Transcript for:
Altruismus im Tierreich

In diesem Video dreht sich alles um Altruismus bzw. altruistisches Verhalten. Um dann hinterher festzustellen, richtiges altruistisches Verhalten gibt es in der Tierwelt nicht.

Wir werden feststellen, dass egoistisches Verhalten evolutionsbiologisch begründet ist, aber auch Fairness hat biologische Wurzeln. Altruistisches Verhalten bezeichnet selbstloses bzw. gemeinnütziges Verhalten.

Es führt zu einem Vorteil für andere Individuen, und kann gegebenenfalls zu einem Nachteil für das altruistisch handelnde Individuum führen. Nehmen wir das Beispiel von Erdhörnchen. Einer von ihnen stößt einen Alarmruf aus, weil er einen Räuber entdeckt hat. Mit diesem Verhalten hat er eine 50% höhere Wahrscheinlichkeit, einem Räuber zum Opfer zu fallen.

Gleichzeitig erhöht er jedoch damit die Überlebenschancen vieler seiner nächsten Verwandten, die alarmiert sind durch den Ruf. Für sie ergibt sich also ein Vorteil. Warum zeigt der Belding-Ziesel dieses Verhalten, wenn es doch sein individuelles Risiko erhöht?

Denn gerade aus biologischer Sicht ist dieses Verhalten erstmal wenig verständlich, denn in der Biologie dreht sich alles um die Weitergabe der eigenen Gene. Und deshalb wird jegliches Verhalten von Organismen gezeigt, um Fortpflanzungs- und Überlebenschancen zu erhöhen. Wenn man sich anschaut, wer von den Erdhündchen das Verhalten zeigt, stellt man fest, dass es vor allem Weibchen sind. Noch höher ist die Wahrscheinlichkeit, Alarm zu schlagen, wenn sich Verwandte in der Nähe befinden.

Und weil sich weibliche Nachkommen in der Nachbarschaft ihrer Mutter ansiedeln, verteidigen die Weibchen mit ihrem Alarmruf also ihren Nachwuchs. Aus genetischer Sicht ergibt dieses Verhalten schließlich doch Sinn. Denn so werden diese Gene des helfenden Weibchens mit höherer Wahrscheinlichkeit auch an die nächsten Generationen weitergegeben.

Hinter der vermeintlich altruistischen Verhaltensweise steckt also auch ein gewisser Egoismus, den man auch als genetischen Egoismus bezeichnet. Und das ist wirklich ganz wichtig und das wird in kaum einem Biobuch klar herausgestellt. Reinen Altruismus, der ausschließlich anderen nützt, gibt es in der Natur. Altruistische Handlungen finden im Tierreich stets auch zur Verbesserung der eigenen biologischen Fitness statt.

Altruistische Verhaltensweisen, naja zumindest vermeintlich altruistische Verhaltensweisen, lassen sich häufig bei Tieren, die in Gruppen zusammen leben, beobachten. Eine Ringeltaube, die in einem Schwarm lebt, geht durch das Leben in der Gruppe große Kosten ein. Das Leben mit anderen Individuen in einer Gruppe kann die Nahrungsmenge verringern, die für jeden Einzelnen zur Verfügung steht, es kommt gegebenenfalls zu einer stärkeren Konkurrenz um Geschlechtspartner und auch das Infektionsrisiko steigt.

Sozialverhalten bringt also immer viele kostenlos Der Nutzen ist in der Regel jedoch immer höher. Und wieder hat der Nutzen etwas mit der Steigerung der biologischen Fitness zu tun. Forscher haben beispielsweise beobachtet, wie die Schwarmgröße von Ringeltauben den Jagderfolg eines Habichts veränderte, der auf diese abgerichtet war. Am erfolgreichsten war der Habicht, wenn er einzelne Tauben angriff.

Mit steigender Zahl der Tauben im Schwarm sank der Jagderfolg des Habichts. Vor allem, weil in einem größeren Schwarm immer wieder einzelne Tauben den Habicht entdecken konnten. Ihr Fluchtverhalten veranlasste die anderen Individuen des Schwarms ebenfalls zu fliehen. Neben anderen Vorteilen ist vor allem der Schutz vor Fressfeinden von großem Nutzen für in Gruppen lebende Tauben.

Kommt es im Tierreich zu altruistischen Verhaltensweisen zwischen Nichtverwandten, spricht man auch von Reziprokem Altruismus. Ein sehr spannendes Beispiel liefert das Verhalten unterschiedlicher Fledermausarten, die miteinander kooperieren. Sie sind auf das Blut ihrer Beute angewiesen, um zu überleben. Nach 60 Stunden ohne fremdes Blut verhungern sie.

Und gerade die jüngeren Fledermäuse ringen häufig mit dem Hungertod, weil sie bei der Jagd noch wenig erfolgreich sind. Das führt aber auch dazu, dass Fledermäuse mehr Blut als nötig saugen. Sollte eine Fledermaus akut auf Blut angewiesen sein, dann kann eine andere Fledermausart ihr das Blut spenden. Allerdings im Gegensatz zu uns Menschen auf etwas unkonventionelle Weise.

Sie können das überschüssige Blut nämlich herauswirken. Aber auch diese Verhaltensweise ist nicht gänzlich altruistisch. Langfristig erhöhen Blutspendende Fledermäuse ihre Überlebenschance, denn diese werden nachgewiesenermaßen bevorzugt behandelt, sollten diese selbst auch mal auf Nahrung angewiesen sein.

Es wird also klar, scheinbar selbstloses Verhalten in der Natur hat nichts mit bewusster Hilfsbereitschaft des Individuums zu tun. Hinter diesen kooperativen Verhaltensweisen steckt immer ein genetischer Egoismus. Und somit ist auch egoistisches Verhalten von uns Menschen evolutionär begründet. Die Beispiele zeigen aber auch, dass Fairness, also anständiges Verhalten, evolutionsbiologische Wurzeln hat. Auch wenn es in der Tierwelt eher so etwas wie verkappter Egoismus ist.