Der chinesische Parteivorsitzende Mao Zedong erklärte einst, der Tod von 300 Millionen Chinesen wäre es wert gewesen. Im Grunde sagte er, auch wenn ich die Hälfte meines Volkes verliere, um an mein Ziel zu kommen, gehe ich das Risiko ein. Das ist eine brutale, gefühllose Art zu denken.
Unter seinem herzlosen Regime werden Millionen Menschen abgeschlachtet. Gewalt funktioniert. Gewalt funktioniert durch Macht.
Er war überzeugt, dass Politik Gewalt hätte sein müssen. Dies ist die Geschichte eines sadistischen, brutalen Autokraten. Von seinen kommunistischen Wurzeln bis zu seiner grausamen und rachsüchtigen Herrschaft. Mao hat in derselben Liga gespielt wie Hitler und Stalin.
Er hat Angst und Schrecken verbreitet und wird trotzdem auch nach seinem Tod weiter verehrt. Im Jahr 1911 bricht das jahrhundertealte chinesische Kaiserreich zusammen. Nach 2000 Jahren stürzen die Chinesen ihren Kaiser.
In den folgenden zehn Jahren herrschen Gewalt und Anarchie. Ende des 19. Anfang des 20. Jahrhunderts befand China sich in einer Depression. Das Kaiserreich duldete keine Debatte, Diskussion oder Kritik. Wenn man also unglücklich über die Situation war, in die man hineingeboren wurde, musste man rebellieren, sich auflehnen, ein Revolutionär werden.
Aus den Ruinen des Reiches heraus entwickeln sich zwei politische Gruppen mit gegensätzlichen Ideologien. Da sind zum einen die Nationalisten, die China in eine westlich orientierte, kapitalistische Republik umbauen möchten. Und zum anderen die Kommunisten, eine kleine, von Lenins Revolution in Russland inspirierte Gruppe. Beide behaupten, die Interessen der 600 Millionen Bauern zu vertreten, die auf dem Land unter mittelalterlichen Bedingungen leben.
Der Kampf dieser beiden Ideologien sät die Saat für einen blutigen Bürgerkrieg, der China zwei Jahrzehnte lang ins Chaos stürzt. Der junge Bauernsohn Mao Zedong erlebt am eigenen Leib die Frohn der kaiserlichen Herrschaft und die Rücksichtslosigkeit, mit der die Armee rebellierende Bauern exekutiert. Sieht man sich an, welche Erfahrungen er vor allem als Teenager gemacht hat, kann man viele Dinge entdecken, die sein späteres Verhalten beeinflusst haben.
Unter diesen blutigen Umständen wächst Mao zu einem wütenden Rebell heran. Er möchte als Intellektueller gelten und liest deshalb Übersetzungen europäischer Philosophen. Im Jahr 1917, Mao ist 24 Jahre alt, stößt er auf marxistische Literatur. Er hat das Kommunistische Manifest gelesen. Darin fand er die Begründung dafür, warum China so gedemütigt wurde.
Mao fühlt sich bestätigt und wird bekennender Kommunist. Mao wird von seinen Mentoren an der Universität Peking radikalisiert und ist ab 1921 ein durch und durch linker Aktivist. Er ist davon überzeugt, dass der Kommunismus der einzige Weg zu einer erfolgreichen Revolution ist. Und die Kommunistische Partei hat mächtige Unterstützer. Es war nicht sein Mitgefühl für die chinesischen Bauern, dass Mao zum Kommunisten gemacht hat.
Mao bemerkte, dass der mächtige Nachbar Russland dabei war, der kommunistischen Partei Chinas zur Macht zu verhelfen. ...in Power. Nur ein Jahr nach der offiziellen Gründung der Kommunistischen Partei Chinas wird Mao 1922 Mitglied. Er glaubt, dass nur sie rücksichtslos genug ist, um die Macht zu ergreifen. Und er ist fest entschlossen, auf der Gewinnerseite zu stehen.
Im Jahr 1924 jedoch übernehmen die Nationalisten die Macht im Land und bilden die offizielle Regierung. Mao glaubt zu wissen, wie die Kommunisten die Macht zurückerlangen können. Und es folgt die erste von vielen Auseinandersetzungen mit seinen russischen Genossen.
Die Russen waren stark an der chinesischen Revolution und der Bildung der chinesischen kommunistischen Partei beteiligt. Bei der Bekämpfung der Nationalisten gehörte er dazu, aber er hatte immer das Gefühl, dass die Russen ihm sagen wollten, wie seine Revolution zu verlaufen hat. Sie versuchten den Chinesen zu sagen, wie sie sich zu verhalten hatten.
Und Mao sagte immer wieder, so funktioniert das nicht. Mao ist davon überzeugt, dass die chinesische Revolution einen ganz anderen Weg einschlagen muss als die Revolution in Russland. Die Russen glaubten, dass die Revolution von den Armen in den Städten ausgeht.
Aber Mao sagte, nein, die Revolution in China kommt von der Bevölkerung auf dem Land. Es ist ein völlig anderes System und sagt mir nicht, was zu tun ist. Mao's hartnäckige Überzeugung, dass der Funke der Revolution bei Chinas Bauern zündet, bildet den Grundstein seiner politischen Philosophie. Während die Kommunisten sich in den nächsten Jahren auf das Erstarken der Partei konzentrieren, arbeitet Mao sich ehrgeizig nach oben.
1927 geben die Parteiführer Mao einen großen Titel. Der 34-Jährige ist jetzt Oberbefehlshaber der Roten Armee. Tatsächlich ist das nicht mehr als ein kleiner militärischer Mob. Er soll ihn in die Dörfer führen und die Menschen dort zur Revolution anstacheln. Diese Erfahrung verändert Mao Zedongs Leben.
Sein Rezept für die Revolution ist einfach. Die Bauern werden gegen die Grundbesitzer aufgehetzt. Für Mao heiligt der Zweck die Mittel, die Opfer kümmern ihn nicht. In jedem Dorf müssen sich die Bewohner versammeln. Dann werden sie gezwungen, eine Reihe sorgfältig ausgesuchter Opfer zu denunzieren, die man als Tyrannen, Grundbesitzer oder Verräter betrachtet.
Es gibt Geschichten von angeblich bösen Unterdrückern, die an den Pranger gestellt und einfach hingerichtet wurden. Die Gewalt von 1927 markiert den offiziellen Beginn des blutigen chinesischen Bürgerkriegs und Mao macht eine Erfahrung, die ihm bei seinem Aufstieg an die Macht hilft. Gewalt funktioniert. Von diesem Zeitpunkt an war er davon überzeugt, dass Politik gewaltsam sein muss. Weil Menschen Macht nicht freiwillig aufgeben.
Man muss sie ihnen entreißen. Er sagte, alle Macht kommt aus den Gewehrleuten. Die Brutalität hat auf Mao eine perverse Wirkung.
Er hat die Dörfer bereist und wurde Zeuge der Gewalt und der Grausamkeiten. Er selbst hat gesagt, das hätte ihn verändert. Er fühlte eine Ekstase, das war sein Wort, wie er sie noch nie zuvor erlebt hatte.
Mao wird ein Sadist, berauscht von der Gewalt. Und das ist nur der Anfang. Die Kommunistische Partei erkennt sein...
Talent und unterstützt seine Karriere, aber nicht mehr an der Kriegsfront. Mit der Führung der Armee wurden andere beauftragt. Mao bekam eine politische Rolle, die Rolle als politischer Kommissar. Ein Kommissar ist dafür verantwortlich, das richtige politische Denken in den Reihen der Partei zu erzwingen. In dieser Rolle lernt er eine weitere wichtige Lektion.
Wer das Denken der Menschen steuert, hat überragende Macht. Er baute einen Personenkult um sich auf. Die Menschen sprachen über Maos Überlegungen, als wäre er eine Art philosophischer Führer der kommunistischen Partei.
Indem er sich selbst zur obersten Autorität der kommunistischen Gedanken macht, erreicht er eine entscheidende Position auf dem Weg zur Macht. Sein Weg nach oben wird weiter beschleunigt, als ein Außenstehender das politische Chaos in China ausnutzt. Im Jahr 1931 überfällt ein uralter Feind China. Japan.
Die Invasoren reißen die ganze Manschurei an sich. Die nationalistische Regierung kämpft so gut es geht, aber es reicht nicht. Eine vollständige japanische Invasion steht bevor.
Die Kommunisten versuchen in dem allgemeinen Chaos nun die Nationalisten zu stürzen, aber sie scheitern. Es folgt der Rückzug der Roten Armee im sogenannten Langen Marsch. In dieser Zeit kann Mao seine Macht innerhalb der Partei weiter ausbauen. Die Zahl der Todesopfer ist riesig.
Etwa 90 Prozent der Soldaten sterben während des Marsches. Mao hat schlicht überlebt. Jedes Mal, wenn jemand den Anweisungen seines Vorgesetzten gefolgt ist und getötet wurde, ist Mao wieder eine Stufe höher geklettert.
Durch den strategischen Einsatz von Gewalt, Gedankenkontrolle und einem gewissen Maß an Glück hat Mao Zedong mit 42 Jahren sein Ziel erreicht. Er wird zum Vorsitzenden der Kommunistischen Partei Chinas ernannt. Jetzt kann er seinen Masterplan verwirklichen und Herrscher über das ganze Land werden.
Anfang 1937 werden Maos Kommunisten von zwei Seiten attackiert. Von den chinesischen Nationalisten unter der Führung des westlich orientierten Generals Chiang Kai-shek und den japanischen Invasoren, die versuchen die labile Nation zu vernichten. Als frisch ernannter Führer der kommunistischen Partei lässt Mao Zedong sich in Yan'an nieder, einer kleinen Bergstadt, die den Bomben des Bürgerkriegs zum Opfer gefallen ist.
Yan'an gilt als ein Ort für radikale, intellektuelle und junge Idealisten, an dem sie frei denken können. Sie waren Teenager und natürlich dachten sie Kommunismus stünde für Gleichheit. Die Idealisten versammeln sich dort, um gemeinsam die Befreiung Chinas vorzubereiten. Sie waren der Ansicht, dass Chiang Kai-shek Japan nicht gut genug bekämpft. Also gingen viele junge Leute, auch mein Vater, in den Norden zu Mao.
Sie dachten, sie würden gemeinsam gegen die Japaner kämpfen. Aber Mao hat andere Pläne mit ihm. Er möchte die Kommunisten von Yan'an zu einer Armee machen, die ihm absolut gehorsam ist. Und das wird ihn an die Macht bringen. Er sah die japanische Invasion und den Krieg als Möglichkeit, Chiang Kai-sheks Staat zu zerstören.
Und es ihm unmöglich zu machen, nach dem Krieg zu gehen. Krieg wieder an die Macht zu kommen. Die Lektionen in Gewalt und Manipulation, die er als junger Mann gelernt hat, helfen ihm nun dabei, Werkzeuge des Terrors zu entwickeln. Als erstes schafft er das Prinzip der Gleichheit ab und baut stattdessen eine Hierarchie auf, mit ihm an der Spitze.
In Yan'an gab es absolut keine Gleichheit. Die Unterkunft, das Essen, die Kleidung, alles war einer Hierarchie unterworfen. Und inzwischen trug Mao die feine Baumwolle, die sie aus den nationalistischen Gebieten importiert hat.
Er nutzt seine Macht, um seinen potenziellen Gegnern Fallen zu stellen. Mao erweckt den Eindruck, man könne ihn offen kritisieren. Lasst uns debattieren, lasst uns streiten, um herauszufinden, was am besten für uns ist.
Eine Gruppe ernennt den Schriftsteller Wang Shiwei zu ihrem Vertreter und teilt ihm ihre Kritik mit. Wang Shiwei war ihr Held. Er formulierte ihre Enttäuschung über den Kommunismus. Wang veröffentlicht die Kritik seiner Anhänger gut sichtbar. Mao sah sich die Plakate von Wang Shiwei an und bemerkte dabei, dass viele ihn als Helden verehrten.
Mao beschließt zu handeln, und zwar im Sinne seiner festen Überzeugung, dass man nur durch Gewalt Macht erlangt. Mao hat sich für Wang Shiwei eine grausame und qualvolle Tortur überlegt, die sogenannte Tigerbank. Sie ist ihm von allen Folterinstrumenten das Liebste.
Unter Folter erzwingt Mao von Wang Shiwei ein falsches Geständnis. Vor lauter Schmerz gesteht er, ein Spion der Nationalisten zu sein, der unschuldige Kameraden aufwiegelt. Aber eigentlich ist egal, was er sagt, denn nichts würde seine Hinrichtung verhindern. Mao möchte eine deutliche Warnung aussenden. Wer nicht so denkt, wie Mao es möchte, der muss sterben.
Wang Shiwei wurde von Mao's Geheimdienst getötet. Das hatte auf die jungen Menschen eine verheerende Wirkung. Nicht mehr lange und Mao startet eine Kampagne der Folter, um Angst und Schrecken zu verbreiten.
Mao entwickelt einen Instinkt dafür, dass man Dinge im großen Stil tun muss. Die anderen können daraus lernen zu profitieren oder aber Angst davor haben. Aber er achtet darauf, dass er sich dabei die Hände nicht schmutzig macht.
Mao war immer eine schemenhafte Gestalt im Hintergrund. Man findet keine Beweise dafür, dass Mao den Abzug gedrückt oder jemanden gehängt hat. Er hatte seine Leute dafür und die Gewalt nahm im Laufe seines Lebens stetig zu.
Mao rechtfertigt seine Gewaltherrschaft damit, dass er behauptet, von Spionen umgeben zu sein. Mao wusste, dass es keine Spione gab. Sein Ziel war, den jungen Leuten Angst einzujagen und aus ihnen eine Armee für den zukünftigen Einsatz zu machen. Von diesem Zeitpunkt an etabliert sich Tötung und Folter als Kern seiner persönlichen politischen Philosophie. Gewalt ist kein zufälliger Aspekt des Maoismus.
Sie ist ein notwendiger Teil davon. Er sagte, exekutiert sie nicht, bevor ihr nicht alles aus ihnen herausbekommen habt. Mao hat nun eine 500.000 Mann starke Armee, die ihm vor lauter Angst treu ergeben ist. Im Jahr 1945 wird China nun seit acht Jahren von den Japanern belagert.
Millionen Menschen sind obdachlos und China ist reif für eine Revolution. Die Zeit für Mao ist endlich gekommen. Mit seiner Armee marschiert er aus den Bergen von Yan'an.
Sein Verbündeter Stalin hat ihn militärisch gut ausgestattet. Vier Jahre später haben die Nationalisten des Landes den Rückhalt in der Bevölkerung und den Willen zu kämpfen verloren. General Chiang Kai-shek tritt zurück. Wenige Tage später lässt Mao Zedong sich als Anführer der 600 Millionen Chinesen feiern.
Die neue Nation ist der Höhepunkt nach 27 Jahren Terror, Folter und Manipulation. Dennoch wird Mao von den Menschen als Held willkommen geheißen. 1949 war Mao bei den einfachen Chinesen sehr beliebt. Er hatte eine Bauernrevolution angeführt. Er hat die Unterdrückung durch Grundbesitzer, Kriegsherren, die Japaner und die Nationalisten überwunden.
Er hat gesagt, jetzt können wir aufstehen und unsere eigene Welt erschaffen. Die Chinesen ahnen nicht, dass ihnen die dunkelsten Tage erst noch bevorstehen. 1950 ist China unter dem kommunistischen Regime des Vorsitzenden Mao Zedong noch immer bettelarm und erholt sich nur langsam von den drei Jahrzehnten Krieg und Revolution.
Mao verkündet, dass Industrialisierung in großem Stil der Schlüssel zum Erfolg sei. Er möchte die Nation in eine wirtschaftliche Großmacht verwandeln. Und das soll praktisch über Nacht erreicht werden, ohne Rücksicht auf Verluste.
Mao nennt sein Programm Großer Sprung nach vorn. Die Idee des Großen Sprungs war, China in die Zukunft zu führen, die kommunistische Utopie umzusetzen. Und das in nur 15 Jahren.
Der Plan sieht vor, fertige Fabriken von den russischen Verbündeten zu kaufen und sie mit dem Getreide der chinesischen Bauern zu bezahlen. Mao hatte diesen Traum schon, bevor er China erobert hat. Um diesen Traum zu erfüllen, benötigte er große Mengen an Nukleartechnologien und Raketentechnik, die ganze militärische und industrielle Ausstattung.
Mao hat keinen Zweifel daran, dass seine Vision China zu einem kometenhaften Aufstieg, großem Reichtum und globaler Vorherrschaft führen wird. Mit ihm vorneweg. Dafür müssen aber alle genau das tun, was ihnen gesorgt hat. Mao lässt private Unternehmen auf dem Land verbieten.
Jedes Getreidekorn gehört von nun an dem Staat. Das Getreide wanderte direkt vom Feld in die staatlichen Kornkammern. Kein privater Markt, kein privater Handel.
Dann nimmt er den Bauern ihr Hab und Gut weg und befiehlt ihn, in riesigen Kollektivbetrieben zu leben und zu arbeiten. Die Kollektivierung ist nichts anderes als den Menschen jegliches Privateigentum abzulehnen. Die Häuser wurden konfisziert, Werkzeuge gegründet.
Töpfe, Pfannen, Geschirr, alles wurde kollektiviert. Auch das Vieh. Mao setzt den Kollektiven unmöglich zu erreichende Produktionsziele.
Erfüllen die Bauern die Quoten nicht, bekommen sie ihre Lebensmittelrationen nicht. Die Menschen, die nicht arbeiten konnten, sind buchstäblich verhungert. Dazu gehörten Kinder, Schwangere und ältere Menschen. Sie wurden von der Lebensmittelversorgung abgeschnitten.
Es dauert nicht lange und die Situation gerät außer Kontrolle. Die hungernden Menschen werden immer schwächer und sind zunehmend nicht in der Lage zu arbeiten. Statt einen großen Sprung nach vorne zu machen, kommt es zu einer Katastrophe.
Millionen Menschen verhungern und die Nahrungsmittelproduktion bricht zusammen. Mao glaubt nicht, dass das Problem seine brutale Politik ist. Er gibt den Vögeln die Schuld, die das Getreide des Volkes fressen.
Also gibt er eine Anweisung heraus. Die Chinesen sollen alle Spatzen beseitigen. Eine seiner verrücktesten Ideen war der Krieg gegen die Spatzen.
Er war der Ansicht, wenn die Chinesen alle Spatzen töten würden, hätte die Bevölkerung mehr zu essen. Schien alles sehr logisch. Also sollten die Chinesen die Spatzen erschlagen, mit Steinen bewerfen und sie wachhalten, bis sie tot vom Himmel fielen.
Über Tage und Wochen wurden die Vögel gejagt. Sie haben mit Gegenständen geklappert, damit die Vögel sich nicht niederlassen. lassen konnten, um Ruhe und Schlaf zu finden und schließlich vom Himmel fielen.
Sie haben sie eingesammelt und in einer Parade präsentiert, um den Beitrag zu zeigen, den das Dorf für die Nahrungsmittelproduktion geleistet hat. Gut gemacht, Vorsitzender Mao. Außer, dass jetzt niemand mehr die Insekten frisst und das Getreide im Folgejahr von den Raupen und Heuschrecken gefressen wurde. Was folgte?
Bei eine große Hungersnot. Das Leiden der Bevölkerung wird nicht gelindert, sondern verschlechtert sich dank der Schleimhaut. Maos Intervention auch noch. In Peking ist die Darstellung aber eine ganz andere. Die Propagandamaschinerie der kommunistischen Partei stellt den großen Sprung nach vorn als schillernden Erfolg dar.
Auch ältere Parteimitglieder haben wenig Ahnung von der Realität, aber ein Mann kennt die Wahrheit bestimmt. Ein Bericht nach dem anderen landet mit detaillierten Informationen über die Hungersnot auf dem Schreibtisch der obersten Führung. Der Bericht ist der Beweis dafür, dass Mao über den Hungertod von Millionen seiner Bürger informiert ist. Für ihn ist es das wert. Er war dazu bereit, das Leben von 50 Prozent der Bevölkerung seines Landes zu riskieren.
Er würde die Menschen entbehren, wenn er dadurch das China erschaffen könnte, das er wollte. Im Frühjahr 1959 sickert die Wahrheit durch. 14 Millionen Tote kann man nicht unter den Teppich kehren.
Statt die Hungersnot zu lindern, plant Mao, seinen großen Sprung nach vorn noch auszudehnen. Innerhalb der kommunistischen Partei werden Stimmen gegen seinen Führungsstil laut, aber keiner weiß, was man tun kann. Das Problem, das China hatte und hat, ist, dass es keine Opposition gibt. Jeder sagt, dass man in einem Utopia lebt, und niemand kann sagen, dass mit dieser Utopie etwas nicht stimmt. Im Jahr 1965 ist der 71-jährige Vorsitzende Mao seit 16 Jahren oberster Führer Chinas.
Seine Politik hat eine verheerende Hungersnot verursacht und innerhalb der Partei wird gemurrt. Hinter vorgehaltener Hand sprechen die Genossen darüber, den großen Steuermann zu ersetzen. Mao wartet nicht darauf, dass seine Feinde zu ihm kommen, sondern er ergreift selbst die Initiative. Er war entschlossen, die Menschen daran zu erinnern, dass eine Revolution, in seinen Worten, keine Dinnerparty ist.
Wir müssen hart zu uns selbst sein, um nicht der Versuchung zu erliegen, die, wie er sagt, kapitalistische Straße zu beschreiten. Maos Plan für die nächste Revolution ist ebenso verheerend wie der erste. Und die Ausführung ist sogar noch schlimmer.
Eine Kulturrevolution. Mao verlangt, das Land von allen bürgerlichen Gedanken der älteren Generationen zu befreien. Er möchte, dass alle 600 Millionen Chinesen den rechten Glauben an den wahren Kommunismus praktizieren.
Und wie damals in Yan'an diktiert er, was der rechte Glaube ist. Mao braucht nun jemanden, der ihn bei seinem Vorhaben unterstützt. Beim großen Sprung nach vorn hat er seinen Parteifreunden vertraut. Diesen Fehler will er nicht wiederholen.
Dieses Mal wendet er sich an jemanden, dem er absolut vertrauen kann. Seiner Frau Yang King oder auch Madame Mao. Young King ist eine Schauspielerin aus Shanghai, die in den Jahren des Terrors in Yan'an seine Geliebte geworden ist.
Während Maos Aufstieg innerhalb der Partei, entwickelte sich Young King zu einer Art Kulturministerin. Sie entschied, welche Stücke aufgeführt und welche Filme gezeigt werden durften. Mit der Zeit wurde sie immer einflussreicher.
Je älter sie wurde, umso neurotischer wurde sie. Niemand sollte sich mit ihr anlegen. Sie selbst nannte sich Maus Hund, der auf Befehl zubeißen würde. Andere nannten sie Weißer Dämon. Mao Zedongs Kulturrevolution beginnt 1966 mit einer sehr vagen Erklärung, die jederzeit nach seinem Belieben umgedeutet werden kann.
Mao blies zum Angriff auf die vier Alten. Alte Ideen, alte Wege, alte Bräuche und das alte Streben. Das hat nahezu alles abgedeckt.
Alles, was er missbilligte, kam unter Beschuss. Als Leitfaden zu seinem Gedankengut veröffentlicht Mao das Rote Buch, Worte des Vorsitzenden Mao Zedong. Es ist das chinesische Pendant zu Hitlers Mein Kampf. 400 Zitate sind dort festgehalten und bieten einen Einblick in den Geist eines gewalttätigen Diktators. Krieg ist die Fortsetzung der Politik.
Krieg ist die höchste Form des Kampfes. Es ist an uns, die Menschen zu organisieren. Wo der Besen nicht hinreicht, wird der Staub nicht von selbst verschwinden.
Lasst uns die Fahne hochhalten und auf dem Weg marschieren, der mit ihrem Blut getränkt ist. Das rote Buch hat eine Auflage von über einer Milliarde Exemplaren. Maus Ziel damit ist die Manipulation des Geistes derjenigen, die am leichtesten zu beeinflussen sind.
Die Jugend. Das wird später wichtig, wenn eine ganze Generation mit Maos Gedankengut aufgewachsen ist. Diese Kinder wachsen zu einer konformen Armee heran, die Maos Willen durchsetzt. Die berüchtigten Roten Garten.
Seine Freude an der Gewalt bekommt nun eine kranke Wendung. Er befiehlt seiner jugendlichen Armee, die Alten aus dem Weg zu räumen. Betrachtet macht er einen klugen Zug.
Er sagt den Jungen, ihr seid China, ihr seid die Zukunft. Steht auf und reinigt unsere Gesellschaft von allen verderblichen Elementen. Das war Mao's Standardverfahren.
Wenn er etwas durchsetzen wollte, hat er Terror verbreitet. Mao wählt sein erstes Ziel sehr sorgfältig aus. Die jungen Roten Garden sollen ihre Lehrer ausschalten. Mao hasste die Lehrer nicht. Er betrachtete sich selbst als Lehrer.
Aber um Terror zu erzeugen, brauchte er Opfer. Es war also eine völlig zynische Kalkulation. Tausende Lehrer werden angegriffen.
Allein in Peking werden Hunderte ermordet. In meiner Schule gab es enorme Gewalt. Unser Schulleiter konnte das nicht ertragen. Man versuchte Selbstmord zu begehen, indem er sich in den Hals starrte. Ein Gärtner der Schule war Offizier der Nationalisten gewesen.
Er wurde herausgeholt und zu Tode gekrügelt. Die Roten Garden wachsen in kurzer Zeit auf eine Million Soldaten an. Sie vandalieren und schlachten ab.
Schon bald ist nichts mehr tabu. China mutiert zu einer kulturellen Wüste. Kunst, Bücher, Musik, alles was auch nur den geringsten westlichen Einfluss hat, wird verboten oder zerstört. Langsam wird Maos eigentliches Ziel erkennbar.
Im Herbst 1967 befiehlt Mao seinen Rotgardisten, ihren Terror auf seine Rivalen innerhalb der kommunistischen Partei auszudehnen. Es ist Maos Abrechnung. Chirurgie wurde als Metapher dafür verwendet. Der Krebs muss aus dem politischen Körper geschnitten werden, damit der sich erholen kann. Gewalt ist also nicht nur ein Mittel zum Zweck.
Es ist eine unbedingte Voraussetzung für die Revolution. Gewalt ist eine Definition der Revolution. Hunderttausende Parteimitglieder werden in Arbeitslager deportiert, in den Selbstmord getrieben, eingesperrt oder schlicht ermordet.
Lauter Menschen, die ihre Sorgen über Maos großen Sprung nach vorn zum Ausdruck gebracht haben. Mao's Kulturrevolution ist die Rache an seinen Rivalen. Im Laufe von zehn Jahren werden insgesamt zwei Millionen gut ausgebildeter Menschen ermordet. Weitere Millionen müssen in Arbeitslagern schuften. Mao hat eine Gesellschaft errichtet, die auf Gewalt und Terror basiert.
Mao hat nicht versucht, eine Nation zu gründen, er hat sie zerstört. Er hat China nicht vereint, er war kein Baumeister. Er war ein Zerstörer. Mao ist für unzählige sinnlose Morde verantwortlich.
Die genaue Zahl lässt sich wohl nicht mehr ermitteln. Genaue Zahlen werden wir nicht kriegen. Man schätzt 40 Millionen.
Und das ist seriös. In der Liga des Grauens spielt Mao ganz oben mit. In den frühen 1970er Jahren, Mao nähert sich seinem 80. Geburtstag, beginnt seine Gesundheit sich zu verschlechtern.
1972 hat er Nixon getroffen und später noch andere. Und sie sagten, dass er immer noch sehr wachsam gewesen sei. Das Sprechen fiel ihm schwer.
Aber er konnte noch alles verstehen und mit Hilfe von Dolmetschern auch reagieren. Aber das wurde immer weniger. 1974 ist seine Degeneration so weit fortgeschritten, dass er kaum noch sprechen kann. Nur seine persönliche Krankenschwester kann ihn noch verstehen.
Doch die Angst, die er seiner Partei eingeflößt hat, macht ihn... Unantastbar, auch wenn er das Land nicht mehr führen kann. In den letzten zwei Jahren konnte er nur noch murmeln.
Aber solange er am Leben war, konnte sich niemand gegen ihn erheben. Maos schlechter Gesundheitszustand lähmt das ganze Land. Und in Mao breitet sich ein Gefühl der Paranoia aus.
Er war 27 Jahre lang an der Macht und lebte wie in einem Kriegsgebiet ständig bereit zur Flucht. Am Vorabend der Machtübernahme im Jahr 1949 soll Mao wie Espenlaub gezittert haben, wenn er einen Fremden gesehen hat. Dieser Mann war dabei, die Macht in China zu übernehmen.
Und er hatte große Angst. Vielleicht war das die gerechte psychologische Strafe für sein mangelndes Mitgefühl mit dem Leben anderer Menschen. Es sind seine letzten Jahre und Mao weiß, dass seine Partei denkt, er habe versagt. Er hat seinen Traum, China zu einer militärischen Supermacht zu machen, die die Welt beherrscht, nicht erfüllen können.
Er war unzufrieden und voller Selbstmitleid. Er hat eine Tragödie über das chinesische Volk gebracht. Und er empfand kein Bedauern darüber, für den Tod von 70 Millionen Menschen verantwortlich zu sein.
Nur weil er seinen Traum verwirklichen wollte. Der oberste Führer Chinas stirbt am 9. September 1976 nach 27 Jahren an der Macht. Die kommunistische Partei Chinas reagiert auf seinen Tod mit landesweiter Trauer.
Nach seinem Tod wird Maos Ideologie fast vollständig abgeschafft. Einige der von ihm Inhaftierten führen China in eine neue Zukunft. Mao Zedong war ein Despot und Sadist, ähnlich wie Stalin oder Hitler. Trotzdem findet man in China auch heute noch überall sein Porträt.
Zum einen, weil ein Eingeständnis des Scheiterns die Partei untergraben würde, und zum anderen, weil man ihn trotz allem als Vater des modernen Chinas betrachtet.