Liebe Studierende, herzlich willkommen zu dieser Vorlesung zum Thema Psychologie als Wissenschaft. In dieser speziellen Vorlesung geht es um die Paradigmen der Psychologie, die ich Ihnen vorstellen möchte. Wie immer begleiten uns durch diese Vorlesung einige Leitfragen.
Diese Leitfragen lauten, was sind Paradigmen? Die werde ich Ihnen erklären, was dieser Begriff bedeutet. Und dann gehen wir die einzelnen Paradigmen durch.
Was ist das psychodynamische Paradigma? Was ist das behavioristische Paradigma? Was ist das humanistische Paradigma? Das kognitive, das biologische, das evolutionäre und das kulturvergleichende Paradigma.
Beginnen wir mit dem Begriff der Paradigmen oder des Paradigmas. Was ist ein Paradigma? Ein Paradigma ist eine Sichtweise oder eine Perspektive, unter der das Erleben und Verhalten von Individuen in ihrer Umwelt, Sie erkennen daran wieder die Definition von Psychologie, untersucht wird. Und es gibt jetzt keine Schulen mehr, aber es gibt schon unterschiedliche... Paradigmen, die eben einen Einfluss darauf haben, welche Sichtweise man eben auf dieses Erleben und Verhalten hat.
Man kann ein Paradigma eventuell mit Brillen vergleichen, die unterschiedliche Gläser haben. Also es macht natürlich einen Unterschied, ob Sie die Welt jetzt durch eine Brille mit blauen Gläsern oder mit roten Gläsern schauen. Man kann aber auch ein Paradigma mit einem Kippbild beschreiben, das also ja eigentlich beides beinhaltet, nämlich man kann also Zum einen, wenn man dieses Kippbild jetzt in der Mitte sieht, da zwei sich zugewandte Köpfe im Profil sehen oder Gesichter im Profil sehen. Man kann aber auch eine Vase daraus erkennen.
Trotzdem ist es ein und dasselbe Bild, zwei unterschiedliche Sichtweisen. Und für mich das schönste Bild eigentlich für ein Paradigma ist das Bild daneben. Und zwar müssen Sie sich jetzt vorstellen, das ist jetzt fiktiv, wenn Sie diesen Berg sehen. Und auf der einen Seite ist der Berg eben mit...
Mit Häusern bewachsen und dieser Berg symbolisiert die Psychologie. Und wenn Sie jetzt auf die andere Seite von dem Berg gehen würden, wären da keine Häuser, sondern es wäre dann nur schroffer Felsen. Und wenn Sie nur diese Sichtweise kennen würden, dann wüssten Sie gar nicht, dass auf der anderen Seite Häuser wachsen oder beziehungsweise wachsen, also gebaut wurden. Und hätten also ein völlig falsches Bild von diesem Berg, beziehungsweise würden eben verallgemeinert von dem, was Sie sehen, auf das, was auf der anderen Seite vom Berg ist.
Und wenn Sie aber die Perspektive ändern, dann würden Sie ein völlig anderes Bild von diesem Berg haben. Und wie gesagt, sinnbildlich der Berg für die Psychologie, also das Erleben und Verhalten von Individuen in ihrer Umwelt. Also je nachdem, mit welcher Perspektive oder aus welcher Perspektive man eben auf diese Individuen schaut, auf das Erleben und Verhalten von diesen Individuen schaut, kann es eben sein, dass man natürlich zu ganz anderen und ganz unterschiedlichen Erklärungen und Beschreibungen kommt.
Insgesamt gibt es sieben verschiedene Perspektiven, die ich Ihnen jetzt in den nächsten Minuten vorstellen möchte. Ganz grobe Vorstellungen natürlich nur, weil die natürlich als Grundlage schon zwar wichtig sind, aber sehr differenziert in dieser kurzen Zeit natürlich gar nicht möglich sind. Als erstes kommt das psychodynamische Paradigma, wird auch meistens als erstes genannt, weil es auch mit das älteste ist.
Der bekannteste Vertreter von diesem psychodynamischen Paradigma ist Sigmund Freud, der von 1856 bis 1939 gelebt hat. Seine Arbeit wurde sehr viel karikaturisiert oder gibt es sehr viel Karikaturen zu. Das Entscheidende bei diesen Karikaturen ist, dass also, so wie Sie es hier sehen zum Beispiel, deutlich wird, wie er gearbeitet hat. Nämlich, dass er also in einem Sessel saß und so halb...
hinter einem Sofa und auf diesem Sofa dann der Klient lag und über sich erzählt hat. Und Sie sehen dann auf der rechten Seite tatsächlich dann einmal Freud, wie er dann auf diesem Sessel hinter diesem Sofa sitzt und darunter auf dem Bild, wie es ausgesehen hatte, etwas anderen Perspektive, beziehungsweise etwas weiter weg, sodass Sie da nochmal das Sofa etwas genauer sehen. Das ist eine Aufnahme, ich glaube, aus seinem Haus in London.
Also das war wirklich so, wie man es immer beschreibt. Aber wofür stand er bzw. wofür steht dieses psychodynamische Paradigma? Am Anfang stand es dafür, dass das Erleben und Verhalten erklärt wird durch starke innere Kräfte.
Diese starken inneren Kräfte können entweder ererbte Instinkte sein oder biologische Triebe, die das Verhalten und Erleben treiben und motivieren. Man geht also davon aus, zum Beispiel, wenn jemand Hunger hat, dann ist das ein sehr großer Motivator. wie man sich dann verhält, dass man sich also was zu essen holt. Und das Energie oder die Energie für das Verhalten findet man durch die Zustände der Deprivation.
Also wenn man zum Beispiel Hunger hat und lange nichts gegessen hat, dann hat man natürlich umso mehr Energie. was an was zu essen zu kommen, als wenn sie gerade nicht Hunger haben, beziehungsweise bei physiologischer Erregung oder auch Konflikten, kann auch dazu führen, dass eben Verhalten dadurch Energie bekommt. Er hat sich meistens mit abweichendem Verhalten beschäftigt und hat festgestellt bzw.
postuliert, dass meistens als Erklärung für abweichendes Verhalten Probleme in der Kindheit oder verdrängte Gefühle in der Kindheit als Erklärung herangezogen werden können. Und dieser Hauptzweck von den Handlungen oder für das Verhalten ist eben die Spannungsreduktion. Und wenn diese Handlungen eben abweichend sind, dann ergibt sich dann eben dieses besondere Verhalten, was dann meistens eben auch therapierbar ist. Er hat, wie gesagt, mit meistens gestörten Patienten, Patientinnen gearbeitet und hat darauf dann Rückschlüsse gezogen auf das normale Verhalten.
Und eigentlich die grundlegende Idee, die ihn eben auch jetzt von den weiteren Paradigmen, die jetzt gleich kommen werden, unterscheidet ist, dass er gesagt hat, das menschliche Verhalten ist eben nicht rational oder Erleben ist nicht rational oder nicht immer rational, sondern es kann eben auch irrational sein, kann aber erklärt werden, eben durch... Probleme in der Kindheit bzw. verdrängte Gefühle oder Konflikte. Es gibt natürlich nicht nur sein Modell, sondern bei ihm wäre das dann eher das psychoanalytische Paradigma. Es gibt aber auch natürlich Neuentwicklungen, die sogenannten Neo-Freudianer oder Freudianerinnen, darunter kann man dann Alfred Adler oder Carl Gustav Jung verstehen, die gesagt haben, also...
Die Motivation, die Freud ja in den Menschen selber gesehen hat, in seiner Deprivation, in seinen verdrängten Konflikten und so weiter, so einfach kann man das nicht sehen, sondern man muss auch die soziale Umwelt betrachten. Also die soziale Komponente kam dann durch die beiden, beziehungsweise durch die Neofreudianerinnen dann dazu. Ich habe gerade schon gesagt, eigentlich müsste man Freud als psychoanalytisches Paradigma oder die Sichtweise von Freud mit dem psychoanalytischen Paradigma gleichsetzen. Und das psychodynamische Paradigma ist etwas anderes, nämlich das ist der Oberbegriff für alle, die sich damit beschäftigen, dass also das Verhalten meistens von inneren Trieben, von inneren Motiven heraus erklärt werden kann. Das ist allen Vertreter, Vertreterinnen dieses psychodynamischen Paradigmas gleich und Freud ist eben dann einer von diesen Vertretern.
Auch wenn es eventuell schon etwas älter ist, dieses Paradigma, beziehungsweise es schon seit etwas längerer Zeit gibt, ist es nicht unbedingt redundant geworden, beziehungsweise es gibt es heute immer noch. Wir haben uns durch dieses psychodynamische Paradigma genauer mit der Entwicklung von Kindern beschäftigt. Wir haben uns mit Träumen beschäftigt, weil Träume zum Beispiel auch nach Freud ein Weg sind, wie mit unterdrückten Gefühlen oder wie unterdrückte Gefühle bewusst gemacht werden. Mit Vergessen, mit unbewussten Motivation, mit Persönlichkeit oder auch der psychodynamischen Theorie und Therapie, die auch vor allen Dingen bei Kleinkindern heutzutage immer noch mit sehr gutem Erfolg eingesetzt wird.
Soviel also zum psychodynamischen Paradigma. Ich hatte gerade schon gesagt, der Mensch ist also nicht unbedingt, oder das Verhalten, des Menschen ist nicht unbedingt immer rational. Da ist der Behaviorismus da voll, also ganz dagegen.
Das behavioristische Paradigma spricht also eigentlich nur dem Menschen rationale Verhaltensweisen oder sagt, dass es rationale Verhaltensweisen gibt. Und zwar beschäftigt sich das behavioristische Paradigma mit der Frage, wie rufen bestimmte Umweltreize? Oder Umweltstimuli, Stimulus wird meistens mit S hier abgekürzt, bestimmte Arten des Verhaltens oder der Reaktion mit R abgekürzt hervor. Sie sehen hier auch eine kleine Karikatur, die das nochmal versucht deutlich zu machen.
Also ein existierendes Verhalten, Reaktion R, das heißt also der Mann gibt der Frau eine Blume, dann wird es verstärkt durch eine Belohnung oder genau durch eine Konsequenz. Das durch den Kuss, das führt dazu, dass die Verhaltenshäufigkeit sich erhöht. Das heißt, der Mann kommt dann mit ganz vielen Blumen und erwartet natürlich dafür ganz viele Küsse.
Grundlegend, wenn man das jetzt mal wieder von der Karikatur ein bisschen wegnimmt, grundlegend geht der Behaviorismus von der sogenannten SR-Verbindung aus. S war ja nochmal der Stimulus, R war die Reaktion. Und dazwischen, das was sozusagen im Kopf passiert, ist eine Blackbox. Jetzt gibt es verschiedene Unterschulen von dem behavioristischen Paradigma.
Und je nachdem in Abhängigkeit, in welcher Schule wir uns befinden, mit welcher Schule wir uns befassen, hat jetzt diese Blackbox unterschiedliche Inhalte. Beim radikalen Behaviorismus gibt es eigentlich gar keinen Inhalt. Das heißt, diese Blackbox existiert gar nicht.
Sondern es geht wirklich darum, dass wir wie... Eine Maschine wie eine Marionette reagieren, es gibt einen Reiz, dann gibt es die Reaktion. Im normalen Behaviorismus geht es darum, dass diese Blackbox schon vorhanden ist, aber dass sie eigentlich für die Reaktion recht unwichtig ist, weil sie nämlich auch nicht untersucht werden kann. Und im kognitiven Behaviorismus ist der Inhalt wichtig für die Reaktion.
Als ich gerade was zum normalen Behaviorismus gesagt habe, ging es darum, dass ich gesagt habe, die Blackbox ist zwar da, aber der Inhalt kann nicht untersucht werden. Das ist auch ein sehr typischer Ausspruch für Behavioristen, weil die nämlich versuchen, mit möglichst objektiven Maßen das Verhalten von Individuen zu erklären. Behavioristen versuchen also diese... Reaktionen, die auf Verhalten, die auf Reize kommen, möglichst genau zu untersuchen. Wir versuchen natürlich, möglichst genau herauszufinden, welche Reizkonstellation, also es muss ja nicht nur ein Reiz sein, der dann zu dieser Reaktion führt, sondern es können ja auch mehrere Reize sein, die dann zu dieser Reaktion kommen.
Also diese Reizkonstellation möglichst genau zu spezifizieren, damit dann eben auch möglichst gut eine Vorhersage des Verhaltens machbar ist. Ich habe Ihnen auch zwei Hauptvertreter von dem Behaviorismus hingeschrieben. Einmal ist das John Watson, der von 1878 bis 1958 gelebt hat. Der hat nach speziesübergreifenden und beobachtbaren Verhaltensmustern gesucht.
Da merkt man speziesübergreifend, das heißt, er hat also auch mit Tieren gearbeitet. Und Skinner, der von 1904 bis 1990 gelebt hat, der hat sich mit den Konsequenzen von Verhaltensweisen beschäftigt und hat gesagt, die sind also auch sehr wichtig zum Verständnis. des Verhaltens. Also müsste man eigentlich nach dem R noch ein C mit einem Pfeil anfügen, weil wie bei der Karikatur war ja die Konsequenz, dass er einen Kuss bekommen hat, dann der Auslöser dafür, dass er wiederum ein neues Verhalten gezeigt hat, nämlich dass er mit mehr Blumen gekommen ist, damit eben auch die Konsequenz dann eine schönere ist. Ich hatte bei Watson gesagt, speziesübergreifend.
Das bedeutet, die Untersuchung wurde auch an Tieren durchgeführt. Und weil eben alles so objektiv beobachtbar war und weil alles so versucht wurde zu reduzieren auf Reizreaktionen, schämender, war es auch so, oder ist es auch so, dass beim Behaviorismus die Ergebnisse von den Tierversuchen dann auch auf den Menschen übertragen wurden, gesagt wurden. Es gibt also, gerade wenn ja die Blackbox ja auch nicht notwendig ist oder gar nicht existiert.
dann gibt es ja gar keine Notwendigkeit, einen Unterschied zu machen zwischen Tieren und Menschen. Was wir an dem Behaviorismus oder was wir davon gelernt haben, was wir heute oder wovon wir heute noch zehren, ist, dass dieser Behaviorismus sich auf die Fahnen geschrieben hat, möglichst genau zu beschreiben, wie diese beobachten Phänomene sind, dass möglichst objektive... Maßnahmen ergriffen werden, Methoden ergriffen werden, um diese Phänomene zu beschreiben. Und wenn man sie dann bei Tieren untersucht hat, dass man sie dann auch auf den Menschen anwenden kann. Das ist also heutzutage auch immer noch in Teilen der Fall.
Was haben wir sonst noch vom Behaviorismus gelernt, beziehungsweise was ist das Erbe vom Behaviorismus? Wir haben einen humaneren Ansatz der Kindererziehung dadurch bekommen, durch die positive Verstärkung und natürlich auch die Therapieren zur Modifikation von Verhaltensstörungen, die Sie dann in der jeweiligen Unit auch noch mal genauer kennenlernen. Die haben wir auch zu verdanken, diesem sogenannten behavioristischen Paradigma. Kommen wir zum humanistischen Paradigma. Dieses humanistische Paradigma hat sich in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts als Alternative zum psychodynamischen und behavioristischen Modell entwickelt.
Wenn wir uns nochmal zurückerinnern und versuchen, das wirklich sehr extrem auf den Punkt zu bringen, dann sagt ja das psychodynamische Paradigma, das Verhalten des Menschen ist erklärbar. alleine durch seine inneren Motive, seine inneren Triebe, Bedürfnisse. Und der Behaviorismus sagt, also das alles, was innen ist, ist eigentlich uns recht egal, kann man eh nicht objektiv messen.
Also das ganze Verhalten eines Menschen kann eigentlich erklärt werden durch seine Umwelt oder durch die Umweltreize. So, jetzt haben wir also da zwei konträre Meinungen. Und daraufhin hat sich dann eben das humanistische Paradigma dann nochmal etwas dezidierter damit auseinandergesetzt und hat einen anderen Ansatzpunkt gefunden. Und hat gesagt, es liegt schon in beidem, aber wir sehen das nicht so pessimistisch wie das psychodynamische Modell, sondern der Mensch ist ein aktives Geschöpf, der von Grund aus gut ist. Oder das von Grund aus gut ist und das über die Freiheit der Wahl verfügt.
Die Hauptaufgabe im Leben ist also nicht die Motivation oder die Motiv-oder Triebbefriedigung, sondern tatsächlich die Selbstverwirklichung. Und mit Rogers und Maslow habe ich Ihnen zwei sehr bekannte Vertreter. Hier nochmal präsentiert Karl Rogers von 1902 bis 1987, hat gesagt, es gibt eine natürliche Tendenz des Individuums nach geistiger Weiterentwicklung und Gesundheit, das durch bestimmte Umweltfaktoren noch begünstigt werden kann, das allerdings auf der anderen Seite auch durch bestimmte Umweltfaktoren auch verschlechtert werden kann. Und wenn man sich aber das vorstellt oder jetzt weiterdenkt, wenn also die Umwelt so einen Einfluss darauf hat, Dann braucht man ja bloß die Umwelt zu verändern, damit der Mensch sich wieder frei entfalten kann und die Probleme wieder verschwinden.
Deshalb habe ich Ihnen auch hier dieses Bild mitgebracht. Der Baum, der sich mit seinen Wurzeln einen Weg ebnet und alle Schwierigkeiten eigentlich versucht zu überwinden. Manchmal sind die Schwierigkeiten aber so stark, dass man alleine nicht mehr rauskommt.
Manchmal schafft man es, weil der Kraft, der Selbstverwirklichungstrieb einfach so groß ist. Aber man schafft es manchmal nicht und dann braucht man eben die Hilfe von anderen, diese schweren Lasten oder die Lebensereignisse, die einem aufgebürdet werden, dann zu verarbeiten. Aber wenn das dann geschehen ist, dann kann man sozusagen wieder den Pfad der Selbstverwirklichung weitergehen.
Maslow, von 1908 bis 1970 hat er gelebt, hat den Begriff der Self-Actualization oder Selbstverwirklichung. als Drang des Individuums, sein Potenzial möglichst umfassend zu verwirklichen. Das geht wieder ein bisschen mehr in Richtung von Freud mit den Trieben. Er hat es als Drang bezeichnet, aber die Triebe von Freud waren eher negativ geprägt, wohingegen jetzt der Trieb oder das Bedürfnis von Maslow oder auch vom humanistischen Paradigma eher positiv geprägt ist.
Dann kommen wir zum kognitiven Paradigma. Ich hatte ja bei dem Behaviorismus schon gesagt, dass es die sogenannte Blackbox da gab, bei der SR-Verbindung, beim Reizreaktionsschema. Und dass je nachdem, in welcher Untergruppe man sich beim Behaviorismus befindet, unterschiedliche Ansätze oder gedankliche Ansätze existieren, was in dieser Blackbox ist, ob die wichtig ist oder nicht.
Und ich hatte schon gesagt, es gibt auch den kognitiven Behaviorismus, wo also die Blackbox schon deutlich notwendiger wird. Und das hat man tatsächlich dann auch im Laufe der Zeit festgestellt, dass eben das menschliche Erleben und Verhalten dann doch so komplex ist, beziehungsweise das Verhalten, weil Behaviorismus kann ja kaum erleben mit objektiven Maßnahmen erkennen oder messen. Also dass das menschliche Verhalten nicht nur auf äußere Reize zurückzuführen ist, sondern dass da eben auch die Black Box einen sehr, sehr wichtigen Anteil hat, nämlich die Black Box als...
Als Oberbegriff für alle höheren oder komplexeren geistigen Prozesse wie Aufmerksamkeit, Denken, Erinnern, Verstehen. Und Sie sehen hier schön in der Karikatur, dass das zum Beispiel gerade mit der Aufmerksamkeit und dem Verstehen auch natürlich sehr wichtig ist. Also wenn der Hund im Inneren oder im Haus dann sein Geschäft verrichtet und geschimpft wird, dann kann es sein, dass er dann versteht, dass das nicht richtig war. Dann versucht sein Herrchen ihm zu zeigen, wie man es richtig macht und stellt sich an den Baum und verrichtet da sein Geschäft. Und der Hund hat aber eben die Aufmerksamkeit auf etwas ganz anderes gelenkt, als das, was das Herrchen ihm eigentlich erzählen wollte oder erklären wollte.
Und hat also nicht darauf geachtet, dass es um draußen geht, sondern für ihn oder seine Aufmerksamkeit war dann auf die aufgerichtete Gestalt des Menschen geachtet. Und dementsprechend verrichtet er also sein Geschäft dann weiterhin im Stehen, allerdings aber drinnen. Auch ein Zeichen oder eine schöne kleine Karikatur dafür, dass also schon, dass die Black Box nicht komplett black ist, sondern dass sie auch eine große Rolle spielt bei dem Erklären vom Verhalten.
Chomsky habe ich ihn als einen der bekannten Vertreter von diesem kognitiven Paradigma herausgeholt geschrieben. Der wurde 1928 geboren und der hat auch nochmal deutlich gemacht, was sozusagen jetzt, wenn wir mal von der Karikatur wegkommen, zu einem anderen Beispiel kommen, warum der Behaviorismus tatsächlich nicht das komplexe Verhalten von Menschen erklären kann. Der Behaviorismus hat nämlich gesagt, dass die Sprache eines Menschen alleine durch das Lernen erklärt werden kann.
Also wenn man auch durch Beobachten, wenn man also nur häufig genug ein bestimmtes Wort hört, einen bestimmten Satz hört und so weiter, dann lernt man den und dann kann man den eben auch in der entsprechenden Situation dann richtig einsetzen. Das mag ja so sein, aber es kann nicht erklären, warum man auf einmal neue Sätze bildet oder warum man in der Lage ist, innerhalb von so kurzer Zeit, in der man eigentlich noch gar nicht alle Wortkombinationen, alle Satzkombinationen gelernt haben kann, trotzdem eben fließend zu sprechen, neue Sätze zu formulieren und so weiter. Das heißt also, er war ein Verfechter dafür oder für eine Theorie, die auch heute noch gilt, dass also der Spracherwerb nicht nur durch Lernprozesse allein erklärbar ist. Das biologische Paradigma, das...
Geht dann in die komplett andere Richtung, die das sagt. Also wir müssen uns eigentlich nur mit dem Gehirn beziehungsweise den Genen, dem Nervensystem, dem Endokrinensystem beschäftigen. Und dann wissen wir auch, warum das Verhalten so ist, wie es ist. Also die Ursachen des Verhaltens liegen rein in den biologischen Prozessen des Nervensystems. Die Erfahrung und das Verhalten sind Ergebnis rein chemischer und elektrischer Aktivitäten, die zwischen den Nervenzellen stattfinden.
Das heißt also, auch die komplexesten Phänomene wie zum Beispiel Liebe wären damit dann auf biochemische Prozesse reduzierbar. Und die Lebenserfahrung, da müssen Sie dann zustimmen, dass natürlich auch das dazu führt, dass sich das Verhalten ändern kann, weil es sich sonst nicht erklären würde, warum unser Verhalten sich auch im Laufe unseres Lebens ändert, weil wenn wir tatsächlich ja mit dem Verhalten dann, das angeboren wäre, mit unseren Genen und so weiter. Dann könnte man ja nicht erklären, warum sich dann Verhalten im Laufe der Zeit auch ändern kann.
Da haben Sie aber auch eine Reaktion oder eine Lösung zu und sagen, dass Lebenserfahrungen dazu führen, dass sich tatsächlich auch die biologischen Strukturen und Prozesse verändern können. Und das wiederum würde dann dazu führen, dass sich dann auch das Verhalten ändern kann. Dann gibt es das evolutionäre Paradigma.
Ich habe Ihnen auch hier eine schöne Karikatur ausgesucht, die man häufig findet, auch mit unterschiedlichen... Sportarten findet oder für unterschiedliche Sportarten findet. Das ist die Evolution nach Charles Darwin, die sagt also, dass eigentlich das, also in diesem Fall wäre dann also die notwendige Schlussfolgerung, nachdem der Mensch also dann auf zwei Beinen gegangen ist und ein Jäger und ein Sammler war, dass er danach also ein Leichtathlet wird.
Das gibt es aber dann auch mit, wie gesagt, anderen Sportarten. Sie merken aber, dass die Evolution und dieses evolutionäre Thema... Sie werden merken, dass sie das nicht wundert, dieses T-Shirt, weil sie das häufig gesehen haben.
Das bedeutet, dass tatsächlich dieses evolutionäre Thema oder die Erklärung des Verhaltens von Individuen durch die Evolution schon auch in ihrem Alltag noch sehr gebräuchlich ist. Das evolutionäre Paradigma sagt nämlich, dass die Ursachen für das Verhalten kognitive und körperliche Fähigkeiten sind, die sich im Laufe der Evolution entwickelt haben. um spezifischeren Anpassungserfordernissen gerecht zu werden. Das heißt also, alles kann durch die Evolution erklärt werden. Man nimmt bei dem evolutionären Paradigma meistens Themen aus der Evolutionsbiologie und wendet sie dann auf die Psychologie an.
Der Unterschied zu den anderen Perspektiven ist natürlich hier, dass man sich auf einen extrem langen Prozess konzentriert, den man auch in seltensten Fällen tatsächlich nachkonstruieren kann oder rekonstruieren kann. Und man eigentlich auch gar keine Experimente dazu durchführen kann, weil das ja viel zu lange dauern würde, um es dann nachzuvollziehen, ob das denn stimmt oder nicht. Weil wenn wir jetzt von Hunderttausenden oder Millionen von Jahren sprechen, dann wenn wir jetzt ein Experiment anfangen, dann ist die Frage, ob wir das überhaupt noch oder die Menschheit überhaupt noch mal beenden kann. Kommen wir zum kulturvergleichenden Paradigma.
Das ist ein etwas besonderes Paradigma. weil das nicht, also das ist eines der jüngsten Paradigmen, das entwickelt wurde oder das sich entwickelt hat und das aus einem guten Grund, weil nämlich festgestellt wurde, dass Ursachen und Konsequenzen von Verhalten von Individuen meistens sich in Abhängigkeit oder häufig in Abhängigkeit von der Kultur unterscheiden, in der die untersuchten Menschen leben. Sie sehen hier eine Karikatur, die ich Ihnen mitgebracht habe, in der es darum geht, dass eine Frau, eine andere deutsche Frau, beziehungsweise eine deutsche Frau und eine amerikanische Frau, eine US-amerikanische Frau, danach fragt, wie es ihr geht.
Und anscheinend typisch deutsch antwortet dann die Frau in Deutschland mit einem ganz langen Sermon darüber, was eigentlich gerade nicht so gut funktioniert. Und die Frau aus den USA. sagt dann nur ganz kurz, dass es ihr gut geht und antwortet also auch mit einer Floskel.
Und Quintessenz ist das, also die fragende Frau dann bemerkt, dass es doch schön ist, wenn jemand tatsächlich erkennt, wenn es sich nur um eine Floskel handelt. Solche und solche ähnlichen Karikaturen werden Sie bestimmt schon zu Genüge kennen. Da gibt es ja auch dann sehr lustige Unterschiede, die zum Teil dann angeblich vorhanden sind. Aber daran merken Sie, dass also dieses Thema tatsächlich schon auch im Alltag allgegenwärtig ist. Das ist also unterschiedliche...
Sitten an unterschiedliche Gebräuche gibt, die kulturabhängig sind. Nicht unbedingt länderabhängig, das gibt es auch, aber auch kulturabhängig. Und das ist auch ein Thema, mit dem sich eben die Psychologie beschäftigt hat, nachdem sie festgestellt hat, dass Untersuchungen oder Ergebnisse von Untersuchungen, die ja eigentlich allgemeingültig sein sollten, also über alle Menschen und alle Kulturen hinweg gleich, dass das eben nicht der Fall ist. So dass festgestellt wurde, dass man also doch nochmal die Kultur als Faktor mit einbeziehen sollte.
Man unterscheidet jetzt grundsätzlich in die sogenannten kollektivistischen und individualistischen Kulturen. Kollektivistische Kulturen sind dann zum Beispiel Kulturen wie China oder meistens in Asien, Südamerika beheimatet sind. Und in diesen kollektivistischen Kulturen wird also das Eigenwohl dem Gemeinwohl untergestellt. Das heißt also, die Gruppe ist wichtiger als die einzelne Person.
Und dem gegenüber steht das sogenannte Individualistische, die individualistischen Kulturen wie Europa, USA, die also das Eigenwohl über das Allgemeinwohl stellen, also das Individuum ist wichtiger als die Gruppe. Auch hier habe ich zwei Namen ausgesucht, die bekannt sind für ihre Forschung und Theorien in dem kulturvergleichenden Paradigma. Einmal der John Barry, der 1939 geboren wurde, der viel zu dem... zur Kultur auch untersucht hat und unter anderem das Akkulturationsmodell entwickelt hat. In diesem Akkulturationsmodell geht es darum, wie sich Leute verhalten, die aus unterschiedlichen Kulturen kommen, wenn sie häufig miteinander in Kontakt kommen, wie sie sich sozusagen in ihrer eigenen Kultur oder wie sie sich anpassen oder auch nicht anpassen, beziehungsweise auch wie die anderen.
aus der anderen Kultur die Leute sich anpassen oder auch nicht anpassen. Da gibt es dann verschiedene Strategien, wie man sich anpassen kann oder auch nicht anpassen kann. Und die hat er sozusagen postuliert und auch erforscht.
Shalom Schwarz, der ist 1940 geboren, der hat auch Untersuchungen durchgeführt und hat aber versucht, eigentlich kulturübergreifende Werte festzustellen und hat die auch festgestellt, hat aber festgestellt, also er hat Kultur. übergreifende Werte festgestellt, die also in Unabhängigkeit von der Kultur überall auftauchten, hat aber festgestellt, dass einzelne Werte unterschiedlich hohe Ausprägungen haben, je nachdem in welcher Kultur man sich befindet. Also zum Beispiel gibt es das intellektuelle Autonomiebedürfnis dann eher bei den individualistischen Kulturen oder das Eingebundenheitsstreben dann eher bei den kollektivistischen Kulturen.
Und um da noch ein bisschen mehr in die Tiefe zu gehen, beziehungsweise Ihnen zum einen zu zeigen, wie grob wir jetzt gerade überhaupt nur diese ganzen Paradigmen angeschnitten haben und dass ich wirklich nur versuche, Ihnen einen ganz groben Überblick zu geben über all das, was natürlich in diesen Jahrzehnten der Forschung erforscht wurde, was da für ein theoretisches Wissen auch dahinter liegt. Aber auch zum anderen, um Ihnen noch ein bisschen Beispiele zu bringen, wie so etwas dann in der Forschung oder auch in der... im Alltagspsychologie, also nicht in der Alltagspsychologie, sondern im psychologischen Alltag sozusagen aussieht.
Also wenn wir uns als Psychologen damit beschäftigen, habe ich eine Kollegin dazu gebeten, die Frau Laura Fröhlich. Und mit der würde ich jetzt gerne über dieses kulturvergleichende Paradigma etwas genauer sprechen. Hallo Laura, schön, dass du da bist. Hallo. Genau, du hast ja gerade schon gehört, ich habe ein bisschen was über das Kulturvergleichende Paradigma gesprochen und habe dich jetzt eingeladen dazu, weil ich weiß, dass du auch dazu forschst.
Und hätte vielleicht jetzt von dir nochmal gerne gewusst, jetzt aus Sicht sozusagen einer, die sich damit noch mehr beschäftigt hat und damit auch forscht, warum gibt es für dich die notwendigen... dieses kulturvergleichenden Paradigmas? Ja, also für mich, aber nicht nur für mich, sondern auch für ganz viele andere Psychologinnen und Psychologen, geht es zum einen darum, wir sind ja alle in bestimmten Kulturen sozialisiert. Das heißt also, wie wir aufgewachsen sind, ist von unserer Kultur geprägt.
Und das bedeutet auch, dass wir eine Kulturbrille aufhaben im Endeffekt. Wir hatten es ja vorhin schon mal von den Brillen, die auch Paradigmen symbolisieren können. Aber auch die Kultur kann so eine Brille sein. dass man also die Umwelt anders wahrnimmt, je nachdem, wo man aufgewachsen ist. Das heißt also, wenn wir jetzt in ein anderes Land fahren oder wenn wir mit jemandem aus einem anderen Land zu tun haben, dann müssen wir gar nicht besonders weit fahren.
Dann können wir schon sehen, ja, da laufen in anderen Ländern, in anderen Kulturen Dinge anders. Da machen die Leute das anders, die haben eine andere Perspektive auf die Welt. Und das ist schon mal das Erste, dass man auch dadurch dann die eigene Kulturbrille reflektieren kann und da etwas von abstrahieren kann. Also müsste man eigentlich ja sagen, ist dann das kulturvergleichende Paradigma dann die zweite Brille, die wir uns aufsetzen?
Kann man so sehen. Weil die ja eigentlich immer da ist. Ja, oder dass wir die Brille vielleicht auch mal absetzen. Dazu müssen wir uns darüber bewusst werden, wann wir sie aufhaben und wie sie die Welt oder die Außenwelt verzerrt. Genau.
Interessant, ja. Und wenn es jetzt aber auch um die wissenschaftliche Psychologie geht, dann hast du ja eben auch schon gesagt, die Definition oder eine Definition ist die Wissenschaft vom Erleben und Verhalten von Individuen in ihrer Situation, in ihrer Umwelt. Und die Kultur ist eben auch so eine ganz wichtige Umweltsvariable.
Die wurde aber oft auch schon vernachlässigt und daraus hat sich dann später die kulturvergleichende Psychologie entwickelt, die eben gesagt hat, ja Moment mal. Wenn die Psychologie jetzt so diesen Anspruch hat, erstmal so allgemeingültige Dinge über alle Menschen herauszufinden, an wem wird das denn eigentlich dann überprüft, also diese Theorien? Wer nimmt an diesen Untersuchungen teil? Und da wurde dann gesagt, ja, das sind eigentlich hauptsächlich Weird People.
Und Weird heißt jetzt nicht seltsam, sondern das ist ein Akronym für Western, Educated, Industrialized, Rich und Democratic. Leute aus Nordamerika und Westeuropa, die hauptsächlich an diesen ganzen Studien teilnehmen. Und das heißt, das ist ja nur ein relativ kleiner Teil der Weltbevölkerung im Endeffekt. Und da ist dann die Frage, welche Sachen, die die Psychologie herausgefunden hat, sind eigentlich allgemeingültig, also generalisierbar?
Und welche Sachen hängen doch vielleicht von der Kultur ab und wären jetzt, wenn ich in andere kulturelle Kreise gehe wie Asien, doch auch anders? Und da hat man gesehen, dass das eigentlich alle Bereiche der Psychologie durchzieht. Also es fängt an bei der Kognition, dann Emotionen, Motivation und auch das Verhalten. Also in allen Bereichen hat man auch Unterschiede gesehen. Hast du da irgendwie mal so ein plakatives Beispiel, woran man das also grundlegend schon deutlich machen kann, wie die Unterschiede oder dass es Unterschiede gibt?
Ja, also es fängt schon ganz grundlegend an bei so etwas wie Wahrnehmung und Erinnerung. Da habe ich mal eine Studie mitgebracht, die ich selber auch super interessant fand. Das hat Richard Nisbet und Kolleginnen und Kollegen Anfang der 2000er durchgeführt. Und da ging es darum, da haben wir hier auch ein Bild zu mitgebracht.
Da wurden Leuten aus den USA und aus verschiedenen asiatischen Ländern, also Japan und China. Also individualistisch versus kollektivistisch. Genau, wurden solche animierten Aquarien gezeigt. Das heißt, da schwammen Fische rum und dann sollten sich diese Bilder oder Aquarien gut einprägen. Und später haben sie dann...
Nochmal Bilder gezeigt bekommen, sollten dann immer sagen, habe ich das schon gesehen vorher oder ist das was Neues, was ich noch nicht gesehen hatte. Und wie wir hier auch sehen, gibt es da so, sag ich mal, schillernde Fische im Vordergrund, die da auch rumschwimmen. Und dann gibt es aber auch Sachen im Hintergrund, wie diese Wasserpflanzen oder so einen mini kleinen Frosch.
Und die Amerikaner, die waren jetzt besonders gut darin, sich an diese sehr salienten, augenfälligen Fische zu erinnern. Und zwar auch unabhängig davon, ob die jetzt in dem... Eigentlich im Kontext, wo sie vorher gesehen haben, präsentiert wurden oder in einem neuen Aquarium.
Und das hat man dann eben auch damit erklärt, dass die eher individualistisch sind. Das heißt also, dass da, sage ich mal, das einzelne Individuum sehr wichtig ist und dass sich das eben auch in dem kognitiven Stil widerspiegelt, im analytischen kognitiven Stil. Das heißt also, da hat man die Aufmerksamkeit auf einzelnen, besonders zentralen Reizen. Und bei den Leuten aus Asien war es aber anders.
Da konnten sie sich besser an die Fische erinnern, wenn die genau in dem gleichen Aquarium dargebunden wurden wie vorher. Im Vergleich zu, wenn die in einem neuen Kontext sozusagen gezeigt wurden. Und das, wie du gerade schon gesagt hast, das wurde auch geerklärt dann damit, dass die eher aus einem kollektivistischen Kreis kommen, wo einfach die Gruppe und der soziale Kontext viel wichtiger ist.
Und somit haben die auch ihre ganze Aufmerksamkeit, wenn man schon Reize wahrnimmt, auf dem Großen und Ganzen, auf dem ganzen Kontext. und das eben nicht so vereinzelt war, sondern insgesamt alles. Und das nennt man dann holistischen kognitiven Stil.
Und das fand ich halt super interessant, weil es schon damit anfängt, wie wir überhaupt irgendetwas wahrnehmen, wie gut wir uns an etwas erinnern, was schon in verschiedenen Kulturkreisen sich unterscheiden kann. Spannend. Und dann kann man natürlich denken, wie sehr sich das dann auch dann nochmal potenziert im Verhalten unterscheiden kann, wenn also schon mal das Erleben anders ist. Welche Komponenten kommen ja dann noch dazu, bevor es dann auch zum Verhalten kommt. Wahnsinn.
Interessant. Hast du denn auch, ich habe ja gerade auch schon gesagt, du hast ja auch selber damit schon gearbeitet oder arbeitest damit. Gibt es denn auch ein Beispiel, das du jetzt vorstellen kannst, was dann auch alle verstehen können?
Du mir erklärtest, dass die doch immer sehr komplex sind, diese Zusammenhänge, weil eben sehr viele Variablen betrachtet werden müssen. Ja, ich bemühe mich dazu zu erklären, dass man es verstehen kann. Genau, also ich habe zum Beispiel ein aktuelles Projekt, das mache ich mit dem Andreas Glöckner, der war ja hier an der Fernuni auch Professor für Allgemeine Psychologie, ist jetzt gerade nach Köln gezogen und seiner Mitarbeiterin Angela Dorow und noch zwei Kooperationspartnerinnen aus Norwegen.
Und da interessiert uns, inwieweit es Geschlechterunterschiede gibt in prosozialem Verhalten, also so etwas wie man möchte jemand anderem helfen und das auch noch im Kulturvergleich. Also die grundlegende Hypothese da oder der Titel des Projekts, das war erstmal... Männer kämpfen, Frauen trösten, mit Fragezeichen. Und die Hypothese ist, dass sich die Geschlechter unterscheiden, je nachdem, wie sie helfen. Dass Männer also eher eine handlungsorientierte Hilfe geben, also etwas zur Lösung von einem Problem beitragen wollen und dann auch selber da eine Führungsrolle übernehmen.
Dass Frauen eher eine gemeinschaftsorientierte Hilfe geben wollen, das heißt also soziale Unterstützung, zum Beispiel emotionale Unterstützung, um ein Problem zu lösen. Aber das ist jetzt ja noch kulturunabhängig. Genau, das war erstmal die Grundlage und das kommt aus der sozialen Rollentheorie abgeleitet. Und dann war jetzt die Frage, ob auch die Geschlechterungleichheit der sozialen Rollen in verschiedenen Gesellschaften das vielleicht vorhersagen kann, wie stark diese Verhaltensunterschiede zwischen Männern und Frauen dann sind. Das heißt also, in manchen Gesellschaften haben ja...
Männer und Frauen sehr ähnliche Rollen haben, also zum Beispiel die gleichen Berufe und ähnliche Bildungsabschlüsse. Und in anderen Gesellschaften ist das sehr unterschiedlich. Und deswegen haben wir uns das eben in zehn Ländern angeschaut. In zehn Ländern? Das ist ja, kann ich mir vorstellen, sehr aufwendig dann gewesen.
Ja, ist generell aufwendig. Zehn Länder, sag mal ein paar. Ja, also die haben wir jetzt nicht zufällig ausgewählt, sondern da haben wir das nach dem Gender Inequality Index ausgewählt. Das heißt also, wir haben da Länder genommen, wo Männer und Frauen relativ ähnlich sind.
Das waren also zum Beispiel Schweden, die USA und Spanien. Dann hatten wir Länder, wo das so mittelausgeprägt ist. Das waren jetzt zum Beispiel Russland, China und Japan.
Und dann hatten wir Länder, wo es doch eher ziemlich größere Unterschiede gibt zwischen Männern und Frauen. Das waren Kolumbien, Chile, Mexiko und Indonesien. Und dann hättet ihr wahrscheinlich erwartet, dass in dieser letzten Kategorie das so rauskommt, wie ihr es erwartet?
Dass die Unterschiede größer sind. Und je weiter es gleich ist, desto mehr verschwinden die Unterschiede. Ja, so ungefähr.
Jetzt bin ich ja mal gespannt, was rausgekommen ist. Genau, ich sage vielleicht noch mal kurz, was wir da überhaupt gemacht haben in der Studie. Also zum einen haben wir Szenarien gehabt. Da haben wir also die Leute gebeten, sich vorzustellen, dass sie im Arbeitskontext in einem Team arbeiten und dass es da Probleme gibt.
Also zum Beispiel eine Person wird gemobbt von einer anderen Person oder auch eine Person ist mit ihren Aufgaben überfordert. Und dann immer gefragt, was würden sie jetzt machen? Und die eine Möglichkeit war, wie wahrscheinlich ist es, dass sie jetzt in einem Mobbingbeispiel zum Beispiel denjenigen, der gemobbt hat, zur Rede stellen. Das wäre also diese handlungsorientierte Hilfe. Oder auch, wie wahrscheinlich wäre es, dass sie die Person trösten, die gemobbt wurde.
Das war also die gemeinschaftsorientierte Hilfe. Aber dann wissen wir auch noch, dass Leute ja, sag ich mal, viel erzählen, was sie denn machen würden, wenn der Tag lang ist so. Aber das... das sich nicht unbedingt ins wirkliche Verhalten umsetzt.
Und deswegen wollten wir halt auch gerne ein richtiges Verhaltensmaß haben. Und deswegen haben wir die Leute auch noch ein ökonomisches Spiel spielen lassen. Das heißt also, da bekommt man einen gewissen Geldbetrag und kann dann verschiedene Sachen mit dem Geld machen. Und da war es so, dass die Leute erstmal beobachtet haben.
Zwei Leute haben miteinander gespielt. Eine Person hat Geld bekommen und hatte die Möglichkeit, alles für sich zu behalten oder der zweiten Person was abzugeben. Und wenn man jetzt das ganze Geld für sich behalten hat, dann hatten die Teilnehmenden auch selber Geld und konnten jetzt auch wieder Sachen damit machen. Entweder sie konnten ihr eigenes Geld einsetzen, um der Person, die alles behalten hat, was abzuziehen, das heißt also die zu bestrafen, das war dann also unsere handlungsorientierte Hilfe. Oder die konnten ihr eigenes Geld einsetzen, um der Person, die nichts bekommen hat, etwas abzugeben sozusagen.
Und das wäre dann die andere? Genau, die andere. Gemeinschaftsorientierte Hilfe gewesen. Das war so ungefähr die Studie und was wir jetzt rausgefunden haben, ist interessanterweise nicht das, was wir vorher gesagt haben.
Also wir finden, dass in der Tendenz die meisten Leute eher sich gemeinschaftsorientiert verhalten. Das heißt also, Leuten emotionale Unterstützung geben oder halt auch eben Geld abgeben, den sie nicht zu bekommen haben, egal ob es Männer oder Frauen sind. Und auch egal, aus welchem Land sie kommen.
Oder auch egal, wie stark die Geschlechterungleichheit in den Ländern ist. Das haben wir also nicht erwartet. Das ist aber natürlich super interessant. Denn zum einen wurde diese ganze Theorie, auf der unsere Hypothese basiert, in den USA entwickelt.
Und da ist natürlich auch so ein bisschen die Frage, die hat sich bisher mit dem Kulturvergleich noch nicht beschäftigt. Muss man vielleicht irgendwie diese Theorie noch erweitern? Aber selbst in unserer Stichprobe aus den USA haben wir das nicht so gefunden.
Das heißt also... Es kann auch sein, dass unsere Materialien einfach noch weiterentwickelt werden müssen und dass wir da noch weiter dranbleiben müssen und noch ein paar Studien machen, bis wir das abschließend sagen können. Das heißt, wir sind jetzt auch schon dabei, die Folgestudien zu planen. Genau. Und das ist wahrscheinlich die Planung, die dann noch kommen muss.
Ja. Genau. Ja, vielen Dank und bis zum nächsten Mal.
Ja. So, das war also ein ganz kurzer Exkurs zum Kulturvergleichenden Paradigma mit ein paar Beispielen dann aus der Forschung. Und ich hoffe, das hat Ihnen etwas näher gebracht, warum oder zum einen, wie tiefgehend man sich mit dieser Materie dann noch weiter beschäftigen muss natürlich im Laufe des Studiums und warum es aber auch so wichtig ist, sich mit der Kulturvergleichenden Psychologie zu beschäftigen.
Ich habe Ihnen jetzt zum Abschluss nochmal eine kleine Übersicht mitgebracht, die Sie auch aus dem GEREC kennen werden. Da werden nochmal alle sieben Perspektiven nebeneinander oder untereinander dargestellt und nochmal erklärt, was jetzt sozusagen die Grundlage oder die Erklärung des jeweiligen Paradigmas für das jeweilige Verhalten ist, beziehungsweise wo der Untersuchungsschwerpunkt und das primäre Forschungsthema ist. Ich möchte mich aber jetzt nur auf den Untersuchungsschwerpunkt beziehen, beziehungsweise da noch was zu sagen zu den.
zugrunde liegenden Ursachen. Also bei der psychodynamischen Perspektive können wir eigentlich ganz klar sagen, da geht es um Triebe und Konflikte. Das kommt also aus dem Verhalten oder die Erklärung für das Verhalten kommt aus dem jeweiligen Menschen heraus. Aber weil es eher eigentlich diese negativen Triebe und die negativen Konflikte gibt, also aus einer Deprivation, aus einem Deprivationszustand heraus funktioniert eigentlich das Verhalten. Im behavioristischen Paradigma geht es darum, dass wir eigentlich aus dem Inneren fast gar nichts erklären können, weil es ja nicht objektiv nachweisbar ist, sondern es geht eigentlich darum, wie es unsere Umwelt dargestellt oder welche Reize gibt es in unserer Umwelt.
Die können nämlich dann erklären, warum wir uns wie verhalten. Im humanistischen Paradigma geht es auch um einen inneren Trieb oder um ein inneres Bedürfnis, hat man das dann eher positiv formuliert. Nämlich um das Potenzial der Selbstverwirklichung und darum, welche Steine einem in den Weg gelegt werden, die man entweder alleine klären kann oder die man dann mit Hilfe zur Seite schaffen kann.
Aber auch da geht es darum, dass es im Inneren des Menschen ist, aber auch aus der Situation heraus, aber dass aus dem Inneren des Menschen heraus eher positiv das Potenzial zu sehen ist. Im kognitiven Paradigma geht es darum, dass gesagt wurde, im Gegensatz zum Behaviorismus oder in einer Weiterentwicklung des Behaviorismus, diese Black Box, die im Behaviorismus als eher nebensächlich bis gar nicht wichtig erachtet wurde, ist sehr, sehr wichtig und hat einen großen Anteil daran, wie wir uns verhalten, warum wir uns verhalten. Das heißt also, da geht es dann um die komplexeren kognitiven Prozesse und auch um Sprache, als ein Beispiel für diese komplexen kognitiven Prozesse. Beim biologischen Paradigma geht es dann rein darum, dass die Prozesse im Gehirn und im Nervensystem verantwortlich sind für unser Verhalten.
Und im evolutionären dann ähnlich, also können wir das auch eigentlich gar nicht beeinflussen, sondern es ist die Evolution, die dazu führt, dass wir uns verhalten, wie wir uns verhalten. Das kulturvergleichende Paradigma war jetzt abschließend mit einer kleinen Sonderrolle eigentlich ein Paradigma, das eigentlich auch über alle anderen Paradigmen gelegt werden müsste. Und da beschäftigt man sich damit vor allen Dingen, dass das Verhalten von Menschen eben nicht nur, das kann bedingt sein aus den inneren Motiven, aus inneren Trieben, aus Bedürfnissen, aus Reizreaktionsschemata, wie auch immer. Das ist also da dann recht unerheblich.
Was wichtig ist, dass man aber immer den Menschen in Abhängigkeit seiner Kultur betrachtet. Und dass das eben schon dann auch ein Grund dafür sein kann, warum ein Mensch sich dann anders verhält. Zum Beispiel...
als ein anderer Mensch und dass dementsprechend immer geguckt werden muss bei Untersuchungen, um welche Kultur handelt es sich und ist diese Untersuchung oder sind die Ergebnisse dann auch tatsächlich generalisierbar oder nicht. Damit sind wir am Ende. Wir haben, wenn ich mir die Leitfragen angucke, eigentlich alle Fragen sollten wir zumindest geklärt haben. Und wir sind es ja auch schon eigentlich gerade in einem Schnelldurchlauf nochmal durchgegangen.
Dementsprechend beende ich damit die Vorlesung. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag. Auf Wiedersehen.