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Tagesschau vom 21. Juni 2024

  • Gong * Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit der tagesschau. Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (21.06.2024) Heute im Studio: Susanne Daubner. Guten Abend, ich begrüße Sie zur tagesschau. Sie haben bis in die Nacht beraten. Ergebnisse sind trotzdem kaum greifbar. Bund und Länder haben viele Fragen in der Migrationspolitik offen gelassen. Umstritten bleibt der Vorschlag, Asylverfahren in Staaten außerhalb der EU auszulagern. Die Union ist dafür, SPD-geführte Länder haben Bedenken. Auf der Ministerpräsidentenkonferenz versprach der Bund, das Modell weiter zu prüfen. Der Kanzler heute Mittag mit Redakteuren von Schülerzeitungen. Ein angenehmer Termin für Scholz nach der Nachtsitzung mit den Ministerpräsidenten. Streit gehöre in der Politik dazu, sagt er den Jugendlichen. Nachts betont er Gemeinsamkeiten: Er wolle die Migrationspolitik zusammen mit den Ländern ordnen. Etwa auch mit Rückführungen in "schwierige Länder". Natürlich geht es auch darum, Straftäter abzuschieben, auch in Länder, bei denen das bisher nicht der Fall war. Ich nenne hier ausdrücklich Afghanistan und Syrien. Details, wie man etwa mit dem Taliban-Regime verhandeln will, bleibt der Kanzler schuldig. Wird es in Zukunft Asylverfahren in Drittstaaten geben? Großbritannien versucht, Geflüchtete nach Ruanda auszufliegen und dort ihr Bleiberecht zu verhandeln. So ein Modell werde jetzt auch in Deutschland ernsthaft geprüft, sagt die Unionsseite. Wir werden nicht bei Gutachten stehen bleiben. Jetzt werden Modelle geliefert und Vorschläge zur Umsetzung gemacht. Noch in der Pressekonferenz bremst die SPD: Es gebe viele rechtliche Bedenken. Die Anhörung des Innenministeriums hat einen ganzen Sack voller Fragen, Probleme und Hindernisse ergeben. Neue Rückführungsabkommen kündigt die Bundesregierung an. Doch Bayern und Sachsen geht alles zu langsam. Es wird geprüft, geprüft, geprüft. Es gibt Bedenken, Bedenken, Bedenken. Aber keine entsprechenden Handlungen. Die unionsregierten Länder wollen schnelle Lösungen. Der SPD ist Rechtssicherheit wichtig. Bis Dezember soll der Bund Modelle vorschlagen, so der Kompromiss. Was die Ampelparteien betrifft, dürften viele Vorschläge v.a. für die Grünen problematisch sein. Deren Partei- und Fraktionsspitze wollte sich nicht vor der Kamera äußern. Auch für die Ermittler scheint der Fall noch undurchsichtig: In Frankfurt/Main wurden am Mittwoch drei Männer wegen Spionageverdachts festgenommen. Laut Bundesanwaltschaft sollen sie Informationen über einen Ukrainer gesammelt haben, der sich in Deutschland aufhält. Bei den Männern handle es sich um einen Ukrainer, einen Armenier und einen Russen. Sie sitzen in Untersuchungshaft. Tausende Kilometer Autobahn und zahlreiche Brücken müssen saniert werden. Wie das finanziert werden soll, ist noch unklar. Nach Medienberichten will die Bundesregierung ihre Investitionen zurückfahren. Verbände der Bauwirtschaft schlagen Alarm. Sie warnen vor einem Verkehrskollaps, wenn das Straßennetz nicht ausreichend saniert wird und Brücken gesperrt werden müssen. Speditionen spüren das schon jetzt. Jeden Tag fährt mindestens ein Lkw dieser Spedition von der Schwäbischen Alb in Richtung Ruhrgebiet. Was bis vor einigen Jahren eine Standardroute war, wird wegen maroder Brücken und Autobahnen zur logistischen Herausforderung. Wir haben viele Lkw auf der Strecke. Wir müssen pro Lkw mindestens eine Stunde Umweg einkalkulieren. Das sind enorme Mehrkosten pro Jahr für die ganze Branche. Das geht in die Milliarden. Beispiel: Talbrücke Rahmede bei Lüdenscheid. Sie war so marode, dass sie gesprengt werden musste. Das war nur eine von 4000 sanierungsbedürftigen Autobahnbrücken bundesweit. Hinzu kommen noch über 7000 km Autobahnstrecke, die erneuert werden müssen. Der Investitionsstau ist riesig. Experten sagen, das liege v.a. daran, dass die Regierungen 30 Jahre an den Autobahnen gespart hätten. Das Problem ist bei so einer Infrastruktur: Wenn man sie nicht instand hält, kann man sie trotzdem weiter benutzen. Die Probleme tauchen später auf. Ab 2026 wollte das Verkehrsministerium eigentlich 400 Brücken pro Jahr sanieren. Doch dieser Plan gerät in Gefahr, wenn schon 2025 über eine Milliarde Euro bei Autobahnen gespart werden soll. Verkehrsminister Wissing wollte sich nicht äußern. Eine Sprecherin des Ministeriums erklärte: Bei vielen Unternehmen bleiben Zweifel. Sie haben sich auf Sanierungszusagen verlassen und fürchten jetzt weitere Verzögerungen. Der chinesische Online-Händler Temu ist in kürzester Zeit zu einem ernsten Konkurrenten für deutsche Versandhäuser geworden. Anbieter hierzulande können die niedrigen Preise schwer unterbieten. Doch auf dem Weg nach Europa tricksen die asiatischen Online-Shops nach Auffassung der Behörden. Sie sollen den Wert mancher Waren zu niedrig angeben oder Sendungen auf mehrere Pakete aufteilen. So könnten Verkäufer wie Temu in großem Stil Einfuhrzölle und Steuern umgehen. Von Damenschuhen ab 15 Cent bis zum Herren-Rasierer für gut 7 Euro. Chinesische Online-Handelsplattformen wie Temu locken auch deutsche Kunden mit Tiefstpreisen. Doch der Vorwurf: Die chinesischen Händler würden Sendungen mit höherem Warenwert bewusst in kleine Pakete aufteilen. So lässt sich bei der EU-Einfuhr die Zollgebühr umgehen, die ab 150 Euro fällig ist. Auch sollen Händler niedrigere Warenwerte angegeben haben, um von der Zollfreigrenze zu profitieren. Zudem würde so weniger Einfuhrumsatzsteuer gezahlt. Das war heute Thema beim Treffen der Länder-Finanzminister in Bremen. Für den öffentlichen Haushalt sind solche Methoden schädlich, weil uns in erheblichem Umfang Einfuhrumsatzsteuer verloren geht. Im Gegensatz zu allen anderen Online-Händlern wird dann keine Steuer gezahlt. Das kann pro Jahr eine dreistellige Millionenhöhe sein. Handelsverbände fordern strengere Kontrollen der etwa 200.000 Pakete, die Deutschland täglich erreichen. Kritik weist Temu auf ARD-Anfrage zurück. Die EU hat das Problem erkannt. Sie plant, bis 2028 die Einfuhrbestimmungen für Handelsplattformen wie Temu zu verschärfen. Monatelang demonstrierten die Menschen in der Slowakei gegen die Pläne von Premierminister Fico. Der öffentlich-rechtliche Sender des Landes wird trotzdem aufgelöst. Die Abgeordneten der Regierungsparteien stimmten geschlossen dafür. Die Opposition verließ aus Protest den Sitzungssaal. Fico wirft dem Sender vor, voreingenommen über die Regierung zu berichten. Kritiker sehen die Pressefreiheit in Gefahr. Klare Zustimmung für das Gesetz von den Regierungsparteien. Die Stühle der Opposition bleiben aus Protest leer. Ihr Vorwurf: Mit der Auflösung des öffentlich-rechtlichen Senders wolle die slowakische Regierung einen regierungstreuen Sender aufbauen. Kritiker sollen mundtot gemacht werden. Regierungsvertreter widersprechen. Mit einer anderen Meinung bist du ein fehlgeleiteter Extremist. Dann darfst du nicht am öffentlichen Diskurs teilnehmen. Das war die Haltung des öffentlichen Rundfunks. Wir wollen nur mehr Pluralität, mehr Freiheit auch für die mit einer anderen Meinung. Die slowakische Gesellschaft ist regelrecht verfeindet. Lügen und Hass dominieren die öffentliche Debatte. Russlands Krieg gegen die Ukraine spaltet die Bevölkerung. Der Tiefpunkt: ein Attentat auf Premier Fico am 15. Mai. Er überlebt. Viele hofften nun auf einen gemäßigteren Ton der politischen Auseinandersetzung. Doch schon in seiner ersten Videobotschaft spaltet Fico erneut. Er macht die Opposition und liberale Medien für das Attentat mitverantwortlich. Viele Journalisten befürchten ungarische Zustände. Man wird uns an der freien Berichterstattung hindern. Wir hören schon, wir sollten die Meinungsvielfalt ausdehnen. Und Leute zu Wort kommen lassen, die denken und sagen, die Erde sei eine Scheibe. Auch Journalisten privater Medien klagen über mehr Einflussnahme. Der größte Privatsender hat eine beliebte Polit-Talkshow abgesetzt. Der Moderator wollte sich Vorgaben nicht beugen. In Israel haben gestern Tausende gegen die Regierung demonstriert. Die größte Kundgebung gab es vor einem Privathaus von Regierungschef Netanjahu. Auch in Jerusalem gingen Menschen auf die Straße. Sie fordern Neuwahlen und ein Abkommen zur Freilassung der Geiseln. In Israel gibt es seit Monaten Proteste gegen die Regierung. Bei einem Buschfeuer im Südosten der Türkei sind mindestens elf Menschen ums Leben gekommen. Mehr als 70 wurden verletzt. Das Feuer war gestern Abend auf einem Getreidefeld ausgebrochen. Starker Wind trieb es in anliegende Dörfer. In den Flammen kamen auch viele Tiere ums Leben. Ein weiteres Feuer heute konnte schnell gelöscht werden. Schmutz, Staus und höhere Preise - der Unmut gegen Massentourismus nimmt in Spanien zu. Auf Mallorca gibt es inzwischen laufend Proteste. Für die Einheimischen sind nicht nur Ballermann-Touristen ein Problem, sondern auch Luxus-Urlauber, die viele Ressourcen verbrauchen. Je mehr kommen, desto knapper wird der Wohnraum. Es wird zu viel auf ihrer Insel, meinen immer mehr Mallorquiner. Zu viele Jachten, Mietwagen, Privatjets - zu viele Touristen. Und zu wenige Wohnungen für Menschen, die hier nicht nur Urlaub machen. Die Konsequenz dieses Touristen-Exzesses ist, das wir Grenzen überschritten haben. Es gibt zu wenig Wohnungen, und sie sind viel zu teuer. Straßen, Strände, Busse sind überfüllt. Es gibt Menschen, die in Palma in Wohnwagen leben, weil sie sich keine Wohnung mehr leisten können. In den letzten Wochen kam es immer wieder zu Protesten auf der Balearen-Insel. Motto: Mallorca ist nicht zu verkaufen. Wissenschaftler warnen, dass Mallorca ein zunehmendes Ressourcen-Problem bekommt. Das liege nicht an Pauschal-Urlaubern. Das Problem, das wir im Hinblick auf den Wasserverbrauch haben, ist der Luxustourismus, der viel Land beansprucht. Für riesige Swimmingpools und Rasenflächen mit künstlicher Bewässerung. Die Balearen sind zu einem internationalen Trendziel geworden. Es gibt sogar Direktflüge aus New York. Zu Beginn der Hauptsaison fordern Insulaner immer lauter eine Begrenzung des Tourismus. Bei der Fußball-EM hat Österreich seine Chancen aufs Achtelfinale gewahrt. Das Team gewann gegen Polen 3:1. Österreich mit Trainer Ralf Rangnick genauso unter Zugzwang wie Gegner Polen, die ersten Punkte einzufahren. Sein Team nach nur neun Minuten auch mit dem Führungstreffer. Gernot Trauner der Torschütze zum 0:1. Zunächst die Österreicher spielerisch mit Vorteilen. Doch nach einer halben Stunde der Ausgleich für Polen - Piatek der Torschütze zum 1:1. Pausenstand im Berliner Olympiastadion. Nach dem Wechsel übernahmen wieder die Österreicher das Toreschießen. Die erneute Führung erzielt von Baumgartner, dem Mittelfeldspieler von RB Leipzig. Nach diesem Foulspiel von Szczesny an Sabitzer Strafstoß für Österreich. Arnautovic souverän zum 1:3-Endstand. Österreich jetzt mit besten Chancen auf das Achtelfinale. Die Ukraine hat ein vorzeitiges EM-Aus noch einmal abgewendet. Im zweiten Gruppenspiel gelang der erste Sieg: Die Ukrainer bezwangen die Slowakei mit 2:1. Die Ukraine träumt wieder vom Einzug ins Achtelfinale. Die Slowaken in Blau aber mit dem besseren Start. Ivan Schranz trifft zum 1:0 (17.). Die ukrainische Defensive ist unsortiert, der Pausenstand hochverdient. Die slowakischen Fans sind euphorisch. Nach dem Seitenwechsel drehen die Ukrainer auf. 54. Minute: Shaparenko - Ausgleich. Der Mittelfeldspieler lässt dem slowakischen Keeper keine Chance. Die Ukrainer drängen auf den Sieg. 80. Minute: Der eingewechselte Yaremchuk trifft zum 2:1. Dieser Treffer entscheidet die Partie. Küsschen für den Sieg-Torschützen. Die ersten drei Punkte für die Ukraine bei dieser EM. Es gibt viele Arten, die kürzeste Nacht des Jahres zu feiern. Besonders atmosphärisch ging es heute früh am Monument von Stonehenge in Südengland zu. Etwa 15.000 Menschen hatten sich versammelt, als die ersten Sonnenstrahlen ins Zentrum des Steinkreises fielen. Stonehenge wurde vor mehr als 4000 Jahren errichtet. Der Zweck der Anlage gibt der Forschung bis heute Rätsel auf. Die Theorien reichen vom steinzeitlichen Kalender bis zur religiösen Kultstätte. Und nun die Wettervorhersage für morgen, Samstag, den 22. Juni. Morgen noch wechselhaftes Wetter. Ab Sonntag zunehmender Hochdruckeinfluss. In der neuen Woche wird es sonnig und warm. In der ersten Nachthälfte nimmt die Unwettergefahr ab. Von Westen klart es auf. Morgens von Frankreich her neue Schauer, die kräftig, auch mal gewittrig sein können und sich ausbreiten. Die Wolken im Norden und Osten ziehen derweil ab. Dann meist eine trockene Mischung aus Sonne und Wolken. Sonntag teils Sonne, teils Wolken, im Südosten einzelne Schauer. In den folgenden Tagen oft sonnig und sommerlich warm. Die tagesthemen melden sich in der Halbzeitpause gegen 21.50 Uhr. Darin: Wohnungsnot und Wassermangel - warum viele Menschen auf Mallorca gegen den Massentourismus auf die Straße gehen. Außerdem: Migrationspolitik - Innenminister der Länder sind sich einig bei Abschiebung von Gefährdern. Ihnen noch einen schönen Abend. Copyright Untertitel: NDR 2024