten Handelsabkommen zwischen den USA und der EU. Die große Wirtschaft möchte es und verspricht sich riesige Vorteile. Und die Europäische Union will es unbedingt. Aber über TTIP wird heftig gestritten.

Gerade bei uns. Schon deshalb suchen EU und Wirtschaft mit großartigen Zahlen die kritische Bevölkerung zu überzeugen. 545 Euro mehr pro Haushalt im Jahr.

110.000 zusätzliche Jobs allein in Deutschland. Ein großer Bluff, wie wir gleich sehen. Aber damit will die Lobby der TTIP-Befürworter beeindrucken. Wir können uns gar nicht vorstellen, dass diese Verhandlungen scheitern, weil es derartig irrational wäre und so sehr uns selbst Schaden zufügen würde, dass das eigentlich nicht vorstellbar ist bei vernünftig denkenden Menschen. In Berlin, quasi im Schatten der politischen Entscheider, sitzen auch die Lobbyorganisationen der Wirtschaft, die für TTIP trommeln.

Besonders hervorgetan hat sich die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, kurz INSM. In Broschüren und auf ihrer Homepage verspricht sie die enormen Vorteile, die TTIP bringen soll. 110.000 neue Arbeitsplätze sollten allein in Deutschland entstehen. Und jeder europäische Haushalt würde dann 545 Euro mehr haben.

Pro Jahr. Wir schauen in der Quelle nach. Eine Studie des CEPR in London. Dieses Forschungsinstitut gilt als EU-nah. Und siehe da, beim Blick in die Ursprungsstudie sieht man, die INSM hat sich nicht nur die absolut positivste Entwicklung herausgenommen und allein die Forschungsinstitut-und Forschungsinstitut-Einsatz-Einsatz-Einsatz-Einsatz-Einsatz-Einsatz-Einsatz-Einsatz-Einsatz-Einsatz-Einsatz-Einsatz-Einsatz-Einsatz-Einsatz-Einsatz-Einsatz-Einsatz-Einsatz-Einsatz-Einsatz-Einsatz-Einsatz-Einsatz-Einsatz-Einsatz-Einsatz-E Anderen Szenarien verschwiegen?

Nein. Bei mehr pro Haushalt von 545 Euro geht es nicht um ein Jahr, sondern um zehn Jahre, also bis 2027. Als der Fehler rauskam, musste nicht nur die Europäische Union in Brüssel ihre vollmundigen Angaben korrigieren, sondern auch viele Lobbyorganisationen wie die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft. Bei allen Zahlen, die wir... verwendet haben, handelt es sich um Prognosen, um Schätzungen, die von renommierten wissenschaftlichen Instituten abgegeben worden sind. Mit diesen Zahlen arbeiten wir.

Die kritisierten Zahlen waren in der Studie, in der Quelle missverständlich dargestellt. Missverstehen? Kann man es eigentlich kaum.

Da muss man sich schon sehr anstrengen. So sieht es auch Thilo Bode von Foodwatch, der die Manipulation um TTIP aufgedeckt hat. Wir bezeichnen es als Desinformation, als Desinformation der Öffentlichkeit. Und zwar ist es eine bewusste Desinformation, um einen Vertrag durchzukriegen, den man bei wahrhaftiger Information weniger leicht...

überhaupt nicht durchkriegen würde. Die INSM hat nicht nur mit den Jahreszahlen, sondern auch noch optisch getrickst. Das ist der Einkommenszuwachs durch TTIP nach 10 Jahren.

0,49%, ziemlich wenig, aber als imponierende Kugel dargestellt. Optisch korrekt wäre diese Darstellung. So bescheiden sieht der Zugewinn nach 10 Jahren tatsächlich aus.

Wir haben eine seriöse Diskussion, an der wir uns beteiligen wollen. Wir wollen die Menschen aufklären über TTIP und wollen die positiven Wirkungen herausstellen. Man kann ja fast von einer großen Koalition sprechen, wo unabhängige Wissenschaft bis hin zu Parteivertretern und Industrielobby einvernehmlich und gemeinsam die Öffentlichkeit täuschen. Ich finde das ein Riesending.

Von Politikern sollten wir eigentlich absolute Glaubwürdigkeit verlangen können. Sonst verlieren Zahlen, Daten, Diagramme ihren Wert. Welchen Wert hat die Durchschnittszahl 545 Euro überhaupt?

Die Gefahr ist groß, dass viele draufzahlen müssen und nur wenige richtig profitieren. Gerd Bosbach kennt die Lust der Lobby zur manipulativen Täuschung. Er hat als früherer Mitarbeiter des Statistischen Bundesamtes selbst erlebt, wie Politiker sich die Statistik rausgreifen, die ihnen passt. Besonders, wenn es um unsere Renten geht. Der Statistikprofessor beobachtet, wie mit demografischen Daten Politik gemacht wird, wie Versicherungskonzerne daran verdienen und wie mit Bevölkerungszahlen Zukunftssorgen befeuert werden.

Zum Beispiel, dass die Gesundheitskosten in Zukunft explodieren, weil wir immer älter werden. Gerd Bosbach bezweifelt das. Wenn ich mich an meine eigene Jugend erinnere, da waren die 70-Jährigen alt und klapprig.

So wollte ich eigentlich nie werden. Jetzt gehe ich... in Richtung 70 langsam zu und merke, wir sind deutlich gesünder älter geworden. Wir haben nicht mehr den Krankheitszustand, den die zwei Generationen vor uns gehabt haben.

Gerd Bosbach schaut zu Hause die aktuellen Daten des Bundesamts für Statistik an. Die jüngste Bevölkerungspyramide stammt von 2013. Darin stecken die Zahlen, die zum Beispiel für die Planung der Rentenpolitik dienen. Die amtlichen Experten rechnen sehr weit voraus, bis 2060. Und es sieht schlecht aus für uns.

2060 sind wir weniger, sind wir älter und wir haben zu wenig Kinder, sagt die Statistik. Ist das wirklich sicher? Oder werden damit nur Ängste geschürt? Bis 2060 sind fast 45 Jahre.

So weit können wir nicht vorausgucken, auch was die Bevölkerung betrifft. Am besten sieht man das, wenn Sie 45 Jahre in die Vergangenheit gucken. war dann ungefähr 1970. Was mussten wir 1970 von heute? Zwei deutsche Staaten damals, einen festen Ostblock, wir wussten von den Kriegen in Jugoslawien nichts und all diese Bevölkerungsveränderungen, die konnte man damals nicht voraussagen und die werden wir jetzt für die nächsten 45 Jahre nicht voraussagen können. Keiner weiß, was bis 2060 passieren wird.

Trotzdem werden aus den Zahlen Schlagzeilen die Stimmung machen. Nur ein Beispiel. Obwohl alles Spekulation ist, malen Arbeitgeberverbände ein Horrorszenario.

30 Prozent weniger Arbeitnehmer. Doch die Schreckensmeldung täuscht. Man hat die Zahlen von 2013 einfach in die Zukunft fortgeschrieben.

Als ob sich in 47 Jahren nichts ändern würde. Der Hauptfehler ist eindeutig, man hat Veränderungen von 47 Jahren, hat man es zusammengefasst zu einer Veränderung, als ständ sie morgen vor der Tür. Die Veränderung von 30 Prozent weniger Erwerbsfähige bedeutet pro Jahr gerechnet weniger als 0,8 Prozent. Das heißt, pro Jahr müssen wir einen von 125 Arbeitsplätzen müssen wir wegen der Alterung ersetzen. Wenn man das so umrechnet, weiß jeder, dass es eine Veränderung ist.

Kein Grund zur Panik. Arbeitskräftenotstand, Ärztemangel, knappe Rente. Das erschreckt die Menschen.

Das Alter bringt Sorgen. Da muss man sich absichern. Vor allem die Versicherungswirtschaft mache mit Statistik Stimmung bei den Leuten, meint Bosbach. Zum Beispiel mit dieser Seite, auf der man die Lebenserwartung berechnen kann und subtil erfährt, dass man sich besser versichert. Bosbach erwartet ein Lebensalter von 75. Nachdem er sein Geburtsdatum mitgeteilt hat, gibt ihm der Rechner acht Jahre mehr, seine statistische Lebenserwartung.

Bei den meisten sind es nur sieben, sagt die Werbung. Du lebst sieben Jahre länger, als du denkst. Deshalb sollten wir uns fragen, wie wir das Beste aus dieser Zeit machen können.

Für uns und für die Gesellschaft, in der wir leben. Sie wollen Versicherungen verkaufen und je mehr sie die Bevölkerung verängstigen, desto mehr können sie verkaufen. Also tun sie alles zur Verängstigung. Und natürlich können sie jetzt kein Horrorbild malen, sondern scheinbar wissenschaftlich berechnete Zahlen.

Und der Statistiker weiß, die kann es nicht geben. Der Normalbürger lässt sich natürlich beeindrucken, wird ängstlich. Mit einem Ziel, wie Gerd Bosbach vermutet.

Die Menschen sollen privat vorsorgen. Natürlich mit den Angeboten der Versicherungswirtschaft, die vom Staat gefördert werden. Es klappt ja auch.

Tatsächlich sind in den letzten Jahren rund 17 Mio. private Rentenverträge abgeschlossen worden. Allein in Riester-Verträgen stecken mehr als 120 Mrd.

Euro, davon 30 Mrd. staatliche Fördergelder. Professor Bosbach, der an der Hochschule Koblenz lehrt, konstatiert, das Geschäft mit dem Alter ist ein Jungbrunnen für die Anbieter.

Es haben halt einige Leute gemerkt, dass sie halt an der Privatisierung der Rente ganz gut verdienen können. Das waren einmal die Arbeitgeber und dann sowieso die Versicherungskonzerne. Und die haben dann ab Mitte der 90er Jahre ganz systematisch, planmäßig halt die Öffentlichkeit, die Politik in ihrem Sinne informiert. Und jetzt?

verkaufen sie Millionen Polizen, bei deren Gestaltung die Versicherungen ihr Risiko absichern müssen. Sicher, aber mit hypothetischen Sterbealtern, die sie selbst gestalten dürfen. Das wurde den Versicherern von der Politik erlaubt.

Sie tun das mit sogenannten Sterbetafeln, langen Zahlenreihen, aus denen hervorgeht, wie alt wir statistisch werden. Daraus berechnen die Versicherer ihr Risiko, ihre Kosten und die Prämien. Für den Kunden alles andere als transparent.

Gerd Bosbach nimmt sich immer wieder die Zahlenreihen vor, rechnet sie in Lebenserwartung um und kann sich nur noch wundern. Die Versicherer müssen sich prinzipiell an offiziellen Zahlen halten, haben aber fast beliebige Freiheiten, die nach oben auszudehnen. Und dabei kommen völlig unrealistische Größen raus.

In der Rentenversicherung zum Beispiel. Je höher die Versicherung die Lebenserwartung eines Kunden ansetzt, desto teurer wird seine Prämie. Gerd Bosbach zeigt uns, wie Versicherungen rechnen. So wird ein heute geborener Junge laut amtlicher Statistik 86, für die Versicherung über 100, im Extremfall sogar 110. Ein Mädchen wird amtlich 90, für die Versicherungen bis zu 114 Jahre alt.

Eine heute 60-jährige Frau wird offiziell 87, die Versicherer rechnen mit 103. Der Clou. Je höher die Lebenserwartung, desto höher die Prämien. Obendrein rechnen die Versicherungen damit, dass unsere Lebenserwartung noch weiter steigt.

Das tut auch das Statistische Bundesamt. Gerd Bosbach hat Zweifel. Geben die Daten das denn her?

In 100 Jahren hat sich die Lebenserwartung zwar verdoppelt, aber es deutet sich an, dass ihre Steigerung langsam aufhört. Kein Trend wird ewig weitergehen, das ist eigentlich klar. Statistik, die vorgibt, die Zukunft von uns Bürgern zu beschreiben, ist mit Vorsicht zu genießen.

So wie viele Statistiken, die sich um unser Essen kümmern. Hamburg. Auch das Frühstücksei ist Hauptdarsteller einer so dreisten Manipulation.

Cholesterin, die Furcht vor den Fetten, die Herzinfarkt verursachen. Das Ei war böse. Das Ei ist ganz harmlos. Ich habe mein Leben lang gerne Eier gegessen.

Professor Ingrid Mühlhauser deckt als Gesundheitswissenschaftlerin in Hamburg die Täuschungen der Medizinindustrie auf. Wie das Frühstücksei zur Bedrohung der Menschheit wurde, das ist eine exemplarische Geschichte von Manipulation und Täuschung. Das Problem der Fehlinterpretation oder der missbräuchlichen Interpretation von wissenschaftlichen Daten ist weit verbreitet in der Medizin, insbesondere vor allem auch in der Ernährungsmedizin. Die Studien, die... zu Ernährungsempfehlungen vorlegen, werden sehr oft missbräuchlich interpretiert.

Das führt dann zu Druckschlüssen bei der Bevölkerung, aber auch bei den Ärzten. Dieser Mann stand am Anfang, Ancel Keys, ein amerikanischer Arzt. In den 50er-Jahren untersuchte er an der Universität Minnesota den Zusammenhang zwischen tierischen Fetten aus Ei oder Fleisch und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ancel Keys These, Cholesterin im Essen sei Schuld an Herzinfarkten.

Um das mit Zahlen zu belegen, musste Dr. Keys alle statistischen Register ziehen. Er sammelte für 21 Länder Zahlen, die seine Cholesterin-These beweisen sollten. Doch die Daten belegten wenig. Die Lösung?

Was nicht in die Kurve passte, ließ er einfach weg. Der angebliche Zusammenhang zwischen Cholesterin in tierischen Fetten und Herzinfarkt war jetzt deutlich. Also die Messergebnisse waren nicht falsch, aber die Interpretation der wissenschaftlichen Daten ist mehr oder weniger willkürlich gewesen. Oder eben in einem Sinne, die die Menschen täuscht und nicht die Wahrheit wiedergibt.

Viele Ärzte haben schon damals gewusst, dass Dr. Kies nicht recht hatte. Aber die Cholesterin-Lüge hielt sich Jahrzehnte hartnäckig. Das findet Ingrid Mühlhauser so ärgerlich, dass die Öffentlichkeit manipuliert wurde.

Hysterie brach aus. Ein Kampf um die Hoheit auf dem Teller. Tierische Butter gegen pflanzliche Margarine. Was gibt's bei Ihnen zu Hause aufs Brot? Margarine.

Aufs Brot gibt's bei mir zu Hause natürlich Butter. Und warum? Nach den Erfahrungen, die ich in meiner Arbeit für das Margarine-Institut in enger Berührung mit der wissenschaftlichen Forschung gemacht habe, konnte ich mich als denkender Mensch gar nicht anders entscheiden.

Kleine Ranznotiz. Als Dr. Keyes die Cholesterinstatistik in die Welt setzte, war er bezahlter Berater der amerikanischen Margarine-Industrie. Natürlich ist Cholesterin im Blut ein medizinischer Marker, einer von vielen, hat aber wenig mit der Ernährung zu tun. Auch beim Cholesterin-Bilden ist Cholesterin-Bilden Cholesterin im Blut findet Ingrid Mühlhauser das Erfolgsmodell der Gesundheitsindustrie wieder.

Runter mit den Grenzwerten, wie beim Diabetes. Die USA senken den Gesamtcholesterinwert im Blut ständig, wie wir Deutschen. Die letzte Absenkung brachte weltweit 50 Millionen neue Kunden für die Industrie und allein dem Pharmakonzern Pfizer mehr als 10 Milliarden Dollar Umsatz im Jahr mit einem Medikament.

Die Grenzwerte sind über die Jahre immer wieder gesenkt worden. Das gilt sowohl für den Blutdruck, Blutzucker als auch die Cholesterinwerte. Und dann werden von einem Tag zum anderen plötzlich ganz viele Menschen hier in Deutschland zu Patienten. Obwohl sich nichts an ihrem Gesundheitszustand und ihrem Risikoprofil geändert hat.

Grenzwerte runter. Ein Erfolgsgarant für die Pharmabranche. Wer weiß schon, welche Daten dafür herhalten. Ingrid Mühlhauser ist schon lange nicht mehr erstaunt, wie leicht sich medizinische Studien, sagen wir, frisieren lassen. Mit solchen einfachen Methoden.

Eine Studie wird z.B. nicht veröffentlicht, wenn das Ergebnis dem Auftraggeber nicht gefällt. Weg damit.

Methode 2. Man sucht sich ein vorhandenes Medikament mit geringer Wirkung und vergleicht ein neues Medikament damit. Schon glänzt es heller, als es ist. Oder? Forscher suchen für ihre Studie besonders anfällige Testpersonen oder besonders gesunde, um die gewünschte Wirkung zu erreichen. Nächste Methode.

Wenn die positive Wirkung eines Medikaments von immer mehr Nebenwirkungen belastet wird, warum nicht die Studie vorzeitig beenden? Umgekehrt. Wenn die positive Wirkung einfach noch nicht eintreten wird, warum die Studie nicht einfach verlängern? Programme zur Krebsfrüherkennung z.B. täuschen oft eine Wirkung vor, die gar nicht da ist.

Die Professorin kämpft dagegen, dass Ärzte Menschen in solche Programme schicken, ohne sie richtig zu informieren. Etwa Mammografie bei Frauen oder Prostatakrebs-Früherkennung bei Männern. Insgesamt ist es so, dass immer mehr Menschen Schaden erleiden durch solche Untersuchungen, als Menschen Nutzen haben. Es sind immer nur einzelne Menschen, die einen Nutzen haben durch eine frühere Diagnose oder durch eine Feststellung eines Risikos.

Als Menschen Schaden erleiden durch falsche Diagnosen, durch Überdiagnosen, durch unnötige medizinische Untersuchungen. Gibt es denn in der Medizin überhaupt Studien, denen man vertrauen kann? Ja, sie kommen von einer Institution mit Sitz in Kopenhagen.

Sie nennt sich Cochrane und ist gemeinnützig. Ihre Wissenschaftler fassen weltweit alle Studien zu einem Thema zusammen. und können so erkennen, was der wahre Kern ist.

Cochrane hat das bei der Prostatakrebs-Früherkennung, kurz dem PSA-Test, gemacht. Von 100 Männern über 50, die nicht getestet wurden, sind innerhalb von 10 Jahren 20 verstorben, davon einer an Prostatakrebs. Von 100 Männern, die die Früherkennung mitgemacht haben, starben ebenfalls 20, davon ebenfalls einer an Prostatakrebs.

Aber 16 Männer erhielten die falsche Diagnose, Krebs. Ich würde sagen, die Ärzteschaft weiß das durchaus, dass solche Untersuchungen auch Schaden anrichten können. Aber insgesamt in der Bevölkerung, würde ich sagen, ist über viele Jahre immer nur über den Nutzen gesprochen worden. Oder die Menschen nehmen nur den möglichen Nutzen wahr und der Schaden ist ausgeblendet worden. Und warum vertrauen wir auf einen fragwürdigen Nutzen und ignorieren das Risiko?

Was muss geschehen, damit wir glaubwürdig informiert werden? Fragt man sich hier in Berlin im Max-Planck-Institut für Bildungsforschung. Der Risikoforscher Gerd Gigerentzer hat festgestellt, dass gerade Ärzte uns Patienten schlecht beraten, weil sie gravierende Bildungslücken im Umgang mit Statistik haben.

Wir haben schon vor etwa 20 Jahren begonnen, Ärzte zu untersuchen. Damals, wie zum Teil auch noch heute, ist es so, dass etwa 70 bis 80 Prozent der von uns untersuchten Ärzte in Deutschland und in den USA Gesundheitsstatistiken selbst nicht verstehen. Fragen Sie Ihren Arzt. Das führt leider oft in die Irre.

Deshalb sitzen hier Experten von der AOK und Gigerensers Kollegen zusammen. Sie entwickeln kompakte Infoblätter, sogenannte Faktenboxen, in denen Nutzen und Schaden von Behandlungen verständlich präsentiert werden. Für Ärzte und Patienten. Neun solcher Faktenboxen hat die AOK inzwischen zu verschiedenen Therapien veröffentlicht. Ohne statistische Täuschung.

Das konzentrierte Ergebnis vieler Studien zum Thema. Dringend notwendig. Wir haben eine Medizin, die immer mehr geht in eine geschäftsorientierte Medizin.

Das sehen Sie zum Beispiel bei vielen Gynäkologen, die ihren Patientinnen als erstes ein Menü geben mit Igel-Leistungen. Das sind Leistungen, für die die Kassen nicht bezahlen und meist zu Recht. Weil sie keinen erwiesenen Nutzen, sondern nur erwiesenen Schaden haben.

Geplant ist auch eine Faktenbox zum PSA-Test, der Prostatakrebs-Früherkennung. Mit der Botschaft, viel Schaden, wenig Nutzen. Allein die Ankündigung habe schon den Fachverband der Urologen aufgebracht, erzählt Gerd Gigerenzer.

Kein Wunder, denn diese Igelleistung bringt viel Geld in die Praxen. Die Medizin setzt zu viel auf fragwürdige Früherkennung und behandelt inzwischen eigentlich mehr nach Statistik als nach Patientenzustand. Denn Krankheitsrisiko verteilt sich nach einem Muster.

Die meisten haben ein niedriges oder mittleres Risiko. Der Bauch in der Kurve, die große Mehrheit, hat nichts davon, nach dem Prinzip Gießkanne untersucht zu werden. Nur für die Menschen im roten Bereich bringt Früherkennung etwas.

Doch das sind wenige. Früherkennung ist eben auch ein großes Geschäft, das den Menschen vormacht, ihr Risiko zu senken. Mit Statistik.

Wie leicht sind wir Opfer der Manipulation? In Wirtschaft, der Ernährung, in Medizin und Politik. Das Risiko der Fälscher entlarvt zu werden, ist gering.

Die Masse ist nicht immer gleich klasse und je mehr Zahlen... Wir verdauen müssen, desto mehr Unfug, Unrat ist auch dabei und das ist halt das Problem, die Perlen in Schlamm zu finden sozusagen. Zahlen sollten eigentlich das Dunkel ausleuchten. Sie können aber auch blenden.

Deshalb sollten wir etwas von denen verlangen, die Statistiken und Diagramme in die Welt bringen. Es gibt in der Demokratie eine Bringschuld. Und die Bringschuld haben diejenigen, die gewählt worden sind, die uns vertreten.

Und die haben die Pflicht, uns Verbraucher und Wähler aufzuklären über Risiken. Wir sind alle keine Experten. Wir müssen verlangen, dass zumindest die Politiker neutral und so unabhängig wie möglich berichten.

Das allein reicht nicht. Es liegt auch an uns, wenn wir der Zahlenmanipulation und statistischer Täuschung auf den Leim gehen. Wir sollten uns selbst den Spiegel vor Augen halten, denn wir sind es ja. Die zulassen, dass man manipuliert wird, die die Dinge nicht verstehen. Nehmen Sie sich Zeit und lesen Sie ein gutes Buch.

Und es gibt genügend solche, die Ihnen beibringen, wie man risikokompetent wird. Und dann haben Sie die beste Waffe gegen all diejenigen, die versuchen, Sie zu manipulieren.