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Pyramidenbahn: Verlauf und Funktion

In diesem Video geht es um die Pyramidenbahn, oft von euch gewünscht - also gucken wir sie uns an! Und zwar ihren genauen Verlauf, ihre Funktion und den Unterschied zu den extrapyramidalen Bahnen. Da gibt es nämlich oft Verwirrung. Und ich glaube, da können wir ein bisschen Durchblick reinbringen. Moin, willkommen auf dem Kanal. Ich bin Janis. Hier geht es immer um Aufbau und Funktionen vom Gehirn. Und abseits des Gehirns haben wir ja viele schicke Muskeln. Aber wenn die nicht irgendwie die motorischen Befehle vom Gehirn bekommen, dann können wir mit denen relativ wenig anfangen. Dann sehen die vielleicht noch gut aus. Aber mit Bewegen wird es nichts. Das heißt, es ist entscheidend, dass das Gehirn die motorischen Outputs irgendwie zum Rückenmark bekommt. Denn im Rückenmark, im Vorderhorn, da liegt dann ja das zweite Motoneuron, was dann mit unseren Spinalnerven verläuft zu den ganzen Skelettenmuskeln auf verschiedenen Ebenen. Und so können wir uns dann bewegen. Und genau um diese Bahn, also vom Gehirn zum Rückenmark, um die geht es in diesem Video. Und es gibt dafür aber leider nicht nur eine Bahn. Das wäre zu einfach. Das Gehirn ist groß. Das heißt, die Bahnen können an verschiedenen Stellen ihre Ursprünge nehmen. Das tun sie auch. Die größte kommt vom Cortex vom Großhirn und zwar da vor allen Dingen vom Motokortex. Zieht dann von da zum Rückenmark. Und genau das, das ist die Pyramidenbahn. Und dann gibt es noch mehrere andere kleinere Bahnen, die ziehen alle von verschiedenen Zentren im Hirnstamm und dann von dort aus zum Rückenmark. Die Zentren im Hirnstamm sind zum Beispiel der Nucleus ruber, die Formatio reticularis und die Vestibulariskerne. Gibt auch ein paar noch kleinere. Diese Bahnen steuern auch die Motorik, aber man zählt die nicht zur Pyramidenbahn. Deswegen nennt man die zusammengenommen dann ganz logisch die extrapyramidalen Bahnen. In diesem Video wollen wir uns aber vor allen Dingen die andere Bahn angucken, die Pyramidenbahn. Und woher die eigentlich ihren Namen hat, warum die so heißt, das klärt sich, wenn wir den Verlauf kennen. Also fangen wir damit an. Den ganz groben Verlauf kennen wir ja schon. Das ist schon mal gut fürs Verständnis, aber in der Neuroanatomie muss man leider immer wissen, wo die Dinge ganz genau lang laufen. Das können wir an diesem 3D-Modell nicht so richtig sehen, weil wir da nicht in alle Ebenen reingucken können. Deswegen nehmen wir mal diese Abbildung. Das ist einfach das Gehirn in der Mitte durchgeschnitten. Und dann gucken wir von links auf die rechte Hirnhälfte, also auf einen Mediansagittalschnitt. Und dann können wir an den ganzen verschiedenen Ebenen, wo die Pyramidenbahn langläuft, einfach Schnitte durchs Gehirn nehmen und können sie so ganz exakt in ihrem Verlauf verfolgen. Und diese Bahn, die beginnt vor allen Dingen beim primär somatomotorischen Kortex, zu kurz kann man auch sagen den Motokortex. Das ist der, der im Gyrus praecentralis liegt. Der Gyrus praecentralis, das ist der hier, der gehört ja noch zum Frontallappen. Das ist in dieser medialen Sicht immer überraschend, bis wie weit nach hinten der Frontallappen da zieht. Und nur nebenbei, die Pyramidenbahn nimmt auch ein paar Fasern mit von der Region davor, vom prämotorischen Kortex und auch noch von der Region dahinter, vom Gyrus postcentralis, der ja eigentlich sensibel ist. Aber fürs Verständnis und für die Funktion von der Pyramidenbahn ist der Motokortex das Entscheidende. Den schneiden wir also nochmal raus und gucken uns den im Ganzen an. Dort im Kortex, in diesem Gyrus praecentralis, da liegen die ganzen Zellkörper von den ersten Motoneuronen. Und wie uns dieser Homunculus, das kleine Männchen, hier schon zeigt, ist das Ganze in diesem Gyrus ja schön somatotop angeordnet. Also jede Region von unserem Körper ist da an einer bestimmten Stelle repräsentiert, von der aus die Motorik für diese Region dann gesteuert wird. Also zum Beispiel die ersten Motoneuronen, die die Bewegung unserer Hand mitsteuern, die liegen hier. Wenn ich zum Beispiel bei meinem hochgeschätzten Kaktus testen will, ob der spitz ist, indem ich den Zeigefinger beuge, dann müssen dafür die Motoneuronen in dieser Region feuern und dann ziehen deren Axone nach unten in die weiße Substanz und da verfolgen wir sie mal weiter. Im Großhirn selbst zieht die Pyramidenbahn erstmal durch die Capsula interna, hier. Da kann man sie auch noch genauer lokalisieren, deswegen nehmen wir mal den Transversalschnitt. Also einmal quer durch, nur hier durch den mittleren Bereich vom Gehirn, die Seiten lassen wir mal ausgeblendet. Einmal zur Orientierung, da sieht man den Thalamus und verschiedene Basalganglien. Und dazwischen mit diesem Knick, das ist die Capsula interna. Die hat einen vorderen und einen hinteren Schenkel und durch den hinteren Schenkel, dadurch verläuft die Pyramidenbahn. Die Somatotopie, also die Sortierung der Fasern im Homunculus-Style, bleibt übrigens die ganze Pyramidenbahn lang erhalten. Kann man hier mit diesen Farben sehen, aber das lassen wir jetzt erstmal außen vor und folgen einfach dem Verlauf. Da zieht sie also hier durch die Capsula interna am Thalamus vorbei, also da am Dienencephalon, dem Zwischenhirn vorbei, nach unten. Und dann kommt als nächstes schon der Hirnstamm. Der besteht ja aus drei Bestandteilen, der oberste davon ist das Mittelhirn, das Mesencephalon. Und im gesamten Hirnstamm läuft die Pyramidenbahn immer ganz vorne, ganz ventral. Also im Schnitt durch das Mesencephalon hier vorne. Das sind die Hirnschenkel, die Crura cerebri. In der Ansicht aufs Gehirn von außen kann man die auch super gut erkennen. Das sind die hier. Und im Querschnitt dann halt die. Da geht's weiter nach unten. Als nächstes kommt die Brücke, der Pons. Der vordere Anteil, da wo die Pyramidenbahn läuft, nennt man den Brückenfuß. Weiter geht's in die Medulla oblongata. Und da zieht die Pyramidenbahn in diese Wülste. Da wird's spannend. Diese Struktur, diese Wülste, die nennt man nämlich die Pyramiden. Also im Querschnitt sehen die ja so ein bisschen dreieckig aus. Ich hätte mir ja bei Pyramiden irgendwie ein bisschen was Spannenderes, Spektakuläreres gewünscht, irgendwas mit Pharaonen oder so. Aber nehmen wir mal so hin. Deswegen heißt die Pyramidenbahn aber Pyramidenbahn, weil das die Bahnen sind, die vom Gehirn kommen, durch diese Struktur, durch diese Pyramiden durchziehen, weiter bis zum Rückenmark. Und das ist auch genau die Definition. Alles, was da vom Gehirn zum Rückenmark durchzieht, das gehört zur Pyramidenbahn. Alles, was daran vorbeiläuft, das gehört nicht zur Pyramidenbahn. Also das ist wichtig, bitte merken. Und dann bleiben die Pyramiden noch weiter spannend, nämlich an ihrem unteren, an ihrem kaudalen Ende. Da kreuzen die Pyramidenbahnen auf die andere Seite. Wir gucken uns jetzt ja nur hier die Fasern von der rechten Hirnhälfte an. Die kreuzen dann da rüber auf die linke Seite und ziehen dann da ins Rückenmark. Die Fasern von linken Seite haben wir ausgeblendet, aber die kreuzen an der Stelle genauso auf die Gegenseite. Das kann man gegebenenfalls sogar von außen im Gehirn erkennen, diese Pyramidenbahn-Kreuzung, hier so angedeutet. Und darunter endet dann auch der Hirnstamm und beginnt das Rückenmark. D.h., da zieht die Pyramidenbahn im Rückenmark weiter. Und zwar die Fasern, die gekreuzt haben, dann im seitlichen Bereich, im Seitenstrang des Rückenmarks. Aber es kreuzen nicht alle Fasern. Also so 70-90% kreuzen, aber so 10-30% kreuzen an dieser Stelle noch nicht und bleiben auf der gleichen Seite und laufen da einfach weiter vorne in der Mitte nach unten. Und dementsprechend brauchen diese beiden Stränge dann für ihren weiteren Verlauf auch eigene Namen. Der lateinische Name für die Pyramidenbahn ist der Tractus corticospinalis. Man benennt ja so Bahnen immer gerne danach, von wo nach wo sie verlaufen, eigentlich ganz dankbar. Deswegen von cortical nach spinal, Tractus corticospinalis. Und jetzt teilen sie sich auf in einen lateralen und einen anterioren Teil. Also ist es dann der Tractus corticospinalis anterior bzw. der Tractus corticospinalis lateralis. So ziehen die dann im Rückenmark weiter nach unten, bis die jeweiligen ersten Motorneuronen, die da drin laufen, an dem Rückenmarksegment angekommen sind, wo sie auf das zweite Motorneuron projizieren wollen. Also z.B. in dem Fall von dem Zeigefinger, den ich beugen will, so etwa Segmenthöhe C8. An der Stelle treten dann also die Motorneuronen in die graue Substanz des Rückenmarks ein. Und auf dieser Ebene, wo sie dann in die graue Substanz wollen, da bequemen sich dann auch die Anteile aus der anterioren Bahn auf die Gegenseite, ziehen vorne durch diese kleine Verbindung weißer Substanz, die Commissura alba, rüber und treten dann ins Vorderhorn ein und projizieren da aufs zweite Motoneuron. Ganz genau genommen projizieren die meistens nicht direkt aufs zweite Motoneuron, da liegt meistens noch ein Interneuron dazwischen. Aber trotzdem spricht man weiterhin von dem ersten und dann dem zweiten Motoneuron, was dann mit dem Spinalnerv rauszieht zu unseren Muskeln, sodass wir uns bewegen können. Was sind das eigentlich nochmal für Muskeln, die ich jetzt brauche, wenn ich meinen Zeigefinger beugen will? Wenn ich das jetzt nicht mehr weiß, kann ich mein Anatomiebuch rausholen oder kann versuchen, das zu googeln. Oder ich kann beim Sponsor von diesem Video gucken, nämlich bei Kenhub, der Anatomie-Plattform, die ich euch jetzt schon ein paar Mal vorgestellt habe. 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Oh und bei der Begeisterung habe ich jetzt vergessen, richtig drauf zu gucken, was die Muskeln sind. Aber ich glaube aus Erinnerung müsste es sein, der Flexor digitorum profundus und superficialis, der auch den Zeigefinger mitbeugt. Und dann in der Hand natürlich auch noch kleine Muskeln. Musculi lumbricales, glaube ich. Mal gucken, ob das stimmt. Aber damit noch mal danke an Kenhub fürs Sponsorn von dem Video. Und zurück zu unserer Pyramidenbahn. Da will ich noch drei spezielle Dinge zur Pyramidenbahn hervorheben, bevor wir zu dem Vergleich mit den extrapyramidalen Bahnen kommen. Also erstens einfach was, was ganz cool ist. Die ersten Motoneuronen, die Zellen, von denen die Pyramidenbahn startet, das sind übrigens Pyramidenzellen. Also passt der Name gleich doppelt und ist vielleicht ein bisschen cooler, als es jetzt nur von den Pyramiden her doch klang. Aber das ist tatsächlich nicht das namensgebende, sondern das entscheidende sind die Pyramiden in der Medulla oblongata. Der zweite Fakt, der ist wichtiger. Und zwar ist euch vielleicht aufgefallen, dass hier in der Abbildung noch die Motoneuronen fehlen, die von der Region im Motokortex ziehen, die die Muskulatur in unserem Gesicht versorgt. Warum? Naja, die sind eine Besonderheit. Also das sind sie. Und das Besondere bei denen ist halt, dass die gar nicht bis zum Rückenmark ziehen müssen, sondern dass die ja nur bis zu den motorischen Hirnnervenkernen ziehen müssen. Da dann Synapsen auf die zweiten Motoneuronen bilden und darüber wird dann die Muskulatur an unserem Kopf und teilweise auch noch am Hals versorgt. Das heißt, weil sie gar nicht bis zum Rückenmark müssen, müssen die auch nicht durch die Pyramiden in der Medulla oblongata ziehen. Das heißt formal gehören sie damit auch nicht zur Pyramidenbahn. Weil sie funktionell aber trotzdem sehr eng damit zusammengehören, kommen ja schließlich auch vom Motorkortex und projizieren dann auf die zweiten Motoneuronen und haben da sehr sehr ähnliche Aufgaben - deswegen zählt man sie oft auch noch mit zur Pyramidenbahn. Das kann man so oder so auslegen, wie man will, ob das jetzt stimmt oder nicht. Einzeln genommen heißen diese Bahnen dann natürlich nicht Tractus corticospinalis, sondern Tractus corticonuclearis. Für diese Bahn ist noch ein Unterschied zu der richtigen Pyramidenbahn ganz spannend, nämlich kreuzen nicht streng alle Fasern auf die Gegenseite, sondern meistens ist es so, dass sie bilateral, also zu den Hirnnervenkernen auf beiden Seiten ziehen. Also da hat die Natur so ein bisschen mehr Fehlersicherheit eingebaut, dass jeweils jede Gehirnhälfte beide Seiten von den Muskeln an unserem Kopf versorgen kann. Es gibt ein paar Ausnahmen dafür. Das ist als Prominentestes der untere Bereich von unserer mimischen Gesichtsmuskulatur über den Nervus facialis. Über die Fazialisparese habe ich auch schon mal ein Video gemacht, verlinke ich euch hier. Und dann noch der dritte Aspekt zur Pyramidenbahn. Ich wollte noch einmal mit euch auf die Somatotopie gucken. Also oben am Motokortex liegt der Homunculus drüber und die Somatotopie, die ändert leider so ein bisschen ihre Richtung im Verlauf. Ich merke mir das einfach exemplarisch und so ein bisschen bildhaft an drei Stellen. Erste Stelle der Motokortex. Da sieht man ja, dass das Knie etwa an der Mantelkante liegt. Für das Bild, was ich im Kopf habe, müsste der Homunculus jetzt eigentlich auf dem Rücken liegen. Dann kann er nämlich sein Bein im Knie so abknicken, dass der Unterschenkel einfach entspannt über die Mantelkante runterhängt und der Rest des Körpers sich so nach hinten über den Motokortex ausstreckt und nach hinten lehnt. So kann man sich da ziemlich gut merken, was an welcher Stelle gesteuert wird. Nächste Stelle ist dann die Capsula interna. Da dreht sich das Ganze ein bisschen. Und wenn man da jetzt das Männchen einmalen würde, den Homunculus, dann ist der entscheidende Tipp, dass die Fasern zu den motorischen Hirnnervenkernen, also für unseren Kopf, die ziehen durch den mittleren Bereich, durch diesen Knick, das Genu der Capsula interna. Und dann wissen wir, die restlichen Fasern der Pyramidenbahnen ziehen durch den hinteren Schenkel. Da hängt dann dementsprechend logisch der weitere Körper an dem Kopf dran. Also von vorne nach hinten kommen in diesem hinteren Schenkel dann zuerst die zervikalen, dann die thorakalen und dann die lumbosakralen Fasern. Dann geht es weiter nach unten. Ich merke mir als nächstes dann das Rückenmark. Daraus kann man sich den Hirnstamm dann eigentlich auch ableiten, weil die Orientierung da von medial nach lateral gleich bleibt, nur halt gespiegelt wieder auf die Gegenseite. Am Rückenmark, da ist es eigentlich ganz logisch, denn die Fasern von den ersten Motoneuronen, die treten ja auf verschiedenen Ebenen des Rückenmarks dann in das Vorderhorn, in das motorische Vorderhorn ein. Und natürlich treten zuerst am zervikalen Rückenmark die zervikalen Fasern ein und verlassen damit die Pyramidenbahnen. Deswegen macht es Sinn, wenn die möglichst wenig Weg zurücklegen wollen und möglichst nicht mehr durch die anderen Fasern durchlaufen sollen, dass die am weitesten medial liegen. Dann können die direkt ins Vorderhorn eintreten. Dann ist also Zervikal ganz medial und Lumbosakral ganz lateral im Rückenmark. Das gilt natürlich für die Fasern von dem lateralen Trakt der Pyramidenbahn. Für den anterioren merke ich es mir eigentlich nicht extra. Der ist letztendlich für die klinische Symptomatik auch meistens deutlich weniger relevant. Da ziehen zwar so 10 bis 30 Prozent der Fasern mit drin, aber die Fasern sind von der Funktion her nicht gleich verteilt auf die beiden Trakte, sondern in diesem anterioren Trakt, da laufen mehr Nervenfasern, die eher für den proximalen Bereich der Motorik zuständig sind. Nicht so das Distale. Und außerdem endet dieser anteriore Trakt schon im zervikalen Rückenmark, zieht also gar nicht so besonders weit bis nach unten. Und jetzt haben wir den Verlauf sowas von drauf und können jetzt die Pyramidenbahn mit den extrapyramidalen Bahnen vergleichen. Da gibt es nämlich oft große Verwirrung. Also bringen wir mal Licht ins Dunkel. Das, womit der Unterschied wirklich ganz klar definiert ist, das kennen wir schon, das ist dieser Verlauf. Also die Pyramidenbahn zieht durch die Pyramiden in der Medulla oblongata, ist dadurch definiert. Und die extrapyramidalen Bahnen, die von den verschiedenen Hirnstammzentren kommen, die müssen ja auch irgendwie durch die Medulla oblongata, die wollen ja auch zum Rückenmark, aber die ziehen halt nicht durch die Pyramiden, sondern ziehen weiter dorsal davon nach unten. Das ist dann einfach die Unterscheidung. Also alle motorischen Bahnen für unsere Skelettmuskulatur, die nicht durch die Pyramiden ziehen, die sind extrapyramidale Bahnen. Also eigentlich ganz logisch. Damit geht auch noch ein weiterer klarer Unterschied einher. Nämlich kommt die Pyramidenbahn ja vom Cortex und die extrapyramidalen Bahnen kommen vom Hirnstamm, hatten wir schon erwähnt, aber das ist auch nochmal ein klarer Unterschied. Bei der Funktion, da wird es ein bisschen kniffliger, das zu unterscheiden. Also beide zusammen steuern die Motorik unserer Skelettmuskulatur, aber die teilen das nicht ganz gleich unter sich auf. Die Pyramidenbahn steuert eher die Motorik unserer Extremitäten, also der Arme und der Beine, und dort vor allen Dingen der distalen Extremitäten. Also letztendlich vor allen Dingen die Feinmotorik. Also wenn ich beim Kaktus tasten will und dafür den Zeigefinger benutze, das ist zu ganz großen Teilen eine Pyramidenbahnaufgabe. Und die extrapyramidalen Bahnen, die steuern dementsprechend mehr die Muskulatur an unserem Stamm und die proximalen Extremitäten. Also das sind von der Tendenz her mehr so Massenbewegungen, außerdem unsere Stützmotorik, das was mit dem aufrechten Stand und Gang zu tun hat und auch der Tonus, die Grundspannung von unserer Muskulatur. Das ist alles eher so die extrapyramidale Komponente. Aber beide Systeme lassen sich da nicht so ganz scharf auftrennen. Die arbeiten natürlich eng zusammen, denn wenn ich den Kaktus hier betatschen will, dann muss ich dafür ja auch meinen Arm hochheben und auch beugen. Das heißt, da ist Bizeps irgendwie mit drin. Das geht dann schon eher in die extrapyramidale Richtung. Und das noch Proximalere dann noch mehr. Also das ist eine feine Abstimmung, feine Kooperation zwischen beiden Systemen. Das führt aber zu einer ganz interessanten Konsequenz, nämlich wenn ich eine Schädigung in der Pyramidenbahn habe, gucken wir uns gleich noch zwei Beispiele an, aber die extrapyramidalen Bahnen noch erhalten sind, dann kann das dazu führen, dass ich nicht eine komplette Lähmung habe, also keine Pledge, sondern nur eine inkomplette Lähmung, eine Parese, also eine Schwäche. Die kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Aber diese proximale Bewegung, die sollte ja eigentlich noch ganz gut erhalten bleiben. Das heißt, ich kann vielleicht nicht mehr genau hier tasten, aber ich kann auch meinen Arm zumindest in die Richtung bewegen. Und ein ganz kleines bisschen von der Feinmotorik distal bleibt auch noch erhalten. Es gibt auch Anteile von den extrapyramidalen Bahnen, die auch die distale Motorik mit versorgen, speziell das, was vom Nucleus ruber kommt. Also das ist auch so ein bisschen ein Sicherheitssystem. Wenn das eine ausfällt, kann das andere noch helfen. Es gibt natürlich auch komplette Lähmungen, wenn beides nicht mehr ankommt. Aber manchmal kann das eine dem anderen aushelfen. So, nächster Unterschied. Früher dachte man, Pyramidenbahn, das ist wirklich Willkürmotorik, was wir ganz bewusst steuern können. Extrapyramidal ist völlig unwillkürlich, können wir gar nicht steuern. Zumindest von der Tendenz her stimmt das. Ist ja auch logisch. Dinge, die im Hirnstamm gesteuert werden, die sind für uns nun mal sehr schwierig, da willkürlich dran zu kommen. Aber es gibt einige wichtige Verbindungen vom prämotorischen Kortex zu ein paar von diesen Zentren im Hirnstamm. Und darüber ist dann doch letztendlich einiges auch willkürlich zugänglich. Ein ganz ganz großer Mythos ist damit aber verbunden. Und zwar dachte man nämlich früher, dass die Basalganglien die oberste Steuerzentrale der extrapyramidalen Motorik sind und dass die Pyramidenbahn separat davon läuft. Und das, muss man sagen, ist so einfach falsch. Das wissen wir heute. Die extrapyramidalen Bahnen, die kriegen Input von allen möglichen Stellen. Auch ein bisschen Input von den Basalganglien, aber das ist bei weitem nicht das Wichtigste und nicht der alleinige Chef. Und vor allen Dingen arbeiten die Basalganglien auch ganz ganz ganz stark der pyramidalen Motorik zu. Wenn die Basalganglien da nicht mitspielen, dann läuft da nämlich überhaupt nichts. Das heißt, das ist einfach falsch. Und das ist aber gerade einer der entscheidenden Aspekte, was für so viel Verwirrung sorgt bei der Unterscheidung zwischen diesen beiden Bahnen, zwischen diesen beiden Systemen. Denn obwohl wir das inzwischen eigentlich schon lange wissen, kommen ja die Begriffe, die Namen, die wir für Dinge haben, oft nicht so schnell hinterher. Und so sagt man leider super oft noch extrapyramidale Erkrankungen oder extrapyramidale Symptome, wenn es Probleme mit den Basalganglien gibt. Obwohl das mit der extrapyramidalen Bahn eigentlich reichlich wenig zu tun hat. Also das sind einfach Begriffe, die da eigentlich veraltet sind. Wenn man das aber weiß und die Begriffe also als historisch, aber nicht logisch verknüpft, sich einfach merken kann, dann müsste das eigentlich ziemlich klar sein. Damit haben wir das geschafft und können uns noch einmal speziell der Pyramidenbahn widmen, genau ihre Funktion und was ist, wenn sie nicht mehr funktioniert. Die entscheidende Funktion von der Pyramidenbahn ist Steuerung unserer Motorik, vor allem der distalen Motorik. Die Feinheiten hatten wir jetzt ja schon im Vergleich von den beiden Bahnen. Es gibt aber noch eine weitere Komponente und zwar kann die Pyramidenbahn auch synaptische Verschaltung im Rückenmark selbst beeinflussen und kann so zum Beispiel Reflexe unterdrücken. Da kommen wir nämlich zu den berühmten Pyramidenbahnzeichen. Das bekannteste davon ist der Babinski Reflex oder das Babinski Zeichen. Das testet man, indem man relativ kräftig an der lateralen Fußsohle entlang streicht, dann noch so nach medial zieht. Und das führt beim gesunden Erwachsenen eigentlich dazu, dass sich die Zehen einfach beugen. Aber es gibt noch eine andere Möglichkeit, nämlich kann es passieren, dass es zu einer Streckung der Großzehen nach oben kommt, also einer Dorsalextension und dass sich die anderen Zehen so abspreizen. Das wäre dann ein positives Babinski Zeichen. Bei einem Säugling wäre das völlig normal. Diese Reaktion ist nämlich einfach ein Reflex, der über das Rückenmark verschaltet wird. Und weil man das bei Neugeborenen noch sieht, nennt man das einen Neugeborenenreflex oder auch einen Primitivreflex. Der Hintergrund ist, dass bei Neugeborenen die Pyramidenbahn noch nicht so myelinisiert ist und dadurch die Verschaltung des Reflexes auf der Rückenmarksebene noch ganz ungestört stattfinden kann. Mit dem ersten Lebensjahr so ungefähr ist es dann so weit, dass die Pyramidenbahn weiter gereift ist. Und dann wird dieser Reflex unterdrückt und es kommt stattdessen zu dieser Reaktion. Aber wenn es eine Schädigung in der Pyramidenbahn gibt, dann kann es dazu kommen, dass die Hemmung dieses Reflexes wieder aufgehoben wird und dass man deswegen das positive, das pathologische Babinski Zeichen sieht. Das kann sogar manchmal schon bei relativ kleinen Schädigungen der Pyramidenbahn auftreten, also da dann eines der ersten Zeichen auf eine Schädigung sein. Gucken wir uns noch mal Beispiele an, wenn die Pyramidenbahn größer geschädigt ist, was dann an Symptomen passiert. Wie kann eine Pyramidenbahn im Gehirn geschädigt sein? Die häufigsten Beispiele sind da wahrscheinlich Schlaganfall: Das kann den Cortex oder irgendwas im Verlauf betreffen, auch häufig in der Capsula interna. Oder natürlich im ganzen Verlauf in der weißen Substanz, auch im Rückenmark, kann es Läsionen im Rahmen von einer Multiplen Sklerose geben und dadurch kann die Pyramidenbahn dann auch geschädigt sein. Wenn jetzt unsere Pyramidenbahn von der rechten Hemisphäre hier oben im Bereich der Capsula interna groß geschädigt ist, wo kommt es dann zu Symptomen? Also es kommt ja natürlich zur Lähmung, weil die Muskeln nicht mehr richtig angesteuert werden, aber die Pyramidenbahn kreuzt ja noch in den Pyramiden, das heißt zu Lähmung dann auf der linken Körperhälfte. Letztes Beispiel: wenn die Schädigung jetzt unterhalb der Pyramiden ist, also im Rückenmark, dann sind die Bahnen ja schon gekreuzt, dann kommt es also zu einer ipsilateralen Symptomatik. Also linke Seite des Rückenmarks geschädigt würde dann auch heißen Lähmung auf der linken Körperhälfte und zwar von den Bereichen, die unterhalb der Schädigung liegen. Die anteriore Bahn, die ja erst auf der Segmentebene kreuzt, ist dafür meistens nicht so relevant, endet ja auch schon ziemlich weit oben. Und jetzt können wir mit der Somatotopie nochmal gucken, wenn jetzt einfach irgendwie eine Raumforderung von außen auf das Rückenmark drauf drückt, von links lateral auf die linke Seite des Rückenmarks, noch im relativ hohen, im zervikalen Bereich, was ist dann da betroffen? Na ja, ganz lateral laufen ja die Fasern, die nach ganz unten ziehen, die lumbosakralen Fasern, das heißt, die werden zuerst betroffen sein. Das heißt, wir werden zuerst eine Schwäche in dem linken Bein merken und erst wenn die Raumforderung noch stärker da drauf drückt, dann werden auch die oberen Bereiche mit betroffen sein. Also alles keine schönen Symptome, aber zumindest neuroanatomisch ist das immer cool, wenn man die genauen Verläufe kennt und dann tatsächlich von einem Symptom ziemlich genau auf die Lokalisation von einer Schädigung schließen kann. Das sollte jetzt kein Problem mehr sein, denn ich glaube, jetzt habt ihr hoffentlich voll den guten Durchblick bei der Pyramidenbahn. Und wenn ihr wissen wollt, was diese Basalganglien, die bei diesen Begriffen für so viel Verwirrung sorgen, unnötigerweise, wenn ihr wissen wollt, was die wirklich machen, die Basalganglien, dann könnt ihr das in diesem Video erfahren. Und vergesst nicht die Links für Gewinnspiel und für die 10% Rabatt für Kenhub unten in der Videobeschreibung. Vielen Dank fürs Gucken, viel Erfolg und bis in einem der nächsten Videos. Tschau.